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Test: Jaguar X-Type Estate – Tabubrecher

Gleich mehrere Tabus hat der X-Type für die Marke Jaguar gebrochen. Nicht nur, dass sich die Briten mit dem 2001 eingeführten Modell in die automobile Mittelklasse begeben haben.

Der X-Type fährt außerdem noch, ganz markenuntypisch, mit Frontantrieb vor, war als erster mit Diesel erhältlich und ist als Estate Jaguars erster echter Kombi.   Ein Raunen ging durch die Automobilwelt, als Jaguar 2004 mit dem X-Type Estate seinen ersten Kombi auf den Markt brachte. Hatte man doch gerade erst die Einführung eines Dieselmotors in einem Jag überwunden, lieferten die Briten mit der Familien-Variante erneut Anlass zur Kritik.

Schuld an der revolutionären Modellstrategie war die damalige Konzernmutter Ford, auf deren Mondeo-Plattform der X-Type aufsetzt, und die nun mal nicht nur schicke Fahrzeuge sondern auch schwarze Zahlen sehen wollte. Und die lassen sich mit Eleganz allein nur schwerlich erreichen. Ein praktisches Einstiegsmodell sollte es richten.

Schick und praktisch

Und diesen Kompromiss aus attraktiver Optik und Praktikabilität erfüllt der 4,70 Meter lange Estate mit Bravour. Hat er doch mit 1.415 Litern Gepäckvolumen einen der größten Kofferräume seiner Klasse - noch vor dem BMW 3er Touring und nur knapp hinter dem T-Modell der Mercedes C-Klasse. Außerdem lässt sich das Gepäckabteil dank seiner niedrigen Kante problemlos beladen und bietet mit einem separat zu öffnenden Heckfenster ein zusätzliches Schmankerl.

Bis zur B-Säule gleicht der Estate der X-Type Limousine. Und nachdem Jaguar XK und XF mittlerweile in völlig neuem Design auftreten und auch die neue Generation der Luxus-Linie XJ mit radikal neuer Optik in den Startlöchern steht, ist er bald die letzte Edelkatze mit klassischer, traditioneller Front. Seine Doppel-Scheinwerfer, die stark skulpturierte Motorhaube und der typische Kühlergrill mit verchromten Streben geben den Engländer sofort als solchen zu erkennen.

Anschnallen bitte

Der Innenraum gefällt mit einem betont wohnlichen Ambiente. Vorne sitzt es sich kommod auf bequemen Sesseln, im Fond aber wird es eng. Hinzu kommt ein etwas beschwerlicher Einstieg in die zweite Sitzreihe. Die Optimal-Besatzung im X-Type sieht also vorne zwei Passagiere, hinten den Hund und im Kofferraum das Reisegepäck vor.  

Allerdings sollte auch der Hund gut angeschnallt sein, denn das straff abgestimmte Fahrwerk und die satte Straßenlage verführen zu einer sportlicheren Gangart. Die leichtgängige Lenkung des Jaguars gibt dem Fahrer ausreichend Rückmeldung und erlaubt es, den Jag präzise um Kurven zu manövrieren. Anders als es Jaguar-Fahrer gewohnt sind, neigt der X-Type Estate allerdings ob seines Frontantriebs eher zum Untersteuern. Was aber allein durch das serienmäßige ESP sofort wieder unterbunden wird.  

Diesel-Jag

Als Antrieb diente unserem Testwagen der 2,2-Liter-Selbstzünder in Kombination mit einer Sechs-Stufen-Automatik. Letztere ist erst seit 2008 erhältlich und ihr Fehlen dürfte den Verkauf des Mittelklässlers lange Zeit gehemmt haben. Denn manuelles Schalten passt so gar nicht zum Charakter des Lifestyle-Kombis.

Mit seinen 145 PS macht das Vierzylinder-Triebwerk den X-Type Estate sicher nicht zum Schnelltransporter, doch bürgt sein schon bei 1.800 Touren anliegendes Drehmoment von 360 Newtonmetern für kraftvollen Antritt und ordentlich Durchzug. So steht die Nadel des grün illuminierten Tachos nach gut zehn Sekunden auf 100 km/h und wandert anschließend bis maximal einhundert Zähler weiter.     

Kultiviert

Überzeugen kann der Diesel aber nicht nur durch Kraft, sondern auch mit seinem kultivierten, geräuscharmen Lauf. Geschmeidig schnurrt das Aggregat vor sich hin, ohne übertrieben laut zu werden. Nur beim Beschleunigen kann es Selbstzünder-Geräusche nicht ganz unterdrücken.

Das Automatikgetriebe erfüllt seine Aufgabe tadellos. Wie es sich für einen Jaguar gehört, schaltet es sanft und kaum spürbar die Gänge rauf und runter, bietet einen Sportmodus und erlaubt dem Fahrer zudem manuelle Eingriffe. Die sind allerdings überflüssig, denn das von Getrag zugelieferte System findet stets die richtige Fahrstufe.

Vorbildlich

Nicht ganz einen Liter mehr als die handgeschalteten Modelle soll der 1.600 Kilogramm schwere X-Type Estate mit Automatik verbrauchen. Das sind laut Herstellerangabe 6,9 Liter je 100 Kilometer. Auf langen Autobahnetappen konnten wir in unserem Test diese Vorgabe erfüllen, und auch im Durchschnitt erzielten wir mit knapp über sieben Litern Diesel einen respektablen Wert.

Ebenfalls respektabel ist die Basisausstattung: Tempomat, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, Nebelleuchten, Licht- und Regensensor, ein automatisch abblendender Innenspiegel, elektrische Fensterheber rundum, ein CD-Radio, eine Klimaautomatik und elektrisch einstellbare Stoff-Leder-Sitze sind nur Beispiele für die üppige Serienausstattung, die bei den Mitbewerbern oft nur für teures Geld zu haben sind. Im Preis von 34.000 Euro sind sogar schon die 16-Zoll-Aluräder inkludiert.

Fazit

Mit der Kombination von durchzugsstarkem Diesel und Automatik hat sich der Jaguar X-Type Estate endgültig zum veritablen Konkurrenten von Mercedes, Audi und BMW gemausert. Vor allem sein üppiger Laderaum spricht für den schicken Lifestyle-Kombi, dafür nimmt man das geringere Platzangebot im Fond gern in Kauf. Und mit dem Jag kauft man ein Stück Exklusivität, denn den Briten sieht man nicht an jeder Straßenecke.

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