Der Dacia Duster TCe 150 4x4 Extreme auf einen Blick*
- Ende der 2. Duster-Generation naht
- Nachfolger startet ab Juni 2024
- Weiterhin robust und bezahlbar
- Einfache Bedienung u. Apple CarPlay
- Als Gebrauchter nicht ohne Schwächen
- Grundpreis ab 21.400 Euro
*(Kraftstoffverbrauch kombiniert (WLTP): 6,8 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 154 g/km; CO2-Klasse: E)²
„Extreme“-Ausstattung bedeutet bei Dacia volle Hütte
Es ist schon wieder zwei Jahre her, dass wir den Dacia Duster bei uns in der Redaktion zu Gast hatten. Grund genug für mich, das klassenlose SUV kurz vor dem Generationswechsel noch einmal auf eine ausgedehnte Testfahrt zu entführen. Zwar ist technisch seit dem letzten Fahrbericht im Jahr 2022 nichts mehr nennenswertes passiert, optisch wussten die Rumänen aber durchaus, wie sie den 4,34 Meter langen Duster bis zuletzt attraktiv halten können. Erst Anfang 2023 kamen die neuen „Extreme“ Top-Varianten, auch für weitere Dacia-Modelle, in den Handel und sollen in ihrer Machart seither auf die Robustheit der Marke aufmerksam machen.
Passend zum Abenteuercharakter der Extreme-Ausstattungslinie (u.a. erkennbar durch kupferfarbene Akzente, andere Polsterung, schwarze Felgen) hüllt sich mein Testwagen in „Zeder-Grün“. 650 Euro teuer und eine von wenigen Optionen, die beim Dacia Duster Extreme überhaupt noch als Extra ausgewählt werden können. Der wichtige Rest ist beim Top-Modell und ab 21.400 Euro für die 100 PS starke Erdgas-Variante (Kraftstoffverbrauch (WLTP) kombiniert, gewichtet: 7,8 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 127 g/km; CO2-Klasse: D)² bereits im Grundpreis enthalten. Neben dem ECO-G bietet die Renault-Tochter noch einen Diesel und zwei unterschiedlich starke Benziner an – der Kunde hat motorabhängig die Wahl zwischen Allradantrieb oder Automatik. Beides kombinieren lässt sich weiterhin nicht.
Allrad mit Sperre, aber weiterhin nicht gleichzeitig mit Automatik
Der Testwagen bildet indes auch antriebsseitig das Maximum der Dacia-Preisliste ab: Der 1,3-Liter Dreizylinder-Turbobenziner TCe 150 (ab 25.900 Euro) bringt es auf die namensgebenden 150 PS, stemmt immerhin 250 Nm bei 1.700 Umdrehungen pro Minute und ist gekoppelt an ein Sechsgang-Schaltgetriebe, über das die Kraft an alle vier Räder verteilt wird. Bei den 4x4-Varianten zählt eine manuell aktivierbare Sperre zum Serienumfang. Wen es übrigens dauerhaft in unbefestigtes Geläuf zieht, könnte gefallen am optionalen Unterfahrschutz aus dem Dacia-Zubehörprogramm finden.
Ohnehin besinnt sich der Dacia Duster in der Allrad-Variante zurück auf das, was kompakte und günstige Geländefahrzeuge (Böschungswinkel: vorne 30 Grad, hinten 31 Grad; Bodenfreiheit: 205 mm) einst sein sollten: Arbeitstiere. Die Zeiten des Lada Niva (als grau importierter Neuwagen) neigen sich mehr denn je dem Ende entgegen. Aus dem Suzuki Jimny ist teure Lifestyle-Ware geworden, der Opel Frontera (ohne Allrad) kennt sich selbst nicht mehr und sonst wird kaum etwas Handfestes, zu einem ebenso handfesten Preis angeboten. Wenn jemand auf der anderen Seite des automobilen Spektrums (um es überspitzt auszudrücken) für den Preis eines neuen Dacia Duster einen gebrauchten Range Rover kaufen möchte – bitte sehr, die Unterhaltskosten werden sicherlich für Freude im Portemonnaie sorgen.
Kerniges Wesen mit schlechten Sitzen
Zum kernigen Wesen des Dacia Duster II zählen allerdings auch ein paar Eigenheiten in Sachen Fahrverhalten und Fahrkomfort. Das Stahlfahrwerk mit seiner weichen Grundauslegung ist hier nicht Stein des Anstoßes, sondern eher die Abstimmung zwischen Turbobenziner und Getriebe. Der Motor spricht für mein Harmonieverständnis zu ruppig an, ruckelt hin und wieder beim Durchbeschleunigen und die Gasannahme ist mitunter schlecht dosierbar. Dass die ersten Gänge vergleichsweise kurz übersetzt sind, ist nur im Gelände von Vorteil. Beim Verbrauch stehen schnell mehr als sieben Liter im monochromen Bordcomputer – ein robuster Wert, der sich mit dem deckt, was ich schon bei der 4x2-Variane vor zwei Jahren ermittelt hatte.
Ebenso blieben mir von damals die schlechten Sitze in Erinnerung. Zu weich, zu wenig Unterstützung in alle Richtungen und aus einem schweißtreibenden Material gefertigt, bleiben sie eigentlich der einzig wahre Grund, doch zum gebrauchten Range Rover zu greifen. Witz beiseite: Von oberster Dacia-Marketing-Position wurde mir versichert, dass die dritte Generation des Duster ab Juni 2024 deutlich langstreckenfreundlicheres Gestühl erhalten soll. Mehr zu dem Thema können wir euch ab dem 25. April berichten, dann fällt die Sperrfrist zum Nachfolger, den Kollege Rudolf Bögel bereits genauer unter die Lupe nehmen durfte.
Assistenten bleiben (zum Glück?) Mangelware
Abgesehen von den Sitzen, bleibt der Innenraum des Dacia Duster ein guter Rückzugsort für alle, die von nervigen Assistenzsystemen nichts wissen wollen. Es bimmelt nichts, es regelt wenig, gewarnt wird man sinnigerweise nur vor anderen Fahrzeugen im toten Winkel. Ansonsten gefällt mir weiterhin die einfache Bedienung, die separate und im Zweifel mit Winterhandschuhen regelbare Klimaanlage und die Tatsache, dass ich ein Infotainment-System gereicht bekomme, das in dieser Preisklasse sogar kabelloses Apple CarPlay beherrscht. So einfach kann Autofahren im Jahr 2024 noch sein. Okay, der hemdsärmelig zusammengetackerte Kofferraumboden (Kofferraumvolumen Allrad-Variante: 456-1.548 l; Anhängelast: 1.500 kg) hätte nun nicht sein müssen und ob jetzt alle Stoffe und Filze einer hohen Dauerbelastung über Jahre standhalten, ist fraglich. Aber irgendwo muss der niedrige Preis des Dacia Duster ja herkommen.
Dacia Duster II Gebrauchtwagen-Kaufberater
Und wenn die Wachablösung beim Dacia Duster schon bevorsteht, können wir auch gemeinsam einen kurzen Blick auf die Stärken und Schwächen gebrauchter Duster II, im Handel seit 2018, werfen. Kurzum: Mit einer Mängelquote von 8,7 Prozent (Alter bis drei Jahre) lag das Rumänen-SUV im Jahr 2022 deutlich über dem Schnitt seiner Altersklasse (5,3 Prozent). Die Prüfer des TÜV Süd bemängelten damals vor allem Defekte an Beleuchtung, Bremsen und der Lichtanlage sowie auftretenden Ölverlust. Allerdings sind das alles Punkte, die nur sehr begrenzt aussagefähig darüber sind, wie es wirklich um die Langzeitqualität des Duster II bestellt ist.
Schließlich bewegen wir uns hier am unteren Ende der automobilen Hackordnung – nicht auszuschließen, dass gerade gebrauchte Duster nicht immer die Zuneigung erhalten, die die Technik in Form von Verschleißreparaturen eigentlich nötig hätte. Beim Gebrauchtwagenkauf eines Dacia Duster sollte daher auf eine nachvollziehbare Service-Historie geachtet werden. Ein prüfender Blick unter das Fahrzeug kann ebenfalls nicht schaden. Schon junge Gebrauchte zeigen oftmals deutliche Rostansätze an den Achsteilen und der Abgasanlage. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt vom Profi nachträglich eine Unterboden- und Hohlraumversiegelung auftragen. Gut für den Wiederverkauf sind Dacia Duster II nach dem Facelift ab September 2021 mit Sonderausstattung wie Klimaanlage, Sitzheizung und dem Media-Display, das die Anbindung zu Apple CarPlay und Android Auto beherrscht. Der Durchschnittspreis gebrauchter Dacia Duster liegt mit Stand März 2023 (ohne gelistete Neufahrzeuge, Tageszulassungen und Vorführer) bei rund 16.400 Euro, wobei das Durchschnittsalter knapp 4,5 Jahre beträgt.
Fazit
Robust und preiswert bis zum Schluss. Der Dacia Duster II ist kurz vor dem Generationswechsel immer noch eine Empfehlung für alle, die ein einfach gestricktes SUV fahren möchten und gleichzeitig nur den Nutz-, aber keinen Prestigewert bezahlen wollen. Platz und Stauraum ist ausreichend vorhanden, die Geländefähigkeiten der 4x4-Varianten sollten nicht unterschätzt werden. Die Top-Ausstattungslinie "Extreme" bringt optisch und durch die aufgewertete Ausstattung zudem noch einmal frischen Wind in den Duster. Größter Kritikpunkt: Die weichen und unbequemen Sitze. Der Nachfolger startet ab Juni 2024 im Handel. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)