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Erster Test: BMW 3er Cabrio – Die Frisur hält

Phoenix, Arizona - vier Grad Celsius, Tendenz fallend. Bei diesem Wetter denkt keiner ans Cabrio fahren. Doch genau hier bat BMW zur Testfahrt mit dem neuen 3er Cabrio. Zwar hofften die Bayern auf besseres Wetter im Wüstenstaat.

Doch dank Stahlklappdach ist der offene Münchner ein echtes Allwetter-Auto und empfiehlt sich bei Sonne, Sturm und Regen. Die Modernisierer haben sich gegen die Traditionalisten im Entwicklungsstab durchgesetzt und verpassten dem Cabrio-Klassiker schlecht hin ein Blechdach. Viele dieser fest behüteten Frischluftflitzer drangen in den letzten Jahren auf den deutschen Markt. Und alle verbindet eins: Ein mehr oder weniger unansehnliches Heck, denn irgendwo will die Stahlmütze ja untergebracht werden.

Schick trotz Stahl

Zumindest dem Design-Debakel haben die Kreativen um Chef-Créateur Chris Bangle ein Ende gesetzt. Der Dreier hat keinen plumben Entenhintern sondern ein schickes, markantes Heck. Das Stahldach überzeugt durch perfekte Geräuschdämmung und hält auch schlechtestes Wetter draußen. Und trotzdem bleibt die Frage, ob ein echtes Cabrio nicht ein Stoffdach braucht?

Auch die bedenken, dass durch ein Stahldach erhöhte Verwechslungsgefahr mit dem Coupé besteht, sind berechtigt. Die Seitenansicht der beiden ist ähnlich, wenngleich sie beim Cabrio durch die vielen Spalten und Kanten der Dachkonstruktion zerklüftet ist. Zum ersten Mal in seiner über 20 jährigen Geschichte trägt das Cabrio, wie auch das Coupé, den BMW-typischen Hofmeisterknick an der C-Säule.

Klassische Formen

Nach nur 23 Sekunden Taste drücken, optional auch auf der Fernbedienung, hat sich das Cabrio seines dreiteiligen Oberkleides entledigt und präsentiert sich in klassischer Form. Die lange Haube mit kurzem Überhang, eine flache Schulterlinie und das markantes Heck lassen Cabrio-Herzen höher schlagen.

Im Innenraum erwartet den Fahrer das aus dem Coupé bekannte Cockpit. Neu sind die acht, aus dem X5 bekannten, frei Belegbaren Tasten für häufig benötigte iDrive-Funktionen. Eine sanfte Berührung reicht, und auf dem großen Display erscheint die jeweils hinterlegte Funktion.

Für's Gepäck

Ein Novum ist die umklappbare Rückbank. Allerdings gibt diese nicht den Weg in den Kofferraum frei: So soll lediglich das feine Leder geschützt werden, transportiert man größere Gegenstände auf der Fondbank. Immerhin gibt es zum Durchladen einen Skisack.

Als Erweiterung des 210 (offen) bis 350 (geschlossen) Liter fassenden Gepäckabteiles eignet sich die Hinterbank bestens, für Passagiere wie bei Cabrios üblich dagegen nur eingeschränkt. Immerhin einen Zentimeter mehr Kniefreiheit „genießen“ die Mitfahrer gegenüber dem Vorgänger.

Starke Triebwerke

Zur Markteinführung bietet BMW fünf Motoren an: vier Benziner (320i, 325i, 330i und 335i) und einen Diesel (330d). Der günstigste ist ab 39.900 Euro zu haben, ihr Ende findet die Preisliste bei 50.750 Euro. Im Schnitt legt der Dreier Cabrio Käufer noch 10.000 Euro für Extras wie Automatik (2.160 Euro), Ledersitze (ab 2.240 Euro), Klimaautomatik (770 Euro) und Parksensoren (720 Euro) drauf.

Für meinen Trip durch die Wüste Arizonas stand ein 306 PS starker 335i bereit, der schon im Coupé eine sehr gute Figur machte. Der spontane Antritt und die direkte Gasannahme überzeugen. Mühelos katapultieren seine 400 Newtonmeter den 1,8 Tonnen schweren Dreier nach vorne. Schon bei 1.300 Touren liegt die maximale Kraft an und lässt erst bei 5.000 Umdrehungen nach. Da wird manch ein Diesel neidisch…

Möglich machen es Benzindirekteinspritzung und zwei kleine Turbolader, die durch wenig Trägheit früher Einsetzen und dem Sechszylinder die nötige Luft zufächeln. In nur 5,8 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h. Viel früher setzt das „Speed Limit 55“-Schild dem Vorwärtsdrang ein jähes Ende. Mehr ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht erlaubt.

Auch ohne Dach ein Sportler

Trifft man abseits des schnurgeraden Highways doch auf etwas kurvigeres Terrain, fällt auf, dass das Cabrio im Vergleich zum Coupé geringfügig an Steifigkeit eingebüßt hat. Einer sportlichen Fahrweise steht dies aber keinesfalls im Weg, das perfekt austarierte Fahrwerk und die 50:50 Gewichtsverteilung sind eine wahre Freude.

Passend zum amerikanischen Fahrstil war der Testwagen natürlich mit der sanft schaltenden Sechsgang-Automatik ausgerüstet. Schmucke, metallene Schaltwippen am Lenkrad erlauben jederzeit den händischen Eingriff, der aber nur selten Not tut. Der Automat erledigt seine Arbeit souverän und ohne Anstrengung.

Neuer Vierzylinder

Seine Premiere im Dreier Cabrio feiert der neu entwickelte Vierzylinder-Benziner, der uns leider noch nicht für Testfahrten zur Verfügung stand. Mit 170 PS und 210 Newtonmeter soll der Basisbenziner ausreichende Fahrleistungen bieten und die Durchzugsschwäche des alten Vierzylinders überwinden.

BMW ist es gelungen, den Verbrauch des Aggregats auf 6,6 Liter je 100 Kilometer zu drücken: 20 Prozent weniger als der Vorgänger bei 20 PS mehr Leistung. Vor allem die Benzin-Direkteinspritzung und eine Start-Stopp-Automatik tragen ihren Teil dazu bei. Legt man im Stand den Leerlauf ein, schaltet sich der Motor ab und braucht somit keinen Sprit mehr. Beim Tritt aufs Kupplungspedal wird er sofort wieder aktiviert. Ab 24. März steht das neue 3er Cabrio beim Händler. Eingefleischte Frischluft-Fans werden das Stoffdach vermissen, wer sich nie zwischen Cabrio und Coupé entscheiden konnte, wird sich freuen. Eins muss man gestehen: Selbst bei eisigem Schneeregen fühlt man sich im neuen Dreier bestens geborgen. Hier spielt der robuste Stahl seinen Trumpf aus, sowohl Wärme- als auch Geräuschdämmung sind optimal.

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