Der Audi Q8 e-tron Sportback 55 quattro auf einen Blick
- Facelift macht aus dem e-tron den Q8 e-tron
- e-tron 55 quattro jetzt mit 106-kWh-Batterie
- WLTP-Reichweite bis zu 582 km, 170 kW DC-Ladeleistung
- Auch als Steilheck erhältlich
- Startpreis ab 89.500 Euro (Sportback 55)
Der Audi e-tron wurde mit dem Facelift Anfang 2023 sanft zum Q8 e-tron geliftet. Markantes Erkennungszeichen: Eine neue Frontmaske samt LED-Leiste zwischen den Scheinwerfern.
Aus dem e-tron wird der Q8 e-tron
Gut schaust du aus, alter Freund! Anstatt ins Fitnessstudio haben dich deine Erbauer zwar nur zum Stylisten geschickt. Als Dank wurdest du aber immerhin in die Q8-Familie aufgenommen. Jetzt, wohnhaft zwischen Benzinern und Dieseln, gibst du mehr denn je den Saubermann, polierst das Image deiner neuen Familie auf und glättest die Wogen, wenn sich der ungehobelte Achtzylinder mal wieder grob einen hinter die Binde kippt. Befreit von Spaß und Freud bist auch du natürlich nicht und was sich der SQ8 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 12,8-12,0 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 291-272 g/km)² an Benzin hinunterlässt, sind bei dir eben zahlreiche Elektronen.
Abseits dieser Ironie wäre der Q8 e-tron für Audi eigentlich ein ziemlich wichtiges Auto. Denn recht viel mehr haben sie in Ingolstadt weiterhin nicht anzubieten. Okay, da gibt es irgendwo den e-tron GT, den man auf der Straße aber so gut wie kaum sieht. Und der Q4 e-tron verkauft sich in Europa zwar gut, ist aber dennoch eher Beifang und kam dabei heraus, wenn ein VW ID.4 mit vier Ringen behängt wird. Der Q8 e-tron, der vormals einfach nur e-tron hieß, ist dagegen eine Art elektrisches Aushängeschild für Audi. Schade nur, dass er diesem Status vor allem bei der Reichweite nicht gerecht wird. Schon kurz nach dem deutlich verschobenen Marktstart der ersten e-tron-Serie 2019 kamen Zweifel auf, was sie da eigentlich zwischen Ingolstadt (Entwicklung), Győr (Antriebsfertigung) und Brüssel (Montagewerk) zusammengeschraubt haben.
Mehr Recycling-Materialien, sonst bleibt im Innenraum des e-tron alles beim Alten. Drei Bildschirme, eine gut erlernbare Bedienung und viel Platz auf allen Sitzplätzen gefallen auch fünf Jahre nach dem Debüt.
Testverbrauch um 29,5 kWh/100 km, Reichweite bis zu 360 km
Der große Audi bot zwar eine angenehme Längsbeschleunigung, viel Komfort und eine sehr gute Qualität. Aber nach 200, vielleicht 250 Kilometern auf der Autobahn war Schluss mit lustig und gerade mit dem Audi e-tron 50 quattro (Netto-Batteriekapazität: 64,7 kWh) musste früh eine der damals noch frisch einbetonierten DC-Ladesäulen angesteuert werden. Das war für viele Kunden weniger Premium als gedacht. Vor allem, weil der e-tron als Neuwagen kein Schnäppchen war und als Q8 e-tron weiterhin nicht ist. Die Reichweitenthematik wirkt sich heute, vier Jahre nach der Markteinführung, spürbar auf die Gebrauchtwagenpreise aus. Los geht die Reise beim e-tron SUV daher schon ab unter 35.000 Euro.
Dass dieser Preisverfall mit dem Facelift beendet ist, darf nicht angenommen werden. Zwar verbaut Audi mit dem Modellwechsel zum elektrischen Q8 nur noch große Batterien, die bis zu drei Asynchronmaschinen sind aber bis auf kleinere Änderungen die gleichen wie vor dem Facelift. Ihnen fehlt es maßgeblich an Effizienz, was den Verbrauch des von uns getesteten 300 kW/408 PS starken Audi Q8 e-tron 55 quattro (Stromverbrauch kombiniert: 24,1-19,9 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Elektrische Reichweite: bis zu 582 km)² über zwei Testwochen hinweg auf stattliche 29,5 kWh je 100 Kilometer getrieben hat. Ist das Schuhwerk aus Blei gegossen, stehen im digitalen Bordcomputer auch schnell 38 kWh. Da reicht selbst ein 106 kWh großer Batterieklotz im Bestfall für gerade einmal 360 Kilometer, wobei auf der Langstrecke von diesem Wert noch bis zu 25 Prozent abgezogen werden müssen. Schließlich wird der Akku in der Regel nie ganz leer gefahren, aber auch selten über 80 Prozent geladen. Ergibt für den Q8 e-tron 55 eine effektive Autobahnreichweite von rund 270 Kilometer.
Der Audi Q8 e-tron Sportback 55 quattro ist mit einer Boost-Leistung von 300 kW/400 PS gut, aber auch nicht übermäßig motorisiert. Schließlich muss das SUV-Coupé gut 2,6 Tonnen Leergewicht mit sich herumschleppen.
Überschaubare Ladeleistung
Ganz schön wenig für ein Auto, das laut Preiseinleger 115.000 Euro kosten soll. Nun könnte eine durchwegs hohe Ladeleistung hier natürlich wieder Boden gutmachen. Leider folgte beim Ansteuern von entsprechenden Ladesäulen, gerne solche mit 300 kW, schnell Ernüchterung. So erreichte die maximale DC-Ladeleistung bei uns regelmäßig nur bis zu 120 kW statt wie angepriesen 170 kW (11-22 kW AC).
Die Batterie von 10 auf 80 Prozent in 31 Minuten nachzuladen ist da reines Glücksspiel. Das sorgt für Verdruss. Denn auf der anderen Seite ist der Audi Q8 e-tron weiterhin ein ziemlich gutes Auto. Eines, das man eigentlich nur sehr ungerne wieder verlassen möchte. Analog zum Vor-Facelift-e-tron ist die Verarbeitungsqualität über jeden Zweifel erhaben. Die optionale Akustikverglasung hält die Außengeräusche fern der Insassen, die ebenso aufpreispflichtigen Individualkontursitze sind eine Freude für jeden Rücken und auch die Bedienung geht leicht von der Hand.
Optional erhältlich sind im Audi Q8 e-tron äußerst bequeme Individualkontursitze. Etwas kleinlich: Klimatisierungs- und Massagefunktionen müssen jeweils extra dazu bestellt werden.
Der Q8 e-tron kann auch Dynamik
Dann und wann muss zwar etwas fester auf die Displays, von denen der Q8 immerzu drei hat, gedrückt werden, allerdings gefallen Anzeigenschärfe und Reaktionsfreude. Ein trendiges Beifahrer-Display sparte man sich bei Audi zur Modellüberarbeitung, es hätte wohl kaum in das zerklüftete Armaturenbrett gepasst. Und auch sonst sucht man große Änderungen vergebens. Es ist, bis auf den vermehrten Einsatz von Recycling-Materialien, der gleiche Innenraum wie 2018/2019. Das allerdings hat den Vorteil, dass auf allen Sitzplätzen und selbst beim Sportback weiterhin großzügige Platzverhältnisse vorherrschen (Kofferraumvolumen: 528 bis 1.567 Liter + 62 Liter Frunk). Hinterbänkler erfreuen sich über das Fehlen eines Mitteltunnels und erhalten optional ein eigenes Klimabedienteil.
Bleibt zum Abschluss noch der kurze Blick auf die Straße. Denn auch fahrdynamisch hat sich mit dem Facelift kaum etwas verändert. Das bedeutet im Umkehrschluss: Nicht nur Liebhaber der gediegenen Fortbewegung fühlen sich im Audi Q8 e-tron pudelwohl. Wer es darauf anlegt, kann die beiden Asynchronmaschinen mit ihrer Systemleistung von 300 kW/408 PS und bis zu 664 Nm Drehmoment auch zu sportlichen Höchstleistungen animieren. Das geht zwar nur kurz im Boost-Modus, dann aber sprintet der Ingolstädter von null auf 100 km/h in 6,5 Sekunden. Abgeregelt wird bei Tempo 200. Auf kurvenreichen Landstraßen und auf der Bremse merkt man dann das fahrfertige Lebendgewicht nahe der 2,7 Tonnen, doch wer die adaptive Luftfederung in den Dynamik-Modus bemüht, erhält zumindest etwas mehr Verbindlichkeit. Die Lenkung bleibt ausreichend präzise, ist aber weitestgehend gefühlsbefreit. Eine Wankstabilisierung wird übrigens genauso wenig angeboten wie eine Hinterachslenkung. Dafür glänzt der e-tron mit einer sehr gut funktionierenden prädikativen Rekuperation.
Der Audi Q8 e-tron Sportback bietet ein Kofferraumvolumen von 528 bis 1.567 Liter sowie einen 62 Liter Staufach unter der Fronthaube. Die Anhängelast beträgt bis zu 1,8 Tonnen.
Fazit
Du steigst in das außen wie innen opulente SUV, fährst einige Kilometer und willst gar nicht mehr aussteigen. So gut war der e-tron vor und so gut ist der neue Q8 e-tron nach dem Facelift geblieben. Er ist satt verarbeitet und liegt ebenso satt auf der Straße - kommt aber nicht an! Selbst die jetzt 106 kWh große Batterie des 55er-Modell kann dem Stromdurst der beiden Asynchronmaschinen wenig entgegensetzen. Vielleicht hätte man es bei Audi auch mal ohne Allrad probieren sollen. Da sich der Q8 e-tron ansonsten nur marginal von seinem Vorgänger unterscheidet, lohnt vor allem für Privatkunden der Blick auf den Gebrauchtwagenmarkt. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten Audi Q8 e-tron Sportback 55 quattro
Modell | Audi Q8 e-tron Sportback 55 quattro |
Motor | 2x Asynchronmaschinen |
Antrieb | Elektrischer Allrad, 1-Gang-Automatik |
Max. Systemleistung | bis zu 300 kW (408 PS) |
Dauerleistung (30-Minuten-Leistung) | 100 kW (136 PS) |
Max. Systemdrehmoment | bis zu 664 Nm |
Batterie | 106 kWh Lithium-Ionen (netto) mit NMC-Zellchemie | Batterieheizung | Ja, Serie | Wärmepumpe | Ja, Serie | Bidirektionales Laden (V2X) | nein |
Max. Ladeleistung AC/DC | 11-22 kW/170 kW |
Stromverbrauch kombiniert (WLTP) | 24,1–19,9 kWh/100 km² |
Testverbrauch gemäß Bordcomputer | 29,5 kWh/100 km |
CO2-Emissionen kombiniert | 0 g/km² |
Reichweite nach WLTP | 487-582 km² |
Im Test gemessene Reichweite | bis zu 360 km |
Beschleunigung (0–100 km/h) | 5,6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h |
Abmessungen (L/B/H) | 4,90 m/1,93 m/1,61 m |
Leergewicht | ca. 2.585 kg |
Anhängelast | bis zu 1.800 kg |
Kofferraumvolumen | 528 bis 1.567 l |
Grundpreis Audi Q8 e-tron Sportback 55 quattro | ab 89.500 Euro |