Wir sind dann gleich zu Beginn unseres Tests zur Audi A6 Limousine design 40 TDI quattro S tronic (Basispreis: 59.550 Euro) doch ein wenig erstaunt (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,1-5,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 160-140 g/km)². Denn obschon die beigelegte Preisübersicht des Ingolstädters markige 82.970 Euro ausweist, suchen wir zunächst vergebens nach der ganzen offensichtlichen Ausstattung, die man einst für so viel Geld hätte haben können. Vollleder, eine tolle Soundanlage, Edelholzfurnier – ja einfach der ganze Schnickschnack, der früher viel Geld kostete (und es immer noch tut) ist nicht vorhanden. Doch der (Preis-)Teufel steckt bekanntlich im Detail. Businesspaket: 4.200 Euro. Assistenzpaket plus mit Remote Parkassistent plus: 2.270 Euro. Audi virtual cockpit plus: Schlappe 750 Euro, sonst gibt es im Jahr 2023 ein Kombiinstrument mit analogen Zeigern und zentralem Mäusekino.
Wer es zur Gänze übertreiben, sich einen richtig feinen Audi A6 (mit Vierzylinder-Diesel) zusammenstellen möchte, kann sich leichter denn je Sonderoptionen im Gegenwert eines VW Polo in den Ingolstädter hineinbestellen. Wobei ja auch dieser mittlerweile deutlich mehr kostet als noch vor ein paar Jahren. Es ist derlei ein Seufzer, der zwischen Ingolstadt und Wolfsburg noch verhallen dürfte. Denn schließlich rollt jede Währung außer der Rubel und der letztjährige Reingewinn sowohl bei Audi als auch bei Volkswagen bleibt trotz aller Unwägbarkeiten beachtlich. Daran dürften auch Meldungen (wir berichteten) über das möglicherweise Vorhandensein weiterer illegaler Abschalteinrichtungen, selbst in neueren Dieselfahrzeugen, erst einmal nichts ändern.
Der im A6 40 TDI verbaute VW-Konzernmotor EA288evo indes soll ja weiterhin einer von den Guten sein. Die Abgase doppelt gefiltert, selbstverständlich durch eine Harnstoffeinspritzung nachbehandelt und überhaupt sehr auf Kraftstoffeffizienz und geringe Emissionswerte getrimmt. Auf 204 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment bringt es das 2,0-Liter-Triebwerk im Testwagen (es gäbe auch noch eine 163-PS-Version (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,9-5,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 154-131 g/km)²), beschleunigt die Businesslimousine in 7,4 Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht maximal Tempo 246. Das sind Fahrwerte, mit denen es sich im Alltag ganz gut leben lässt.
Der Verbrauch allerdings fällt eher durchschnittlich aus. Denn obwohl der Selbstzünder öfter stillliegt, sich ein 12V-Mildhybrid-System um verlängerte Segeleinlagen kümmert, will der Bordcomputer bei normaler Fahrt nur sehr ungerne weniger als 6,8 Liter auf 100 Kilometer anzeigen. Hinzu kommt eine etwas unheilvolle Beziehung zum Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe S tronic, das sich gerade aus der Stopp-Start-Sequenz oder bei spontanen Gaspedalreaktionen deutlich zum Kraftschluss bitten lässt. Ebenfalls vermerkten wir wären Testfahrten einen sehr lang ausgelegten siebten Gang, der bei bergigen Autobahnpassagen zu einer gewissen unentschlossenen Schaltweise führt. Jene Dinge müssen, will man sich die A6 Limousine in die Garage stellen, als Kompromiss akzeptiert werden. Denn bei aller geäußerter Kritik: Derzeit gibt es aus unserer Sicht keine sinnvollere Motor-/Getriebekombination im Audi A6 zu kaufen oder zu leasen. Vor allem, seitdem die einst sahnigen 3.0-TDI-Aggregate zur firmenpolitisch angeordneten Lethargie verdammt wurden.
Wenig Trübsal bläst der Audi A6 40 TDI quattro hingegen auf der Landstraße. Ist die Limousine erst einmal in Fahrt, überzeugt sie durch ihre präzise (Allrad-)Lenkung, das in weiten Teilen ausgewogen arbeitende Adaptivfahrwerk (optional) sowie ein insgesamt niedriges Geräuschniveau im Innenraum. Auf eben jenen angesprochen, hat man mit dem A6 seinen Meister gefunden. Die Art und Weise wie die Audianer hier ins Detail gehen, gefällt auch gut fünf Jahre nach dem Debüt der A6 Modellgeneration C8. Alles sitzt, passt und hat sprichwörtlich Luft; die Sitzergonomie vorne ist vorbildhaft und so auch die Ablesbarkeit der digitalen Instrumente hinter dem Lenkrad. Weitestgehend selbsterklärend lässt sich zudem das MMI Infotainment-System bedienen, dessen federgelagerte Touchscreens ein sattes haptisches Feedback rückmelden.
Wer sich indes für das Stufenheck, statt den Avant entscheidet, verzichtet bewusst auf einen überbordenden Stauraum. Wie auch die aktuelle BMW 5er Limousine, liefert die Audi A6 Limousine klassenübliche 530 Liter, die ausreichend sind, um das allermeiste Reisegepäck zu verstauen. Für etwas mehr Variabilität gibt es eine gegen Aufpreis geteilt umlegbare Rücksitzbank. Auf dieser sitzt es sich übrigens nur dann bequem, wenn der vorne sitzende nicht sonderlich großgewachsen ist.
Noch in diesem Jahr kommen sowohl die Mercedes E-Klasse als auch der BMW 5er als jeweils neues Modell auf den Markt. Audi hingegen beschränkt sich bei seiner Businessklasse zunächst auf ein dezentes Halbzeit-Facelift. Wie sich der Ingolstädter gegen die frische Konkurrenz behaupten wird, bleibt abzuwarten. Fest steht: Ob nun mit oder ohne Gesichtskur, die Audi A6 Limousine outet sich weiterhin als beständiges und fein komponiertes Langstreckenauto, das mit viel Komfort, einer guten Bedienung und durch seine fahraktive Note die Messlatte weit oben ansetzt. Beim Motorenangebot bleibt der 204 PS starke 40 TDI als quattro der gangbarste Kompromissvorschlag aus Leistung und Effizienz, der allerdings, wie alles am Audi A6, teuer zu bezahlen ist. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
*Herstellerangaben