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Test: Honda Jazz 1.5 i-VTEC – Bei Honda klappt’s

Magic Seats nennt Honda den praktischen Klappmechanismus der Rücksitze, der den Jazz vom normalen Kleinwagen zum Raumwunder werden lässt. Und mit dem jüngst neu eingeführten 1,5-Liter-Motor unter Haube, transportiert der Japaner Kind und Kegel auch ziemlich flott von A nach B.

Nur beim Getriebe besteht noch Nachholbedarf. 354 Liter Gepäck gehen bei voller Bestuhlung in den Kofferraum des Honda Jazz, 1.314 wenn man die Lehnen der Rücksitze flach legt. Das ist in der Vier-Meter-Klasse ein ordentlicher Wert; der VW Polo schluckt zum Vergleich zwischen 351 und 1.125 Liter. Das eigentliche Highlight ist aber gar nicht der Stauraum, oder die niedrige Ladekante, die das Bepacken vereinfacht. Was den Jazz zum Raumwunder macht, sind die Magic Seats.

Für Koffer, Golfbags und den Hund

Mit einem Handgriff lassen sich die Sitzfläche der Rückbank zweigeteilt wie Kinosessel hochklappen und durch einfaches umlegen eines Haltebügels arretieren. So entsteht hinter den Vordersitzen Stauraum, der ungeahnte Möglichkeiten bietet: Die Einkaufstüte lässt sich hier ebenso unterbringen wie der Koffer, die Getränkekiste oder das Golfbag. Der Vorteil: Das Einladen geht dank der noch niedrigeren Schwelle noch ein bisschen einfacher, und alles was hier verstaut wird, fliegt beim Bremsen oder in der Kurve nicht durch den Kofferraum.

Besonders praktisch hat sich der Jazz in unserem Test auch als Hunde-Auto erwiesen. Während der ausladende 30-Kilogramm-Bello im Kofferraum oft Beklemmungen bekommt und im Beifahrerfußraum dem Sozius sämtlichen Platz wegnimmt, kann er es sich an Stelle der Rückbank im Fond ganz bequem machen und dort auch sicher angegurtet werden. Lästiges abdecken der Rücksitze oder eine extra einzubauende Hundmatte sind damit überflüssig.

Raumschiffoptik und peppige Farben

Nicht nur bei der Platzausnutzung geht Honda eigene Wege, auch optisch unterscheidet sich der Jazz deutlich von anderen Kleinwagen. Während VW Polo, Opel Corsa, Renault Clio und Co. alle irgendwie ähnlich daherkommen, haben die japanischen Designer dem Jazz schon fast ein Mini-Van-Kleid angezogen, das durch die flach abfallende Front jede Menge Schwung kriegt. Der Nachteil: Während sich mit den übrigen Kleinwagen quasi jedermann irgendwie anfreunden kann, muss man den Hauch von Raumschiff-Optik beim Jazz schon mögen. Peppige Farben aber machen die Entscheidung für den modernen Honda um einiges leichter.

Schade eigentlich, dass von der Avantgarde des Exterieur-Designs im Innenraum nicht mehr viel zu spüren ist. Will heißen: Der Honda kommt klassisch bis altbacken daher; Marketing-Experten würden vielleicht zweckmäßig oder übersichtlich sagen. Im Detail gibt es klassische Analoginstrumente, ein Lenkrad mit zahlreichen Tasten, eine Klima-Bedieneinheit aus dem Großmarkt-Regal und klobige Sitzheizungs-Schalter zwischen den beiden vorderen Stühlen und vor einer Mittelarmlehne, die ihrem Namen nicht ganz gerecht wird: Fahrer und Beifahrer können nie gleichzeitig den Ellbogen abstützen, und höhenverstellbar ist sie leider auch nicht. Der Beifahrer hat sowieso den schlechtesten Platz im Jazz: Zumindest großgewachsene Gäste haben mit dem ausladenden Armaturenbrett auf der rechten Seite zu kämpfen. In Reihe zwei dagegen sitzt es sich recht ordentlich – natürlich nur, wenn die Magic Seats nicht hochgeklappt sind.   

Nicht alle Extras für den 1.5er

High-Tech zieht in der besseren Ausstattung in Form eines modernen 7-Zoll-Touchscreen-Infotainmentsystems ein, das zahlreiche Funktionen bis hin zur Kalenderverwaltung bereit hält. Um die alle zu entdecken und erst recht zu verstehen, muss man sich aber erstmal gründlich in die Untiefen der Menüs einarbeiten. Schade: Mit dem System lassen sich Smartphones nur per MirrorLink koppeln, nicht aber mit Apple CarPlay oder Android Auto. Eine induktive Ladeschale sucht man ebenfalls vergebens – dafür verbaut Honda einen HDMI-Anschluss, dessen Nutzen sich uns während des Tests nicht erschlossen hast.

Apropos High-Tech: Leider ist die Preispolitik der Japaner ein wenig undurchsichtig und müssen Kunden, die sich für den neuen 1.5er-Motor entscheiden, auf ein paar Extras verzichten. Mit 19.990 Euro kostet der ausschließlich in der Dynamik-Version erhältliche, 130 PS starke Benziner nämlich genau so viel wie der schwächere 1.3er mit 102 Pferdestärken in der Top-Ausstattung. Dafür gibt es für den 1.5er aber keine Rückfahrkamera, kein schlüsselloses Start- und Zungangssystem und auch keine Klimaautomatik sondern nur eine manuell zu regelnde Klimaanlage.  

Ein Gang zu wenig

Alle, denen ein bisschen Fahrspaß wichtig ist, sollten diese Nachteile in Kauf nehmen und den Brot-und-Butter-Einstiegsmotor links liegen lassen. Während der den gut 1,1 Tonnen schweren Jazz mehr oder wenig emotionslos bewegt, kommt mit dem 1.5-Liter-Vierzylinder recht schnell Fahrspaß auf.  Zwar verzichtet Honda auf ein Aufladung, doch mit seiner Drehfreude macht er den fehlenden Turbo-Wumms ziemlich gut wett. Die 4.600 U/min, die nötig sind damit die maximale Kraft von 155 Newtonmeter anliegen, erklimmt der Benziner im Nu, und dank der leichtgängigen Sechsgang-Schaltung macht es Spaß, den Motor bei Laune zu halten.

Die Kehrseite des Getriebes zeigt sich allerdings auf der Autobahn. Während die kurzen Übersetzungen im Stadtverkehr den Spaß steigern, nerven die hohen Touren auf der Langstrecke ein wenig und ertappt man sich immer wieder, wie man zum Schalthebel greifen will. Bei Tempo 140 zeigt der Drehzahlmesser gut 4000 Umdrehungen an, die zum gemütlichen Dahingleiten nicht nötig wären. Ein siebter Gang wie ihn Porsche verbaut wäre technisch freilich zu aufwendig, aber zumindest eine länger übersetzte, sechste Fahrstufe würde dem Reisekomfort gute Dienste erweisen.

Flott und trotzdem sparsam

Abgesehen von den Drehzahl-bedingt etwas lauteren Motorgeräuschen macht der Jazz auch auf der Autobahn eine gute Figur, läuft artig gerade aus und ist trotz seines 1,69 Meter hohen Aufbaus auch nicht sonderlich Seitenwind-anfällig. Überhaupt überrascht der Kleinwagen mit einem gut austarierten Fahrwerk, mit dem er sich auch gern mal beherzt in die Kurve werfen lässt. Und obwohl er den Fahrer durchaus zu einer flotten Gangart animiert, hält er sich beim Verbrauch angenehm zurück.

Angegeben ist der 1.5er-Motor mit 5,8 Litern pro 100 Kilometer – das ist kein besonders niedriger Wert, dafür aber ein realistischer, der ohne große Bemühung einzufahren ist. Die in den Hochglanz-Prospekten seiner Turbo-Mitbewerber angepriesenen 4,X-Liter-Verbräuche dagegen sind in der Realität nur selten nachvollziehbar und am Ende des Tages dürfte der Honda sogar noch sparsamer sein als manch’ Kleinwagen mit aufgeladenem Motor. Kleinwagen gibt es wie Sand am Meer, und wenn man nicht gerade zur High-Tech- und Hoch-Preis-Variante VW Polo greifen will, sind sich die meisten in Sachen Ausstattung, Komfort und Antrieb doch recht ähnlich. Mit seinen Magic Seats aber hat der Honda Jazz ein Alleinstellungsmerkmal, das auf jeden Fall für ihn spricht: Ein derart praktisches Sitzkonzept findet man bei keinem anderen Hersteller. Und mit dem 1,5-Liter-Benziner ist inzwischen auch ein Motor im Programm der nicht nur Spaß macht, sondern auch durchaus sparsam ist. Anfreunden muss man sich dafür mit der etwas auffälligen Optik des Kleinen, und dem leicht angestaubten Interieur. Und alle 1.5er-Käufer müssen leider auf ein paar nette Ausstattungsextras verzichten.   

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