Aluminiumkarosserie, verbrauchsarme Motoren und eine in der Kleinwagen-Klasse bislang nicht gekannte Ausstattungsvielfalt und Hochwertigkeit machten den A2 in der Folgezeit zum teuersten Autoflopp der Geschichte – für den Hersteller und für Gebrauchtwagenkäufer. AutoScout24 hat für Sie unter die Aluminiumhaube geschaut. Das Design des Audi A2 polarisierte schon 1997 bei der Präsentation der ersten Studien namens Al2. Die einen lobten die konsequente Umsetzung der kammschen Formensprache, die anderen fanden die an einen Zeppelin erinnernde Form schlicht hässlich. Mit dem Debüt des Serienmodells im Jahr 2000 verstummten diese Stimmen nicht. Markenanhänger wähnten gar den Untergang der Marke, während sich der A2 anschickte bei Intellektuellen und anderen Bildungsbürgerschichten kräftig abzusahnen.
Hoher Nutzwert durch Variablität
Dank seiner intelligenten Konstruktion war der Audi weit mehr als ein weiterer Kleinwagen. Vier Türen, eine große bis in das Dach öffnende Heckklappe und ein höchst variabler Innenraum machten aus dem Zweitwagen-Audi einen vollwertigen Familienwagen mit echten Nehmerqualitäten. Nach dem unkomplizierten Ausbau der Einzelsitze im Fond (optional) schluckte der A2 sogar Europaletten. Die ließen sich auf seinem durchgehenden Ladeboden dank robuster Verzurrösen sicher verstauen.
Ein weiteres Bonbon war der Sandwichboden mit einem nach hinten ansteigenden Niveau, der neben einer guten Sitzposition für Fahrer und Beifahrer auch ein Höchstmaß an Rundumsicht für die Fondpassagiere bot. Das optionale Glasschiebedach namens "Open Sky" verbesserte diese zusätzlich und gab dem A2 ein wenig Cabrioflair.
Sparsam und spritzig
Dafür, dass der A2 seiner Bestimmung als sparsamer Cityflitzer gerecht wurde, sorgten insgesamt fünf Motoren mit einer Leistung von 61 bis 110 PS. Die Diesel, allesamt Dreizylinder-TDI-Aggregate, machen dabei den meisten Spaß. Mit einer Ausnahme: Die dem Drei-Liter-Sparmodell vorbehaltene 61-PS-Version mit automatisiertem Schaltgetriebe. Ein Kombination, der eine gewisse Blutleere bei der Arbeit nicht abgesprochen werden kann. Ständig fehlt es an irgendetwas: Mal an Leistung, mal am passenden Gang oder schlicht an beidem. Fahren wird mit dieser unglücklichen Kombination zur echten Geduldsprobe und passt kaum mehr in unseren dynamischen Verkehrsfluss.
Ganz anders die beiden 1,4-Liter-Dieselmotoren mit 75 und 90 PS. Speziell letzterer macht aus dem Alu-Audi einen echten Dynamiker. Mit dem lustigem Geknatter eines startenden Kleinsthubschraubers schraubt der spritzige Antrieb den A2 binnen 8,9 Sekunden auf 100 km/h und lässt ihn nach kurzem Anlauf die 200-km/h-Marke auf dem Tacho knacken. Der 75-PS-Diesel schafft diese Werte nicht ganz, aber für den Stadtverkehr und gelegentliche Überlandfahrten reicht's dicke.
Benziner ohne Biss
Neben den Dieselmotoren bot Audi den A2 zunächst nur mit einem recht einfachem 1,4-Liter-75-PS-Benziner an. Der aus der großen Kiste des VW-Konzerns stammende Motor erledigte seinen Job im Audi mit erfreulicher Unauffälligkeit bei moderatem Spritkonsum. Eine Eigenschaft, die dem als Technologieträger gepriesenem 1,6 FSI mit 110 PS (ab 2002) völlig abging.
Der erste Schichtladermotor im Volkswagen-Konzern war kein großer Wurf: Weder stellten sich die erwarteten GTI-gerechten Fahrleistungen, noch ein erheblicher Verbrauchsvorteil ein. Im Gegenteil: Lief der Vierzylinder nicht im optimalen Bereich, stieg der Verbrauch gerne mal in zweistellige Höhen. Das der 1,6-Liter-FSI dazu nach Super Plus verlangte, verhagelte ihm endgültig die Kostenbilanz.
Haltbare Diesel
Wenn Pannendiensthelfer gefragt wurden, welches Auto sie in der jüngsten Vergangenheit am wenigsten betreuen mussten, lag der Audi A2 lange Zeit ganz weit vorne. Das Auto war so robust und hochwertig gebaut, dass auch nach Jahren nichts kaputt gehen wollte. Vor diesem Hintergrund war der Verzicht auf eine herkömmliche Motorhaube von Audi eine kluge Entscheidung. Beim A2 wird diese durch einen fest arretierten Deckel ersetzt, der eigentlich nie abgenommen werden muss. Lediglich der Drei-Liter-Sparfuchsvariante bleibt diese Problemlosigkeit verwehrt. Sie macht regelmäßig durch Malaisen an dem automatisiertem Schaltgetriebe - übrigens die einzige Möglichkeit, im A2 nicht selbst schalten zu müssen - auf sich aufmerksam.
Bisweilen weigert sich das Getriebe die Fahrstufen zu wechseln oder die Kupplung zu bedienen. Die Folgen sind fast immer teuer, denn die Teilepreise für den in kleiner Stückzahl gebauten Drei-Liter-Wagen sind horrend. Die beiden anderen Diesel sorgen in Ausnahmefällen mit klemmenden Turboladern oder defekten TDI-Injektoren für Ärger, aber das war es dann auch schon. Gerissene Zahnriemen oder klemmende Wasserpumpen sind dagegen Mängel, die bei gewissenhafter Wartung (auf vollständiges Scheckheft achten!) vermieden werden können.
Benziner mit Stehvermögen
Ähnlich robust, wie die Dieselmotoren, geben sich die beiden Benziner. Sowohl der 1,4-Liter als auch der 1,6-Liter-Schichtlader sind einfache Vierventiler, die außer einem regelmäßigem Zahnriemen- und Ölwechsel nur wenig Zuwendung brauchen. Schlechte Kraftstoffqualität und ungünstige Betriebsumstände führten jedoch bei dem 110-PS-Modell zu häufigem Teillastruckeln. Audi behob dies mit dem heimlichen Abschalten der Schichtladefunktion, womit der eigentlich Sinn dieser Technik entfiel. Außer den anfangs einfrierenden Kurbelgehäuseentlüftungen (wurden auf Kulanz getauscht), und gelegentlich defekten Schwungscheiben sind keine weiteren Ausfälle bekannt.
Angesichts der bescheidenden Motorleistung reicht dem Audi A2 ein Einfach-Fahrwerk. Die beiden McPherson-Federbeine an der Vorderachse neigen ab 150.000 Kilometern zur Geräuschentwicklung, deren Ursache entweder in gebrochenen Federn oder verschlissenen Stoßdämpferlagern liegt. Die einfache Verbundlenkerhinterachse macht dagegen keine Probleme, was auch für das Brems- und Lenksystem gilt.
Wissenswert: Der A2 verfügt grundsätzlich über ABS und ESP. Dazu gibt es ab 90 PS auch an der Hinterachse Scheibenbremsen, was neben einer verbesserten Bremsleistung auch für eine gute Optik sorgt, denn die bei den schwächer motorisierten Versionen verbauten Bremstrommeln zeigten bereits nach wenigen Monaten einen rostbraunen Farbstich.
Audi A2 Lebenslauf:
- 1997 Präsentation der Studie Al2 in Genf
- 2000 Markteinführung Audi A2 mit 75 PS als Diesel und Benziner
- 2001 Markteinführung Drei-Liter-Auto mit 62 PS und automatisiertem Schaltgetriebe
- 2001 Einführung der 1,6-Liter-Schichtladeversion mit 110 PS
- 2003 Einführung der 1,4-Liter-TDI Version mit 90 PS
- 2004 Facelift mit geringfügig verändertem Kühlergrill
- 2005 Einstellung der Produktion nach 176.377 Stück
Detailmängel
Wer suchet, der findet. Nach diesem Spruch lassen sich auch an den in die Jahre gekommenen A2 Mängel finden. Abplatzende Softlackbeschichtungen an sämtlichen Innenraumbauteilen sind nach über zehn Jahren dagegen normal und können größtenteils durch preiswertes Auswechseln der Bauteile behoben werden. Für den Rest der A2-Karosse gibt es dann auch Entwarnung. Unter dem damaligen Audi-Chef Joseph Paefgen herrschte ein unnachgiebiger Qualitätsdruck, weshalb der A2 auch heute noch mit exakten Spaltmaßen, hochwertiger Haptik und klapperfreier Verarbeitung glänzt.
Die Kosten
Billig ist der A2 gewesen, als er 2005 auslief. Wer damals zu Last-Minute-Konditionen in die Alukugel eincheckte und sie bis heute behielt, machte das Geschäft seines Lebens. Denn der Blick auf die Gebrauchtwagenpreise zeigt, der kleinste Audi ist teuer wie nie. Unter 4.500 Euro gibt es nur selten brauchbare Fahrzeuge mit unter 100.000 Kilometern. Das besonders rare 90-PS-TDI-Modell ist kaum zu bekommen und für die Sondermodelle Color.Storm oder S-Line Plus werden saftige Aufpreise verlangt. Dann gibt es aber auch A2 vom Feinsten: 17-Zoll-S-Line Räder, Sportsitze mit Teilleder und Dreispeichenlenkrad machen aus dem Einkaufsauto ein echtes Premium Fahrzeug, was heute noch genauso begehrenswert aussieht, wie anno 2005.
Weniger gefragt ist dagegen der Drei-Liter-A2 und das Top-Modell mit 110 PS. Hier ist die Möglichkeit gegeben, ein Schnäppchen zu machen und auf den rasant anfahrenden Kult um Audis Alukugel aufzuspringen. Abzuwarten bleibt auch, wie sich künftig der Markt für nachrüstbare Partikelfilter entwickelt. Denn derzeit gibt es die grüne Plakette nur für den 90-PS-Diesel sowie für den 75-PS-Diesel ab Modelljahr 2004 und die Benziner, während die anderen Modelle in Umweltzonen ein Fahrverbot trifft. Dieselmodelle vor dem Modelljahr 2004 können für rund 1.000 Euro mit einem Partikelfilter nachgerüstet werden, wobei bei Fahrzeugen mit hoher Laufleistung mitunter noch der Kat ersetzt werden muss, will man die begehrte Schadstoffeinstufung erhalten.
AutoScout24 empfiehlt
Langer Atem bei der Suche lohnt sich. Echte Fans greifen beim gut ausgestatteten 90-PS-Diesel zu und bekommen flotte Fahrleistungen bei geringem Verbrauch. Generell nicht zu empfehlen ist dagegen der lahme und anfällige Drei-Liter-Supersparer, der zudem auf nahezu alle Komfortextras verzichten musste. Für das simple Vorankommen tut es ein 75-PS-Benziner mit ein paar Annehmlichkeiten und um die 100.000 Kilometer. Dafür reicht ein Budget von 6.000 Euro aus. Ein gut investierter Betrag, den es bei Wiederverkauf garantiert zurück gibt.