Wie doch die Zeit vergeht! Gefühlt war es gestern, da stand die zweite Generation des Audi RS4 noch als Neuwagen beim Händler. Mittlerweile sind gut 14 Jahre vergangen, seitdem die Ingolstädter Autoschmiede ihren damaligen V8-Kraftmaeier vom Stapel gelassen haben. Im Fahrzeugschein steht als Hersteller übrigens nicht Audi, sondern die quattro GmbH. Jene 100-prozentige Tochtergesellschaft aus Neckarsulm, die im Jahr 2017 leider zur Audi Sport GmbH wurde. Man will schließlich zukünftig nicht nur Allrad-Sportler bauen, wie der heckgetriebene Audi R8 RWS jüngst unter Beweis gestellt hat.
Bayerische Kraftmeierei
Der Audi RS4 B7 wurde seinerzeit als Limousine, Avant und Cabriolet angeboten und galt in den späten 2000ern vor allem als Gegenspieler zum damals neuen BMW M3 E9x, der ab 2007 ebenfalls und erstmals mit einem Achtzylinder ausgeliefert wurde. Im Gegensatz zum Muscle Car aus Garching übt sich der RS4 derweil optisch in Zurückhaltung, kommt ohne auffälligen Powerdome aus und begnügt sich mit verbreiterten Kotflügeln, einem Wabengrill und zwei faustdicken ovalen Endrohren. Unter der Motorhaube gleichen sich die beiden Bayern dann aber mehr als man zunächst vermuten würde. Nicht nur BMW setzte damals auf ein Hochdrehzahlkonzept, auch Audi servierte seinen Kunden einen V8 nach Drehorgelprinzip.
Nur mit Handschaltung
Erst ab 7.800 U/min steht die maximale Leistung des 4,2 Liter großen und 420 PS starken Aggregats zur Verfügung, das Drehmoment von 430 Newtonmetern liegt bereits etwas früher bei rund 5.500 U/min an. Die Höchstdrehzahl liegt gar erst bei 8.250 U/min. Verteilt wird die Kraft natürlich an alle vier Räder und erstmals bei Audi setzte man auf ein Kraftverhältnis von 40 zu 60 Prozent zu Gunsten der Hinterachse. Dass der RS4 B7 in seinen Grundfesten ein Auto der frühen Jahrtausendwende war merkt man auch daran, dass es ihn ausschließlich mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe zu erwerben gab. Heute wäre dies wohl ein Ding der Unmöglichkeit, erscheint es ja bei manch Fahrer schon schwierig genug den Blinker manuell zu setzen.
V8 mit deutlicher Streuung
Ähnlich dem BMW M3 Triebwerk sagt man auch dem Audi RS 4 Achtzylinder mit FSI Direkteinspritzung eine gewisse negative Leistungsstreuung nach. Konkret sollen sich wohl meist nur 380 bis 400 Pferde versammeln und häufig vorhandene Verkokungen reduzieren die Leistung weiter. Damit wären wir direkt bei den Schwachstellen des Audi RS 4 angelangt, die vor allem den Antrieb und das Fahrwerk betreffen. Oft hilft nur noch eine mechanische Reinigung, damit starke Verkrustungen des Ansaugtrakts beseitigt werden können. Viele RS4 Fahrer beklagen zudem einen insgesamt zu hohen Ölverbrauch und wenn die Steuerkette beim Motorstart rasselt kommt oft nur ein teurer Austausch in Frage.
Schwachstelle DRC-Fahrwerk
Im Alter ebenfalls nicht das Gelbe vom Ei: Das Dynamic Ride Control Fahrwerk, kurz DRC. Es ist als geschlossenes Hydrauliksystem konzipiert und versorgt alle Stoßdämpfer gleichermaßen mit einem Öldruck von ca. 15 bar. Hat ein Dämpfer ein Leck, verschleißen auch die anderen schneller. Einzelteile für das DRC-Fahrwerk gibt es ausschließlich beim Vertragshändler der bereits für einen Stoßdämpfer mehrere hundert Euro aufruft. Die Empfehlung ist daher klar: Raus mit dem Serienfahrwerk und auf ein qualitativ hochwertiges Komplettsystem eines Drittanbieters setzen.
RS4 gilt als frontlastig
Mit Blick auf die Fahrdynamik des Audi RS4 sollte auch erwähnt werden, dass man den vergleichsweisen schweren V8-Block aus Platzgründen noch vor die Vorderachse gesetzt hat. So prägt vor allem der RS 4 B7 bis heute das Bild des frontlastigen Sport-Audis. Dass man den stärksten A4 B7 dennoch zackig durch enge Kurven bewegen konnte und weiterhin kann, das beweisen die zahlreichen Test- und Vergleichsberichte. Gerade auf nassen und verschneiten Pisten zeigte der Audi, allen voran der heckgetriebenen deutschen Premiumkonkurrenz, die lange Nase.
Ab 2025 ein Youngtimer
Derzeit werden für gut erhaltene Modelle mit weniger als 100.000 Kilometern auf dem Tacho zwischen 30.000 und 35.000 Euro aufgerufen. Ob der RS 4 B7 den endgültigen Sprung von der Liebhaberei in den Markt der Klassiker schafft ist dagegen noch nicht gänzlich gesichert. Eine gewisse Preisstabilität für gut erhaltene Fahrzeuge kann man aber mittlerweile beobachten. Übrigens: 2025, dann wenn wir in Deutschland alle nur noch Elektroautos fahren, erhält der erste RS4 B7 aus 2005 seinen offiziellen Status als Youngtimer. (Autor: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)
Technische Daten*
- Modell: Audi RS4 B7 Avant 2005-2008 (Cabrio bis 2009)
- Motor: Achtzylinder-V, 4.163 ccm
- Leistung: 420 PS (309 kW) bei 7.800 U/min
- Drehmoment: 430 Nm bei 5.500 U/min
- Antrieb: Permanenter Allradantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe
- Verbrauch (kombiniert): 13,6 l Super Plus/100 Km
- Emissionsklasse: Euro 4
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 4,9 s
- Beschleunigung (0 – 200 km/h): 16,9 s
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
- Abmessungen (L/B/H): 4,57 m/1,82 m/1,41 m
- Leergewicht: 1.710 Kg
*Herstellerangaben