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Test BMW M8 Competition Cabriolet xDrive: Wie viel "M" steckt drin?

Der Name "BMW M8" löst bei vielen Fans der Marke große Emotionen aus – besonders, wenn es um das Cabrio geht. Vor 30 Jahren unternahm BMW bereits einen Versuch, einen M8 zu schaffen, doch erst jetzt ist es gelungen. Doch kann der Garchinger wirklich halten, was seine zahlreichen M-Logos versprechen?

Der Wunsch, einen BMW M8 auf die Straße zu bringen, ist in München beziehungsweise Garching nicht neu. Bereits Anfang der 1990er-Jahre tüftelte man bei der M GmbH an einem leistungsstarken Top-Modell der damaligen 8er-Reihe E31, konnte sich jedoch letztlich weder bei den Kosten noch beim Antrieb einigen. Der erste M8 verschwand in der bajuwarischen Mottenkiste, und auch ein Cabrio auf E31-Basis erblickte nie das Licht der Ausstellungsräume.

Knapp 30 Jahre später können wir nun aber endlich über einen BMW M8 berichten – und zwar in Form eines Cabrios. Wir ignorieren gekonnt die Tatsache, dass der aktuelle 8er eigentlich ein aufgewerteter 6er ist, und konzentrieren uns stattdessen darauf, wie viel Motorsport sich noch hinter der langen Namensgebung BMW M8 Competition Cabriolet xDrive verbirgt.

BMW-M8-Competition-Cabrio-Front

Teurer als ein M760Li

Zunächst der Hinweis, dass dieser Wagen das teuerste Serienmodell ist, das man derzeit bei BMW neu bestellen kann. Sein Basispreis beläuft sich auf augentränende 176.000 Euro. Damit kostet er 200 Euro mehr als der M760Li xDrive, der mit seinem V12 lange Zeit das obere Ende der hauseigenen Nahrungskette markierte.

Doch was kostet schon die Welt? Nach der Aufrechnung zahlreicher Extras stehen im beigelegten Fahrzeugstammblatt stolze 203.980 Euro. Immer mit dabei ist bei diesem Preis das Competition-Paket, das die Leistung des TwinTurbo-Achtzylinders von 600 auf 625 PS anhebt. Auch eine M Sportabgasanlage ist serienmäßig an Bord, doch dazu später mehr.

BMW-M8-Competition-Cabrio-Interieur

Der M8 trägt den Pelz innen und außen

Nach dem Studieren des üppigen Preisaushangs richten sich die Blicke auf den opulenten Außenauftritt. Man kann trefflich darüber streiten, ob es nun die extrabreiten Nieren, das zerklüftete Heck oder die beinahe unputzbaren 811er Sternspeichenfelgen gebraucht hat. Man kann das Gesamtwerk aber auch stimmig finden. Das M8 Competition Cabrio macht keinen Hehl aus seiner motorischen Potenz und trägt dank des optionalen M Carbon Exterieurpakets (5.400 Euro) sogar noch ordentlich Mascara auf.

Fahrertür auf und den Haubenöffner betätigt – schließlich will man wissen, wofür andere bereitwillig so viel Geld ausgeben. Es empfängt einen ein wahrhaft imposantes Kraftwerk mit acht Zylindern und 4,4 Litern Hubraum, schön angerichtet und mit einer 1.200 Euro teuren M Carbon Motorabdeckung garniert.

BMW-M8-Competition-Cabrio-Side-Rear

Qualitativ obenauf

Hier lassen sich die Bayerischen Motorenwerke nicht lumpen; hier sind sie manchem Mitbewerber klar überlegen. Natürlich kann man auch hier fragen, welchen Vorteil der Käufer von einem schön gestalteten Motorraum hat. Doch bei einem Fahrzeugwert, der anderswo für eine Eigentumswohnung reicht, erübrigt sich eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dieser Frage. Also, Motordeckel zu und hinein in die gute Stube.

Das Stoffverdeck ist noch geschlossen, und so hat man einen Moment, um innezuhalten. Bereits beim Test zum BMW 745e haben wir das erstarkte Qualitätsbewusstsein bei BMW gelobt, doch wie sich die Münchner beim M8 ausgetobt haben, ist schier unglaublich. Feinstes Leder trifft auf Aluminium und auf nur sehr wenige Plastikflächen. Einzig die Mittelkonsole mit ihrem Klavierlack wirkt kratzempfindlich und mindestens sehr staubanfällig.

BMW-M8-Competition-Cabrio-Seats

Die Sache mit dem Motorklang

Überall erblicken wir zahlreiche M-Insignien: die roten M-Tasten am Lenkrad und den ebenfalls roten Startknopf. Die Sicherheitsgurte zeigen stolz die Farben der M GmbH, und die serienmäßigen M Sportsitze erweisen sich auch nach mehreren Stunden hinter dem dick gepolsterten Lenkrad als bequemer als so mancher Chefsessel.

Man fühlt sich tatsächlich wie ein Chef – spätestens dann, wenn der V8 zum ersten Mal zündet. Der Kaltstart ist klanglich intensiv und die M Sportabgasanlage tönt politisch unkorrekt stets laut. Schnell wird klar: Der nachbarschaftsfreundliche „Quiet Mode“ ist nur etwas für spießige Mustang-Fahrer. Doch sobald sich die Leerlaufdrehzahl nach kurzer Warmlaufphase eingependelt hat, fällt die imposante Klangkulisse des Achtzylinders in sich zusammen wie ein stehengelassenes Himbeer-Soufflé.

BMW-M8-Competition-Cabrio-Front-Mountain

Unaufgeregt schnell

Nicht, dass der M8 leise wäre. Doch der brummige Sound wirkt stellenweise synthetisch, eingespielt und erinnert selbst im oberen Drehzahlbereich eher an einen hochgezüchteten Sechszylinder-Diesel. „Powpow“ und „Pengpeng“ gehören der Vergangenheit an. Heute gibt es EU-konformes Gesäusel. Der Unterschied zwischen der US-Version ohne Ottopartikelfilter und dem europäischen Pendant ist mehr als deutlich und lässt einen wehmütig an den alten M6 V8 zurückdenken.

Dafür kann BMW nichts, doch sollte man sich dieses Umstands bewusst sein, wenn man sich für einen M8 Competition entscheidet. Wenn man das Positive am gedämpften Sound aus den vier Endrohren sehen möchte, so passt die zurückhaltende Klangcharakteristik immerhin zum ruhigen Wesen des Cabrios. Schnell ist der 2+2-Sitzer dennoch. In lediglich 3,3 Sekunden sprintet der 2,1-Tonner von 0 auf 100 km/h, und dank des M Driver’s Package geht es anschließend weiter bis auf 305 km/h.

BMW-M8-Competition-Cabrio-Rear-Side

M Driver’s Package mit Fahrsicherheitstraining

Tempo 305 kennen wir auch vom Audi RS 6 Avant. Doch es ist bemerkenswert, was 25 PS und 0,4 Liter mehr Hubraum ab etwa 250 km/h ausmachen. Wie das M8 Competition Cabrio im subjektiven Vergleich auch jenseits der freiwilligen Selbstbeschränkung nach vorne stürmt, ist eine wahre Schau. Da ist es nur verständlich, dass BMW im Paketpreis von 2.450 Euro gleich ein Fahrsicherheitstraining mit anbietet.

Es ist mehr als ratsam, um das Potenzial des M8 Competition auf öffentlichen Straßen ansatzweise nutzen zu können oder es zumindest unter Kontrolle zu halten. Auf der Geraden sind viele Autos schnell; also runter von der Autobahn und ab auf die Landstraße. Wir befinden uns in einem der beiden frei konfigurierbaren M-Modi und haben den xDrive-Allradantrieb in die Sport-Stellung gebracht.

BMW-M8-Competition-Cabrio-M-Menue

Per Knopfdruck nur noch Hinterradantrieb

Reiner Hinterradantrieb ohne jegliche elektronische Hilfen ist möglich, doch bereits die heckbetonte xDrive-Konfiguration ermöglicht präzise und äußerst spaßige Drifts. Dank der direkten Lenkung lässt sich das Cabrio mühelos in die nächste Kurve treiben, wobei der Kontakt zwischen Fahrer und Straße manchmal etwas zu entkoppelt wirkt. Zwar hat die M GmbH alles daran gesetzt, die schiere Fahrzeuggröße und das hohe Eigengewicht bestmöglich zu kaschieren, aber auch in Garching kann man nicht zaubern.

Während das M8 Cabrio im aggressiven 2WD-Modus ohne DSC nach hinten viel Raum benötigt, neigt es im normalen Allradbetrieb eher dazu, über die Vorderräder zu schieben. Auch enge Bergstraßen haben ihre Tücken, da der Bayer mit knapp zwei Metern Breite sehr formatfüllend auf der Fahrbahn liegt. Sein bevorzugtes Revier ist daher die gut ausgebaute Staatsstraße, die zwar auch engere Kurven enthalten darf, aber über ausreichend Auslauffläche verfügen sollte. Hierzu passt die hervorragend abgestimmte 8-Gang-Automatik und das adaptive M Sportfahrwerk, das trotz sportlicher Ausrichtung noch einen hohen Restkomfort bietet.

BMW-M8-Competition-Cabrio-Side

Nun ist auch die Bremse elektrisch

Wie gewohnt lassen sich zahlreiche Fahrzeugeinstellungen über das iDrive-System variieren, wobei nun auch die elektrisch unterstützte Bremse in zwei Stufen konfiguriert werden kann. Apropos Bremse: Ob es bei einem solchen Straßenrenner wirklich die 8.800 Euro teure Keramik-Bremsanlage sein muss, sei dahingestellt. Die Verzögerungswerte dieser Einheit sind im warmen Zustand jedoch beeindruckend.

Im alltäglichen Gebrauch fallen allerdings andere Dinge ins Gewicht. So macht die Karosserie nicht nur durch ihre Breite, sondern insgesamt durch ihre Unübersichtlichkeit – insbesondere beim Einparken – auf sich aufmerksam. Und dann gibt es da noch ein No-Go, das bei einem Auto jenseits der 170.000 Euro einfach nicht vorkommen darf.

BMW-M8-Competition-Cabrio-Center-Console

Wenn das Wasser von der Seite kommt…

So sorgt beim Offenfahren leichter Regen oder die eingesetzte Scheibenwischanlage dafür, dass das an der Frontscheibe abgeleitete Wasser über die Seitenscheiben direkt in den Innenraum gelangt. Bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h lässt sich das Stoffdach mit gläserner Heckscheibe innerhalb von 15 Sekunden öffnen und schließen – vorausgesetzt, man hat zuvor die recht billig wirkende Gepäckraumklappe im Kofferraum gefunden und heruntergeklappt. Der Kraftstofftank des M8 fasst 68 Liter, was bei einem Testverbrauch von etwa 15 Litern auf 100 Kilometer eher knapp bemessen ist.

BMW-M8-Competition-Cabrio-Rear

Fazit

Wie viel „M“ steckt nun im BMW M8 Competition Cabriolet xDrive? Das hängt von der Perspektive ab – genauer gesagt davon, wie man einen M BMW selbst definiert. Gehört man zu den Puristen, die sich gerne an den M3 E30 oder den M5 E34 erinnern, dann ist der M8 definitiv das falsche Auto: zu groß, zu schwer und in vielen Momenten vielleicht auch zu üppig motorisiert. Sieht man jedoch das M8 Cabrio als eine Art Hochleistungs-Langstreckenwagen mit, wie BMW selbst sagt, aus dem Motorsport inspirierter Leistung, dann kann man mit diesem offenen Bayern durchaus glücklich werden. Denn die große, entspannte und manchmal querfahrende Reise zu zweit ist das, was ihm am besten liegt. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: BMW M8 Competition Cabriolet xDrive
  • Motor: Achtzylinder-Benziner, 4.395 ccm
  • Leistung: 625 PS (460 kW) bei 6.000 U/min
  • Drehmoment: 750 Nm bei 1.850 U/min
  • Antrieb: Allrad, 8-Gang-Automatik
  • Verbrauch kombiniert: 10,6-10,8 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 241-246 g/km²
  • Beschleunigung (0 – 100 km/h): 3,3 s
  • Höchstgeschwindigkeit: optional 305 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 5,10 m/1,94 m/1,35 m
  • Gewicht: ca. 2.100 kg
  • Tankvolumen: ca. 68 l
  • Grundpreis: ab 176.000 Euro

*Herstellerangaben

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