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Test Hyundai i20 N Performance – dem Fiesta ST auf den Fersen

Nicht mehr viele Autobauer gehen das Wagnis eines Hot Hatches ein. Eine spitze Zielgruppe, strikte Umweltgesetze und nicht zuletzt ein hoher Kostendruck lasten auf den kleinen Spaßmaschinen. Hyundai versucht mit dem i20 N nun den Klassenprimus Ford Fiesta ST herauszufordern. Waren sie erfolgreich?


Der Hyundai i20 N Performance im Überblick


Pro

Stärken

  • - Gute Fahrleistungen
  • - Sportliche Straßenlage
  • - Viele Assistenten
  • - Präzise Handschaltung
Contra

Schwächen

  • - Hoher Verbrauch
  • - Sehr straffes Fahrwerk
  • - Preiswerter Innenraum
  • - Hoher Wendekreis

Hyundai-i20-N-Front

Mehr Zeitenjäger denn Spaßmaschine

Einleitende Worte zum Hyundai i20 N Performance erspare ich mir, denn der Koreaner selbst ist nicht der Typ, der dir Honig ums Maul schmieren will. Er ist kompromisslos sportlich, will als wahrer Hot Hatch verstanden werden und greift in erster Linie den über drei Jahre alten Ford Fiesta ST an (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,6 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 149 g/km²). Dieser ist – zumindest in meiner Erinnerung – einer der Besten seiner Klasse und die Nummer mit dem Hinterbeinchen heben in der engen Kurve ist ohnehin unerreicht. Hyundai geht hier andere Wege, sieht den 150 kW/204 PS starken i20 N Performance eher als zeitenjagendes Tracktool, denn als Sonntagskracher (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 158 g/km²).

Bereits im Stand blickt der Koreaner wie ein angespannter Marathonläufer an der Startlinie durch seine LED-Scheinwerfer. Der einzige Weg zur Erlösung ist der Pistolenschuss, der das Langstreckenrennen startet. Der i20 N will gefordert werden, will ambitioniert durch Kurven getrieben und hart am Limit bewegt werden. Sein beinahe schon hölzernes und für den Alltag leider viel zu hartes Fahrwerk lässt dich bloße Schatten im Asphalt spüren und die präzise, aber sehr straffe Lenkung wiederum sorgt dafür, dass du den kaum 1.200 Kilo schweren Wagen mit irren Geschwindigkeiten durch Schikanen drapieren kannst.

Hyundai-i20-N-Rear

Dank Vorderachssperre irrwitzige Gripverhältnisse

Und wenn du in diesen Momenten denkst, es geht nicht mehr, trittst du erneut aufs Gas und der kleine Koreaner wird buchstäblich durch die Biegung gezogen. Der mechanischen Vorderachssperre in Verbindung mit den aufgezogenen Pirelli P Zeros im 18-Zoll-Format ist es zu verdanken, dass der Wagen über beinahe schon irrwitzige Gripverhältnisse verfügt. Schieben über die Vorderräder kennt der quirlige Heißsporn kaum, auf Belägen mit wechselnder Griffigkeit kann dagegen schon einmal das Heck leicht werden.

Mittels des nett animiertem Performance-Display behältst du in jenen Momenten alles im Blick, die beiden N-Tasten am Lenkrad lassen sich mit je einer individuellen Fahrmoduskonfiguration belegen. Die Einstellungsmöglichkeiten sind zwar umfangreich, doch ist die Bedienung sehr kleinteilig geraten und daher nur im Stand zu empfehlen. Einfacher in der Handhabung ist dagegen die Auto-Rev-Funktion, die du mittels eines übertrieben großen roten Knopfs am Lenkrad an- beziehungsweise ausschalten kannst.

Hyundai-i20-N-Cockpit

Testverbrauch um 9,0 Liter auf 100 Kilometer

Die weiter oben angeschnittene, fehlende Alltagstauglichkeit des Fahrwerks ist auch dahingehend schade, da Hyundai beim i20 N an anderer Stelle so ziemlich alles richtig gemacht hat. Das präzise 6-Gang-Getriebe lässt sich knackig schalten und harmoniert bestens mit dem 204 PS und 275 Nm starken 1,6-Liter-T-GDI-Vierzylinder. Dieser ist zwar von unten heraus etwas müde, wacht aber jenseits der 4.000 Touren umso deutlicher auf und schiebt mit großer Vehemenz nach vorne. Hier versteckt sich die alte Schule, hier merkst du, dass vorne noch mechanische Bauteile ineinandergreifen, dass der Ladedruck erst aufgebaut werden muss. Auch der Verbrauch lässt dich merken, dass du es mit einem alten Recken zu tun hast. Ehrliche neun bis zehn Liter sollten bei flotter Fahrweise definitiv eingerechnet werden.

Gemixt wird die gute alte Zeit an anderer Stelle allerdings mit viel neumodischem Brimborium. Der Auspuffsound wirkt aufgesetzt, zu sehr verstärkt und tönt gerade auf längeren Strecken eher unangenehm. Da hilft leider auch das leiseste Setting der Abgasanlage nicht weiter. Einen insgesamt bitteren Beigeschmack liefert zudem der Innenraum. Schwarzes Hartplastik dominiert und wird optisch einzig durch unterschiedliche Oberflächenstrukturen aufgelockert. Die Sportsitze sind insbesondere für größere und breitere Staturen geeignet, der durchschnittliche Fahrer oder die durchschnittliche Fahrerin dürften sich aber manchmal etwas verloren vorkommen. Die Einstellungsmöglichkeiten sind zudem sehr begrenzt.

Hyundai-i20-N-Rear-Side

Fazit

Der Hyundai i20 N Performance hinterlässt einen gespaltenen Eindruck. Er ist ein ziemlich fähiger Zeitenjäger, der besser wird, je rabiater du ihn bewegst. Das bedeutet aber auch, dass er für den Alltag nur bedingt tauglich ist. Das Stahlfahrwerk ist schlichtweg zu kompromisslos ausgelegt, die dröhnende und aufgesetzt wirkende Soundkulisse der Abgasanlage nervt auf längeren Etappen. Zudem fehlt dem Koreaner eine gewisse Selbstironie, die der deutlich ältere Ford Fiesta ST in Perfektion beherrscht. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: Hyundai i20 N Performance
  • Motor: Vierzylinder Benziner, 1.591 ccm
  • Leistung: 204 PS (150 kW) bei 5.500 U/min
  • Drehmoment: 275 Nm bei 1.750 U/min
  • Antrieb: Front, 6-Gang-Schaltgetriebe
  • Verbrauch kombiniert: 7,0 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 158 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 6,2 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,04 m/1,78 m/1,44 m
  • Gewicht: ca. 1.200 kg
  • Grundpreis i20 N Performance: ab 26.990 Euro

*Herstellerangaben

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