Das Babyblau steht ihm einfach nicht. Es verharmlost ihn zu sehr – auch wenn es offiziell Performance Blue heißt. Dagegen ist das Shadow Grey des Testwagens schon eher die passende Farbe. Wobei: so richtig auch nicht. Denn wenn der Hyundai i30 Fastback N Performance (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 8,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 191 g/km²) eins nicht machen muss, dann ist es sich zu verstecken.
Mit der N-Linie ist den Koreanern nicht nur ein großer Wurf gelungen, sie konnten sogar den König stürzen. Denn, soviel können wir schon zu Beginn des Tests verraten, der i30 N bleibt dem Golf GTI überlegen. Mit dem Facelift hat die Entwicklungsmannschaft um Ex-BMW M-Mann Albert Biermann noch einmal die Feile angelegt und ein echtes Fahrspaßjuwel geschaffen.
Optisch sieht man dem i30 Fastback N sein Potential auf den ersten Blick nicht an. Doch wer genauer hinschaut, dem springen die roten Akzente ins Auge, die erweiterten Lüftungsöffnungen, die den Luftstrom bei geringstmöglichen Verwirbelungen geschickt durch Motorraum und Radkasten lenken. Auch die mächtigen Bremsen – nun 360 Millimeter an der Vorderachse messend – sind untrügliches Indiz für motorische Urgewalt. Spätestens bei der Heckspoilerlippe dürfte dann auch dem letzten Betrachter klar sein, dass hier kein normaler Hyundai auf seinen Einsatz wartet.
Das Anlassen klärt die Situation dann unmissverständlich auf. Mit einem Bellen erwacht der 2,0-Liter-Turbovierzylinder zum Leben, bebt danach leicht und räuspert sich mehrfach in seinem hohen Leerlauf. Im Interieur springt der Drehzahlmesser ins Auge, der vor dem roten Bereich noch ein paar orangefarbene LEDs anzeigt und ankündigt: Noch bin ich kalt, bitte Vorsicht walten lassen. Man kennt derartiges nur von echten Sportmotoren. Und es ist ein sanfter Vorgeschmack auf das, was kommt.
Schon auf den ersten Metern ist klar, dass man nicht in einem gemütlichen Cruiser sitzt. Das Fahrwerk ist straff und die Lenkung macht einen äußerst direkten Eindruck, wobei vor allem ein anderer Punkt überrascht: Die Anbindung von Motor und Getriebe. Schon auf den kleinsten Befehl hin geht der Hyundai i30 Fastback N Performance mächtig nach vorne, wirkt jederzeit vorgespannt und immer bereit sein Bestes zu geben.
Dabei dürfte vor allem das optionale Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe unter den Fahrspaß-Puristen für Diskussionen sorgen. Nicht nur, dass es eine Dimension der Teilhabe am Geschehen selbst übernimmt, es bringt auch 40 Kilogramm mehr auf die Waage. Ein vorschnelles Urteil sollte man dennoch nicht abgeben. Denn die Talente des DCTs blitzen später umso heller auf.
Zumal Hyundai mit den hübsch gezeichneten Schmiedefelgen heftige 14,4 Kilogramm – noch dazu an ungefederter Masse – aus dem Auto nimmt. Die fantastischen Options-Schalensitzen ziehen ebenfalls 2,2 Kilogramm von der Waage ab. Man sollte sich also über das Gewicht keine großen Gedanken machen.
Mit dem Facelift gewinnt der Motor zwar nur kaum merkliche fünf Pferdestärken an Spitzenleistung auf nun 280 PS, wichtiger ist aber die deutliche Überarbeitung der Drehmomentkurve. Statt 353 Newtonmeter mit möglichem Overboost, liegen im Hyundai i30 Fastback N Performance nun 392 Newtonmeter von 2.100 bis 4.700 Umdrehungen an. Und damit mutiert der graue Koreaner zu einem echten Büffel, zumal in Kombination mit dem Doppelkupplungsgetriebe.
Dessen Gangabstufungen sind durch die Vielzahl an Gänge extrem klein, der Motor bleibt jederzeit im idealen Drehzahlfenster und es ist eine Wonne sich durch die Partitur zu flippern. Untermalt wird das Ganze vom frivolen Patschen und Grollen aus dem Auspuff, das Hyundai als einer der wenigen Hersteller ins OPF-Zeitalter hinübergerettet hat.
Wer das volle Talent des i30 N allerdings im Alltag auskosten will, der sollte seinen Finger von der N-Taste lassen. Denn das voreingestellte Setup, das den Hot Hatch in sieben Disziplinen – Stoßdämpfer, Lenkung, ESP, Gaspedalkennlinie, Schaltpunkte, Auspuff und Sperrdifferenzial – verhärten lässt, ist nicht gerade zimperlich.
Besonders das Fahrwerk ist im Sport+ Modus derart straff gedämpft, dass einem fast die Luft wegbleibt. Diesseits topfebener Rennstrecken ist diese Einstellung völlig unbrauchbar und im Alltag kaum zumutbar. Interessant wird es hingegen, wenn man in der N Grin Control sein persönliches Lieblingssetup hinterlegt.
Bei uns wurde der Hyundai i30 Fastback N Performance wie folgt abgestimmt: Adaptive Stoßdämpfer auf Normal, denn die Grundhärte der N-Abstimmung passt ideal. Servolenkung und ESP auf Sport, wie auch das N Corner Carving Differenzial. Motorseitig und auch die Klappenauspuffanlage dürfen natürlich gerne im Sport+ Modus bleiben, denn ihre Schärfe in diesem Kennfeld ist beeindruckend.
Dergestalt abgestimmt macht der schnelle Fastback jede Fahrt zu einem Erlebnis. Selbst beim drögen Stopp-and-Go-Pendeln zaubert der erste Auspuffpatscher ein Lächeln ins Gesicht. Und dann nimmt man einfach die nächste Abfahrt, lässt den direkten Weg links liegen und reißt stattdessen noch ein paar kurvige Landstraßen runter.
Denn genau dafür wurde der Hyundai i30 Fastback N Performance gemacht: Für Freude am Fahren. Die Konzentration beim Anbremsen, die Unerschütterlichkeit der Balance, das direkte Einlenken und das bissige Herausbeschleunigen aus den Biegungen macht süchtig. In der Golf-Klasse bietet derzeit kein Konkurrent ein ähnlich komplettes Produkt.
Es sind nicht nur die Fahrspaß-Talente, die den Hyundai i30 Fastback N Performance groß machen. Es ist die Summe seiner Eigenschaften. Denn der i30 schöpft aus dem unerschütterlichen Fundus des Hyundai-Konzerns und bietet in der Basis neben einem 280 PS-Motor ganz einfach einen sehr praktischen, bestens assistierten und auf Höhe der Zeit connecteten Kompakten. Einzig die Frage nach dem Getriebe bleibt zu klären. Wir sprechen uns hierbei klar für das DCT. Denn es erhöht auf der einen Seite die Alltagstauglichkeit, schärft auf der anderen Seite allerdings auch die Konzentration, wenn wirklich Feuer am Dach ist. (Text und Bild: Fabian Mechtel)