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Erster Test: Kia pro cee'd – Take a seat

Nein, in der Überschrift ist nicht der spanische Automobilhersteller gemeint, vielmehr das englische Wort seat (sprich: sieht) für Sitz und Platz. Warum? Na weil der neue Kia pro_cee’d (spricht sich auch „sieht“) nicht nur gut aus-“sieht“, sondern unter anderem angenhem Platz bietet. Alles klar?

Wenn nicht: Weiterlesen. Das dritte Modell im Cee’d-Clan hört auf den Namen pro_cee’d. Eine komische Bezeichnung mit verwirrender Schreibweise finden sie? Eigentlich gar nicht. Der Name pro_cee’d war ganz einfach der Projektname des neuen Coupés während der Entwicklungsphase. Da man sich – laut Kia – auf keinen gelungenen Kunstnamen einigen konnte, wurde kurzer Hand der Entwicklungscode für das Serienmodell beibehalten. Keine schlechte Entscheidung.

Von vielen ein wenig

Sieht (ja schon wieder sieht) man sich das mit 4,25 Metern zwar kompakte aber im Vergleich zum Viertürer dennoch 15 Millimeter in die Länge gegangene Coupé genauer an, fallen Ähnlichkeiten mit einigen Fahrzeugen anderer Hersteller auf.

Hier ein bisschen Astra GTC schräg von vorne etwas Fiat Grande Punto. Kommt noch ein bisschen Seat (jetzt sind wirklich die Spanier gemeint) und eine Prise 1er BMW hinzu und fertig ist das erstaunlich stimmige Gesamtpaket. Der neue pro_cee’d ist ein sportlich-eleganter Begleiter für Rennstrecke und Flaniermeile.

Platz-Coupé

Sportlich, dynamisch und jung. Genau so, wie Kia die Klientel für den „Pro“ gerne sehen will. Dennoch ist man sich auch in Korea bewusst, dass das schicke Coupé genauso Menschen ansprechen wird, die ihre Midlife Crisis schon einige Jährchen hinter sich gelassen haben. Also im Prinzip all diejenigen, die entweder noch keine Kinder haben oder deren Nachwuchs längst schon wieder aus dem Haus sind.

Obwohl im Fond prinzipiell und für Coupé-Verhältnisse ganz besonders „massig“ Beinfreiheit für Sprößlinge jeden Alters vorhanden ist. Um den Kopf rum reicht der Platz dagegen nur gerade so aus. Zumindest, wenn man rund 1,90 Meter lang ist und der pro_cee’d mit dem optional erhältlichen Glasschiebedach geordert wurde. Das Kofferraumvolumen ist mit 340 Liter respektive 1.210 Litern bei umgeklappter Rückbank klassenüblich.

Was ist Easy-Entry?

Eine Sache bedachten die Entwickler im Interieur aber offensichtlich nicht: Der pro_cee’d hat keine wirkliche Easy-Entry-Funktion. Also das clevere Sitz-Verschiebesystem, das nach dem Vorklappen des Fahrer- oder Beifahresitzes sich die letzte Sitzposition „merkt“ und nach dem Zurückklappen des Sitzes wieder in dieser Position endet. Beim Koreaner fährt zwar auch der sitzt vor, nicht aber wieder in die Ursprungseinstellung zurück. So heisst es jedes Mal, wenn jemand nach hinten gekrabbelt ist, Sitzabstand neu einstellen. Das ist nervig.

Auch nervig: Die sehr eingeschränkte Übersicht nach hinten. Die Heckscheibe ist schmal und flach, die C-Säulen extrem breit und die hinteren Seitenscheiben erinnern eher an Schießscharte denn an Ausblickfenster. Rückwärtseinparken wird damit zum Lotteriespiel, es sei denn, die Parkpiepser sind installiert. Das geht bei der Basisausstattung LX aber gar nicht. Erst beim EX und dann nur im Paket für 1.200 Euro. Ach ja, die Parksensoren sind unlackiert, also schwarz. Das sieht vor allem bei hellen Lackierungen wie eine Nachrüstlösung aus.

Vernünftige Grundausstattung

Der pro_cee’d kommt in drei Ausstattungslinien und mit vier Motorvarianten. Als Basis fungiert der erwähnte LX. Hier sind schon MP3-CD-Radio, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, höhen- und weitenverstellbares Lenkrad,  Bordcomputer, Lendenwirbelstützen für beide Vordersitze sowie elektrische Fensterheber Standard. Empfehlenswertes Extra: Die Klimaanlage im Paket zu 870 Euro.

Darüber rangiert die Version EX mit Klimaanlage, Nebelscheinwerfern, Tempomat, 16–Zoll-Alufelgen, Leder an Lenkrad, Schalt- und Bremshebel; außerdem gibt es Multifunktionstasten im Volant, eine silber lackierte Mittelkonsole und wasserabweisende Seitenscheiben – die speziell behandelten Scheiben sollen das Verschmutzen bei Nässe verlangsamen. An einen AUX-IN-Adapter sowie einen USB-Port wurde ebenso gedacht.

Die Topversion nennt sich TX und beinhaltet unter anderem Parksensoren hinten, Regensensor, drei automatisch abblendbare Spiegel und das Sportpaket mit 17-Zöllern und mehr. Hinzu kommen Sportsitze mit Teilleder und einer dreistufigen Heizung.

Losfahren

Natürlich durften wir im Erstkontakt die Topversion TX bewegen. Dabei fallen gleich nach dem Einsteigen die gut konturierten Sportsitze auf. Sie bieten allerdings zu wenig Schenkelauflage. Als Motorisierung wählten wir den Benzinmotor, der aus 2,0 Liter Hubraum 143 PS mobilisiert. Eine hervorragende Wahl, wie sich schon kurz nach dem Losfahren herausstellt. Der kräftige Saugrohreinspritzer klingt sportlich kernig, ist drehwillig und bietet eine ansprechende Leistungsausbeute. Zwar bringt er es auf nur 186 Newtonmeter Drehmoment ab hohen 4.600 Motorumdrehungen, jedoch passt das zum Charakter des pro_cee’d. Zum Vergleich, ein 140 PS starker Golf TSI kann aus 1,4 Liter Hubraum dank Turbo und Kompressor 220 Newtonmeter ab 1.750 Newtonmeter realisieren.

Die Drehfreude, die man als Pilot gerne ausnutzt, wirkt sich natürlich nicht förderlich auf den Gesamtverbrauch aus. Kia beziffert ihn mit 7,1 Liter Super. Im täglichen Leben darf man jedoch mit gut acht Litern rechnen.

Der Diesel ist leise

Wer beim Kraftstoff sparen möchte, kann unter anderem zum 1.6 CRDi greifen. Er bildet leistungsmäßig den Einstieg in das pro_cee’d-Programm.

115 PS leistet der Vierzylinder mit Common-Rail-Diesel- Direkteinspritzung. Ein 255 Newtonmeter-Hochplateau gibt es zwischen 1.900 und 2.750 Umdrehungen. Die Leistung reicht, um flottes Vorwärtskommen zu sichern, zudem ist der Diesel angenehm leise, sobald er seine Betriebstemperatur erreicht hat. Der Durchschnittsverbrauch laut Norm: 4,7 Liter. Bei unserer Testfahrt kamen wir nicht unter 6,2 Liter.

Der kleine Diesel und der große Benziner sind mit einem Füngang-Schaltgetriebe ausgerüstet. Die Gangwechsel klappen recht gut, auch wenn der letzte Feinschliff fehlt. Optional gibt es eine antiquierte Vierstufen-Automatik, die im nächsten Jahr durch eine sechsstufige abgelöst werden soll.

Schlupft

Ein Manko von vielen Fronttrieblern ist die mangelnde Traktion. Egal ob Diesel oder Benziner, beschleunigt man am Kurvenausgang flott, pfeifen die 225er-Michelin-Reifen ein Lied des Leids. Sofort regelt die Antriebs-Schlupf-Regelung die Power runter. Das geschieht so sanft, das man es fast nicht wahrnimmt. Gleiches gilt für den sparsamen Einsatz des ESP. Sparsam daher, weil man selbst mit böswilligen Absichten das Heck nicht zum Sidestep überreden kann. Die Lenkung arbeitet bei solchen Manövern ausreichend direkt.

Dagegen ist der Fahrkomfort des sportlichsten cee’ds nur „okay“. Bei groben Schnitzern im Asphalt kommt das fahrwerk an seine Grenzen und reicht die Schläge bis ins Kreuz der Insassen durch. Begleitet wird das mit einer Zitterneigung der Karosserie, die sonst bei offenen Fahrzeugen zu finden ist.

Preise steigen auch hier

Koreaner sind ja bekanntlich günstig. Gemessen an der guten Ausstattung und Verarbeitung, den vernünftigen Materialien und somit am Gesamtpaket geht der Einstiegspreis von 19.250 Euro für den 2.0 CVVT in der EX-Ausstattung auch in Ordnung. Der 1.6 CRDi kostet  mindestens 17.655 Euro, kommt dann allerdings nur in der Basisausstattung LX. In EX kostet er sogar 830 Euro mehr als der glänzende Benziner.

Den Einstieg in die pro_cee’d-Familie bildet der 1,6-Liter-Benziner mit 125 PS. Ihn gibt es ab 15.430 Euro. Dabei bleibt es jedoch nicht und richtig günstig ist das nicht mehr. Auch ein Hinweis darauf, dass Kia das „Billigsegment“ in den nächsten Jahren an die Chinesen abtreten möchte. Um nun aber auf das in der Überschrift angesprochene Wortspiel zurückzukehren. Warum kann man im pro_cee’d ruhigen Gewissens Platz nehmen? Zum einen gibt Kia fünf Jahre Garantie auf das gesamte Fahrzeug und sieben Jahre auf den Motor. So viel für den Verstand. Zum anderen (eben für den Bauch) macht das Kia-Coupé einen runden Eindruck. Vor allem mit dem 143 PS-Benziner harmoniert das Paket. Wer zuviel Kopf mit in die Kaufentscheidung einbringt, wird mit dem sparsameren Diesel liebäugeln, oder aber gleich zum Kombi greifen.

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