Weniger ist mehr, sagt der Volksmund. Ebendieser sagt aber auch: Hubraum ist durch nichts zu ersetzen. Außer vielleicht durch einen Turbolader. Letzterer ist mittlerweile ein alter Hut und so wird neuerdings mild geboostert. Nein, nicht gegen Viren, sondern in Form von 48-Volt-Hybridtechnik für mehr Fahrspaß. Der selbstbewusste 5er-Fahrer greift also heute zum Vierzylinder, muss sich dabei aber kaum vor der sechszylindrigen Creme-de-la-Chrome genieren. Ob ein Mitfahrer je merken wird, dass in der Businesslimousine nur zwei Liter am Werk sind, kann ohnehin bezweifelt werden.
Auch an der Leistungsabgabe des immerhin 184 PS starken Turbobenziners (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,9-6,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 156-140 g/km²), der durch einen 11 kW/8 PS starken 48-Volt-Startergenerator unterstützt wird, gibt es wenig zu mäkeln. Im Alltag beschleunigt er die rund 1,9 Tonnen des 5er G30 ausreichend souverän und ist auch auf schnellen Autobahnetappen kein schlechter Begleiter. Nur beim tiefen Tritt aufs Gaspedal brummt sich das Vierzylindrige leicht in den Vordergrund, um anschließend wieder von Fahrbahn- und Windgeräuschen übertönt zu werden. Selbst an der Zapfsäule übt sich der BMW 520i in Zurückhaltung. Mit einem flott erfahrenen Testverbrauch (lt. Bordcomnputer) von 7,8 Liter auf 100 Kilometer ist er auf Augenhöhe früherer Dieseltriebwerke, extreme Spritsparer kitzeln auf der Langstrecke gar eine lockere sechs vorm Komma heraus.
Reicht also eine mindestens 51.500 Euro teure 520i Limousine (520i Luxury Line ab 55.750 Euro), um in jener Fahrzeugklasse glücklich zu werden? Mit Blick auf die immer schneller steigenden Kraftstoffpreise und dem weiterhin anwachsenden Verkehrsaufkommen auf unseren Straßen, auf jeden Fall. Ist die deutsche Autostrada dann doch einmal befreit von Brummis und Tempolimits, schafft der Münchner in der Spitze bis zu 235 km/h. Wer es gemächlicher angehen lässt, wird indes eine andere Qualität des 5ers kennenlernen. Denn dieser taugt dank großzügigen Innenabmessungen und der hohen Verarbeitungsqualität zum Entschleunigungen und Entspannen. Vorausgesetzt natürlich, es werden ein paar Kreuzchen in der doch sehr umfangreichen Preisliste gesetzt.
Ob es nun Individual-Leder oder Keramikapplikationen für die Bedienelemente braucht – darüber kann vortrefflich debattiert werden. Unumstritten ihr Geld wert sind die 2.300 Euro teuren Komfortsitze, die sich zusätzlich belüften lassen (850 Euro) und für weitere 1.100 Euro über eine Massagefunktion verfügen. Wer den 5er derweil zur kleinen Luxuslimousine aufrüsten will, der greift beispielsweise zur Soft-Close-Funktion (650 Euro), den Sonnenschutzrollos (600 Euro) sowie dem Fond-Entertainment-Paket für 2.800 Euro.
Weitere 1.200 Euro sind fällig, wünscht man sich das Adaptivfahrwerk hinzu. Die große Spreizung zwischen Sport und Komfort gefällt, nur Querfugen werden von den Dämpfern nicht immer in aller Sanftheit kaschiert. Dafür wartet der 5er mit großem Fahrspaß während kurvenreicher Passagen auf. Dank Hinterradantrieb und einer sehr direkten, aber etwas zu leichtgängigen Lenkung zeigt der BMW seinen Mitbewerbern, wo der Dynamikhammer hängt. Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben soll die 8-Gang-Automatik des Bayern. Das ZF-Getriebe harmoniert bestens mit dem 184 PS starken Vierzylinder, agiert blitzschnell und in den überwiegenden Fällen so, wie man sich das hinter dem Lenkrad gerade wünscht.
Ebenfalls wünschenswert wäre es, wenn sich auch bei anderen Herstellern die Infotainment-Systeme so spielend bedienen lassen würden wie bei BMW. Eine Frage des Geschmacks bleibt einzig das sehr futuristisch anmutende Digitalcockpit. Auf der Höhe der Zeit befinden sich indes die Assistenzsysteme des 5ers. Sie lassen sich mittels des 2.800 Euro teuren "Driving Assistant Professional" Pakets weit in Richtung teilautomatisiertes Fahren hochrüsten. Vor allem der sehr sauber arbeitende Spurführungsassistent gefällt, Umgebungsdaten werden in Echtzeit im Instrumentenkombi angezeigt, die Handhabung ist selbsterklärend.
Den größten Kritikpunkt liefert die BMW 5er Limousine derweil weit vor der ersten Fahrt. Denn das Preisgefüge ist alles andere als leicht verdaulich und selbst der hier gezeigte Basisbenziner lässt sich ohne weiteres auf über 100.000 Euro konfigurieren.
Ist der BMW 520i genug 5er? Auf jeden Fall! Der 184 PS starke Vierzylinder geht munter ans Werk, hält sich akustisch im Hintergrund und macht nicht den Eindruck überfordert zu sein. Mild geboostert schafft er überdies dieselähnliche Verbräuche. Fahrverhalten, Verarbeitung sowie das Ausstattungs- und Assistenzangebot sind ebenfalls Premium – so auch der Preis. Letzterer ist wohl der einzig wirkliche Kritikpunkt, den sich selbst der Basis-5er anheften lassen muss. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)