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Fahrbericht BMW 630d xDrive GT: Der Understatement-7er

Der BMW 6er GT bietet viel luxuriöses Auto zu einem weiterhin nicht gänzlich abgedrehten Preis. Nur die Kunden, sie blieben bis zuletzt fern. Nun scheinen die Tage des Crossover-Experiments gezählt. Und das, obwohl der große Reisewagen sich kaum Schwächen leistet.


Der BMW 630d xDrive Gran Turismo auf einen Blick


Pro

Stärken

  • - Souveräner R6-Diesel
  • - Sparsam im Verbrauch
  • - Komfortables Fahrverhalten
  • - Sehr gute Verarbeitung
  • - Viel Platz für Mensch & Gepäck
  • - Einfache Bedienung
Contra

Schwächen

  • - Teuer in der Anschaffung
  • - Teils behäbige Fahreigenschaften

BMW-630d-Gran-Turismo-Front

Viel Auto, guter Preis?

Viel Luxus zu einem beileibe nicht günstigen, aber immerhin nicht völlig abgedrehten Kurs? Den gibt es bei BMW noch mit dem ab 72.400 Euro (inklusive Preiserhöhung Anfang März 2023 um knapp acht Prozent) erhältlichen 6er Gran Turismo. Jener Baureihe aus München, die zwischen Touring und Crossover wandelt und den 3,07 Meter langen Radstand vom alten 7er erbte. Das bedeutet in erster Konsequenz: Platz gibt es vorne wie hinten, aber auch im 610 Liter großen Kofferraum mehr als genug im Wagen für die große Reise. Eine ebensolche dürfte dem 6er modellpolitisch dagegen nicht mehr bevorstehen. Denn die Absatzzahlen sind gelinde gesagt überschaubar. Lediglich 2.240 deutsche Interessenten ließen sich im Jahr 2022 vom großen Münchner überzeugen – nur 528 mehr als vom deutlich teureren BMW 7er.

Dabei ist das Konzept des 5,09 Meter langen 6er Gran Turismo eins, an dem es lohnen würde, gerade in Zeiten der aufkeimenden Elektromobilität, festzuhalten. Der Einstieg bequem, die Raumausnutzung exzellent, gleichwohl ein Cw-Wert auf dem Niveau stromliniengetrimmter E-Autos von gerade einmal 0,25. Das sollen die begehrten Hochbeiner erst einmal nachmachen. BMW X5 und X7 beispielsweise stellen sich mit 0,32 beziehungsweise 0,34 in den Fahrtwind. Keine Ruhmesblätter, wie die Kundin spätestens beim Tanken feststellen wird.

BMW-630d-Gran-Turismo-Cockpit

Kraftvoller und zugleich sparsamer Reihensechszylinder-Diesel

Unser Testwagen als BMW 630d xDrive Gran Turismo (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,7-6,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 177-157 g/km)², ausgerüstet mit einem 286 PS starken 3,0-Liter-Reihensechszylinder-Diesel, begnügte sich im Testdurchschnitt dagegen mit gerade einmal 6,8 Litern auf 100 Kilometer. Für ein über zwei Tonnen schweres Auto ein guter Wert, der auch durch den gezielten Einsatz von 48-Volt-Technik zustande kommt. Der Startergenerator samt zusätzlicher Batterie dient dabei nicht nur zum Spritsparen, er kann überdies bis zu 8 kW/11 PS an Antriebsleistung beisteuern. Richtig sparsam wird der 6er derweil im Eco Pro Modus. Denn nur in diesem wird der Verbrenner allzu häufig abgeschaltet und der Gran Turismo lernt das exzessive Segeln.

Dass dies im Comfort Mode eher selten passiert, mag an der Namensgebung des Fahrprogramms liegen. Denn auch wenn BMW langjährige Erfahrung im Einsatz von Stopp-Start-Automatiken vorweisen kann, recht sanft wird der Diesel oftmals nicht aus seiner Wartestellung heraus gestartet. Da gefällt uns das verschliffene Zusammenspiel zwischen Selbstzünder und Achtgang-ZF-Wandler schon deutlich besser. Fahrstufenwechsel? Spürst du maximal über die Drehzahlanzeige und minimal an der Tonlage des Motors. Apropos Geräuschpegel: Serienmäßiges Dämmglas macht den Gran Turismo zu einer flüsterleisen Kathedrale auf Rädern. Bei höheren Autobahngeschwindigkeiten säuselt leise der Wind, im Hintergrund grummelt mit dezenter Note der Reihensechser.

BMW-630d-Gran-Turismo-Interior

Kurven sind nicht die Stärken des 6er Gran Turismo

Auf den Geschmack gekommen? Nun, spätestens bei der Auswahl des richtigen Fahrwerks für den 6er GT merkst du, dass die Baureihe langsam, aber sicher ihrem Ende entgegenfährt. Zwar gibt es serienmäßig die luftgefederte Niveauregulierung an der Hinterachse (genauso wie beim 5er Touring), ein 2-Achs-Luftfahrwerk wird allerdings nicht mehr feilgeboten. Doch auch die im Testwagen verbauten adaptiven Dämpfer taugen für die komfortable Reise und so braucht es einiges an groben Flickwerk, um den Gran Turismo aus der Ruhe zu bringen. Auf der anderen Seite reicht eine engere Kurve und die fahrdynamischen Ansprüche an einen BMW fallen in sich zusammen, wie ein Kartenhaus.

Selten haben wir ein Auto aus bajuwarischer Produktion erlebt, das derart Unwillens ist eine Kehre zu nehmen. Früh schiebt das hohe Gewicht, der Fahrzeugschein notiert 2.065 Kilogramm, des 6ers über die Vorderachse, Wankbewegungen sind deutlich spürbar und in Verbindung mit den aufgezogenen Winterreifen entsteht ein mitunter balloniges Fahrgefühl. Nichts also, was man von einem BMW erwarten würde. Auch dies trägt wohl dazu bei, dass sich nur wenige Kunden für den Zwitter aus 5er, 5er Touring und 7er entschieden haben, wenn jedes SUV der Münchner besser ums Eck geht als der Gran Turismo.

BMW-630d-Gran-Turismo-Rearseats

Hoher Langstreckenkomfort, einfache Bedienung

Wer dies allerdings weiß, es von vornherein akzeptiert, erhält ein feudales Langstreckenauto, das beinahe als Geheimtipp durchgeht. So ist außerdem anzunehmen, dass der ein oder andere BMW-Händler durchaus willens ist ein paar Euro mehr Nachlass zu gewähren, wenn der etwas länger stehende 6er GT nur endlich seinen Hof verlässt. Das wäre dann so ähnlich wie einst beim eher schleppend laufenden Volkswagen Phaeton. Nur eben ins Moderne übersetzt und ohne Kofferraumscharniere, gefräst aus einem Block Aluminium. Der Verzicht auf ebendiese ist nicht ganz so wild, denn ansonsten überzeugt auch der 6er Gran Turismo durch eine feine Innenraumqualität, sehr gute Sitze, viele Extras und eine weiterhin selbsterklärende Bedienung.

Die höheren Weihen eines Operating System 8 werden dem Understatement-7er wohl nicht mehr zu Teil und so regiert weiterhin die Wahlfreiheit bei der Steuerung. Sprechen, gestikulieren, touchen oder am Dreh-/Drücksteller spielen – alles ist möglich, vieles ergänzt sich. Auch ist der 6er noch nicht vollständig von Assistenzsystemen eingenommen. Wer den Spurverlassenswarner deaktiviert, muss diesen nach dem Neustart des Fahrzeugs nicht wieder ausschalten. Es wird insgesamt weniger gewarnt, weniger bevormundet. Auch hieran merkt man dem GT sein Alter mittlerweile an.

BMW-630d-Gran-Turismo-Side-Rear

Fazit

Länge läuft bekanntlich. Beim BMW 6er Gran Turismo kommt ein extralanger Radstand hinzu, der aus dem größten 5er einen verkappten 7er macht. Mehr Understatement gibt es bei den Münchnern aktuell nicht zu kaufen, was offensichtlich auch sein größtes Problem ist. Denn obwohl die komfortorientierten Fahrleistungen überzeugen, die Qualität stimmt und die Bedienung leicht von der Hand geht – so richtig warm werden die BMW-Fans auch zum Ende seiner Produktionszeit nicht mit dem großen Reisewagen. Und so bleibt er, wie schon sein Vorgänger als 5er Gran Turismo, vor allem eins: Ein Geheimtipp. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: BMW 630d xDrive Gran Turismo
  • Motor: Sechszylinder-Diesel, 2.993 ccm
  • Leistung: 286 PS (210 kW) bei 4.000 U/min
  • Drehmoment: 650 Nm bei 1.500-2.500 U/min
  • Antrieb: Allrad, 8-Gang-Steptronic
  • Verbrauch kombiniert: 6,7-6,0 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 177-157 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 5,9 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 5,09 m/1,90 m/1,54 m
  • Gewicht: ca. 2.065 kg
  • Grundpreis BMW 6er GT: ab 72.400 Euro

*Herstellerangaben

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