BMW hat einen, Porsche ebenfalls und Daimler hatte zumindest einen. Die Rede ist von einem Vierzylinder-Roadster. Und wenngleich der 2,0-Liter-Turbo auch im Jaguar F-Type Cabriolet nichts Neues ist, so dürften die Fußstapfen, in die er tritt, doch ein wenig groß sein (Kraftstoffverbrauch kombiniert: ab 8,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: ab 184 g/km²). Denn mit dem Facelift der Raubkatze Anfang 2020 entfielen für Europa die großartigen V6-Kompressor-Aggregate. Das schmerzt in zweierlei Hinsicht. Zum einen waren sie in meinen Augen die perfekte Motorisierung für den F-Type und zum anderen hinterlässt der Wegfall der Sechszylinder ein erhebliches Loch in der Preisliste.
Aus für den V6-Kompressor
Doch bevor wir uns dem Preisblatt widmen, geht es direkt ins Fahrkapitel. Die Basis-Variante des Jaguar F-Type fährt, egal ob Coupé oder Cabriolet, als P300 RWD vor. Hinter der Nomenklatur verbirgt sich besagter Vierzylinder-Turbomotor mit 300 PS und maximal 400 Newtonmeter Drehmoment. Unterschied zum Vorfacelift? Nur, dass der Motor nunmehr die neueste Stufe der Abgasnorm Euro 6 erfüllt. In glaubhaften 5,7 Sekunden geht es von null auf 100 Stundenkilometer, maximal 250 km/h sind auf der langen Geraden möglich.
Jaguar F-Type mit enormen Handlingqualitäten
Geschaltet wird alternativlos über eine 8-Gang-Automatik von ZF, die in ihrer Machart und Umsetzung als nahezu perfekt angesehen werden kann. Manuelle Eingriffe sind möglich, doch ist der Automat meist flinker und treffsicherer als der Mensch. Erwähnenswert ist jedoch, dass im Dynamic-Modus die Gänge wahlweise bis in den Begrenzer hinein gehalten werden. Eine Sache, die heutzutage selbst bei Sportmodellen nicht mehr als selbstverständlich anzusehen ist. Was das Fahrzeughandling angeht, so ist der P300 RWD vor allem eines: überentwickelt gut! Wie das F-Type Cabriolet (auch dank serienmäßigem Torque Vectoring) um die Ecke geht, ist enorm. Die präzise Lenkung gefällt, ebenso das gut federnde sowie langstreckentaugliche Sportfahrwerk. Die Verzögerungswerte sind ordentlich. Breit und satt liegt die Raubkatze auf der Straße, bleibt lange neutral, um in Kurven maximal mit einem leichten Schieben über die Vorderräder ihr Limit anzuzeigen.
Vierzylinder-Turbo wenig emotional
Mit überentwickelt gut meine ich aber auch, dass der Motor das schwächste Glied in der Performancekette ist. Alles am F-Type ist für mehr Power, für mehr Drehmoment und vor allem für mehr Zylinder ausgelegt. Der Vierzylinder klingt trotz aktiver Sportabgasanlage zudem nicht besonders sportlich. Zwar schafft es der 2,0-Liter-Turbo den Jaguar adäquat zu beschleunigen und überzeugt durch Verbrauchswerte (lt. Bordcomputer) um 10 Liter auf 100 Kilometer, doch fehlt es an Leichtigkeit und Charakter. Kurzum: Der ausgemusterte V6 hinterlässt eine Lücke, die erst die großen V8-Modelle wieder füllen können. Aber gibt es da einen gewaltigen Haken. Das Preisgefüge. So steht das F-Type Coupé ab 62.581,51 Euro und das F-Type Cabriolet für mindestens 69.405,04 Euro in der deutschen Preisliste, die hier gefahrene First Edition schlägt mit neutraler Außenfarbe Fuji White sogar mit heftigen 82.467,23 Euro zu Buche.
Basis-Cabrio kostet bereits 70.000 Euro
Für gleiches Geld fährt man bereits locker einen BMW Z4 M40i (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,2 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 164 g/km²). Wer nun nach dem P450 V8 schielt, ist schnell in Bereichen von über 100.000 Euro angelangt (Kraftstoffverbrauch kombiniert: ab 10,6 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: ab 244 g/km²). Als Gegenwert gibt es ein sehr fein gezeichnetes Automobil, das durch das Facelift vor allem vorne an Schärfe gewonnen hat. Im wertigen Innenraum findet sich weiterhin kommod Platz für zwei, die Instrumentierung ist nun immer digital und das etwas einfacher zu bedienende aber weiterhin träge Infotainmentsystem wurde auf den aktuellen Stand innerhalb des JLR-Konzerns gehoben. Zumindest beim Cabrio sind die 199 Liter Fassungsvermögen des verschachtelten Kofferraums aber weiterhin kein Maßstab und reichen kaum für Wochenendausfahrten. Immerhin das gut gedämmte Stoffverdeck lässt sich in nur 11 Sekunden öffnen oder schließen – der Vorgang funktioniert bis 50 km/h.
Fazit
Optisch und fahrdynamisch hat Jaguar den F-Type fit gemacht für die kommenden Jahre. Kurvenfahrten sind mit der Raubkatze eine wahre Freude, das Offenfahren sowieso. Selbst der klanglich wenig emotionale Basis-Vierzylinder P300 RWD wäre keine vollendete Fehlbesetzung, würden die Engländer für das Jaguar F-Type Cabriolet nicht knapp 70.000 Euro verlangen. Insbesondere mit Hinblick auf die direkten Mitbewerber wirkt ein solcher Preis ungerechtfertigt, der Aufpreis zum kleinsten V8 liegt derweil bei happigen 28.000 Euro. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten*
- Modell: Jaguar F-Type Cabriolet P300 RWD
- Motor: Vierzylinder-Benziner, 1.997 ccm
- Leistung: 300 PS (221 kW) bei 5.500 U/min
- Drehmoment: 400 Nm bei 1.500 U/min
- Antrieb: Hinterradantrieb, 8-Gang-Automatik
- Verbrauch kombiniert: ab 8,1 l/100 km²
- CO2-Emissionen kombiniert: ab 184 g/km²
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 5,7 s
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 4,47 m/1,92 m/1,31 m
- Gewicht: ca. 1.550 kg
- Grundpreis: ab 69.405,04 Euro (inkl. 16% MwSt.)
*Herstellerangaben