Wie etwa den Audi A4 Avant mit 200 PS starkem Turbomotor.
Auch optisch ist der A4 Avant 2.0 TFSI ein Tiefstapler. Ohne Typenbezeichnung auf dem Heck sieht man dem Mittelklasse-Kombi sein Leistungspotential nicht an. Hier könnte genauso gut der Basisbenziner oder der kleine Turbodiesel vor einem stehen.
Tatsächlich aber schlummert unter der Haube jener aufgeladene 2,0-Liter-Vierzylinder, der unter anderem auch den Golf GTI antreibt. Und wie den Wolfsburger Kompaktsportler bringt dieses Aggregat auch den 1,5 Tonnen schweren Kombi zu höchsten Fahrleistungen: 7,6 Sekunden dauert es bis Tempo 100. Auf freier Autobahn sind 235 km/h Spitze kein Problem. Die Tachonadel schraubt sich sogar vor bis zur 250er Markierung.
Spieltrieb
Dass ein 200-PS-Auto schnell ist, war zu erwarten. Nicht aber die spielerische Art und Weise der Leistungsumsetzung. Dank Turbo-Technik stehen die maximal 280 Newtonmeter Drehmoment nahezu über das gesamte nutzbare Drehzahlband zur Verfügung (1.800 - 5.000 Touren). Die Folge: Kraft im Überfluss in jeder Situation. Und wer gern schaltet, bitte: Das manuelle Sechsganggetriebe ist der pure Genuss; der kurze Knauf flutscht beinahe von selbst durch die kurzen Wege der exakt geführten Kulisse. Der Motor dreht willig bis an den Begrenzer, wobei unter Last ein sportlich-kerniger Unterton mitschwingt.
Bei forscher Fahrweise geht allerdings der Spritspar-Vorteil der FSI-Technologie (Direkteinspritzung) flöten. Statt durchschnittlich 8 bis 10 Liter fließen dann gut und gerne bis zu 15 Liter teures Super Plus durch die Einspritzdüsen.
Zugegeben, letzterer Wert stellt die absolute Ausnahme dar, wurde von uns beim Praxis-Handlingtest auf bayerischen Alpenpässen erzielt. Dazu nur so viel: Dass die Slalom-Spezialisten des deutschen Skiverbandes Audi fahren, wundert nicht. Die exakte Lenkung, die sportlich straffe Fahrwerksabstimmung und das bis in den Grenzbereich hinein gutmütige Fahrverhalten segnen den A4 Avant mit einer über die Maßen überzeugenden Agilität. Einziges Manko: Trotz 235er-Niederquerschnittsreifen (Option) hat der Fronttriebler beim Herausbeschleunigen aus Kurven Traktionsprobleme. Dagegen hilft nur der quattro-Antrieb für 2.300 Euro Aufpreis.
Edel und hart
Abstriche gilt es hinsichtlich des Langsamfahrkomforts hinzunehmen. Mit Sportfahrwerk und 17-Zoll-Felgen ausgerüstet, werden kurze Stöße - etwa beim Überfahren von Kanaldeckeln oder Schlaglöchern - an die Passagiere weitergereicht. Was Wind- und Fahrwerksgeräusche betrifft, gehört der Audi A4 Avant zu den absoluten Leisetretern.
In Sachen Verarbeitungsqualität und Qualitätsempfinden ist der Audi A4 nach wie vor der Klassenbeste. Inmitten hochwertigster Kunststoffe fühlt man sich einfach geborgen. Am nüchternen Cockpit-Design und den nicht sonderlich üppig vorhandenen Ablagemöglichkeiten zeigt sich allerdings, dass die Entwicklung des A4 schon einige Jahre zurück liegt.
Mit Netz und doppeltem Boden
Ein Raumriese ist der Ingolstädter Mittelklasse-Kombi nicht. Selbst wenn vorne deutsche Durchschnittsmänner um die 1,80 Meter sitzen, wird es im Fond eng um die Knie. Die Kopffreiheit hinten und auch der Seitenhalt der Rückbank können überzeugen. Das Gepäckabteil ist mit einem regulären Fassungsvermögen von 442 Litern das kleinste im Premium-Bereich. Selbst mit umgeklappter Rückenlehne taugen die 1.184 Liter nur zum tief stapeln. Praktisch sind der doppelte Ladeboden mit der Plastikwanne im Untergeschoss und das durchdacht konstruierte Riesennetz, das allerlei kleinere Einkäufe festhält (Bestandteil Gepäckraumpaket, €95).
32.300 Euro kostet der Audi A4 Avant 2.0 TFSI. Airbags rundum, eine Klimaautomatik, Leichtmetallräder, elektrische Fensterheber an allen Plätzen und auch Nebelscheinwerfer sind serienmäßig. Inklusive wiederverkaufsrelevanter Extras wie Metallic-Lack, CD-Radio und Einparkhilfe sind schnell rund 35.000 Euro beisammen. Und mit zusätzlich Lederausstattung, Xenon-Tagfahrlicht, Navigationsgerät und Sitzheizung kratzt der A4 schon fast an der 40.000 Euro-Grenze.
Fazit
Der Audi A4 Avant 2.0 TFSI ist einer der besten Kompromisse der Autowelt: Er ermöglicht sehr sportliches Fahren, wird aber auch den ganz alltäglichen (Familien)Ansprüchen gerecht. Wer sachte mit dem Gaspedal umgeht, kann den kräftigen Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer sogar richtig sparsam bewegen.
Gut 35.000 Euro müssen für den GTI im A4-Gewand in die Hand genommen werden. Damit spielt er in der gleichen (hohen) Liga wie die Haupt-Konkurrenten BMW 325i touring und Mercedes C 230 T-Modell, die inzwischen jedoch beide mit prestigeträchtigen Sechszylindermaschinen an den Start gehen.