Der Dethleffs Pulse Classic 90 auf einen Blick
- Großzügiges teilintegriertes Wohnmobil
- Gesamtlänge 7,41 Meter
- 2 bis 5 Schlafplätze
- Stufenloser Wohnraum
- 122 Liter Kühlschrank + 15 Liter Eisfach
- Abtrennbares Raumbad
- Basispreis ab 88.599 Euro
Mobiles Reisen ist mehr als eine Modeerscheinung
Nicht erst seit Corona erfreut sich das motorisierte Camping oder Caravaning wachsender Beliebtheit. Der ungezwungene Urlaubsspaß mit den eigenen oder gemieteten vier Wänden auf Rädern birgt den enormen Vorteil, sich unterwegs oder angekommen am Sehnsuchtsort keine Gedanken um eine Unterkunft machen zu müssen. Bei Art und Weise des Gefährts sind da beinahe keine Grenzen gesetzt. Ob nun mit einem Dachzelt ausgerüstete Pkw oder dem XXL-Wohnmobil auf LKW-Basis – für jeden Geschmack und Geldbeutel scheint es das Richtige zu geben. Zwischen beiden Extremen positioniert sich Dethleffs unter anderem mit den Modellen Pulse und Pulse Classic 90.
Während der reguläre Pulse als vollintegriertes Wohnmobil noch etwas mehr Platz im Fahrerhaus bietet, optisch aber noch einmal andere Wege beschreitet, ist der teilintegrierte Pulse Classic 90 so etwas wie der Kompromiss aus vielerlei Welten. Platztechnisch muss man sich mit der teilintegrierten Variante kaum einschränken, dafür gibt es theoretisch einen Schlafplatz mehr (insgesamt bis zu fünf) und auch von der Außengestaltung wirkt der hier getestete Pulse Classic 90 in der Variante T 7051 EBL mit seinem angedeuteten Alkoven-Aufbau für viele Augen moderner. Preislich unterscheiden sich beide Aufbautypen mit knapp 6.000 Euro zugunsten des Pulse Classic 90 eher geringfügig, der grundlegend ab 88.599 Euro zu haben ist.
Der Dethleffs Pulse Classic 90 verspricht maximale Autarkie
Was man für so viel Geld bekommt, klären wir bei einer Testfahrt in den hohen Norden, genauer gesagt nach Norwegen. Anders als bei uns, ist es bei unseren skandinavischen Nachbarn durch das Jedermannsrecht erlaubt „freizustehen“ – also in der Wildnis zu campieren, solange man niemanden dabei stört. Gemeint sind hier vor allem die Anwohner. An dieser Stelle müssen natürlich die Abmessungen des Pulse Classic 90 erwähnt werden. Passt man mit dem selbst ausgebauten Camping Van auf Basis eines leichten Nutzfahrzeugs noch ohne Probleme auf jeden Wald- und Wiesenparkplatz oder gar in eine Parkbucht am Wegesrand, wird es bei 7,41 Meter in der Länge und einer Breite von 2,33 Meter oftmals knapp. Obschon am Testwagen gleich zwei optionale Rückfahrkameras montiert sind, gehört etwas Erfahrung dazu den großen Hecküberhang punktgenau in engere Einfahrten zu bugsieren. Gleiches gilt ob einer Höhe von rund drei Metern, um schadensfrei zwischen hochwachsenden Büschen und Bäumen zu parkieren.
Trotz zweier (gut von außen erreichbarer) 11-kg-Gasflaschen, des 116 Liter fassenden Frischwassertanks (mit seinem fummeligen Verschluss) und der 95 Ah Aufbaubatterie: So richtig nutzen lässt sich die Autarkie des XL-Dethleffs selbstredend nur, wenn außen herum genügend Platz zur Verfügung steht. Sich einfach so über eine enge Forststraße an einen Wildbach stellen – ohne ausreichende Rangierfläche eher keine so gute Idee. Die ausladenden Abmessungen hingegen bieten den Vorteil mehr als ausreichend Stau- und Laderaum zur Verfügung zu haben. Unter das Schlafabteil passen in die geräumige Heckgarage beispielsweise allerhand Koffer, Außenmöbel, Lebensmittel und zur Not gar das E-Bike. Mit einer fahrbereiten Masse jenseits der 3,2 Tonnen gilt es allerdings das zulässige Gesamtgewicht im Auge zu behalten.
160-PS-Diesel mit annehmbaren Verbrauchswerten
Für die Anreise nach Norwegen nutzen wir derweil die Fähre zwischen Rostock und dem dänischen Gedser, fahren nach dem Übersetzen aber noch ein ganzes Stück weiter, um nördlich von Halmstad eher weniger glamourös auf einem schwedischen Autobahnrastplatz zu übernachten. Wo man in einem regulären Campingbus tiefliegend mitunter ein überschaubares Sicherheitsgefühl empfindet, liegt man im Pulse Classic 90 T 7051 EBL über den Dingen schwebend in zwei getrennten Einzelbetten (die sich auch zu einer durchgehenden Schlafeinheit umbauen lassen) und kann auch hier die Heckfenster ohne große Bedenken öffnen. Die Matratzen sind am Fußende angeschrägt und messen in der Länge zwischen 1,95 und 2,10 Meter bei einer Breite von 80 Zentimetern.
Aber wer nur schläft, wird auf Dauer nicht weiterkommen. Daher zurück auf die Straße und ganz gleich ob in Deutschland, Dänemark, Schweden oder Norwegen (Mautgebühren beachten) gefahren, das Wohlfühltempo im Dethleffs liegt irgendwo zwischen 90 und 110 km/h – je nach Beladung und Wetterlage. Motorisiert ist unser Testmobil übrigens eher durchschnittlich. Die von uns getestete 160 PS-Variante mit 350 Nm Drehmoment ist mittlerweile nicht mehr lieferbar - angeboten wird der 2,2 Liter Multijet3-Diesel neben der 140 PS starken Basisvariante allerdings weiterhin in der empfehlenswerteren 180 PS-Version. Unabhängig von der Motorleistung harmoniert das Neungang-Automatikgetriebe in aller Regel sehr gut mit dem Selbstzünder. Ans Selberschalten (ein manuelles Sechsgang-Getriebe ist Serie) haben wir während unserer Testfahrt nie gedacht. Ein Testdurchschnitt um 12 Liter auf 100 Kilometer reicht beim üppig dimensionierten Kraftstofftank mit 90 Liter indes für mehr als 700 Kilometer. Diese lassen sich ob des weitestgehend gut abgestimmten Fahrwerks, das nur bei groben Flickwerk oder schlechten Autobahnen unmanierlich wird, auch entspannt an einem Stück abspulen.
Viele Ablageflächen, der große Kühlschrank überrascht
Während der Camping-Profi bereits vor seiner Anreise alles an den richtigen Platz räumt, erfährt der Novize erst nach und nach, wo die besten Aufbewahrungsgelegenheiten für allerhand Krimskrams und Lebensmittel sind. Vorab kann auch eine Packliste nicht schaden. Der Dethleffs Pulse Classic 90 macht es einem allerdings leicht, alle Gegenstände des täglichen Bedarfs zu verstauen. Nur die Aufbewahrungsfächer für die Kleidung sind eher kleinlich dimensioniert, die Schränke unter den Betten zudem etwas umständlich zu erreichen. Überrascht hat uns an anderer Stelle definitiv das Fassungsvermögen des 122 Liter großen Kühlschranks. Selbst große Getränkeflaschen können hier leicht eingelagert werden. Das vollwertige Eisfach (15 Liter) soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben, insbesondere wenn man aus dem hohen Norden den ein oder anderen tiefgekühlten Fisch mit nach Hause bringen möchte.
Nach ein paar Tagen auf Reisen, wir waren zu dritt samt Vierbeiner unterwegs, hat man gelernt, wie man den Platz im Pulse Classic 90 am besten nutzt. Trotz 7,41 Meter Wagenlänge kommt man nicht umhin gewisse Morgen- und Abendrituale einzuführen beziehungsweise von vorne nach hinten und von hinten nach vorne zu räumen. Aufgefallen ist im Zuge dessen, dass der feststehende Tisch nicht nur eine wackelige Angelegenheit ist, sondern stetig im Weg umgeht. Wir gehen sogar so weit, die Platzausnutzung in den kleineren Freizeitmobilen, die oftmals über einen wegklappbaren Esstisch verfügen, als deutlich reisetauglicher einzustufen. Gleiches gilt übrigens auch für die Sitzgelegenheiten.
Pulse Classic T 7051 EBL ist primär für zwei Reisende gedacht
Auch wenn Dethleffs beim T 7051 EBL bis zu vier Sitzplätze bei gleichzeitig fünf Schlafplätzen ausweist – gedacht ist der Pulse Classic 90 in jener Ausbauvariante für die bequeme Reise zu zweit. So können die beiden hinteren Sitzgelegenheiten allenfalls als Notsitze angesehen werden. Noch dazu, weil außer einem Gurt keinerlei Sicherheitsmechanismen und nicht einmal Isofix zur Verfügung steht (bestellbar für Varianten DBM und EB). Reist man dennoch zusammen mit einem Kind, so ist immerhin das abtrennbare Schlafabteil positiv hervorzuheben. Wenn der Nachwuchs hinten seiner Nachtruhe nachkommt, können es sich die Eltern vorne in den drehbaren Pilotensitzen vor dem Fernseher gemütlich machen. Gegen Zahlung eines weiteren Aufpreises gar mit Sat-Empfang.
In Norwegen freilich liegt es uns fern vor der Glotze zu hängen. Zwischen Nordmeer, Fjorden und allerhand Bergketten gilt es die Natur zu erkunden. Ganz gleich ob es nun regnet, stürmt oder beides gleichzeitig. Den äußerlichen Gewalten ausgeliefert, fällt vor allem nachts auf, wie laut der Regen auf das 35 Millimeter dicke GFK-Dach des Pulse Classic 90 prasselt. Der rundliche Dachabschluss am Heck soll immerhin dafür sorgen, dass das Wasser nicht auf die Stoßstange plätschert, sondern geschmeidig abläuft. Und wo wir gerade beim feuchten Nass wären: Die vollwertige Dusche mit einer Stehhöhe von knapp zwei Metern ist jeden Morgen eine wahre Wohltat. Anders als beim kompakteren Reisemobil ist im Pulse Classic 90 zudem genügend Platz für eine extra Toilette, wobei sich das Raumbad mit der richtigen Türstellung sogar in beide Richtungen hin abtrennen lässt.
Das elektrische Hubbett lohnt sich nicht für jeden
Auf beinahe jeder Norwegen-Reise wird man indes Bekanntschaft mit einer Binnenfähre machen. Hier rächt sich ein wenig die enorme Länge des Dethleffs, denn man wird grundsätzlich als Nutzfahrzeug oder Gespann angesehen und bezahlt entsprechend mehr. Das gilt übrigens auch für die Öresund- und Storebaeltbrücke in Dänemark. Je weiter es nördlich geht, wir bewegen uns irgendwo zwischen Skei und Stryn, wird auch so manche normale Straße zur Herausforderung. Es braucht hier und da nicht einmal einen der heranrasenden 40-Tonner, sondern nur einen normalen Pkw, damit auf den teils abenteuerlich schmalen Sträßchen rangiert werden muss.
Irgendwann aber kommt man immer am gewählten Ziel an, wobei die Nachttemperaturen in Norwegen auch Mitte August gerne auf frische sechs Grad heruntergehen. Die Gasheizung des Pulse Classic 90 schafft es jedoch schnell, den Innenraum mollig warm zu zaubern. Einem Zauberstreich gleich kommt auch das optionale Hubbett, welches sich normalerweise kaum merklich oberhalb der Sitzgarnitur befindet. Wird es heruntergefahren, wird das Wohnmobil aber eher zu einem Schlafmobil. Nutzen lässt sich der Innenraum dann nur noch sehr begrenzt. Wir würden auf die Auswahl dieser Option wohl verzichten, auch deshalb, weil die Reisequalität jenseits zweier Passagiere deutlich abnimmt. Was noch fehlt an dieser Stelle ist die allabendliche Kochshow. Auf dem elektrisch zündenden Drei-Flamm-Kocher, die Flammen zeigen sich ausreichend stark, lassen sich relativ einfach auch entsprechend drei Töpfe oder Pfannen platzieren, der Spritzschutz zur Seite schützt die Polster. Geschnibbelt wird auf dem besagten, etwas wackeligen Klapptisch oder auf einem entsprechenden Einsatz für die Spüle.
Fazit
Bei richtiger Nutzung ist der Dethleffs Pulse Classic 90 als Variante T 7051 EBL ein wahres Raumwunder. Selbst große Menschen müssen bei einer normalen Stehhöhe von 2,05 Meter kaum den Kopf einziehen, können aufrecht duschen und ohne krummen Rücken im Schlafabteil nächtigen. Große Autarkie versprechen zudem der üppige Frischwassertank, zwei Gasflaschen und der großzügig dimensionierte Kühlschrank. Die Wahrheit ist aber auch, dass der Pulse Classic T 7051 EBL vor allem für zwei Reisende ausgelegt ist. Dann fallen die Unzulänglichkeiten, wie etwa der wackelige und nicht entfernbare Tisch oder die unbequemen Notsitze für weitere Passagiere nicht so sehr ins Gewicht. Das Hubbett ist eine clevere Idee, das man sich allerdings ob des eigenen Nutzungsverhaltens stark überlegen sollte. Wir raten in jedem Fall dazu, die insgesamt vier verschiedenen teilintegrierten Ausbauvarianten des Pulse Classic 90 intensiv miteinander zu vergleichen. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten Dethleffs Pulse Classic 90 T 7051 EBL
Modell | Dethleffs Pulse Classic 90 T 7051 EBL |
Motor | 2,2 Liter Multijet Diesel mit 160 PS (nur noch mit 140 und 180 PS lieferbar) |
Antrieb | Frontantrieb, Neungang-Automatik (Sechsgang-Schaltgetriebe Serie) |
Abmessungen (L/B/H) | ca. 7,41 m/2,33 m/3,00 m |
Stehhöhe Wohnbereich | ca. 2,05 m |
Leergewicht | ca. 2.914 bis 3.220 kg |
Schlafplätze | Je nach Ausstattung 2 bis 5 |
Kühlschrankvolumen | 137 l davon 15 l Eisfach |
Flammkocher | 3 |
Frischwassertank | ca. 116 l |
Gasflaschen | 2x 11 kg |
Tankvolumen | 90 l |
*Herstellerangaben