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Test: BMW X4 – Der extravagante Bruder

Erst als hässliches Entlein gescholten, entwickelte der BMW X6 sich doch recht schnell zum Bestseller. Ein Erfolgsrezept, das nun auch eine Klasse niedriger aufgehen soll: Mit dem X4 will BMW alldiejenigen ansprechen, denen der X3 zu langweilig ist - und die ein bisschen mehr Geld übrig haben.

Was er ist.

Sechs Jahre lang konnten wir uns an den X6 gewöhnen, ehe der kleine Bruder X4 die Bühne betrat; der Überraschungseffekt war freilich nicht mehr so groß, und auch der Aufschrei des Entsetzens blieb aus. Wie ein geschrumpfter X6 kommt der X4 daher, nur nicht ganz so aufgemotzt. Die Front stammt vom Technikspender X3, nach der B-Säule geht es aber coupéartig-flach nach hinten. Das sieht schnittig aus, allerdings kommt den Fondpassagieren so das Dach spürbar näher und auch die Sicht nach hinten ist eher bescheiden - dafür gibt’s - gegen Geld - aber ja Parksensoren und Rundum-Kameras.

Wie beim Platz auf der Rückbank müssen auch im Kofferraum kleine Einbußen gegenüber dem X3  hingenommen werden; mit 500 bis 1.400 Liter passt aber trotzdem ausreichend Gepäck hinein. Und in der ersten Reihe ist auch genügend Platz vorhanden, allerdings muss man die sehr hohe Sitzposition mögen - und man kann sich in flotten Kurven nicht wirklich gut festhalten, da BMW auf die “Angstgriffe” am Dachhimmel weggelassen hat. Und eine sportliche Gangart ist beim X4 nicht auszuschließen…

Was er kann.

Es ist immer wieder faszinierend, welche Dynamik (manche) Hersteller ihren eigentlich eher ungelenkigen SUVs mitgeben. Gut 1,9 Tonnen bringt der hochbauende X4 mit dem von uns getesteten Drei-Liter-Sechszylinder-Diesel auf die Waage; die aber lassen sich mit einer derartigen Leichtigkeit und Präzision um die Kurve bewegen, als wäre es eine flache Limousine. Erst recht, wenn man die Dämpfer über den Fahrerlebnisschalter in den Sportmodus versetzt. Zu straff wirkt der BMW aber selbst in dieser Einstellung nicht, und im Komfortbetrieb werden die meisten Unebenheiten tadellos weggebügelt, so dass auch lange Autobahnfahrten keine Rückenschmerzen hinterlassen.

Je nach Gangart können diese Etappen recht lang ausfallen, ehe einen die Tanknadel zur Pause auffordert. 67 Liter Diesel passen rein und unter Idealbedingungen werden pro 100 Kilometer sechs davon verbrannt; macht eine rechnerische Reichweite von über 1.100 Kilometern; in der Praxis war allerdings eine acht vor dem Komma, was circa alle 800 Kilometer einen Tankstopp nötig macht. Das nimmt man gerne in Kauf, wenn man dafür den 258 Pferdchen unter der Haube öfter mal freien Lauf lassen kann. Dezent schnaubend bringen sie das Dickschiff immerhin auf 234 km/h; die 560 Newtonmeter Drehmoment (ab 1.500 Touren) sind gut für eine Sprintzeit von nur 5,8 Sekunden.

Und dann ist da ja noch der Allradantrieb, der seine Stärken vor allem in flotten Kurven oder im Schneematsch des Großstadtwinters ausspielen wird - ins Gelände dürfte mit dem X4 kaum jemand fahren. Immerhin gibt es zumindest einen optischen Unterfahrschutz; mehr Käufer dürften aber zum M Sportpaket und zur Tieferlegung greifen.

Was man kaufen sollte.

Nicht weniger als 40 Seiten umfasst die BMW-Preisliste, wobei sich unter der Rubrik “Sonderausstattung”  so einiges findet, was eher in die kategorie “nette Spielerei” fällt, als das man es wirklich braucht. Doch es gibt durchaus nützliche Extras, die man ankreuzen sollte. Zum Beispiel die Sitz- (370 Euro) und Lenkradheizung (190 Euro), die im Winter für warme Finger sorgt, das Head-Up-Display (1.100 Euro), das Digitalradio (320 Euro) und die Rundumkamera (740 Euro), die allerdings auch die 300 Euro teuren Parksensoren, die Rückfahrkamera für 420 Euro, die automatisch abblenden Spiegel (550 Euro) sowie das Automatikgetriebe erfordert - letzteres ist allerdings außer beim kleinsten Diesel immer an Bord.

Wer auf Nummer Sicher gehen will, greift außerdem zum Fahrerassistenzpaket Plus mit Spurverlassens- und Auffahrwarnung und Abstandstempomat; für 550 Euro gibt es noch den Spurwechselassistenten und für 320 Euro die Verkehrszeichenerkennung.

Ist dann noch Geld übrig, sind die adaptiven LED-Scheinwerfer (1.900 Euro) sicher nicht die schlechtestes Wahl, und auch das Infotainmentsystem Professional mit High-End-Navi für 2.390 Euro arbeitet tadellos und darf zurecht zu einem der derzeit besten Systeme auf dem Markt gezählt werden. Schon die Geschwindigkeit, mit der das System arbeitet - das fällt vor allem beim Zoomen in der Landkarte auf - ist beeindruckend.

Für gut 700 Euro mehr lässt sich das System außerdem um Online-Dienste wie die Echtzeit-Verkehrsdaten und Fahrzeug-Fernsteuerung via App ergänzen. Und dann kann man auch den Concierge-Dienst nutzen, einen telefonischen Auskunftsdienst, der einem bei der Suche nach Fahrtzielen, Notfallapotheken, Geldautomaten, Fluginformationen, Restaurants, Hotels oder Golfplätzen unterstützt und  Telefonnummern und Adressdaten direkt in das Fahrzeug übertragen kann.

Was er kostet.

10.000 Euro für Sonderausstattung auszugeben, ist kein Hexenwerk; bei der großen Auswahl fällt es schwer, nicht einem Kaufrausch zu verfallen. Doch bevor das heitere Ankreuzen beginnen kann, muss muss ersteinmal die Einstiegs-Hürde genommen werden, und die liegt bei immerhin 46.000 Euro für den xDrive20d (190 PS). Der kleinste Benziner (xDrive20i, der dann schon mit Automatik kommt) kostet 46.300 Euro. Für den von uns getesteten X4 xDrive30d ruft BMW 55.500 Euro; nahezu voll ausgestattet kratzte unser Testwagen an der 70.000 Euro-Marke.

Wer ihn braucht.

Eigentlich gibt es nur einen Grund, sich für den X4 und gegen den konventionellen Bruder X3 zu entscheiden: Er kommt ein wenig extravaganter daher. Das allerdings erkauft man sich mit einem Aufschlag von gut 4.000 Euro - und dem Verzicht, eventuell auch eine günstigere, Frontantriebs-Version zu nehmen, denn die X4s rollen alle mit Allradantrieb vom Band.

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