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Test BMW XM: Der Rockstar aus Garching

Datenblatt und Broschüre des BMW XM quellen beinahe über vor Superlativen. Der Größte, der Stärkste, der Kompromissloseste und natürlich der Luxuriöseste will er sein. Ob diese Rechnung aufgeht und was uns am BMW XM wirklich stört, zeigt unser Fahrbericht.

Der BMW XM auf einen Blick

  • Erstes eigenständiges Auto der M GmbH seit dem BMW M1
  • V8-Hybrid mit 480 kW/653 PS und 800 Nm Drehmoment
  • 0-100 km/h in 4,3 s, Vmax 250 (270) km/h
  • Extrovertiertes Design, innen maximaler Luxus
  • Startpreis ab 178.000 Euro

 Zweigeteilte Scheinwerfer, ein illuminierter Kühlergrill, martialische Blecharbeiten: Die Erkennungsmerkmale des neuen BMW XM. Zweigeteilte Scheinwerfer, ein illuminierter Kühlergrill, martialische Blecharbeiten: Die Erkennungsmerkmale des neuen BMW XM.

Das erste eigenständige Auto der M GmbH seit dem legendären BMW M1

Der BMW XM (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 1,9–1,5 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 33,6–32,5 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 45-35 g/km; elektrische Reichweite: 76–82 km)² ist das Auto, das in der M GmbH wohl nur die wenigsten wirklich haben wollten. Und doch ist er da. Provozierend. Eskalierend. Manifestierend. Wer behauptet, dieses SUV beschädige das Ansehen der Bayerischen Motoren Werke, der Motorsport GmbH im Besonderen, hat den Sinn und Zweck dieses SUV nicht verstanden. Der XM muss weder schön aussehen noch sozialkompatibel sein. Auch wie er fährt, ist zunächst zweitrangig. Wichtig ist, dass jede verkaufte Einheit durch ihr extrem selbstbewusstes Auftreten so dermaßen auf das Image-Konto der Münchner Muttergesellschaft einzahlt, dass man den zuständigen Ingenieuren und Designern für ihren Mut nur Beifall spenden kann.

 Wer es weniger extrovertiert liebt, kann die nachtgoldenen Akzente bei der Bestellung auch gegen schwarzen Zierrat tauschen. Wer es weniger extrovertiert liebt, kann die nachtgoldenen Akzente bei der Bestellung auch gegen schwarzen Zierrat tauschen.

Der perfekte Markenbotschafter

BMW wird mit jedem XM (ab 178.000 Euro) nicht nur einen Haufen Geld verdienen, sie schicken stets auch einen neuen, für sie völlig kostenlosen, Markenbotschafter hinaus ins Land. So viel Aufmerksamkeit dürfte selten ein Auto erzeugt haben, wie wir selbst erfahren durften. Parkst du den XM nämlich eher zufällig an einer einigermaßen prominenten Stelle, zum Beispiel vor einem bekannten Wirtshaus am Tegernseer Ostufer, wirst du erstaunt sein, was dann passiert. Getreu dem Motto: „There’s no such thing as bad publicity” (Es gibt keine schlechte Werbung), wurden sich anschließend im Minutentakt die Mäuler zerrissen. Über die güldenen Akzente, die 23 Zoll Felgen, die beleuchteten Nieren und darüber, wer denn nun dieses Auto überhaupt fährt.

Wir meinen an dieser Stelle sogar, dass man auf dem gleichen Parkplatz mit einem giftgrünen Urus oder einer flamingofarbenen G-Klasse hätte stehen können und weniger Wahrnehmung erzeugt hätte. Bei den Jüngeren kommt der Bekanntheitsgrad des XM sicherlich auch durch die Kooperation mit einem gewissen Deutsch-Rapper zustande. Dass sich aber selbst ältere Bustouristen in einheitlichem Khakidress und gestandene Sportwagen-Fahrer an den Seitenscheiben des bayerischen Schlachtschiffs die Nase plattdrücken, war nicht zu erwarten.

 Leder wohin das Auge blickt: Beim XM hat die Sattlerei so einiges zu tun. "Sakhir Orange" kommt in echt mehr rot rüber, dürfte aber auch deshalb eine Geschmacksfrage bleiben. Leder wohin das Auge blickt: Beim XM hat die Sattlerei so einiges zu tun. "Sakhir Orange" kommt in echt mehr rot rüber, dürfte aber auch deshalb eine Geschmacksfrage bleiben.

Hart wie ein tiefergelegter Dreier vom Kiesplatzhändler

Sie alle können freilich nicht erahnen, dass sich der BMW XM stellenweise auch so fahren lässt, wie er in den Augen vieler aussieht. Das adaptive M Fahrwerk (Luftfederung gibt es keine) gepaart mit den optionalen 23 Zöllern arbeitet nur dann in seiner Komfortzone, wenn die Straßenbeläge halbwegs in Ordnung sind. Frostaufbrüche, Kopfsteinpflaster oder alle Arten von Querfugen werden hölzern an die Insassen weitergegeben. Es werden Erinnerungen wach an tiefergelegte Dreier-BMW vom Kiesplatzhändler. Das klingt im wahrsten Sinne hart, muss aber einer, der auftritt wie der XM, vertragen können. Im Konfigurator stehen alternativ 21 Zoll Räder mit der Artikelbezeichnung „SO1FT“ (na, wer versteht den Wink) zur Auswahl. Doch würden wir diese aus optischen Gründen nicht einmal für den Wintereinsatz auf das 5,11 Meter lange und zuweilen 2,8 Tonnen schwere SUV montieren.

 Unter der Haube geht es noch standesgemäß zu. Ein 489 PS starker 4,4-Liter-TwinTurbo-V8 erledigt die Hauptarbeit und wird unterstützt von einem bis zu 197 PS starken E-Motor im Getriebe. Unter der Haube geht es noch standesgemäß zu. Ein 489 PS starker 4,4-Liter-TwinTurbo-V8 erledigt die Hauptarbeit und wird unterstützt von einem bis zu 197 PS starken E-Motor im Getriebe.

In Kurven ein wahrer Rockstar

Andererseits haben wir bisher keinen anderen Kleinlaster so ambitioniert über Berg- und Talstraßen scheuchen können. Da haben sich die Fahrwerker nicht lumpen lassen, auch wenn es trotz aller technischen Helferlein (aktiver Wankausgleich, Stabilitätsprogramme etc.) nicht ganz ausbleibt, dass sich die gewichtige Karosse hin und wieder aufschaukelt. Der Fall ist das beispielsweise, wenn der XM am leicht quer genommenen Kurvenausgang hastig wieder um Haltung ringt. Vor allem die sehr direkte, aber auch mit Gefühl beseelte (Allrad-)Lenkung ermöglicht in Tateinheit mit dem M Sportdifferenzial an der Hinterachse solche präzisen Manöver - teilweise sogar mit vollständig aktiviertem DSC. Du spürst schnell, wie weit du es treiben kannst mit dem Rockstar (so die interne Bezeichnung für den XM) und wo seine Grenzen liegen.

Auch wenn man sich fahrdynamisch in Grundzügen am weitaus sportiveren BMW X5 M (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 13,6-13,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 307-303 g/km)² orientiert hat, können wir nur hoffen, dass der V8-Hybridantrieb bis zur Marktreife des neuen BMW M5 noch etwas an Biss zulegt. Denn der Blick unter die Motorhaube des XM offenbart einen Blick in die Zukunft des stärksten Fünfer-Modells. Es ist nun nicht so, dass der für sich genommen 360 kW/489 PS starke 4,4-Liter-TwinTurbo-V8 (S68) unter Leistungsarmut leiden würde. Aber 4,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 packt heute fast ein normaler V8-Cayenne. Da kann der 145 kW/197 PS starke E-Antrieb in der Getriebeglocke noch so boostern, aus dem Turbotief herausschieben, subjektiv bleibt der Eindruck eines gut, aber eben nicht übermäßig motorisierten Autos (durchschnittlicher Testverbrauch um 11,5 l/100 km). Freilich wissen wir um die ebenfalls in den Startlöchern stehende "Johnnie-Walker-Gedächtnisedition" mit ihrem roten Zierrat, aber ob einer Gesamtleistung von bis zu 653 PS und 800 Nm Drehmoment hätten wir uns eben schon in der "Basis" mehr Druck auf dem Kessel erwartet.

 Die goldenen 23 Zoll Felgen gehen extra. Auch ihr Abrollkomfort ist im wahrsten Sinne extraordinär. Die goldenen 23 Zoll Felgen gehen extra. Auch ihr Abrollkomfort ist im wahrsten Sinne extraordinär.

Alibi-Hybrid mit "Weekender" für die Ladekabel

Dass das Gefühl von Geschwindigkeit nicht so recht beim Fahrer ankommt, mag auch an der schieren Größe des Fahrzeugs liegen. Vielleicht aber auch am Achtgang-Automatikgetriebe, das im manuellen Modus, selbst in der schnellsten der drei Schaltgeschwindigkeiten, teils mit Verzögerung anspricht. Sehr verschliffen ist hingegen der Wechsel zwischen Verbrenner und E-Antrieb gelungen, der so unauffällig geschieht, als wäre dies das Normalste der Welt. Bis man die Fahrmodi und die zig Einstellungsmöglichkeiten des BMW XM derweil verstanden hat, vergeht schon die ein oder andere Kaffeepause. Sie ist, will man mit dem SUV überwiegend elektrisch unterwegs sein, auch nötig. Das beinahe teuerste Auto in der BMW-Produktpalette lädt nämlich mit lediglich 7,4 kW an der Wallbox. Eine Alibi-Konstruktion, die gut ist für ein E-Kennzeichen und die bevorzugten E-Parkplätze in der Münchner Innenstadt. Die auf Chic gemachte Transporttasche, in der die Ladekabel verstaut sind, eignet sich derweil auch hervorragend als "Weekender".

Um die Zahlen zumindest einmal niedergeschrieben zu haben: Laut WLTP-Norm soll der BMW XM bis zu 88 Kilometer weit und bis zu 140 km/h schnell rein elektrisch abspulen können. Die 25,7-kWh-Batterie taugt für unser Verständnis aber eher für bis zu 70 Kilometer. Sofern nicht allzu oft auf den Pinsel getreten wird ist das auch in aller Theorie ausreichend, um alltägliche Wegstrecken überwiegend ohne V8-Antrieb zu erledigen. Wer das bei diesem Auto will, das können wir hier allerdings nicht ergründen. Denn seit langem tönt ein neuer M-BMW im sportlichen Krawallmodus auch mal wieder nach... Krawall. Nicht ganz so fein wie früher, auch verstärkt durch Lautsprecher in den Innenraum, aber immerhin so, dass man noch merkt, einen V8 und keinen seelenlosen Vierzylinder zu bewegen.

 Vorne seitenhaltstarke Sportsitze, hinten eine durchgehende M Lounge mit Kuschelkissen. Größer könnten die Unterschiede kaum sein. Vorne seitenhaltstarke Sportsitze, hinten eine durchgehende M Lounge mit Kuschelkissen. Größer könnten die Unterschiede kaum sein.

So einen Innenraum hat nicht mal Rolls-Royce

Das Beste, oder aber die größte geschmackliche Entgleisung kommt jedoch zum Schluss. Wie man das beurteilt kommt natürlich auf den persönlichen Standpunkt an. Wir für unseren Teil sind schwer beeindruckt vom Innenraum des BMW XM. Andere Mitfahrer empfanden das Innenleben des Garchingers dagegen etwas gar übertrieben und vor allem in "Sakhir Orange" nicht sonderlich dem Auge schmeichelnd. Aber genug Kritik. Materialauswahl, -komposition und -qualität sprechen für unser Dafürhalten eine sehr einfache Sprache: Das ist der fetteste Innenraum, den BMW, auch verglichen mit dem neuen Siebener, je vom Stapel gelassen hat!

Wo bitte gibt es schon vorne bequeme Sportsitze und hinten eine durchgehende Kuschel-Lounge mit Kisschen für den geschundenen Lendenbereich? Auch der prismenartige und beleuchtete Dachhimmel war in der Gunst, vor allem der ganz kleinen Mitfahrer, sehr beliebt. Geschlagen geben muss er sich wohl nur vom Sternenhimmel in einem Rolls-Royce - aber hey, bleibt ja im gleichen Konzern. Platz gibt es in beiden Sitzreihen mehr als genug, nur der Kofferraum fällt mit seinen 527 Litern Volumen, gemessen an den Gesamtproportionen, eher übersichtlich aus. Auch die hohe Ladekante hat genervt. Wer den BMW XM übrigens als Zugfahrzeug nutzen will, kann das gerne tun: bis zu 2,7 Tonnen packt die optionale Anhängerkupplung maximal.

 Wer das BMW-Logo auf dem Heckdeckel vermisst: In Anlehnung an den legendären BMW M1 finden sich zwei Gravuren links und rechts im Heckfenster. Wer das BMW-Logo auf dem Heckdeckel vermisst: In Anlehnung an den legendären BMW M1 finden sich zwei Gravuren links und rechts im Heckfenster.

Fazit

Der BMW XM in einem Wort zusammengefasst: konträr! Eigentlich passt an diesem Auto nichts so recht zusammen und gerade das macht ihn auf eine sehr spezielle Weise, für einen sehr speziellen Kundenkreis, doch wieder interessant. Optisch sticht das SUV deutlich aus der Einheitsmasse hervor, antriebstechnisch gibt es erstmals bei BMW einen V8-Hybrid, dessen Elektro-Komponenten aber vor allem einen Alibi-Zweck erfüllen. Denn der S68-Motor leistet im X5 M schon alleinig 625 PS. Noch mehr von all dem, wenn man es denn braucht, gibt es demnächst mit der "Johnnie Walker-Gedächtnisedition". Die Alternativen? Für Genussmenschen der deutlich introvertiertere BMW X7, für Sportsfreunde das Hybrid-Original, der neue Porsche Cayenne. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten BMW XM*

  • Modell: BMW XM
  • Motor: Achtzylinder-TwinTurbo, 4.395 ccm + E-Maschine
  • Systemleistung: 653 PS (480 kW) bei ca. 7.000 U/min
  • Drehmoment: 800 Nm
  • Antrieb: Allradantrieb, Achtgang-Automatik
  • Kraftstoffverbrauch kombiniert: 1,9-1,5 l/100 km²
  • Stromverbrauch kombiniert: 33,6-32,5 kWh/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 45-35 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 4,3 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 (270) km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 5,11 m/2,00 m/1,76 m
  • Gewicht: ca. 2.785 kg
  • Grundpreis: ab 178.000 Euro

*Herstellerangaben

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