Motoröl soll die beweglichen Teile des Motors wie Pleuel- und Kurbelwellenlager, Nockenwellen und Zylinderlaufflächen schmieren und den Motor kühlen. Sobald der Motor mit zu wenig Öl läuft, werden die beweglichen Teile nicht ausreichend geschmiert, was zu erhöhtem Verschleiß bis hin zum Motorschaden führen kann.
Läuft der Motor dagegen mit zu viel Öl, verliert er an Leistung, da das Öl die beweglichen Teile bremst. Es kann durch aufschlagende Kurbelwellen, Pleuel und Kolbenböden schaumig werden und seine Schmierfähigkeit verlieren. Durch zu viel Öl erhöht sich zudem der Öldruck im Inneren des Motors, was zu defekten Dichtungen führt – oder der Druck entlädt sich über die Kurbelwellenentlüftung in den Luftfilter.
Daher ist es umso wichtiger, den Ölstand regelmäßig zu messen – am besten bei jedem Tankstopp, in jedem Fall aber vor längeren Fahrten. Die modernen Viertaktmotoren werden über Umlaufschmierungen mit Öl versorgt, die in Trocken- und Nasssumpfschmierung unterteilt werden können.
Bei Motorrädern mit Trockensumpfschmierung arbeiten zwei Pumpen: Die Förderpumpe saugt das Öl aus der Ölwanne und befördert es in einen separaten Ölvorratsbehälter. Dieser befindet sich im Rahmen oder in der Schwinge des Motorrads. Die Druckpumpe spritzt das Öl an die zu schmierenden und kühlenden Stellen. Danach läuft es in die Ölwanne zurück, um wieder von der Förderpumpe abgesaugt zu werden. Da sich durch das Absaugen keine großen Ölmengen mehr in der Ölwanne befinden, wird diese Schmierung als Trockensumpfschmierung bezeichnet.
Bei der sogenannten Nasssumpfschmierung sammelt sich das Öl in der Ölwanne. Von dort wird es mit einer Pumpe gefördert und im Motor auf die zu schmierenden und kühlenden Motorteile gespritzt. Danach läuft es wieder in die Ölwanne zurück. Daher gilt es vor der Messung des Ölstands ein wenig zu warten, bis das Öl wieder in die Ölwanne zurückgelaufen ist und sich nicht mehr im Motor befindet. Ansonsten kann es zu falschen Messergebnissen kommen: Wird zu wenig Öl gemessen, füllt man dementsprechend zu viel nach.
Eben mal vor dem Fahren Öl messen beim Motorrad: Dabei ist schon manch einer hereingefallen. Das Tückische dabei ist: Bei kaltem Motor zeigen Peilstäbe oder Schaugläser einen viel zu niedrigen Stand an. Wird dann Öl nachgefüllt, wird eine zu große Menge hinein gekippt. Das ist ebenso schlecht für den Motor wie ein (zu) geringer Ölstand.
Vor der Messung des Öls sollte man daher mit dem Motorrad wenigstens zehn Kilometer fahren. Zum Messen muss der Motor warm, aber nicht mehr heiß sein. Um das Öl des Motorrads zu messen, sollte das Fahrzeug dann auf einem ebenen Untergrund abgestellt werden. Maschinen mit Nasssumpfschmierung sollten dort erstmal zehn Minuten stehen bleiben, denn so hat das Öl genug Zeit, um zurück in die Ölwanne zu fließen. Zudem sollte der Motor genügend Zeit haben, um sich abzukühlen. Dann geht es endlich ans Ölmessen:
Das Schauglas im Motorgehäuse ist eine weitere Variante, um das Öl im Motorrad zu messen. Es mag einem zwar akrobatisch vorkommen, die Maschine auszurichten und gleichzeitig auf das Bullauge zu schauen – aber das geht prima. Vielleicht finden sich für den Anfang auch ein paar helfende Hände, die die Maschine in einem geraden Stand halten, während man selbst den Ölstand abliest.
Es gibt drei Sorten von Motoröl – mineralisches, teilsynthetisches und synthetisches. Welches Öl für das jeweilige Motorrad das richtige ist, steht in der Betriebsanleitung. Wird vom Hersteller ein bestimmtes Öl vorgeschrieben, sollte man dieses auch benutzen, um keine Garantie- oder Kulanzansprüche zu verlieren. Auch beim Nachfüllen des Öls sollte man sich strikt an die Herstellerangaben halten, da sonst Schäden drohen und unter Umständen der Garantieanspruch erlischt.