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Erster Test: Audi A4 Cabrio – Ganz schön offen

Schöne Kombis heißen Avant. Das weiß man mittlerweile. Und tolle Cabrios? Die heißen auch bei Audi bloß „Cabrio". Aber das ist ungerecht, denn das aufgehübschte Audi A4 Cabrio sieht seit 2002 bereits gut aus und wartet ab Januar 2006 mit wichtigen Neuerungen auf.

Am deutlichsten zeigt sich das Facelift des aktuellen A4 mit der neuen Schnauze, dem dominanten Single-Frame Kühlergrill, der alle Audis vom A3 bis zum A8 ziert. Passend zum Kühlergrill präsentiert sich der Pralltopf des Lenkrads, womit die augenfälligen Neuerungen im Innenraum schon aufgezählt sind. Auch die Scheinwerfer blicken jetzt dynamischer drein und unterstreichen das Überholprestige des Autos. Die Rückleuchten bleiben von der Form her unangetastet, sind jedoch in moderner Klarglasoptik gehalten.

Fahrwerk

Fahrwerksseitig finden sich Bauteile von A6 und S4 wieder. Damit wollten die Ingolstädter Tüftler ihre Vorgaben an ein direkteres und gleichzeitig gewohnt komfortables Fahrgefühl umsetzen. Um den Komfortanspruch zu unterstreichen, gibt es jetzt ein so genanntes Akustik-Verdeck als Option. Es soll die Fahrgeräusche im Innenraum auf das Niveau der Limousine senken.

Akustik

Tatsächlich ist der subjektive Eindruck bei der ersten Ausfahrt der, dass das Audi Cabrio bei geschlossenem Verdeck außerordentlich leise ist. Bis Tempo 160 sind kaum störende Windgeräusche wahrnehmbar, darüber auch nur ein Zischeln um die Außenspiegel. Das Verdeck selbst ist akustisch nicht wahrnehmbar.

Die Fahrwerksabstimmung kann als gelungen durchgehen. Es vermittelt eine angenehme Straffheit, ohne die sportliche Härte zu übertreiben. Gleichzeitig kann es selbst auf schlechtem Belag als komfortabel bezeichnet werden. Lediglich die Lenkung erscheint etwas zu indirekt übersetzt und unsportlich. Das raubt dem dynamisch gezeichneten Cabrio die erwartete Direktheit bei der Kurvenhatz.

Motoren

Unter der Motorhaube finden sich neue Motoren: Bei den Benzinern sind das die direkteinspritzenden FSI-Aggregate 2.0 TFSI (4-Zylinder, 200 PS) und 3.2 FSI (V6-Zylinder, 255 PS). Auch zwei neue Diesel kommen zum Einsatz: Der 2,0-Liter leistet 140 PS, der V6-Commonrail üppige 233 PS. Wir haben uns für erste Tests folgende Exemplare vorgenommen: 2.0 TFSI Multitronic, 3.2 FSI Handschalter und 3.0 TDI Automatik.

200 PS und keine Gänge

Die Multitronic passt überraschend gut zum neuen 200-PS-Turbo. Das satte Drehmoment des zwangsbeatmeten Vierzylinders (280 Newtonmeter liegen schon unter 2.000 Touren an) harmoniert mit dem stufenlosen Getriebeautomat. Sieben virtuelle Gänge kann der Fahrer bei Bedarf selbst wählen, dann unterscheidet sich die Multitronic subjektiv nicht von einem herkömmlichen Automatikgetriebe.

Der ganglose Modus (hier wird die Übersetzung stufenlos angepasst: das Tempo nimmt zu, aber die Drehzahl bleibt konstant) funktioniert auch bei geringer Motordrehzahl und verführt den Fahrer zum genussvollem Cruisen.

233 PS + 4x4 = 3.0tdi

Der famose 3,0-Liter-Common-Rail-Diesel hat uns schon in anderen Audi-Baureihen überzeugt. Im A4 Cabrio macht er eine glänzende Figur. Untypisch für einen Diesel ist die Laufruhe und das Drehvermögen des V6. Dennoch ist der Auspuffsound markant geraten. Unter Volllast wähnt man sich weder kinetisch noch akustisch in einem Dieselauto.

In Verbindung mit dem sauber zu schaltenden 6-Gang-Getriebe lässt sich die Überlegenheit des Motors voll auskosten: Der Antritt ist schon ab 1.400 Umdrehungen gewaltig. Gerne spielt der Motor auch mit dem Drehzahlbegrenzer bei knapp 5.000 Umdrehungen. Dazwischen liegt andauernder Schub an, mit raschen Gangwechseln kann man das gerade noch vorhandene Turboloch überlisten.

Trotz der überlegenen Fahrleistungen (über 240 km/h Spitze, in gut sieben Sekunden auf Tempo 100) ist der Top-Diesel kein Sportler: Nicht zuletzt der Allradantrieb quattro trägt zu einem Leergewicht von 1,8 Tonnen bei, das bei Bedarf in die Kurve geworfen werden will. Dabei gibt sich der 50:50 ausgelegte Allradantrieb betont neutral, bis der Wagen im Grenzbereich über die Vorderräder schiebt. Erst durch provozierte Lastwechsel kann der Könner den Wagen flott um Serpentinen zirkeln.

255 PS, leicht gewuppt

Mit 1.700 Kilogramm ist der Sechszylinder-Benziner nur unwesentlich leichter als der Top-Diesel. Dennoch kann man mit ihm wegen der nochmals höheren Leistung von 255 PS - spürbar sportlicher unterwegs sein. Der drehzahlgierige Sechser gefällt durch spontane Gasannahme und sattem Auspuffsound. Vor allem das Sechsgang-Schaltgetriebe lädt zum beschwingten Kurvenräubern ein, der optionale quattro-Antrieb unseres Testwagens sorgt für ordentlichen Grip beim Herausbeschleunigen.

344 PS nächste Woche

So viel sei an dieser Stelle verraten: Der S4 ist ein sehr sattes Auto. Die hecklastige Auslegung des Allradantriebs (das zentrale Torsen-Differenzial leitet die Motorkraft zu 60 Prozent an die Hinterachse) bleibt jedoch den sportlicheren Achtzylindermodellen der S- und RS-Baureihen sowie dem Q7 vorbehalten. Das ist schade und gleichzeitig unverständlich, denn bereits mit einem „normal" motorisierten Audi A4 Cabrio kann man sehr sportlich unterwegs sein. Ein bisschen Punch von hinten würde das weiter unterstützen.

Fazit

Ein Facelift im besten Sinne haben die Ingolstädter mit dem A4 Cabrio hingestellt: Was die mutige Front verspricht, können Fahrwerk, Getriebe und Motoren halten. Auch das hervorragend gedämmte Verdeck zeigt einmal mehr, wie sehr perfekte Autos in Ingolstadt geschätzt werden. Und dem Fan von Stoffkapuzen bleibt ein Hoffnungsschimmer erhalten. Ab Januar 2006 steht das neue Audi A4 Cabrio beim Händler, zu Preisen ab rund 34.000 Euro für den 1.8 Turbo.

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