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British Heavy Metal: Der Aston Martin Vantage AMR im Test

Der Aston Martin Vantage AMR kombiniert erstmalig den vier Liter großen - von Mercedes-AMG gespendeten - V8-Biturbo mit einem Siebengang-Handschaltgetriebe. Wir baten zum Test des sportlichen Briten.

"Ist das ein Aston Martin? Darf ich ein Foto machen?" Keine Stunde ist vergangen, seitdem mir der in durchaus auffälligem "Ceramic Blue" lackierte Vantage AMR (Verbrauch kombiniert: 10,3 l/100 km²; CO2-Emissionen kombiniert: 236 g/km²) geliefert wurde, da werde ich schon auf ihn angesprochen. Der Junge, der sich kaum noch auf seinem Fahrrad halten kann, kennt sich aus, er zieht sofort Parallelen zu James Bond, der in seinem letzten Thriller den unmittelbaren Vorläufer dieses Vantage fährt.

Aston Martin Vantage AMR Test-20

Damals und heute: 007 zieht immer

Ja, 007. Aston Martin wäre sicherlich nicht mehr Aston Martin, hätten sie nicht vor vielen Jahren den ultimativen (Werbe-)Verbund mit der legendären Agentenreihe geschlossen. Zu einer Zeit, da war eine Kooperation mit Daimler und der Bau eines Geländewagens völlig undenkbar. Heute sieht das etwas anders aus.

Der Vantage AMR, der nun vor uns steht, vertraut nämlich auf den aus dem Hause Daimler bzw. Mercedes-AMG bekannten und dort in so gut wie jedem Modell eingesetzten vier Liter großen Biturbo-V8. Das ist mittlerweile nichts mehr Neues für den Kenner, der möglicherweise den Achtzylinder-Saugern aus dem alten Modell V8 Vantage hinterhertrauern mag. Doch die Welt dreht sich weiter, Synergien wollen und müssen gefunden und genutzt werden, möchte man mithalten und - wie im Falle Aston Martin - Autos verkaufen.

Aston Martin Vantage AMR Test-26

Vantage AMR optional als Handschalter

Dass man diesen Autos trotz einer gewissen Gleichteilestrategie seinen Stempel aufdrücken kann, möchte man bei Aston Martin beweisen, indem sie nie Dagewesenes wagen: Die Kombination des AMG-Achtzylinders mit einem Schaltgetriebe. So richtig mit Kupplung und Schaltstock, wie es in der Zeit, als James Bond noch mit einem DB 5 durch die Schweizer Alpen brauste, noch usus war. Doch passt das überhaupt noch in eine Zeit, in der so viel digitalisiert wird, in der alles schnell, zackig und am besten gestern erledigt worden sein muss? Viele Hersteller haben dem manuellen Gangwechsel bereits weitgehend den Rücken zugekehrt. Ferrari, McLaren, die Sportmodelle von Audi und BMW setzen allesamt auf Wandlerautomaten oder Doppelkuppler, Daimler ohnehin, aber dort konnte man auch noch nie Handschalter bauen.

Aston Martin Vantage AMR Test-31

Britische Coolness und schwäbische Sparsamkeit?

Zunächst mal: Sitzprobe. Die gasdruckgedämpften Türen des Vantage AMR öffnen leicht nach oben, was den Ein- und insbesondere den Ausstieg am Bordstein vereinfacht. Man sitzt gut im Vantage, die Sitzposition ist angenehm tief, die Fenster klein und trotz kaum vorhandener Übersicht macht der Vantage auf den ersten Metern einen angenehm kompakten und vor allem nicht zu breiten Eindruck. Das von Daimler übernommene COMAND-System thront über der Mittelkonsole, der Bildschirm wirkt recht lieblos mit Leder eingefasst, die Systembedienung ist so wenig intuitiv, dass man sich am liebsten gar nicht erst mit ihr befasst. Es ist eine Verbesserung zum alten, damals mit Volvo geteiltem System, aber wir hätten uns einfach einen einklappbaren Bildschirm gewünscht. Überhaupt ist das Interieur, um es vorsichtig auszudrücken, nicht frei von Tadel. Die Verarbeitung, auch der Ziernähte, ist in Ordnung, doch die Materialien und insbesondere die optische Gestaltung lassen daran zweifeln, in einem über 180.000 Euro teuren Auto zu sitzen.

Aston Martin Vantage AMR Test-29

Der erste Fahreindruck ist dafür überraschend ehrlich. Aus Verlegenheit fahre ich im dritten von sieben Gängen an, da ich nicht damit rechnete, den Schalthebel für den ersten Gang dermaßen weit nach hinten links ziehen zu müssen. Anfängerfehler, aber immerhin war es nicht der Rückwärtsgang, der dort sitzt, wo bei normalen Autos der erste Gang ist. Dem Biturbo-V8 scheint es im Übrigen recht egal zu sein, mit welchem Übersetzungsverhältnis man sich nun auf Schrittgeschwindigkeit bewegt: 510 PS und 625 Newtonmeter regeln das schon.

Aston Martin Vantage AMR Test-23

Der Vantage macht's einem nicht leicht

Die Möglichkeit, den Vantage AMR sehr schaltfaul zu fahren, ist dann auch das, was als nächstes dem aufmerksamen Fahrer auffällt. Dank des üppigen Drehmoments, das bereits ab 2.000 Umdrehungen in voller Höhe anliegt, gibt sich der Aston in Spielstraßen und hektischem Stadtverkehr sehr verbindlich. Eine gewisse Konzentration des Fahrers auf das Wesentliche ist aber von Nöten: Die Schaltgassen liegen sehr eng nebeneinander und die Führung der Schaltwege ist vergleichsweise unexakt, sodass man schnell in die falsche Gasse gerät.

Aston Martin Vantage AMR Test-32

Selbst Schalten macht Spaß?

Das wird gerade dann deutlich, wenn die Gangart verschärft wird. Geht es auf die Autobahn, überzeugt der Aston vor allem mit einer quasi unbändigen Durchzugskraft, die mangels Automaten um einiges direkter an die Hinterachse weitergegeben wird als in vergleichbaren AMG-Derivaten. Doch gleichzeitig erfordert der wirklich ambitionierte Fahrstil fleißige Schaltarbeit, da die einzelnen Gänge sehr kurz übersetzt sind. Und da kann es schonmal passieren, dass man beim Herunterschalten aus der Sechs anstelle des fünften den dritten Gang erwischt. Hinzu kommt, dass das Getriebe aus dem Hause Graziano mit seinen knochigen Wegen und einer Führung, die viel Kraftaufwand erfordert, in Sachen Exaktheit und Schaltgefühl nicht mit Schaltboxen aus dem Hause Porsche oder BMW mithalten kann.

Aston Martin Vantage AMR Test-22

Dass der Aston Martin Vantage AMR mit seinem Fahrer nicht zimperlich umgeht, merkt man nicht nur dem Getriebe an. Auch das Chassis teilt den Insassen über sämtliche Sinnesorgane sein aktuelles Befinden mit. Der Straßenzustand wird sowohl physikalisch als auch akustisch vergleichsweise ungefiltert an Fahrer und Beifahrer weitergeleitet, was, je nach Zielgruppe, den Einen ungewohnt vorkommen, manch Anderem nur recht sein mag. Mittels Wahlschalter lässt sich das Dämpfverhalten nochmals verschärfen, was wir meist für unnötig hielten. Gleiches gilt für den Auspuffklang, der für unseren Geschmack zwar ausreichend gedämpft, aber irgendwie unmotiviert gestaltet worden ist.

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In Sachen Fahrwerk hat Aston Martin gut daran getan, ihren eigenen Stil dem Vantage AMR aufzudrücken und sich nicht auf die Ingenieure aus Affalterbach (AMG) zu verlassen. Der Vantage AMR ist auf der Vorderachse glücklicherweise deutlich weniger aggressiv abgestimmt als vergleichbare AMG-Derivate. Was ihm zwar kein subjektiv so zackiges Einlenkverhalten verleiht, aber dafür ein deutlich realistischeres, analoges Fahrgefühl. Der Aston gibt nicht vor, eine Lotus Elise zu sein, sondern fährt genau so, wie man es erwartet: Sehr neutral und ausbalanciert, mit feinfühliger Lenkung, einer großartigen Positionierbarkeit, aber ohne falsche Supersportwagen-Attitüde. Für diese ist sein Gewicht von über 1.550 Kilogramm zu hoch.

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Der V8-Biturbo liefert einfach ab

Womit wir zum Motor kommen wollen. Der ist per se ein in seiner unbändigen Kraft berechenbares Wesen, denn: Kraft ist immer da, im absoluten Überfluss. Längsdynamisch macht dem Vantage AMR kaum jemand etwas vor, dafür geht ihm die Emotion irgendwo zwischen amerikanischem V8-Geblubber und schwäbisch-kostenorientierter Grundkonzeption völlig ab. Power, ja. Drehfreude, Kraftentwicklung über das Drehzahlband, Klangbild? Nein oder so gut wie nicht vorhanden. Das ist etwas enttäuschend, waren doch die bisherigen Aston-V8 vielleicht keine Leistungswunder, aber doch immerhin eines: charakterstark, besonders im Klang, einzigartig in ihrer Kraftentfaltung.

Aston Martin Vantage AMR Test-19

Fazit

Was nach einer Woche Aston Martin Vantage AMR in Erinnerung bleibt: Die Frage des Jungen auf dem Fahrrad mit großen Augen, nachdem ich ihm meinen Job offenbarte: "Als Journalist fährt man so coole Autos?" Denn Coolness ist das, wovon Aston Martin zehrt. Das passt auch auf den Vantage AMR - in mehrerlei Hinsicht. Ein überzeugend cooler Auftritt und eine schön gezeichnete Karosserie auf der Habenseite. Doch im Soll bleiben technische Raffinesse, das gewisse Etwas im Interieur, ein anmachendes Klangbild. Enttäuscht wurden wir vom Schaltgetriebe, das weder für den Genussfahrer, noch für den sportlichen Fahrer und auch nicht für den Alltagsnutzer eine echte Empfehlung darstellt. Da würden sogar wir, die sonst stets den Schalter einer Automatik den Vorzug geben würden, schalten lassen. (Text & Bild: Maximilian Planker)

Technische Daten*

  • Modell: Aston Martin Vantage AMR
  • Motor: 4.0-Liter-V8-Benziner
  • Leistung: 375 kW (51ß PS)
  • Drehmoment: 625 Nm zwischen 2.000 und 5.000 U/min
  • Antrieb: Hinterradantrieb, Siebengang-Schaltgetriebe
  • Verbrauch kombiniert: 10,3 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 236 g/km²
  • Beschleunigung (0 – 100 km/h): 4,0 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 314 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,46 m/1,94 m/1,27 m
  • Gewicht: ca. 1.530 kg
  • Grundpreis Aston Martin Vantage AMR: ab 184.990 Euro

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