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Test Bentley Bentayga S: Nur ein überteuerter Q7?

Groß, rot, schwer und ziemlich teuer: Der Bentley Bentayga S ist nichts für empfindliche Klimaschützer, und obwohl er keinen W12 mehr trägt, bleibt er ein trinkfreudiger Geselle. Die Gemeinsamkeiten mit seinen deutlich günstigeren VW-Konzerngeschwistern stehen diesem Luxus-SUV ebenfalls im Weg.

Der Bentley Bentayga S auf einen Blick*

  • Highclass-SUV von Bentley
  • Seit 2016 im Handel; Facelift 2020
  • V8-Biturbo mit 550 PS und 770 Nm
  • 0-100 km/h in 4,4 s, Vmax 290 km/h
  • Luxuriöser Innenraum
  • Komfortables Fahrverhalten
  • Grundpreis ab 246.300 Euro

*(Kraftstoffverbrauch kombiniert: 12,8 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 296 g/km; CO2-Glasse: G)²

Bentley Bentayga - Frontansicht

Jede Gleichteilepolitik hat seine Grenzen

Ein Fahrzeug wie den Bentley Bentayga zu beschreiben, ist keine leichte Aufgabe. Als ob sich jemand, der mindestens 246.300 Euro für ein neues Luxus-SUV ausgibt, wirklich für die Meinung eines Dritten interessiert (gebraucht startet der Bentley Bentayga ab ca. 88.000 Euro). Ich versuche mich dennoch erneut darin, ein solches Automobil zu bewerten – wie ich es zum Beispiel auch schon beim Rolls-Royce Cullinan getan habe. Sozusagen dem einzigen natürlichen Konkurrenten des Bentayga. Oder doch nicht? Schließlich kostet die fahrende Trutzburg der BMW Group nochmals gut 100.000 Euro mehr – und das schon im Grundpreis.

Bentley Bentayga - Virtual Cockpit

Es fällt mir ehrlicherweise schwer, im Bentley SUV nicht einen überteuerten Audi Q7 zu sehen, auf dem er grundlegend basiert. Rein äußerlich haben die Designer die MLBevo-Plattformzugehörigkeit zwar gut kaschiert, innen jedoch springen mir reichlich VW-Konzernteile ins Auge. Das fängt mit dem Lenkrad an, geht beim digitalen Kombiinstrument sowie dem Infotainment-System (das endlich kabelloses Apple CarPlay und Android Auto bietet) weiter und hört beim Audi-Türsummer auf. Sorry, liebe Bentley Girls and Boys, aber das ist dann halt kein Luxus, wenn ich in dieser Klasse auf Gleichteile zurückgreife, die auch in einem 200.000 Euro günstigeren Audi A4 zu haben sind. Das Problem haben zwar alle aktuellen Bentley-Modelle, doch weder im Continental noch im Flying Spur fällt diese Tatsache derart auf.

Bentley Bentayga - Cockpit

Verarbeitungsqualität des Bentley Bentayga ist über (fast) jeden Zweifel erhaben

In Sachen Verarbeitungsqualität erlaubt man sich in Crewe, bis auf einen quietschenden Druckschalter der beifahrerseitigen Sitzbelüftung, derweil keine Fehler. Im 339.096,20 Euro teuren Testwagen findet sich in beinahe jeder Ritze schwarzes Naturleder, optisch aufgelockert durch ein paar Flecken Alcantara, rote Kontrastnähte und dunkel getönte, diamantgebürstete Aluminiumblenden. Sieht farblich vielleicht etwas nüchtern aus, fühlt sich aber ziemlich hochwertig an und kostet gleichermaßen eine Stange Geld. Grenzen bei der Gestaltung setzt hier nur die eigene Fantasie – selbst Steindekor ist über den hauseigenen Veredler Mulliner erhältlich. Aber ein handgemachter Innenraum allein erklärt noch nicht das exorbitante Preisschild.

Bentley Bentayga - Seitenansicht

In Kurven fährt der Bentley Bentayga außerhalb seiner Komfortzone

Wer nun vorne einen W12-Motor vermutet, liegt falsch. Im Bug des Bentley Bentayga S arbeitet ein 4,0-Liter-Biturbo-V8 von Porsche. Dieser bringt es auf 550 PS und 770 Nm Drehmoment, beschleunigt den Boliden in 4,4 Sekunden von null auf Tempo 100 und schafft es, die knapp 2,5 Tonnen auf maximal 290 km/h zu wuchten (Testverbrauch ca. 16 l/100 km). Obwohl sich diese Zahlen standesgemäß lesen, geht der Motor im Bentley Bentayga S zunächst etwas träge ans Werk. Insbesondere in den Fahrmodi „Comfort“ und „Bentley“ gönnt sich das SUV eine ausgedehnte Gedenksekunde, bis die Achtgang-Wandlerautomatik und der V8 in passender Weise zueinander gefunden haben. In der Sportstellung wird der Brite indes spürbar wacher, aber auch verkrampfter. Ganz so, als ob er jetzt unter voller Anspannung jedem zeigen will, dass er fahrdynamisch doch noch mehr zu bieten hat.

Bentley Bentayga - Virtual Cockpit

Während man bei einem Rolls-Royce Cullinan davon ausgeht, dass dieser nicht der ideale Partner für Passstraßen ist, hätte ich mir von einem Bentayga S durchaus mehr Kurvenkompetenz erhofft. Am etwas behäbigen Auftreten ändern weder die aktive Wankstabilisierung noch die Hinterachslenkung etwas. Hingegen ist der Abrollkomfort trotz der aufgezogenen 22-Zoll-Bereifung der Fahrzeugklasse angemessen. Einzig Querfugen schlagen deutlich spürbar zu den Insassen durch. An dieser Stelle sollte ich sicherheitshalber festhalten, dass der Bentley Bentayga S Lichtjahre davon entfernt ist, ein schlechtes Auto zu sein – auch wenn das Geschriebene vielleicht anders interpretiert werden könnte. Allerdings sollte man für das außerordentliche Preisschild auch außerordentliche Fahrqualitäten erwarten können.

Bentley Bentayga - Heckansicht

Fazit

Egal, wie ich es drehe und wende: Der Bentley Bentayga S mag in „Candy Red Satin by Mulliner“ sehr imposant aussehen, aber er hebt sich zu wenig von seinen günstigeren VW-Konzerngeschwistern ab und fährt für den hohen Preis nicht exklusiv genug. Während der nicht mehr erhältliche Bentayga Speed noch mit seinem W12-Motor überzeugen konnte, arbeitet im Bentayga S lediglich ein 4,0-Liter-Biturbo-V8, den man in schwächerer Form, aber für weniger als die Hälfte des Grundpreises auch im Audi Q7 findet. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

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