Noch einmal darf der BMW M2 die Muskeln spielen lassen und zeigen, dass in ihm ein wahrer Straßensportler steckt. Als M2 CS leistet das Coupé statt 411 (M2 Competition) jetzt 450 PS bei gleichbleibenden 550 Newtonmeter Drehmoment und beschleunigt von null auf 100 km/h in vier Sekunden (DKG). Das Spitzentempo ist bei 280 Sachen erreicht. Soweit das Datenblatt des Garchingers (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,4-10,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 238-227 g/km²). In Wahrheit geht es aber nicht um nacktes Zahlenwerk, sondern in der Tat um pure Freude am Fahren. Das verspricht der M2 CS, dafür wurde er schließlich gebaut.
Limitiert auf 2.200 Stück
Wie viele BMW M2 CS am Ende vom Band rollen, hängt derweil von der Entscheidungsfreudigkeit der Käufer ab. Offiziell limitiert ist der kleinste M BMW auf 2.200 Stück. Bis in den Herbst hinein soll die Produktion laufen, anschließend verschwindet der BMW M2 vorläufig komplett von der Bildfläche. Die nächste Stufe der Abgasnorm Euro 6 wird für alle Neuzulassungen ab 01.01.2021 verpflichtend und ist technisch so aufwändig, dass sich eine Umrüstung des Garchinger Boliden kaum mehr gelohnt hätte.
Der Reihensechser erinnert an die gute alte Zeit
Ottopartikelfilter trägt der BMW M2 CS schon jetzt mit sich herum, dem klanglichen Auftritt des 3,0-Liter-Reihensechszylinder schaden sie allerdings kaum. Einzig auf das beliebte Schubblubbern wurde verzichtet. Ansonsten klingt der Kleine ganz groß. Rassig und rau, nach oben ausgedreht immer besser. S55B30, so die interne Motorenbezeichnung bei BMW, ist ein Sportmotor reinsten Wassers, schafft heftige 7.600 Touren und fühlt sich beim Erstkontakt wenig nach Biturbo, mehr nach Saugmotor an. Es kommt einem der BMW M3 E46 in den Sinn, dem der M2 CS in Abmessungen und Gewicht weitestgehend entspricht. Auch beim Verbrauch kann der Reihensechser überzeugen. 10,5 Liter auf 100 Kilometer laut Bordcomputer sind ein guter Wert für zügige Überlandfahrten - mehr geht natürlich immer.
Viel Leichtbau, gleichbleibendes Gewicht
CS steht bei BMW für Competition Sport und obwohl der M2 CS ziemlich viele Teile aus Verbundwerkstoff trägt, hat sich an der Fahrzeugmasse gegenüber des normalen M2 Competition kaum etwas getan. 1.650 Kilo stehen im Schein, 1.650 Kilo sind eigentlich zu viel. Eigentlich deshalb, weil die Pfunde in aller Regel durch die schiere Motorleistung wettgemacht werden. Am Testwagen war zudem die teure M Carbon-Keramikbremsanlage verbaut, die für vehemente Verzögerungswerte sorgt. Zumindest dann, wenn sie auf Temperatur ist. Ansonsten und insbesondere bei Regen, die Michelin Cup-Bereifung trägt ihr Übriges dazu bei, gibt es häufiger gewisse Aha-Momente - nicht nur was den Bremsweg angeht. 21,7 Kilogramm soll die Bremsanlage insgesamt weniger wiegen als die serienmäßige M Compound-Bremse. Doch was bringt der Gewichtsverzicht, wenn weiterhin eine vollwertige und wahrlich unnötige Rücksitzbank montiert ist?
Motorsport mit komfortablen Akzenten
Motorhaube, Domstrebe, Frontsplitter, Heckspoiler und Diffusor sind aus Carbon, Dach und Mitteltunnel ebenso. Eine Armlehne gibt es keine, dafür hervorragendes Sportgestühl sowie in Alcantara eingefasste Türtafeln und Zierelemente. Das ebenfalls in Alcantara ausgeführte M Sportlenkrad mit perforierter 12-Uhr-Markierung liegt bestens in der Hand, genauso wie die Aluminium-Schaltpaddels. Sieht alles nach ziemlich viel Motorsport aus, fühlt sich am Ende und per Knopfdruck aber betont komfortabel an. Dazu beitragen tut auch das in drei Stufen regelbare Adaptive M Sportfahrwerk, das von alltagstauglich bis bretthart verstellbar ist. Erstmals im M2 geschieht die Einstellung der Fahrcharakteristik über die aus den größeren M-Modellen bekannten Tasten rund um den Schaltsack bzw. Wahlhebel, am Lenkrad finden sich zwei M-Profil-Tasten und der Startknopf ist in aggressivem Rot gehalten.
Technik-Ballett mit hervorragender Lenkung
Motor, Getriebe, Fahrwerk und Lenkung lassen sich dahingehend individuell konfigurieren, wobei es keine Frage ist, in welchem Modus man den Reihensechszylinder-Biturbo am liebsten bewegt. Ab Sport gehen die Klappen der vierflutigen Abgasanlage auf, bei Sport Plus gewinnt der Antrieb weiter an Schärfe. Auf normalen Straßen bleibt das Fahrwerk am besten in Comfort, höchstens auf Sport, genauso wie die Lenkung. Sie dürfte ohne Überschwang die derzeit beste in einem BMW überhaupt sein. Bereits aus der Mittellage heraus mit sehr viel Feinsinn versehen, gefallen Gewichtung und Rückstellmoment. Nichts wirkt synthetisch, nichts aufgesetzt. Beim BMW 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe scheiden sich hingegen die Geister. Nicht nur, dass das DKG zusätzliche Pfunde in den ohnehin beleibten M2 CS bringt, es nervt im Alltag auch weiterhin durch seine schlechte Dosierbarkeit beim Anfahren und den fehlenden Parkmodus.
Alte Basis, modern interpretiert
Ist die Fuhre in Bewegung, weiß der Automat allerdings zu überzeugen. In drei Stufen ist auch hier die Schaltgeschwindigkeit justierbar – von effizient bis vorauseilend schnell. Unterm Strich greift die Technik des BMW M2 CS in größtmöglicher Einigkeit ineinander und sorgt für viel Freude am Fahren. Längs- und Querdynamik sind so, wie man sich das von vielen modernen BMWs nur wünschen kann und schon schauen wir auf die M2-Basis und merken, dass die Welt 2013, damals kam der 2er BMW F22 auf den Markt, doch noch eine andere, eine möglicherweise bessere gewesen ist. Weit weniger digital, mehr analog und damit gefühlsechter. Allerdings: Die Übertragung der Vergangenheit in die Gegenwart lässt man sich in München teuer bezahlen. Kostet der BMW M2 Competition noch ab 61.000 Euro, so erscheinen die knapp 93.000 Euro für die CS-Variante nicht nur übertrieben, sondern gar unverhältnismäßig.
Viel zu teuer
Versteht uns bitte nicht falsch. Der BMW M2 CS fährt sich wirklich gut. Aber fährt er so gut, dass Fahrzeugpreise jenseits der 100.000 Euro (mit Sonderausstattung) gerechtfertigt sind? Die nüchterne Antwort lautet: nein. Denn mit den richtigen Haken in der Optionsliste bietet der normale M2 nicht weniger Fahrfreude und das, obwohl zum Beispiel auf das Adaptivfahrwerk verzichtet werden muss. Es mag sein, dass der CS auf der Rennstrecke deutlich die Nase vorn hat, doch wie oft wird dieses limitierte Sammlerstück auf der Nordschleife oder dem Red Bull Ring anzutreffen sein?
Fazit
Der BMW M2 CS hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Auf der einen Seite ist er der Kompaktsportler, den sich viele BMW-Fans seit langem gewünscht haben. Ein toller Motor trifft auf ein rennstreckentaugliches Fahrwerk, trifft auf ein blitzschnelles Getriebe und wird garniert durch die besten Lenkung, die BMW derzeit im Programm hat. Auf der anderen Seite stehen die nicht erfolgte Gewichtsreduzierung (trotz vieler Leichtbauteile) und natürlich der Preis. Mindestens 93.000 Euro sind kein Pappenstiel und lassen den normalen M2 als Sonderangebot erscheinen. Wer noch zugreifen will, sollte schnell sein. In den kommenden Wochen wird sowohl der M2 Competition als auch der M2 CS ersatzlos aus dem BMW-Programm gestrichen. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten*
- Modell: BMW M2 CS (F87)
- Motor: Reihensechszylinder-Benziner, 2.979 ccm
- Leistung: 450 PS (331 kW) bei 6.250 U/min
- Drehmoment: 550 Nm bei 2.350 U/min
- Antrieb: Hinterradantrieb, 7-Gang-DKG
- Verbrauch kombiniert: 10,0-9,6 l/100 km²
- CO2-Emissionen kombiniert: 238-219 g/km²
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 4,0 s
- Höchstgeschwindigkeit: 280 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 4,46 m/1,85 m/1,41 m
- Gewicht: ca. 1.650 kg
- Grundpreis: ab 92.605,04 Euro (inkl. 16% MwSt.)
*Herstellerangaben