Der neue Audi S3 Sportback auf einen Blick
- 2.0 TFSI mit jetzt 333 PS und 420 Nm
- 0-100 km/h in 4,7 Sekunden, Vmax 250 km/h
- Torque Splitter zur Förderung der Fahrdynamik
- Optionale Akrapovic-Anlage für mehr Emotionen
- Kaum Änderungen im Innenraum
- Grundpreis (Deutschland) ab 55.600 Euro
Dezent in der Optik – der Audi S3 zeigt wenig von seiner Potenz nach außen
Über Äußerlichkeiten zu schreiben, liegt mir eigentlich nicht besonders, da dies immer eine subjektive Angelegenheit ist. Doch der neue Audi S3 Sportback zeigt nach außen tatsächlich nur wenig von seiner Leistung. Selbst das S3-Logo im neugestalteten Frontgrill wurde beim Facelift entfernt. Wer im Konfigurator einen genauen Vergleich wagt, wird feststellen, dass ein 116 PS starker Basis-A3 mit S-Line-Paket dem nunmehr 333 PS starken S3 äußerlich ziemlich ähnlich sehen kann.
Diese Zurückhaltung könnte jedoch auch von Vorteil sein – besonders in Deutschland, wo Neid manchmal kuriose Formen annimmt. Die vier echten Auspuffendrohre am Heck des S3 Sportback sind daher das markanteste Erkennungsmerkmal des Kompaktsportlers. Diese lassen sich für satte 4.180 Euro auch gegen eine Performance-Abgasanlage von Akrapovic mit Endschalldämpfern aus Titan austauschen. Nun fehlt mir zwar der Vergleich zur Standard-Anlage, aber wie der neue S3 damit tönt, das gefällt.
Wiedergefundene Emotionalität – der Audi S3 bietet viel Fahrspaß
Besonders in den dynamischen Fahrprogrammen klingt der 2,0-Liter-TFSI-Vierzylinder beim Herausbeschleunigen (0-100 km/h in 4,7 s) fast schon fünfzylindrig und auch der Monoturbo ist stellenweise gut hörbar. Da haben sie in Ingolstadt wahrlich an der Emotionsschraube gedreht, wobei der fehlende Motorsound beim Vor-Facelift ja nur einer von zahlreichen Kritikpunkten war. Vor allem das träge Siebengang-DSG nervte, Motor und Getriebe schienen selten das zu machen, was der Fahrer wollte.
Und siehe da, das Facelift Anfang 2024 brachte nicht nur 23 PS und 20 Nm mit sich, sondern auch eine spürbar spontanere Gasannahme. Laut Audi wird der Turbo dafür nun „vorgespannt“ und im mittleren Teillastbereich auf Drehzahl gehalten. Aber auch das DSG ist wacher abgestimmt, wurde mit mehr Anfahrmoment beseelt und reicht deutlich motivierter die Fahrstufen herein. Zudem ist es endlich möglich, im neuen „dynamic plus“-Fahrmodus auf Wunsch die Gänge bis in den Begrenzer hinein zu halten.
Dank Torque Splitter schrumpft der Abstand zum RS 3
Während der 333 PS und 420 Nm starke Antrieb für beständigen Vortrieb sorgt (Testverbrauch 10-11 l/100 km), steigert der vom RS 3 übernommene Torque Splitter an der Hinterachse den Fahrspaß in Kurven erheblich. Hier darf man von einem großen Wurf sprechen, der den S3 fahrdynamisch nah an den großen Bruder heranrückt. Anders als bisher wird die Motorleistung nun nicht nur zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt, sondern auch zwischen den beiden Hinterrädern.
Das Resultat: Die Neigung zum Untersteuern wurde auf ein Minimum reduziert, und das Heck arbeitet nun noch aktiver mit, um den Kompaktsportler sicher und vor allem schnell aus Kurven zu katapultieren. Für ausreichend Traktion sorgt neben dem Allradantrieb auch die aufgezogene Falken-Bereifung im 19-Zoll-Format. Das optionale Adaptivfahrwerk ist weiterhin bestens abgestimmt und ermöglicht eine breite Spreizung zwischen Komfort und Sport. Die serienmäßige Progressivlenkung ist zwar insgesamt präzise, allerdings selbst in den dynamischen Fahrprogrammen etwas zu leichtgängig.
Preislich eine Herausforderung
Bis hierhin klingt alles recht vielversprechend. Doch obwohl der S3 Sportback (Kofferraum wie bisher 325-1.145 l) durch das Facelift deutlich an Fahrdynamik und Emotion gewonnen hat, stellt er preislich eine echte Herausforderung dar. Mit einem Grundpreis von 55.600 Euro ist er alles andere als ein Schnäppchen, und der Testwagenpreis summierte sich sogar auf stolze 76.750 Euro – Luft nach oben weiterhin vorhanden. Jetzt ist es nicht so, dass die hauseigene Konkurrenz in Form des VW Golf R nennenswert günstiger wäre, aber ab 66.000 Euro kommt dem S3 halt schon der RS 3 ins Gehege.
Da gilt es, gut abzuwägen, was man wirklich will und braucht. Gleichzeitig muss sich Audi die Frage gefallen lassen, wie sie im Jahr 2024 noch immer einen stolzen Aufpreis von 3.400 Euro für ein Navigationspaket rechtfertigen können. Ja, die Infotainment-Einheit ist deutlich besser als der Touch-Verhau, den sie einem beim Mutterkonzern vorsetzen. Aber das MMI kommt mittlerweile spürbar in die Jahre, hat ebenfalls seine lahmenden Momente und wird zumindest bei mir meist mittels CarPlay (dafür reicht das Smartphone-Interface für 400 Euro) überstimmt. Und wo wir gerade beim Multimedia-Thema sind: Dem optionalen Sonos-Soundsystem fehlt es im Vergleich zu früheren Anlagen von Bose deutlich an Klangqualität.
Fazit
Fahrdynamisch und emotional hat der Audi S3 Sportback der Generation 8Y mit dem Facelift Anfang 2024 deutlich an Reife gewonnen. Er ist nicht nur in allen Lebenslagen schnell, sondern bereitet jetzt auch richtig Fahrspaß. Das hat allerdings seinen Preis – und dieser ist die größte Schwäche des Ingolstädters. Je nach Ausstattungswunsch kann sogar der Blick zum RS 3 Sportback lohnen. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)