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Sitzprobe: BMW 2er Active Tourer – Der Familiendynamiker

Auch bei BMW fallen die Tabus und die Zeit der ausschließlich heckgetriebenen Autos nähert sich mit dem neuen 2er Active Tourer ihrem Ende.

Wieviel BMW-Genetik in einem frontgetriebenen Kompaktvan noch verbleiben kann, das haben wir den gefragt, der das zu verantworten hat - und mit ihm schonmal im Familien-2er Platz genommen. 1er Kunden werden es bestätigen: Ein Golf ist bequemer. Und langweiliger zu fahren. Gerade deshalb haben sie sich für einen unpraktischen Kompaktwagen entschieden, denn der hat - dank Hinterradantrieb - selbst bei sparsamer Motorisierung ein agiles Fahrverhalten.

Problemzone Hinterradantrieb

Konstruktionsbedingt fällt jedoch der Kofferraum kleiner aus, immerhin müssen darunter auch Antriebswelle, Verteilergetriebe und Antriebsachsen Platz finden. Zusätzlich wird der verfügbare Innenraum durch den vorne längs eingebauten Motor verknappt, die Antriebseinheit lässt die Passagiere weiter hinten sitzen. Diese Problemzonen teilen sich 1er, 3er und 5er gegenüber ihrer meist frontgetriebenen Konkurrenz.

Für Familien war es daher schwer im BMW-Angebot fündig zu werden, der zusätzlich benötigte Platz bei sich einstellendem Nachwuchs kann erst ein oder zwei Fahrzeugklassen darüber realisiert werden.

Bisher.

Denn mit dem BMW 2er Active Tourer bieten die Münchner Dynamiker ab Ende des Jahres das erste echte Familienauto an. Für Dr. Frank Niederländer, den verantwortlichen Produktmanager für die kleinen Baureihen, gab es daher von Beginn an Überzeugungsarbeit zu leisten.

Vier Herausforderungen

Bisher gab es den Frontantrieb nur bei Konzerntochter Mini. Was sich gleichzeitig jedoch als Vorteil erwies, konnte man doch über zehn Jahre und zwei Modellgenerationen entsprechende Erfahrungen sammeln und KnowHow aufbauen. Schließlich ist der Mini auch und gerade ein sehr fahraktives und agiles Auto, das dem frontantrieb das Zusatzattribut “GoKart-Feeling” verpasste. Lenkverhalten und Fahrgefühl sollten also auch auf dieser Plattform BMW-konform umsetzbar sein.

Die zweite Herausforderung bestand für Niederländer darin, einen hoch bauenden Kompaktvan wie einen BMW aussehen zu lassen, er sollte trotz seines großen Innenraumes auch von außen dynamisch aussehen. Mit den ersten Proportionsmodellen konnte der Vorstand jedoch überzeugt werden, das das geht.

Drittens muss ein echter BMW auch die markentypische Fahrerorientierung umsetzen, womit wir beim Innenraum wären, der natürlich, als viertes Kriterium, Van-typische Variabilität und Praktikabilität bieten muss.

Umsetzung

Für BMW galt es also das bisher unbeackerte Terrain der Premium-Kompaktvans zu erobern, in dem sich bisher nur die B-Klasse von Mercedes tummelte und die damit logischerweise die natürliche Konkurrenz des neuesten 2ers darstellt. Durch die Mini-Gene der Active-Tourer-Plattform sollte er aber beste Voraussetzungen bieten, den Mercedes in punkto Fahrdynamik übertrumpfen zu können.

Die Proportionen des Bayern-Vans konnten schon auf ersten Fotos und auch auf dem Messestand überzeugen. Für ein 1,55 Meter hohes Fahrzeug wirkt der Active Tourer überraschend dynamisch und hochwertig. Das liegt zum einen an der optisch nach hinten abfallenden Dachlinie, den dynamisch gezeichneten Scheinwerfern neben der breiten Niere an der Front und dem flach wirkenden Heck.

Im Innenraum fühlt sich der BMW-Kunde sofort zu Hause, obwohl das Armaturenbrett völlig eigenständig gestaltet ist. So sitzt der Fahrmodus-Schalter nicht neben dem Schalthebel, sondern davor und unterhalb der Klimaregler. Darüber und damit unterhalb der Audio-Bedieneinheit findet ein Ablagefach Patz. Und der Mitteltunnel fällt deutlich schmaler aus, weil das Getriebe wegen des nun quer eingauten Motors auch weiter vorne verbaut ist.

Praktisch im Detail

Für Frank Niederländer sind es vor allem die praktischen Detaillösungen, die den Familienwert seines neuesten Babys ausmachen. Die Heckklappe lässt sich (optional) mit einer Fußbewegeung öffnen, die Rücklehnen der hinteren Sitzbank lassen sich per Taste vom Kofferraum aus umklappen und das Heckklappenschloss wanderte von der Heckklappe in die Karosserie so dass ungewollte Kopfverletzungen nur noch bei anderen Fahrzeugen passieren können. Sogar die Kindersitzmontage wurde erleichtert indem erstens die Isofix-Befestigungspunkte leicht zu erreichen sind und die innenliegenden Gurtschlösser sich zur Seite biegen lassen, um auch blind den Gurt schließen zu können.

Eine verschiebbare Rückbank und fast plan umlegbare Sitzlehnen hinten gehörten laut Produktchef Niederländer ebenso ins Lastenheft, wie die umlegbare Beifahrersitzlehne sowie wirklich großzügige Platzverhältnisse auf allen Sitzen.

Antrieb

Motorisch wird es zur Markteinführung mit einem Dreizylinder-Benzinmotor im 218i losgehen, er leistet 136 PS und ist wahlweise mit einem Schaltgetriebe oder einer Sechsgang-Automatik lieferbar. Darüber positioniert sich der 150 PS starke 218d mit ebenso bekanntem Vierzylindermotor wie der 231 PS leistende, vorläufige Top-Benziner mit Namen 225i, die beide mit einer Achtgangautomatik lieferbar sind; im 218d gibt es als Basis den Sechsgang-Schalter, beim 225i ist der Wandler Serie.

Ausbaufähig

Doch mit diesen Motoren - die leistungsmäßig noch nach oben und unten abgerundet werden sollen - ist noch lange nicht Schluss. Ein Plug-In-Hybrid ist ebenso in Arbeit wie Allradvarianten, denn obwohl ein Kompaktvan ein zustiefts europäisches Konzept ist, soll der BMW 2er Active Tourer auch in der Welt, vor allem in Asien, insbesondere China und den USA die Kunden überzeugen. Diese werden sich jedoch nur zu einem vergleichsweise kleinen Teil aus bestehenden BMW-Kunden rekrutieren, denn über 60 Prozent sollen von anderen Marken abgeworben werden - nicht nur bei Mercedes wird man das als Kampfansage verstehen. Und weil in diesem Markt offensichtlich noch viel Musik steckt, ist auch eine Siebensitzer-Variante mit verlängertem Radstand bereits in der Pipeline. Der BMW 2er Active Tourer kann auf dem Papier und auf dem Messestand zunächst als gelungener Einstand in die Klasse der Premium-Kompaktvans gewertet werden. Er wird dort nicht nur mit vernünftigen und sparsamen Motoren (Stichwort Dreizylinder) punkten können, sondern auch mit der BMW-typisch breiten Auswahl an weiteren Antriebsoptionen inklusive Allradantrieb und Plug-In-Hybrid.

Der Innenraum ist auf Anhieb die hochwertigste Familienofferte, sie kann im Detail überzeugen und muss sich in Sachen Praktikabilität nur einem Opel Meriva geschlagen geben muss - wenngleich dieser Vergleich in beide Richtungen hinken mag.

Der familienorientierte BMW-Fan wird jedenfalls ab Oktober mit einer echten Alternative rechnen können. Aber er muss auch tatsächlich rechnen können, denn der Einstiegspreis für den 218i mit Basisausstattung wird nur wenig unter 30.000 Euro liegen und sich damit an den 27.000 Euro orientieren, die Mercedes für einen B 180 mit 122 PS verlangt oder den 26.000 Euro, die für den ebenfalls neuen Golf Sportsvan mit 150 Benzin-PS fällig werden.

Wer hätte das gedacht: Es wird spannend, ausgerechnet bei den Kompaktvans.

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