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Dacia Spring Extreme 65 im ersten Test: Endlich Spaß im Billig-Stromer?

Der Dacia Spring polarisiert. Vernunftauto sagen die einen, lahme Ente die anderen. Jetzt kommt der Geiz-ist-Geil-Stromer schicker und mit 20 PS mehr. Endlich Fahrspaß? Das zeigt ein erster Test. Wir wagen zudem einen Blick auf die anderen Extreme-Modelle von Dacia. Inklusive Sleep Pack im Jogger!

Der Dacia Spring Extreme Electric 65 auf einen Blick

  • Neue Top-Variante des günstigen E-Kleinwagen
  • 65 PS, 26,8 kWh Batterie, 220 km Reichweite
  • Einer der günstigsten Stromer Deutschlands
  • Startpreis (Extreme 65) ab 24.550 Euro

Dacia-Spring-Electric-65-Front-Dynamic

22.750 Euro: mehr kostet der Basis-Spring nicht

Ein Elektroauto unter 25.000 Euro? Daran versucht sich der VW-Konzern mit dem ID.2. Ab 2025. Dacia, die rumänische Renault-Tochter, hat mit dem Spring so ein Auto schon seit knapp zwei Jahren im Angebot. Auch wenn in letzter Zeit die Preise doch deutlich gestiegen sind. Mit 45 PS war (und ist) die Erstausgabe jedoch eine ziemlich lahme Krücke. Jetzt kommt der neue Spring Extreme mit 65 PS – mal sehen, ob der Neue große Sprünge macht (Dacia Spring Modellfamilie, Stromverbrauch kombiniert: 14,5-13,9 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; elektrische Reichweite kombiniert: 220-230 km)².

Ungeachtet der Kritiker, die auch die billige Verarbeitung monierten, feiert Dacia den in China gefertigten Spring als großen Erfolg. Dafür sprechen 110.000 Bestellungen, davon 20.500 allein in Deutschland. Für 93 Prozent seiner Besitzer war es das erste Elektro-Auto! Aber noch viel wichtiger: 72 Prozent davon waren Erstkunden von Dacia. Freilich dürfte da der Preis eine große Rolle gespielt haben und auch noch spielen. Der 45er, den es auch weiterhin noch gibt, kostet gerade mal 22.750 Euro, und nach Abzug der Umweltprämie (derzeit bei Dacia 7.177,50 Euro) nur knapp 16.000 Euro. Ein günstigeres (vollwertiges) E-Auto findet man kaum auf dem Markt.

Mit rund 2.000 Euro mehr schlägt der neue große Bruder zu Buche, der mit kompletten Familiennamen Dacia Spring Extreme Electric 65 heißt. Aber bitte, was ist an diesem Auto schon extrem? Klare Antwort: Nichts, außer die Ausstattung. Und da dürfte zunächst einmal Cupra aufhorchen. Denn das kupferfarbene Erkennungszeichen der Spanier haben die Franzosen mehr oder weniger ohne große Änderungen übernommen. Abgekupfert, könnte man dazu auch sagen! Die Farbakzente schaffen derweil Wertigkeit. Man findet sie zum Beispiel auf der Schale der Außenspiegel oder auch innen auf den Luftdüsen und im Logo. Neu ist auch die Outdoor-Optik mit Protektoren, die Robustheit und Lifestyle gleichermaßen ausdrücken sollen - und natürlich die Presse-Kommunikationsfarbe Schiefer-Blau.

Dacia-Spring-Electric-65-Interior

Gleicher Motor, gleiche Batterie – aber 20 PS mehr Leistung

Bei der Technik hat sich eigentlich nicht viel getan. Sogar die E-Maschine ist nahezu die Gleiche – allerdings haben die Entwicklungsingenieure durch ein paar kleinere Änderungen (höhere Drehzahlen, überabeiteter Rotor, andere Getriebeübersetzung) 20 PS mehr Leistung herausgekitzelt. Die Batterie bleibt mit brutto 26,8 kWh relativ klein, dürfte aber die Bedürfnisse der Klientel, die im Schnitt rund 31 Kilometer am Tag fährt, ausreichend sein.

Bei einer Reichweite von 220 Kilometern ist damit rein theoretisch eine Woche drin, ohne aufladen zu müssen. Auch das geht beim 65er schneller. Bis zu 30 kW zapft der Spring an einer entsprechenden DC-Anlage. Das ist nicht gerade die Welt, den meisten Besitzer dieses E-Dacias dürfte das aber ohnehin schnuppe sein. Warum? Weil laut des rumänischen Herstellers rund zwei Drittel ihren Dacia daheim in der eigenen Datscha aufladen, und zwar mit der Haushaltssteckdose.

Wie fährt sich nun der "getunte" Spring? Zunächst einmal muss man den Blechdosen-Klang verdauen, wenn man die Türen schließt. Das erinnert uns an den Renault F4. Köstliche Oldie-Büchse mit Revolverschaltung. Da macht es auch so herrlich Ploing. Vorne sitzt man auch zu zweit recht bequem, hinten haben höchsten Kleinkinder Platz. Der Kofferraum verdient den Namen nicht, aber ist ja auch ein Kleinwagen. Das Plastik-Interieur ist überschaubar, geradezu spartanisch. Wohltuend, wenn man das so mit anderen Herstellern vergleicht, bei denen auf der Mittelkonsole schon mal über 40 Knöpfe und Regler verbaut sind. Diese Nüchternheit ist der Grund für den Preis – und vielleicht zielt das auch auf Menschen, die das permanente Piepen und Eingreifen der zig Assistenzsysteme nicht mehr haben wollen. Sondern nur ein Auto, das einfach fährt.

Dacia-Spring-Electric-65-Grill

Sogar jenseits der 80 km/h geht noch was!

Im Vergleich zum Vorgänger kann man das jetzt auch mit Fug und Recht behaupten. Der Spring schleicht nicht mehr, er bewegt sich tatsächlich und zwar ziemlich flott. Auch muss man keine Angst mehr beim Überholen haben. Sogar jenseits der 80 km/h geht noch was! Und zwar mehr als nur ein bisserl mehr. Erreicht man allerdings die 100-km/h-Marke, wird es zäh. Unter der Mithilfe eines leichten Gefälles und mit verkrampften Fuß auf dem Gaspedal, das eng ans Bodenblech gepresst ist, sind wir am Ziel. 125 km/h – wow, wer sagts denn? Geduld muss man haben. Fahrwerk und Lenkung sind okay, da darf man nicht viel erwarten und wird dann auch nicht enttäuscht. Das heißt aber nicht, dass man mit dem Spring schlecht fährt. Sagen wir mal eher rudimentär, aber völlig ausreichend.

Beim Verbrauch ist der Spring eines der kuriosesten Elektro-Autos überhaupt, weil es die Verhältnisse umkehrt. Normalerweise geht der Stromverbrauch im Stadtbetrieb zurück, weil sich das System durch die häufige Rekuperation ziemlich viel Energie zurückholt. Auf der Autobahn hingegen geht der Verbrauch normalerweise nach oben, weil es da ja in aller Regel nicht viel zu bremsen gibt. Normalerweise! Unser Test führt uns vom Wiener Flughafen Schwechat tief in die Innenstadt. Erst über die Autobahn, dann geht es über den Ring im Schleichtempo bis zum Naschmarkt und zurück. Das Ergebnis: In der Stadt stehen 20,2 kWh auf der Digitalanzeige, auf der Autobahn waren es 18,1. Das lässt sich höchstens dadurch erklären, dass der Spring beim Rekuperieren nicht unbedingt ein Weltmeister ist. Grundsätzlich ist der Verbrauch aber hoch, das Auto wiegt gerade mal etwas mehr als 1.000 Kilogramm, da sind sowohl 18 als auch 20 kWh zu viel.

Dacia Extreme Family-lowres

Extreme-Ausstattung – das ist bei den anderen Dacia-Modellen alles mit an Bord

Auch die anderen Dacia-Modelle gibt es in der Extreme-Optik. Überall glänzen Bronze-Elemente, die Sonderfarbe für die Karosserie lautet Zeder-Grün. Außerdem haben Duster, Sandero und Jogger eine neuen künstlichen Stoff an Bord. MicroCloud heißt er, soll wasserabweisend und verschleißfest sein und fühlt sich auch richtig gut an. Wenn auch nicht wie Samt, wie das Marketing behauptet. Auf der technischen Seite verfügen die Extreme-Modelle schon ab Werk über eine Klimaautomatik, schlüssellosen Zugang sowie eine Rückfahrkamera. Um das Anfahren auf rutschigem oder matschigem Untergrund sicherer zu machen, gibt es für die Vorderachse auch noch eine erweiterte Traktionskontrolle unter dem Namen „Extended Grip“.

Dacia-Jogger-Sleep-Pack

So wird aus dem Karpaten-Kombi ein Wohnmobil

Das wichtigste neue Zubehör bei Dacia hat allerdings nichts mit der neuen Extreme-Linie zu tun – und gibt es auch nur für den Jogger. Mit dem so genannten Sleep Pack, kann man den Karpaten-Kombi in Nullkommanix zum Wohnmobil umbauen. Die tragbare Holzbox (50 kg) kommt einfach in den Kofferraum und lässt sich in rund zwei Minuten zum Bett umbauen. Und das ist nicht geflunkert. Wir haben uns das live zeigen lassen.

Hinterbank wegkippen, aufklappen, Seitenstreben einhängen für die Stabilität, Polster drauf, Seitenpolster anflanschen - und schon hat man ein 1,90 langes und 1,30 Meter breites Bett mit 60 Zentimeter Kopffreiheit in den Jogger gezaubert. Ein ideales Maß für junge Pärchen. Und den Nachwuchs bringt man später einfach im Zelt unter, das an der Reling des Joggers befestigt wird. So hat man ein echtes Basecamp für die ganze Familie. Raffiniert auch: In der Box gibt es genügend Stauraum für den Camping-Urlaub. Man öffnet sie nach hinten, hat also jederzeit Zugriff darauf – und für die kleine Jause oder das große Abendessen hat man auch gleich noch einen Tisch. Aber, Vorsicht. Draufsetzen ist keine gute Idee, die Klappe trägt nur bis zu 15 Kilogramm. Das Sleep Pack gibt es zum konkurrenzlos günstigen Preis von 1.500 Euro, wenn man sich den Jogger bestellt. Wer erst später über den Händler zuschlägt, muss mit Preisen um die 1.700 Euro rechnen.

Dacia-Jogger-Sleep-Pack-Tent

Erstes Fazit

Optisch überzeugen die neuen Extreme-Modelle auf alle Fälle. Das Sleep Pack für den Jogger ist ein echter Clou. So günstig kommt man sonst nicht zu einer fahrbaren Matratze, wenn es um den Wochenend-Urlaub oder eine Übernachtungsmöglichkeit für das nächste Musikfestival geht. War der Dacia Spring 45 noch ein reines Stadt-Auto, so hat der 65er jetzt auch Qualitäten für Überlandfahrten und für Überholvorgänge, die einem nicht den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Ein Stromer mit Spaßfaktor-Qualitäten bei der Beschleunigung wird aus diesem Spring aber nicht. Auch die Preis haben mittlerweile deutlich angezogen. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)

Technische Daten Dacia Spring Extreme Electric 65*


Modell Daten Dacia Spring Extreme Electric 65
Motor 1x Elektromotor
Systemleistung 65 PS (48 kW)
Drehmoment 113 Nm
Antrieb Front, 1-Gang-Getriebe
Batterie 26,8 kWh Lithium-Ionen
Ladeleistung max. AC/DC 3,7/30 kW
Verbrauch kombiniert 14,5 kWh/100 km²
CO2-Emissionen kombiniert 0 g/km²
Elektrische Reichweite kombiniert 220 km
Beschleunigung (0–100 km/h) 13,7 s
Höchstgeschwindigkeit 125 km/h
Abmessungen (L/B/H) 3,73 m/1,58 m/1,51 m
Kofferraumvolumen ca. 290 Liter
Anhängelast 0 kg
Gewicht ca. 1.050 kg
Grundpreis Dacia Spring 65 ab 24.550 Euro

*Herstellerangaben

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