1.800 Euro - so viel muss der geneigte Kunde mehr bezahlen, wenn er statt eines Audi A1, einen Audi A1 "citycarver" haben möchte. Ab 22.650 Euro steht der höhergelegte Stadtwagen derzeit in der Preisliste und man darf durchaus hinterfragen, wer in Ingolstadt auf solch glorreiche Modellbezeichnungen kommt.
Audi A1 "allroad" hätte sicherlich besser geklungen, allerdings fehlt dem Kleinwagen dafür der Allradantrieb. Im Auftritt soll er derweil progressiv, aber gleichzeitig kraftvoll wirken. Er soll die Vorteile eines Kompaktwagens mit gut vier Meter Länge bieten und dennoch ausreichend Größe in jeder Hinsicht besitzen, um die Urlaubsreise oder den etwas zu hohen Bordstein unter die Bicolor-Felgen nehmen zu können.
Dabei etwas ungelenk dazustehen, scheint heutzutage in der Autowelt in Mode zu sein. Anders kann man sich sämtliche SUV-Varianten normaler Modelle nicht erklären. Der Audi A1 citycarver schlägt da zwar in die gleiche Kerbe, hat statt unlackierter Plastikverkleidungen, aber immerhin Kotflügel in Kontrastfarbe zu bieten.
Sie lautet auf den Namen Manhattengrau und geht mit der Hauptlackierung in misanorot eine durchaus ansehnliche Kombination ein. Einzig die Proportionen, im Zusammenspiel mit dem fünf Zentimeter höherliegenden Schlechtwegefahrwerk, wirken wenig dynamisch.
Die äußerlichen Befindlichkeiten sollen im Inneren dagegen nicht weiter stören. Dort sitzt du vergleichsweise tief in angenehm konturierten (aber optionalen) Sportsitzen. Abgesehen vom serienmäßigen Digitalcockpit unterscheidet den citycarver hier wenig vom Standard-A1. Auch die Differenzierung zu den größeren Modellen wird, was Verarbeitung, Platzverhältnisse und Materialanmutung angeht, - überwiegend - immer kleiner.
Überwiegend? Ja, dieses Wort macht den Unterschied, denn die - so scheint es - aus einem einzigen Hartplastikteil geformten Türtafeln passen nicht zu einem Fahrzeug eines Premiumherstellers mit Premiumanspruch und Premiumpreisen.
Klopffest in der Materialanmutung und kratzempfindlich im alltäglichen Nutzen, werten sie das gesamte Interieur spürbar ab. Selbst ein kürzlich getesteter Mitsubishi Space Star macht hier seine Sache besser, obwohl dieser gerade einmal ein Drittel des Neupreises unseres Audi-Testwagens kostete.
Doch wenn wir schon einen Absatz nur den Türtafeln widmen, müssen wir auch den positiven Aspekten mindestens ebenso viel Platz einräumen. Die Audi MMI Navigation plus beispielsweise ist ein Musterbeispiel einfacher Bedienung, macht immer noch einen sehr hochwertigen Bedieneindruck und kabelloses Apple CarPlay ist in der Kompaktklasse weiterhin keine Selbstverständlichkeit.
Ferner gibt es eine simple mechanische Handbremse, sämtliche heizenden Elemente sprechen überaus zügig an und wenn man nicht mit vier Personen á 1,90 Meter unterwegs ist, findet im A1 citycarver jeder genügend Platz. Einem A3 dürfte man da kaum noch eine Träne hinterherweinen.
Das gilt zu unserer Überraschung erst recht für den Fahreindruck. Auf den ersten Blick scheint der Audi A1 citycarver 30 TFSI mit seinen 85 kW/110 PS aus einem 1,0-Liter-Dreizylinder überschaubar motorisiert zu sein (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,0-4,9 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 115-112 g/km²). Doch die quirlige Maschine muss sich glücklicherweise nur mit einem Gewicht von gut 1,2 Tonnen herumschlagen.
Gerade im unteren Drehzahlbereich gefällt die Leistungsentfaltung des Dreizylinders, die vollen 200 Newtonmeter Drehmoment liegen bereits ab 2.000 Touren an. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (S tronic) ist derweil erwachsen abgestimmt. Es schaltet früh hoch, reagiert aber gleichzeitig zügig auf stärkere Gasbefehle. Frühere Erschwernisse beim Rangieren haben die aktuellen VW-Doppelkuppler mittlerweile schon länger abgelegt.
Vorbehalte hatten wir derweil ob des höhergelegten Fahrwerks, doch spätestens die ersten Kurven außerhalb der Großstadt zeigten: Die Agilität des leichten A1 hat unter ihm nicht leiden müssen. Im Gegenteil: Die Entwickler des Audi A1 citycarver haben ihm etwas mehr Komfort in die Wiege gelegt. Das bringt gerade auf schlechten Straßen sowie in langgezogenen Kurven Ruhe ins Auto.
So passt das Fahrwerk bestens zum rundum souveränen Auftritt von Motor und Getriebe, sodass sich der A1 beherzt über die Landstraße treiben lässt. Die niedrige Motorleistung führt hier aber nicht selten dazu, dass man das rechte Pedal bis zum Boden drücken will.
Auf der Autobahn bedeutet das aber gleichzeitig nicht, dass du zu den langsameren Verkehrsteilnehmern gehörst. 200 Stundenkilometer schnell soll der kleine Audi laufen, mehr als 180 haben wir selbst allerdings nie geschafft. Das reicht dennoch um entspannt im fließenden Verkehr mitzuschwimmen und auch jenseits der Richtgeschwindigkeit wirkt der Audi A1 citycarver vom Fahrgefühl her mindestens eine Fahrzeugklasse größer.
Apropos Fahrzeugklasse: Im Schnitt lagen unsere Verbrauchswerte bei 6,8 Liter auf 100 Kilometer - was dann auch eher zu ein oder zwei Fahrzeugklassen größer passen mag. Trotz zügiger Fahrweise unsererseits erscheint das zu viel. Vor allem, da auch ohne Express-Zuschlag rund sechs Liter im Bordcomputer verharrten. Der normale A1 Sportback fährt hier durchwegs sparsamer vor.
Braucht man einen Audi A1 citycarver? Wahrscheinlich nicht. Doch im SUV- und Crossover-Segment ist erlaubt, was gefällt. Der höhere Einstieg, etwas mehr Bodenfreiheit sowie der gelungene Federungskomfort sind sodann die markantesten Unterschiede zum regulären und etwas günstigeren Audi A1 Sportback. Der 110 PS starke Dreizylinder im 30 TFSI ist ausreichend spritzig, gleichermaßen aber auch etwas durstig. Den größten Abstrich müssen Kunden dagegen bei der Qualitätsanmutung im Innenraum hinnehmen. (Text und Bild: Maximilian Planker)