Unter anderem wurde der Captiva optisch wohltuend aufgefrischt. Am auffälligsten sind die Retuschen an der Front. Der Blick wirkt nun schärfer und der stark vergrößerte Kühlergrill strahlt mehr Muskeln und Überholprestige aus. Doch gibt der immerhin 4,67 Meter lange Hochbeiner weiterhin die klassenübliche Pummelchen-Figur ab, was selbst seine nach hinten abfallende Dachlinie und die im Kontrast dazu aufsteigenden Lichtkanten im Seitenblech nicht ganz kaschieren können.
Deutlich aufgewertet präsentiert sich außerdem der Innenraum. Zu dem von Chevrolet proklamierten Oberklasse-Flair reicht es zwar nicht, doch ein völlig neues Kombiinstrument, eine schicke neue Einfassung der Digitaluhr in der Mittelkonsole und insgesamt mehr Chromzierrat und in Silber lackierte Plastikteile schaffen ein im Vergleich zum Vorgänger deutlich wohnlicheres Ensemble. Außerdem wurde der bisherige Handbremshebel durch einen kleinen Knopf zur Betätigung der elektronischen Feststellbremse ersetzt. Dank dieser Lösung ist zwischen den Vordersitzen Platz für zwei Getränkehalter.
Viel Platz, variabel nutzbar
Wie bisher bietet der Captiva ein großzügiges Platzangebot. Die Kopf- wie Beinfreiheit ist auf den beiden vorderen Sitzreihen über jeden Zweifel erhaben und gibt es parallel einen immerhin 500 Liter großen Kofferraum. Optional kann man den Captiva mit dritter Sitzreihe ordern, zwei Einzelsitze lassen sich dann einfach aus dem Kofferraumboden aufstellen. Allerdings werden sich hier nur kleine Fahrgäste wohlfühlen können. Alternativ lassen sich die fünf Fondsitze im Kofferraum versenken und ist dann Platz für fast 1.600 Liter Gepäck. Das Fassungsvermögen diverser kleinerer Staufächer ist hierbei nicht mit einberechnet.
Neben der vielseitigen, praktischen Nutzbarkeit des Innenraums gibt sich der Allradler auch hinsichtlich der Fahrbahnbeschaffenheit recht flexibel. Auf einem Schnee-Eis-Parcours konnten wir uns von seinen löblichen Offroad-Fähigkeiten überzeugen. So ist einerseits hier besonderer Fahrspaß angesagt, da das 4x4-System dank variabler Kraftverteilung zwischen den Achsen sogar herrliche Drifts zulässt. Anderseits können elektronische Helfer wie Berganfahrhilfe oder Bergabfahrkontrolle im Zusammenspiel mit ABS, ESP und Traktionskontrolle dabei unterstützen, sicher ans Ziel zu kommen, selbst wenn der Weg gewisse Schwierigkeitsgrade aufweist.
Starke Antriebsoptionen
Der Captiva geht trotz Allradantrieb und erhöhter Bodenfreiheit dennoch nur als Nebenerwerbs-Offroader durch. Entsprechend gut hat Chevrolet daran getan, das SUV-Modell für den Einsatz auf Asphalt zu optimieren und etwas Komfort einer höheren Agilität zu opfern. Bisher bot der gewichtige Chevy ein recht schwammiges Fahrwerk, das auf einen flotten Kurvenstrich mit bisweilen unangenehm viel Schlagseite reagierte. Jetzt fühlt sich der Unterbau richtig schön straff an, pfeilt der Koreaner deutlich aufrechter ums Eck. Leichte Abstriche beim Komfort muss man im Gegenzug allerdings in Kauf nehmen, doch dem hiesigen Kundengeschmack dürfte die neue Abstimmung deutlich mehr zusagen. Ob kurvige Landstraße oder hurtiges Kilometerfressen auf der Autobahn – mit dem neuen Captiva ist man künftig richtig gut unterwegs.
Gleiches gilt auch für die neuen beziehungsweise verbesserten Antriebe. Die beiden Benziner 2.4 und 3.2 V6 sind allerdings weiterhin keine Offenbarung und Ottomotoren ja auch allgemein für dieses Fahrzeugsegment keine Empfehlung. Wesentlich wichtiger ist der neue Diesel 2.2 CDTi, der in zwei Leistungsstufen angeboten wird. So kann der Kunde zwischen 163 PS/350 Newtonmeter oder 184 PS/400 Newtonmeter wählen. Wir haben allein die stärkere Variante in Kombination mit dem manuellen Sechs-Gang-Box gefahren.
Der neue Common-Rail-Diesel gibt sich angenehm laufruhig, ist gut abgekapselt und entsprechend akustisch zurückhaltend. Beim Vortrieb marschiert der Captiva mit der üppigen Kraft an alle vier Räder stramm nach vorne, ist der Leistungsaufbau nach einem kurzen Turboloch angenehm harmonisch. 9,6 Sekunden dauert der Standardsprint von null auf 100 und wird der Zweitonner maximal 200 km/h schnell. Der Spritkonsum soll laut Normverbrauch bei lediglich 6,6 Liter liegen. Sowohl in der Abstufung der Gänge wie auch beim Schaltgefühl kann das neue manuelle Sechs-Gang-Getriebe überzeugen. Beim Wechsel der Fahrstufen gleitet der Hebel allerdings noch mit leichtem Kratzen durch die Gassen. Alternativ bietet Chevrolet eine Sechs-Gang-Automatik an.
Günstiger als die Mitbewerber
Ansonsten ist der Captiva ganz in der Tradition der Marke Chevrolet ein vergleichsweise günstiges Angebot. 25.700 Euro kostet die Basisversion mit 2,4-Liter-Benziner und einer bereits ordentlichen Ausstattung. Die schwächere Dieselversion mit Frontantrieb ist ab 27.400 Euro zu haben, während die von uns getestete 184-PS-Variante mit Allrad-Zwangskombination und gehobener Ausstattung mindestens 34.000 Euro teuer ist.
Damit ist der Chevy sogar einige hundert Euro günstiger als sein ebenfalls aus Korea stammender Mitbewerber Hyundai Santa Fe. Und schaut man auf das Preisgefüge vergleichbarer Modelle deutscher Premium-Hersteller, liegt der Preisvorteil des Captiva gleich bei mehreren tausend Euro.
Technische Daten
Marke und Modell | Chevrolet Captiva | |
---|---|---|
2.2 D 4WD LS | ||
Motor | ||
Hubraum (ccm) / Bauart | 2.231 / R4 | |
Leistung (kW / PS) | 135 / 184 | |
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen | 400 / 2.000 | |
Antriebsart | permanenter Allradantrieb | |
Getriebeart | manuelles Sechs-Gang-Getriebe | |
Abmessung und Gewicht | ||
Länge/Breite/Höhe (mm) | 4.673 / 1.849 / 1.727 | |
Radstand (mm) | 2.707 | |
Wendekreis (m) | 11,9 | |
Leergewicht (kg) | 1.928 | |
Kofferraum (Liter) | 477 - 1.577 | |
Bereifung Testwagen | 235/50 R17 | |
Verbrauch | ||
Krafstoffart | Diesel | |
Kombiniert laut Werk (l/100km) | 6,6 | |
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm | 174 / Euro 5 | |
AS24-Verbrauch (l/100km) | k .A. | |
Fahrleistungen | ||
Werksangabe 0-100km/h (s) | 9,6 | |
AS24-Sprint 0-100km/h (s) | k .A. | |
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) | k .A. | |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 200 | |
Preise | ||
ab (Euro) | 34.090,00 | |
Empfohlene Extras | ||
VergrößernVerkleinern |
Fazit
Der schon leicht in Vergessenheit geratene Chevrolet Captiva meldet sich mit einer rundum gelungen Auffrischung zurück. Ende März 2011 kommt das aufgewertete, deutlich verbesserte SUV-Modell in den Markt. Und dieser hat nun allen Grund, dem Captiva mit wieder mehr Interesse zu begegnen. Mit den Änderungen bei Fahrwerk, Dieselantrieb und der Innenraum-Renovierung hat Chevrolet richtig gute Arbeitet geleistet. Der Preis bleibt hingegen auf weiterhin unterstem Niveau.