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Test: Chevrolet Orlando 2.0 D (163 PS) – Stark für Sieben

Orlando, Siebensitzer – wer wollte hier einen souveränen Linksspur-Express erwarten? Doch mit dem 163 PS starken Top-Diesel kann der im März 2011 gestartete Van manch potentem TDI davoneilen.

Und nicht nur als entspannter, durchzugsstarker und effizienter Autobahn-Heizer, auch als vielseitiges und praktisches Familienauto konnte uns der zudem herausragend günstige Neuling überzeugen.
Coupéhafte Dächer und dynamische Sicken sorgen derzeit in fast allen Segmenten für besonders elegante wie schnittige Blechkleider. SUVs, Limousinen, Vans – fast jede Neuerscheinung huldigt diesem Design-Trend. Nicht der Orlando: Fast schon wie ein Nutzfahrzeug präsentiert er sich quadratisch, praktisch, leicht verdaulich. Sein bulliges, schnörkelloses Design mag nicht zum Dahinschmelzen verleiten, abstoßend ist der eigenständig gezeichnete Koloss deswegen nicht.

Ideenreicher präsentiert sich der Innenraum, der bei Chevrolet traditionell eher vernachlässigt wurde. Doch mit dem im Frühjahr 2009 eingeführten Cruze hat sich die Marke einer deutlich wohnlicheren Linie verschrieben. Dieser noch jungen Qualitäts-Offensive hat sich auch der Orlando verschrieben.

Mit Geheimfach

Neben dem abwechslungsreichen Materialmix und schicken Hochglanz-Oberflächen gefällt das Cockpit mit einer aufgeräumten, bedienungsfreundlichen und modernen Gestaltung. Den ganz feinen Premium-Schliff mit edelgenarbten Softoberflächen bietet die Hartplastik-Landschaft des Orlando zwar nicht, wohlfühlen kann man sich im geräumigen Inneren dennoch.

Und dann wird unser Entdeckergeist noch mit einer pfiffigen Besonderheit belohnt: Die Bedieneinheit der Audioanlage im oberen Bereich der Mittelkonsole lässt sich hochklappen. Dahinter kommt dann ein „geheimes“ Staufach samt USB-Anschluss für den MP3-Player zum Vorschein. Clever gelöst.

Sogar für sieben Erwachsene

Doch das größte Pfund des Orlando ist sein üppiges und variabel nutzbares Platzangebot. Auf allen drei Reihen kann man als Erwachsener sitzen. Selbst auf den beiden einfach aus dem Kofferraumboden herausklappbaren Stühlen der dritten Reihe ist es bequemer als auf den in diesem Segment oft üblichen Notsitzen. Kinder finden hier eine passable Sitzgelegenheit.

Sogar sieben Erwachsene lassen sich in den Orlando verfrachten, wie wir praktisch austesten konnten. Doch nach nur wenigen Kilometern waren eine 1,60-Meter-Dame und ein 1,90-Meter-Herr froh, die hintere Reihe wieder verlassen zu dürfen. Und für den Einstieg nach ganz hinten sollte man noch etwas Gelengigkeit mitbringen, denn die Öffnung der Fondtüren schränkt den Zugang nach ganz hinten ein. Entsprechend lässt man die Sitze der dritten Reihe besser im Boden, denn sonst hat man keinen Platz mehr im Kofferraum.

Bis zu 1,5 Kubikmeter

Das komfortable, straff gepolsterte aber nur mäßig konturierte Gestühl des Orlando ist übrigens nicht herausnehmbar. Das gilt für alle sieben Sitze. Dafür lässt sich die Lehne der mittleren Reihe mit wenigen Handgriffen einfach umklappen und so der Chevy zum Transporter mit maximal fast 1,5 Kubikmeter großen Gepäckabteil umbauen. Für einen Studentenumzug sollte das reichen.

Bis auf Verzurrösen und einem größeren Zusatzstaufach unterm Kofferraumboden bietet der Orlando allerdings keine cleveren Gepäck-Arretier-Lösungen, um dem Chaos Einhalt zu gebieten. Auch die möglichen Sitzkonfigurationen sind überschaubar, handelt es sich nicht um ein Klapp-, Schiebe- und Ausbau-Künstler. Letztere Option sorgt bei einigen Mitbewerbern für besonders großzügige Maximal-Stauräume. So passen in einen VW Touran zum Beispiel über 1.900 Liter.

Starker Diesel

So weit, so nützlich. Am stärksten beeindruckte uns jedoch der stramme Diesel. Der 2,0-Liter-Vierzylinder mobilisiert immerhin 163 PS und 360 Newtonmeter bei allerdings erst 2.000 Touren. Das Turboloch des Fronttrieblers empfindet man dennoch nicht als übertrieben groß und  trotz des strammen Durchzugs kämpft man bei voller Beschleunigen mit erstaunlich wenig Antriebseinflüssen auf die Lenkung.

Auch die Dieselgeräusche sind dezent, während der kräftige Drehmomentbumms stets für gute Laune sorgt. Zehn Sekunden soll der 1,7-Tonner laut Datenblatt für den Sprint brauchen und knapp 200 km/h schnell werden. Gekoppelt an ein angenehm präzise schaltbares manuelles Sechs-Gang-Getriebe bietet er vehementen Vortrieb in fast allen Lebenslagen und lässt sich die Tachonadel auch deutlich jenseits der 200 km/h treiben. Zeitweilig reichte zumindest die 220er-Skala des Tachos nicht mehr aus.

Entspannter Langstreckler

Angesichts der Fahrzeuggröße und den guten Fahrleistungen mutet der Normverbrauch von glatt sechs Litern noch recht bescheiden an. Zumindest in der Theorie. Praktisch haben wir den Orlando meist flott über die Autobahn gescheucht. Auf einer besonders schnell gefahrenen Etappe kam zum Normverbrauch noch ein 50prozentiger Praxisaufschlag hinzu. Den günstigsten Wert haben wir bei immer noch flotter Fahrweise mit siebeneinhalb Liter gemessen. Im Schnitt waren es dann 8,3 Liter, die sich der Orlando auf fast 2.000 Testkilometern genehmigte.

Die konnten wir in jedem Fall recht unangestrengt abspulen. Die Windgeräusche sind auf einem niedrigen Niveau und auch beim Fahrwerk ist Chevrolet ein recht stimmiges Setup gelungen. Zugegeben: Der Unterbau könnte noch komfortabler sein, die Federung feinfühliger den Asphalt abtasten, die Lenkung eine noch exaktere Rückmeldung geben – doch eigentlich vermittelt der Orland stets ein ausreichend gutes Gefühl, ist die Straßenlage sehr satt, lässt sich das Dickschiff zudem noch angenehm flott ums Eck scheuchen, ohne dass man dabei Schweißausbrüche bekommt. Wobei dies auch gar nicht nötig wäre, da ja das serienmäßige ESP Schlimmeres zu verhindern weiß.

Preishammer

Da der Orlando in so vielfältiger Weise positiv beeindrucken vermag,  sorgt der Blick in die Preisliste für die nächste echte Überraschung: 23.290 Euro verlangt Chevrolet für die Stark-Diesel-Version in der bereits gehobenen Ausstattung LT+. Hier sind schon samt der bei alle Versionen serienmäßigen dritten Sitzreihe eine Menge weiterer Annehmlichkeiten an Bord. Toppen lässt sich dies nur noch durch die Version LTZ, die für 1.500 Euro Aufpreis eine Vollausstattung bietet, die sich sehen lassen kann.

Der preisliche Abstand des Orlando zu seinen Mitbewerbern ist damit erheblich. Günstigste Alternative bietet Peugeot mit dem 5008 in der 150 PS starken Dieselversion, den es ab 28.000 Euro gibt. Ford S-Max, Renault Grand Scenic oder VW Touran kosten in vergleichbar motorisierten Versionen ab 30.000 Euro oder sogar deutlich darüber. Preislich ist der Orlando also ein Volltreffer.

Technische Daten
Marke und Modell Chevrolet Orlando 2.0D (163 PS)
LTZ
Motor
Hubraum (ccm) / Bauart 1.998 / R4
Leistung (kW / PS) 110 / 163
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 360 / 2.000
Antriebsart Frontantrieb
Getriebeart manuelles Sechs-Gang-Getriebe
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.652 / 1.832 / 1.633
Radstand (mm) 2.760
Wendekreis (m) 11. Mrz
Leergewicht (kg) 1.655
Kofferraum (Liter) 89 - 454 - 1.487
Bereifung Testwagen 235/45 R 18
Verbrauch
Krafstoffart Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 6
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 159 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 8,3
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 10
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k .A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k .A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 195
Preise
ab (Euro) 24.790,00
Empfohlene Extras Mit der Sechs-Stufen-Automatik für 1.400 Euro wird der Orlando zum Komfort-Cruiser.
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Fazit

Der Orlando kann vieles gut, ohne dabei mit herausragenden Talenten das ganz große Kino der Autobaukunst zu repräsentieren. Der Siebensitzer ist grundsolide, stellenweise aber auch etwas ideenlos. Gravierende Schwächen, mit denen sich Chevrolet-Modelle noch vor einigen Jahren hervortaten, leistet sich der Orlando keine mehr. An einer besonders schöne Chevrolet-Tradition hält der Van allerdings fest: Die recht üppig ausgestattete Stark-Diesel-Version in der Ausstattung LTZ ist unschlagbar günstig. Und trotz der besonders fairen Preispolitik kann der potente Dieselmotor richtig viel Druck machen. Als effizienter Autobahn-Express lief der Orlando zur Höchstform auf.

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