Der Hyundai Ioniq 5 N auf einen Blick
- Erster Elektro-Sportwagen von Hyundai
- Bis zu 478 kW/650 PS und 770 Nm
- Verbrenner-Sound und simulierte Gänge
- Bis zu 240 kW Ladeleistung
- Grundpreis (Deutschland) ab 74.900 Euro
Design | Innenraum | Sitze | Infotainment & Assistenten | Antrieb | Fahreindruck | Laden & Reichweite | Fazit | Hyundai Ioniq 5 N gebraucht | Technische Daten
Design: Rundherum auf Sport getrimmt
Rein äußerlich packt mich der Hyundai Ioniq 5 N schon mal. Das ist beim normalen "5er" nicht anders, aber wie die Koreaner ihren ersten E-Flitzer rundherum auf Sport getrimmt haben, ist richtig stark.
Die aggressiv gestaltete Frontpartie, vorne wie hinten ausgestellte Radhäuser mit großen 21-Zöllern und der mächtige Heckdiffusor sprechen eine klare Sprache. Dass man als Gag auch noch einen umlaufenden Zierstreifen sowie angedeutete 12-Uhr-Markierungen in Soultronic Orange präsentiert, komplettiert den Außenauftritt. Und dann noch ein Detail des Ioniq 5 N, das es mit dem Facelift 2024 endlich in alle 5er-Modelle geschafft hat: ein Heckscheibenwischer.
Innenraum: Viel Platz und echte Knöpfe
Auch im Innenraum findet sich zumindest ein orangefarbener Akzent wieder: die N-Grin-Boost-Taste. Weshalb das griffige Sportlenkrad nicht durch eine 12-Uhr-Markierung geziert wird, bleibt derweil ein Geheimnis der Designer. Unabhängig davon ist das Cockpit des Hyundai Ioniq 5 N eine Wohltat in Sachen Bedienqualität: echte Knöpfe, echte Tasten, eine separate Klimasteuerung.
Während man in weiten Teilen die Innengestaltung des normalen Ioniq 5 übernahm, wird auf die verschiebbare Mittelkonsole verzichtet. Die Raumausnutzung des 4,72 Meter langen Crossovers ist weiterhin großzügig und vergleichbar mit einem VW Tiguan. Das gilt auch für das Gepäckabteil, das zwischen 520 und 1.580 Liter fasst. Einen vorderen Kofferraum (Frunk) hat die allradgetriebene N-Variante dagegen nicht zu bieten.
Sitze: Nicht für alle Staturen geeignet
Sitztechnisch gibt es für Fahrer und Beifahrer einzig N Sportschalensitze, die sich gegen Aufpreis auch belüften lassen. Allerdings gilt: Wie bequem diese sind, hängt von der eigenen Körperstatur ab. Mit 1,94 Metern hat das Gestühl auf längeren Etappen hin und wieder etwas gezwickt.
Zumindest als preisneutrale Alternative wären Normalsitze wünschenswert gewesen, auch wenn diese vielleicht etwas den Charakter des Hyundai Ioniq 5 N verwässern würden. Dafür gibt es beleuchtete N-Logos in den Kopfstützen, und das sieht vor allem nachts im Zusammenspiel mit der serienmäßigen Ambientebeleuchtung ziemlich fein aus.
Infotainment & Assistenten: Endlich kabelloses Apple CarPlay
Mit der Markteinführung des Ioniq 5 N hat Hyundai auch das Infotainment-System in Details überarbeitet und verbessert. Die neue Kacheloptik des weiterhin 12,3 Zoll großen Zentraldisplays wirkt aufgeräumter, die Reaktionszeiten sind erfreulich schnell, und auch die Spracheingabe funktioniert nun problemlos.
Ein kleines Highlight, besonders auch für die normalen Hyundai-Ioniq-5-Modelle: Seit dem Facelift 2024 können Smartphones endlich via kabellosem Apple CarPlay und Android Auto mit dem Stromer verbunden werden. Ebenfalls eine Randbemerkung wert ist das unkomplizierte Deaktivieren des EU-Tempowarners per Druck auf die Lautstärkenwalze am Lenkrad. Ansonsten reagieren die Assistenzsysteme des Hyundai erwartungsgemäß. Nur die Schildererkennung arbeitet hin und wieder nach dem Zufallsprinzip.
Antrieb: Bis zu 650 PS und 770 Nm
Je eine permanenterregte Synchronmaschine vorne und hinten sorgt für einen elektrischen Allradantrieb. An der Vorderachse leistet die E-Maschine 166 bis maximal 175 kW, hinten stehen zwischen 282 und 303 kW zur Verfügung – immer in Abhängigkeit davon, ob der N-Grin-Boost aktiviert wird.
Im Endeffekt summiert sich die Maximalleistung auf 478 kW oder, in alter Währung, 650 PS und stabile 770 Nm. Nicht nur auf dem Papier der pure Wahnsinn. Von null auf 100 km/h marschiert der in Performance Blue Matt lackierte Elektriker in glaubhaften 3,4 Sekunden und zieht damit sogar mit dem neuen BMW M5 gleich. Gut, der Ioniq 5 N ist mit 2,3 Tonnen auch fast 200 Kilogramm leichter …
Fahreindruck: Der Hyundai Ioniq 5 N kennt keine Gnade
Dass der 5er als scharfe N-Variante nach vorne geht wie von der Tarantel gestochen, ist klar. Aber es geht ja darum, ob uns diese Veggie-Wurst auch in Sachen Fahrgefühl überzeugen kann. Bei Hyundai hat man dazu ein Achtstufen-Doppelkupplungsgetriebe imitiert und auch einen künstlichen Verbrenner-Sound nach Art des Hauses komponiert. Während der eingespielte Motorsound eher klingt, als hätte man ihn aus dem PlayStation-Titel „Ridge Racer“ (1995) exportiert, ist die Illusion eines echten Automatikgetriebes mit manueller Schaltoption durch und durch gelungen. Neben einem „echten“ Drehzahlbegrenzer gibt es zwischen den Schaltvorgängen sogar entsprechende Schaltrucke.
Auch sonst ist der Hyundai Ioniq 5 N eine gelungene Fahrmaschine. Lenkung, Getriebe (haha), Adaptivfahrwerk und die beiden E-Motoren bilden eine gute Einheit. Natürlich rollt der normale Ioniq 5 im direkten Vergleich sanfter ab, aber die N-Variante könnte wohl dennoch als Daily durchgehen. Weshalb im Drift-Mode (einer von zahlreichen Spielereien im N-Menü) die Schaltpaddels nicht aktivierbar sind und auch der künstliche Sound nicht zuschaltbar ist, wissen wohl nur die verantwortlichen Hyundai-Ingenieure.
Laden & Reichweite: Auch beim Verbrauch ist fast alles wie beim Verbrenner
Abseits der ganzen Sportthematik ist der Hyundai Ioniq 5 N weiterhin ein gut gemachtes Elektroauto. Eines, das auf 800-Volt-Technik setzt und mit seiner 84 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie laut WLTP-Norm bis zu 448 Kilometer zurücklegen soll. Nun ja, soweit der Papierwert. Ich würde unter realen Bedingungen, vor allem im Monat Januar, eher auf eine 100-Prozent-Reichweite von bis zu 320 Kilometern spekulieren – je nach Wetter und Fahrweise.
Dieser Wert deckt sich dann auch ganz gut mit dem erfahrenen Durchschnittsverbrauch über zwei Testwochen: 26 kWh auf 100 Kilometer sind nicht ohne und lassen Gedanken an die gute alte Verbrenner-Welt aufkommen. Viel Power verlangt eben viel Energie – das gilt auch für Elektroautos. Dafür kann der Ioniq 5 N mit bis zu 240 kW (laut Anzeige im Auto sogar mit mehr als 250 kW) laden. Von 10 auf 80 Prozent soll es in rund 18 Minuten gehen. In der Praxis, unter anderem an einer 300-kW-Säule von EnBW, schaffte die vorkonditionierte Batterie den Sprung von 9 auf 80 Prozent in exakt 20 Minuten. Ein mehr als respektabler Wert!
Fazit
Am Ende stellt sich die entscheidende Frage: Ist die Illusion gelungen? Fahrdynamisch spielt der Hyundai Ioniq 5 N ganz vorne mit. Das künstlich simulierte Schalten ist ein unterhaltsamer Gag, der anfangs für Begeisterung sorgt, aber seinen Reiz mit der Zeit etwas verliert. Dennoch überzeugt das Konzept insgesamt – auch wenn beim Sound noch Luft nach oben ist. Für die 77.390 Euro des Testwagens bekommt man ein außergewöhnliches Elektroauto, das nicht nur mit Performance begeistert, sondern auch im Alltag eine starke Figur macht. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Der Hyundai Ioniq 5 N auf dem Gebrauchtwagenmarkt
Gebrauchte Hyundai Ioniq 5 N ab 2024, aus erster Hand und mit weniger als 6.000 Kilometern, gibt es auf AutoScout24 schon ab ca. 56.000 Euro.
Technische Daten
Modell | Hyundai Ioniq 5 N |
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Motoren | 2 permanenterregte Synchronmaschinen |
Systemleistung | bis zu 448 kW (609 PS) |
Systemleistung (Boost) | bis zu 478 kW (650 PS) |
Drehmoment | bis zu 770 Nm |
Antrieb | Allrad, 1-Gang-Reduktion |
Batterie (Brutto) | 84 kWh Lithium-Ionen |
Verbrauch kombiniert | 21,2 kWh/100 km |
Testverbrauch kombiniert | 26,0 kWh/100 km |
CO₂-Emissionen kombiniert | 0 g/km |
CO₂-Klasse | A |
Elektrische Reichweite | bis zu 448 km |
Ladeleistung | 22 kW AC / 240 kW DC |
Ladedauer (DC) | 10-80 % in ca. 18-20 min |
Beschleunigung (0–100 km/h) | 3,5-3,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 260 km/h |
Abmessungen (L/B/H) | 4,72 m / 1,94 m / 1,58 m |
Radstand | 3,00 m |
Wendekreis | 12,0 m |
Kofferraum | 520–1.580 l |
Gewicht / Zuladung | 2.265 kg / 465 kg |
Anhängelast / Stützlast | - / - |
Grundpreis | ab 74.900 Euro |
Testwagenpreis | 77.390 Euro |