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Test Alpine A110 GT (2024): Der Gegenentwurf

Größer, stärker, aber vor allem schwerer: Die Automobilindustrie scheint aktuell nur einen Weg zu kennen. Doch es gibt sie noch, die leichtbauenden Lichtblicke. Einer davon ist die 300 PS starke Alpine A110 GT. Fahrbericht!

Die Alpine A110 GT auf einen Blick

  • Leichtgewicht mit nur 1.119 Kilogramm
  • 300 PS Vierzylinder-Turbomotor
  • 0-100 km/h in 4,2 s; Vmax 250 km/h
  • Präzises Handling
  • Kaum Ablagemöglichkeiten
  • Grundpreis ab 75.450 Euro

Alpine A110 GT - Frontansicht

Alpine zeigt beim Gewicht, wie es gehen könnte

Kompakt, mit 4,18 Meter in der Länge gar klein, lediglich 1.119 Kilogramm schwer und angetrieben von einem 1,8-Liter-Vierzylinder-Turbomotor: Die Grundzutaten der Alpine A110 könnten einfacher nicht sein. Und wer zusätzlich noch das Gespür hat die Gran Tourisme-Variante (GT) zu bestellen, erhält einen durchaus alltagstauglich abgestimmten Mittelmotor-Sportwagen. Damit ist die 300 PS und 340 Nm starke Alpine A110 GT so etwas wie der krasse Gegenentwurf zu all den schwergewichtigen Hybrid-Kalibern, die derzeit ihr Debüt feiern. Wie etwa dem neuen BMW M5. Wir vergleichen hier Äpfel mit Birnen, Sportwagen gegen Sportlimousine. Was soll das?

Diese Gegenüberstellung soll dem Leser in erster Linie vor Augen führen, wie vor allem deutsche Hersteller gerade in aller Absurdität versuchen, halbe Lastkraftwagen als dynamische Highlights zu verkaufen. Nur zur Erinnerung: Der neue BMW M5 ist ein V8-Plug-in-Hybrid und wird straßenfertig um die 2.435 Kilogramm auf die Waage bringen; der Touring gerne noch ein paar Pfunde mehr. Bei so viel gewichtigem Kontrollverlust würde sich wohl ein Besuch im französischen Dieppe anbieten, um bei der Renault-Tochter wieder etwas mehr über die Leichtigkeit im Automobilbau zu lernen.

Alpine A110 GT - Cockpit

Jedes Kilo, auf das verzichtet wurde, erhöht den Fahrspaß

Nein, die Alpine A110 GT ist jetzt nicht der beste Sportwagen der Welt. Aber sie zählt zu den letzten ihrer Art, nachdem Porsche den Verbrenner-718 vorzeitig und ziemlich unüberlegt über die Klippe gestoßen hat. Hier wollen wir aber gleichzeitig anmerken, dass auch der leichteste Cayman zuletzt mindestens 200 Kilo mehr auf den Rippen gehabt hat als die grazile Französin. 96 Prozent der Karosserie besteht bei der A110 aus Aluminium, um Gewicht zu sparen gibt es sogar ein eigens von Focal entwickeltes Leichtbau-Soundsystem.

Das klingt nun beinahe schon fanatisch, aber es mündet gleichzeitig in einem fanatisch guten Handling. Die leichte, aber sehr präzise Lenkung, das blitzschnell agierende (und für die 340 Nm zusätzlich verstärkte) Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und der 300 PS starke 1,8-Liter-Monoturbo-Vierzylinder aus dem Renault Espace V (kein Scherz!) gehen eine verdammt gute Beziehung ein (Testverbrauch ca. 8,5 l/100 km). Die Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse beträgt 44 zu 56 Prozent, der Motor selbst ist knapp vor der Hinterachse eingebaut.

Alpine A110 GT - Seitenansicht

Leistung auf den Punkt, aber es fehlt an Stauraum

Trotz Mittelmotor-Layout: Die Alpine A110 GT lässt sich insgesamt sehr handzahm fahren, das Heck zeigt im Normalfall kein ausgeprägtes Geltungsbedürfnis. Es mag diese Einfachheit beim Pilotieren auch daher kommen, dass die Ingenieure die wiedergeborene Ikone nicht mit übermäßiger Antriebsleistung überfordert haben. Obschon die 250 PS der Basis-Variante hin und wieder etwas schwach wirkten, sind die 300 Pferde des Gran Tourisme eine Idealbesetzung. Nicht zu wenig, um auf der Autobahn schleunigst auf die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h zu kommen (4,2 s von 0 auf 100 km/h), nicht zu viel, um die Grundidee hinter diesem Auto zu überfahren.

Auch der Innenraum der Alpine ist im Grunde ganz solide und stilbewusst eingerichtet. Die Bedienelemente aus Clio und Sandero stören nur, wenn man darum weiß. Ein No-Go ist hingegen der Medienausleger am Lenkrad. Das nervt schon bei normalen Renault-Modellen und hat erst recht nichts in einer mindestens 64.450 Euro teuren Alpine zu suchen. Wer auf den Grundpreis noch ein paar Euro drauflegt, kann sich modellunabhängig das Cockpit mit Alcantara verschönern lassen, die mit Leder bezogenen Sportsitze passen dagegen bereits ab Werk wie ein Maßanzug. Und obwohl das Fahrwerk der GT-Variante sehr wohl für die Langstrecke taugt, das Verreisen liegt der Alpine nicht wirklich. Das liegt maßgeblich am fehlenden Stauraum. Hinten passen 100, unter die Fronthaube nochmals knapp 96 Liter Gepäck – das lässt den altehrwürdigen Cayman plötzlich wie einen Familienkombi wirken.

Alpine A110 GT - Heckansicht

Fazit

Die Alpine A110 GT ist weiterhin ein unverfälschter, kleiner Sportwagen mit viel französischem Flair. Gute Fahrleistungen treffen auf ein formidables Handling und einen solide gemachten Innenraum. Über den kaum vorhandenen Stauraum könnte man noch hinwegsehen, der eigentliche Knackpunkt ist hingegen der Preis. Mehr als 75.000 Euro will die Renault-Tochter für den Gran Tourisme haben – eine Stange Geld, wenn man bedenkt, dass der ebenfalls 300 PS starke Basis-Cayman zuletzt nur 63.945 Euro gekostet hat.

Thomas Vogelhuber

Text und Bild von: Thomas Vogelhuber Instagram

Thomas ist seit März 2019 leitender Redakteur des AutoScout24 Magazins. Als Petrolhead und faszinierter Youngtimer-Liebhaber ist er vorzugsweise auf alpinen Routen unterwegs, lässt aber mittlerweile auch die Ladekarte der Redaktion mächtig glühen.


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