Gut, die quietschblaue Lackierung unseres Testwagens müsste nun nicht unbedingt sein. Ein Jeep sieht ohnehin am besten aus, wenn er dreckig ist - das Image des Army-Einsatzwagens haben sie beim Fiat Chrysler Konzern auch ins Jahr 2020 zu transportieren geschafft. Beim Sondermodell Trailhawk (CO²-Emissionen kombiniert: 210 g/km; Kraftstoffverbrauch kombiniert: 9,2 l/100 km) serienmäßige „Trail Rated“-Plaketten in knallroter Farbe sowie eine teilweise mattschwarz lackierte Motorhaube tun ihr Übriges, um diesem Jeep ein martialisches Äußeres zu geben. Es zeigt dem gewillten Betrachter vor allem Eines: Ich fahr dich, wohin du willst.
Im Inneren geht es mit gut konturierten und bequemem Sportsitzen samt roten Ziernähten munter weiter, die Verarbeitung und die gewählten Materialien wirken ordentlich. Der Platz an der Sonne ist aber in jedem Fall in der vorderen Sitzreihe. Hinten ist dann doch etwas mehr "Strafbank" angesagt, wobei sich Kinder und bei umgelegter Rücksitzbank auch bis zu 1.267 Liter Gepäck gut aufgehoben fühlen dürften. Ohne zusätzliche Sitzakrobatik fasst der Kofferraum des Cherokee derweil 448 Liter. Reicht das einmal nicht aus, kann der Jeep zudem 1.800 Kilo an den Haken nehmen.
Schon nach den ersten Metern hat der Cherokee Trailhawk, der stets mit einem Zweiliter-Turbobenziner, 200 kW/272 PS, 400 Newtonmeter, Allradantrieb und Neungang-Automatik aus dem Hause ZF vorfährt, das Zeug zum Alltagshelden. Die angenehmen Außenabmessungen eines Midsize-SUV (circa 4,60 m in der Länge, knapp 1,90 m in der Breite), die erhöhte Sitzposition und eine einigermaßen ordentliche Übersicht stehen auf der Habenseite. Der sanft und unauffällig agierende Antriebsstrang, das gut erreichbare und geräumige Gepäckabteil sowie die umfangreiche Serienausstattung ebenso.
Über letztere freut sich insbesondere, wer - wie nahezu alle SUV-Fahrer - die meiste Zeit auf befestigten Straßen unterwegs ist. Der kommoden Federung, die selbst grobe Verwerfungen außergewöhnlich gut schluckt, sei Dank, werden längere Autobahnfahrten zum Vergnügen. Sollte beabsichtigt sein dort regelmäßig schneller als die Richtgeschwindigkeit zu fahren, empfehlen wir jedoch ausdrücklich nicht den Trailhawk, der aufgrund seines komplexeren Allradsystems und des höhergelegten Fahrwerks bei 177 Stundenkilometern abgeregelt ist. Die übrigen Modelle Overland und Limited erreichen da immerhin maximal 200 km/h.
Das führt auch dazu, dass, trotz auf dem Papier sportlich anmutender 272 PS, die Hatz über die Landstraße ebenfalls nicht das bevorzugte Einsatzgebiet des Jeep Cherokee Trailhawk ist. Sind Motor und Getriebe über jeden Zweifel erhaben, ist es abermals das Fahrwerk, das schnell die weiße Flagge schwenkt. Wird mit einem Schuss Übermotivation in die enge Rechts eingelenkt, schiebt der Vorderwagen früh, aber kontrollierbar geradeaus. Der recht hohe Aufbau wankt dann durchaus merklich und so geht man die nächste Kurve ganz automatisch ruhiger an. Bleibt die Frage, wie sich der Jeep querfeldein zu schlagen weiß?
Und ja, das geht tatsächlich besser, als so mancher glauben möchte. Vor allem der Trailhawk bietet dank zusätzlicher Hinterachssperre beste Voraussetzungen, wo manch anderes SUV schon längst den Geist aufgegeben hätte. Ob wir ihn, wie Jeep proklamiert, im extra für den Trailhawk konzipierten Fahrmodus „Rock“ auch über große Gesteinsblöcke jagen würden, sei mal dahingestellt: Für den Großstadtdschungel reicht ja öfters auch der erhöhte Bordstein, um die meisten 20-Zoll-bereiften G-Klassen und Cayennes vor ernsthaftere Probleme zu stellen. Den, werte Automobilisten, schafft der Trailhawk mühelos.
Das alles macht ihn sehr liebenswert, womit wir nun doch wieder bei unserem Eingangssatz wären. Man kann einen Jeep Cherokee Trailhawk nicht nur aus dem Kopf heraus kaufen. Seine kleinen Unzulänglichkeiten machen ihn etwas speziell, etwas schrullig, aber erschließen eben auch die emotionale Ebene einer potentiellen Käuferschaft. Wer trotzdem noch rationale Argumente benötigt: Der Verbrauch lag im Durchschnitt bei rund 9,5 Litern pro 100 Kilometer, was für die gebotene Leistung durchaus in Ordnung erscheint.
Zum Preis von 48.252,00 Euro kommen fast keine Kosten für Extras hinzu, da der Trailhawk beinahe voll ausgestattet ist. Eine Hausnummer, bei der die meisten selbsternannten Premium-Konkurrenten gerade erst mit der Grundausstattung beginnen. Das gut bedienbare Navi samt Apple CarPlay, Abstandsregeltempomat, Rückfahrkamera und weitere Assistenten sowie die Trailhawk-Spezifika sind stets mit an Bord. Brauchst Du weitere Entscheidungshilfen? Befrag doch einfach mal dein Herz (Text und Bild: Maximilian Planker; Weitere Bilder: Hersteller).