Der BMW M3: Trendsetter, Ikone und Leistungssportler. Schon über Generationen hinweg begeistert er Motorsportfans rund um den Globus. Seine Letter stehen auch heute noch als Referenz für sportliche Mittelklasseautos, selbst wenn das Hubraum-Wettrüsten mit Mercedes-Benz und Audi mittlerweile ein Ende gefunden hat. Nach dem Ur-M3 E30 aus dem Jahre 1986 wurden die Aggregate nicht nur leistungsstärker, sondern erhielten gleichzeitig mehr Zylinder, mehr Hubraum und erst in der Jetztzeit erstmals wieder weniger Kubik - dafür aber zwei Turbolader.
Wir blicken indes zurück auf den Gipfel der Hubraumsucht beim BMW M3, erreicht ab dem Jahr 2007 mit dem Aggregat BMW S65B40 im E90. Ein 3.999 cm³ großer Achtzylinder-Saugmotor, dessen maximale Leistung von 420 PS (309 kW) erst bei 8.300 U/min einsetzt. Den Begrenzer erreicht das Triebwerk kurz danach bei rund 8.400 U/min. Damit gilt der S65 auch heute noch als der höchstdrehende Serienmotor in der BMW Geschichte. Interessant ist auch, dass der V8 in seinen Grundfesten vom fünf Liter großen S85B50 Zehnzylinder abgeleitet ist, der zwischen den Jahren 2005 und 2010 den BMW M5 E60 beflügelt hat.
Man kann vom M3 E90 halten was man will, ihn als Traditionsbrecher verunglimpfen und dem turbinenartigen S54B32 Sechszylinder des M3 E46 hinterhertrauern – wer allerdings einmal diesen Wagen in Reinkultur bewegt, den wundervollen Sound der acht Zylinder genossen und dabei das 6-Gang-Schaltgetriebe bedient hat - um den ist es nicht selten geschehen! Komplett bis 8.400 U/min ausgedreht, offenbart der V8 mehr als deutlich seine Motorsportgene und wer seinerzeit noch mehr auf die Ohren wollte, der investierte zum Beispiel in eine handgefertigte Anlage von Akrapovic.
Aber auch fahrtechnisch setzte der E90 M3 Akzente, als er seinem direkten Vorgänger auf der Nordschleife mit einer Rundenzeit von 8.05 Minuten rund 17 Sekunden abnahm. Mit dem ebenfalls optionalen M Driver’s Package gelang zudem die elektronische Freischaltung der Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 280 – ein BMW Fahrertraining gab es oben drauf. Bei aller Dynamik darf man allerdings nicht vergessen, dass auch der BMW M3 E90 mindestens ein Leergewicht von 1.655 Kilogramm als Coupé (E92) mit Schaltgetriebe und maximal 1.905 Kilogramm als Cabriolet (E93) mit DKG-Getriebe auf die Waage bringt.
Letzteres neigt auch gerne dazu am Gehäuse Öl zu verlieren - Reparaturen am Doppelkupplungsgetriebe sind zudem meist zeit- und vor allem kostenintensiv. Gleiches gilt übrigens auch wenn es zu Verschleiß an den Pleuellagern kommt. Einen drohenden Pleuellagerschaden kann sich durch deutliche Klopf- und Klackergeräusche bemerkbar machen, die bei höheren Drehzahlen zunehmen. Viele M3-Besitzer haben bereits über die Jahre reagiert und einen vorzeitigen Tausch vorgenommen – in der Regel wird in Verkaufsinseraten auf diese Arbeiten hingewiesen. Um diese Schadensbilder möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen ist es ratsam, solch hochgezüchtete Motoren zurückhaltend warm zu fahren.
Doch selbst wer seinen M3 liebt und allzu gerne schieben würde – ob der S65 die volle Leistung liefert erfährt man erst auf einem Prüfstand. Nicht nur beim Audi RS 4 der Generation B7 sind die Streuwerte des Achtzylinders gewaltig – sondern auch beim M3 E90. Schenkt man einigen Glossen im internationalen Netz glauben, so muss der M3-Fahrer im Alter froh sein, wenn runde 400 Pferde an den Hinterrädern anliegen. Was spricht der Verbrauch? Mit 16 Litern plus X sollten jene rechnen, die dem M3 als Sonntagsauto gerne einmal die Sporen geben. Darunter kann man es wohl versuchen – Spaß sieht aber anders aus.
Und so sind die generellen Unterhaltskosten nicht zu unterschätzen, schlagen alle BMW-Teile mit einem ordentlichen M-Zuschlag zu Buche. Allen Widrigkeiten zum Trotz: Das Mediale Echo, auch bei Langzeittests, war seinerzeit durchaus positiv. Gute Gebrauchte mit unter 100.000 Kilometer starten mittlerweile schon knapp unterhalb von 30.000 Euro. Seriöse Vorbesitzer, ein volles Serviceheft und der Nachweis möglicher Verschließreparaturen sind bereits die halbe Miete zum zukünftigen Garagengold. Farb- und Ausstattungsvarianten gab es über die Jahre reichlich, als besonders interessant betrachten wir aber puristische M3 mit 6-Gang-Schaltgetriebe und ohne das mittlerweile altbackene iDrive-System. (Autor: Thomas Vogelhuber)