Von dort aus ging es für mich am Freitag direkt nach Kuala Lumpur zur Land Rover Experience 2008, die ich als Journalist begleite. Klingt alles schön und gut, wäre da nicht ein kleines Problem gewesen.## Mein Fehler? Ich habe zwei separate Koffer gepackt, einen für Paris, einen für Malaysia. Ein schöner Plan, der aber schnell ein jähes Ende fand. Denn der Malaysia-Koffer fand noch nicht mal den Weg nach Paris. 48 Stunden, zahlreiche Telefonate und viele graue Haare später stand ich wieder am Flughafen und der Koffer suchte immer noch seinen Weg durch die französische Hauptstadt.
Als er plötzlich und unerwartet im Pariser Hotel angeliefert wurde, war ich bereits wieder in der Luft. Mein Koffer musste sich also wieder allein auf den Weg machen nach Asien, wo wir zwölf Stunden zeitversetzt ankamen und nach langer Trennung endlich wieder vereint wurden.
Ohne mein Equipment
Die Land Rover Experience 2008 begann für mich also ohne mein perfekt zusammengestelltes Experience-Equipment. Das war zum Glück nicht weiter tragisch: Der erste Tag war für die Journalisten-Gruppe eine Transfer-Etappe, um sich dem bereits on Tour befindlichen Tross anzuschließen.
Am Samstag fuhren wir direkt vom Flughafen Kuala Lumpur nach Norden in das Naherholungsgebiet der Großstädter, in die Cameron Highlands. Der satt bewachsene Landstrich liegt bis zu 1.500 Meter über dem Meeresspiegel und wurde nach William Cameron benannt.
Landpartie
Cameron suchte Mitte der 1920er Jahre ein Gebiet in Malaysia, in dem es die britischen Kolonialherren besser aushalten können, als im schwülheißen Gebiet um Kuala Lumpur. Er fand die rund drei Autostunden nördlich gelegenen Highlands und benannte sie nach sich.
Auf dem Weg ins Hochland fällt sofort die Vielfalt der Kulturen auf. In Malaysia leben rund 26 Millionen Menschen mit verschiedensten ethnischen Hintergründen friedlich miteinander. Muslime stellen etwa die Hälfte der Bevölkerung, die restlichen 13 Millionen sind vornehmlich Chinesen, Inder, Indonesier und Thailänder.
Vorzüglicher Tee
Malaysias Ureinwohner sind die Orang Asli und etwa 10.000 gibt es heute noch von ihnen. Einige sind sehr traditionell und menschenscheu, andere ließen sich direkt an Touristen-Magneten nieder und verkaufen neben Obst auch Souvenirs. Die Orang Asli dürfen übrigens als einzige Malaien überall im Urwald leben. Allerdings mit der Auflage, dass sie keine Steinhäuser bauen und keinen Regenwald roden.
Auf unserer Fahrt zum Hotel pausieren wir an einer Teeplantage, die eine vorzügliche Teestube bereithält. In Malaysia gibt es traditionell zwei Sorten Tee. Den Flachland-Tee und die bessere Hochlandsorte, die unter anderem in den Cameron Highlands gedeiht. Die Briten brachten den Tee vor gut 80 Jahren von Sri Lanka nach Malaysia und machten die Einwohner zu Teefreunden. Er ist im eigenen Land so beliebt, dass er nicht für den Export reicht. Lediglich Malaysia kann mit der Produktion abgedeckt werden.
Herausforderung
Am frühen Samstagnachmittag (Malaysia liegt sechs Stunden vor Deutschland) im Hotel angekommen, ist Ausruhen und Teilnehmer-Kennenlernen angesagt. Ich bin gespannt auf morgen. Dann geht es für die sechs Gewinner der Land Rover Experience 2008 und den Begleittross ab ins Gelände. Mit dabei: Der Land Rover Freelander mit Vierzylinder-Dieselmotor und Automatikgetriebe. In Deutschland meist auf befestigten Straßen unterwegs, muss er hier zeigen, was er Offroad drauf hat.
1. Tag: Sonntag, 5. Oktober 2008
Nur 100 Kilometer müssen wir am ersten Tag bewältigen. Von den Cameron Highlands geht es in den Dschungel nach Gua Musang. 100 Kilometer, die die Teilnehmer auf die Probe stellen.
Gut 1.500 Meter über dem Meeresspiegel, das zeigte mir meine finnische Multifunktions-Uhr an, als ich heute morgen bei strahlendem Sonnenschein das Hotel in Richtung Freelander „Media 3“ verließ, der für die nächsten fünf Tage mein Zuhause sein wird. Mit mir an Bord: Paul Entwistle, Pressesprecher von Land Rover Deutschland und Yamin Vong, Redakteur diverser asiatischer Auto-Magazine.
Kühl
Um kurz vor acht Uhr war es mit nur 18 Grad Celsius angenehm kühl. Also Klamotten ins Auto und losfahren. Die ersten 65 Kilometer legten wir auf der gut ausgebauten und teilweise vierspurigen Bundesstraße 4 von West nach Ost zurück und genossen die großartige Landschaft Malaysias.
Offroad
Dann ging es ab in den Dschungel. Die zuerst noch auf einigermaßen brauchbaren Wegen, zeigte sich schnell das wahre Gesicht. Ein kleines Bächlein, vielleicht zwei Meter breit, versperrte dem Tross den Weg. Drüberfahren war nicht, da die Baum-Brücke zu morsch war. Also Baum fällen und drüberlegen. Was sich einfach anhört verschob den Zeitplan um satte drei Stunden nach hinten. Drei Stunden, die wir auf den verbleibenden Kilometern wieder aufholen mussten. Das war nicht so einfach wie gedacht. Tiefe Schlammfurchen, diverse „Brücken“ und üble Löcher in den Straßen erschwerten das Vorwärtskommen.
Eigentlich sollten wir gegen acht im Hotel ankommen. Es wurde Mitternacht und wir waren fertig. Ab ins Bett, egal welchen gewöhnungsbedürftigen Zustand das hatte. Nur noch schlafen…
2. Tag: Montag, 6. Oktober 2008
Es ist der zweite Fahrtag für uns, der fünfte für die sechs Gewinner der Tour. Das Team ist zusammengeschweißt und versteht sich blind, na ja, fast zumindest. Von Gua Musang ging es heute in das erste Open-Air-Camp. Tierlärm in der Nacht inklusive.
Der erste Tag war rum, die Brücke, die die Teilnehmer über den Fluss bauten, bleibt der Nachwelt erhalten und die Abholzung des Baumes hatte in diesem Fall Sinn. Anders wären wir nicht weiter gekommen.
Aber, anderer Tag, andere Aufgaben. Von Gua Musang geht’s weiter Richtung Osten. Und wieder einmal sind die ersten 60 Kilometer Asphaltband. Wir fahren an stinkende Palmölplantagen und frisch gepflanzten Bäumen vorbei. Dann hält der Konvoi.
Holzhackerbuam
Lutz, Chefmechaniker der Tour, schraubt mit unseren einheimischen Guides eine Leitplanke ab. Hier verlassen wir die noch im Bau befindliche Autobahn, die für den normalen Verkehr eigentlich tabu ist, und gehen in den Offroad-Modus über. Das bedeutet bei den Freelandern mal wieder Terrain Response System aktivieren, beziehungsweise auf Spurrillen und Schlamm drehen. Dadurch ändern sich die Gaspedalansprache und die Schaltpunkte des Automatikgetriebes.
Die erste Abfahrt hat es schon in sich. Gefühlt geht es senkrecht in den Bach runter, durch ihn hindurch und auf der anderen Seite wieder raus. Für die sechs Teilnehmer sind das keine Hindernisse mehr. Lustig wird es erst an ein paar Abfahrten, wo sich der Freelander gerne mal quer stellt. Damit hierbei Schäden vermieden werden, wird Tabularasa gemacht. Machete raus und abschlagen. Bei dickeren Baumstämmen darf sogar die Motorsäge losknattern.
Fest im Fluss
Zum echten Hindernis wird aber wieder einmal eine Flussfahrt, die im ersten Moment eigentlich harmlos wirkt. Teilnehmerin Iris aus Team 3 fängt an, fährt rein und setzt den Freelander fest. Jetzt müssen die anderen fünf Teams sehen, wie sie den Karren aus dem Dreck, Pardon, aus dem Wasser ziehen. Fahrbleche scheinen ein probates Mittel, Abschleppseile und kräftige Arme ebenso. Dennoch, der Landy kommt nicht frei. Erst nach knapp zwei Stunden befreien wir ihn mit Hilfe eines anderen Freelanders und viel Feinarbeit aus seinem feuchten Gefängnis. Das war aber der erste von insgesamt acht kleinen Landys. Hier wird der Unterschied deutlich – Bodenfreiheit heißt das Zauberwort. Davon hat der Freelander nicht wirklich viel. Nach weiteren 1,5 Stunden ist der Tross durch das Nadelöhr geschleust und die Campsite in greifbarer Nähe.
Der Dschungel ruft
Eine Brücke muss noch ausgebessert werden und es erwartet uns im Dschungel ein superleckeres Essen. Das Gewinnerteam stellt netterweise ein 30-Mann-Zelt auf, was uns auch vor einem Megaschutt bewahrt.
Um Mitternacht schreibe ich diese Zeilen und werde dabei von den Nebengeräuschen des Dschungels irritiert. Oder inspiriert? Ich bin mir nicht ganz sicher. Morgen soll der Weckruf um kurz nach sechs ertönen.
3. Tag: Dienstag, 7. Oktober 2008
Vom Dschungelcamp bis zum Hotel ist es eigentlich ein Katzensprung. Doch am dritten Tag der Land Rover Experience zeigt sich, wie weit fünf Kilometer wirklich sein können. Der Dschungel will uns festhalten.
Die Geräuschkulisse in der Nacht war der Hammer. Von allen Seiten drangen unbekannte Laute an mein Ohr. Sie waren so laut, dass ich mich entschloss, meine Ohropax aus dem Flugzeug zu reanimieren. Ausschlaggebend hierfür waren jedoch weniger die Tiere, als vielmehr die Kollegen, die allesamt unter einer riesigen Zeltplane schnarchten. Um 6:30 Uhr weckte mich dann „Welcome to the Jungle“ von Guns N’Roses. Ein passender Wecker, der aus dem Begleit-Defender ertönte. Aufstehen, Essen fassen, Abmarsch.
Wir haben schließlich gut sechs Kilometer auf der Tagesetappe zu absolvieren. Was sich wie ein Witz anhört, wird zum harten Arbeitstag. Die Strecke ist übel. Die ehemaligen Waldarbeiter-Wege sind zugewuchert und mit tiefen Gräben durchzogen. Vor allem aber machen die steilen Abfahrten zu schaffen. Hier müssen wir die meisten Fahrzeuge abseilen, da sie sonst unkontrolliert rutschen würden. Der Tag sollte laut Dag Rogge, Organisator der Tour, etwa 15 Stunden dauern. Tatsächlich war es halb zwei Uhr in der Nacht, als wir nach rund 17 Stunden im Luxus-Hotel ankamen.
4. Tag: Mittwoch, 8. Oktober 2008
Die letzte Fahretappe führt uns auf befestigten Straßen nach Kuala Terranganu / Dungun am Südchinesichen Meer. Den Urwald lassen wir hinter uns und sammeln die Eindrücke des wahren Lebens in Malaysia.
Die Etappe ist einfach. Keine GPS-Daten die irgendwie falsch interpretiert werden könnten, keine Abzweigungen im Dschungel, die eigentlich keine sind. Heute fahren wir auf richtigen Straßen und, ganz ungewohnt, nach Schildern. Unser Tagesziel der letzten Fahrt ist Kuala Terranganu, genauer Dungun, ganz im Osten Malaysias. Bis dorthin haben wir einige hundert Kilometer Onroad zu bewältigen und genießen es, wieder unter Menschen zu sein.
Einen kurzen Abstecher machen wir in eine Palmölplantage und erleben, unter welch harten Bedingungen die Arbeiter eine Fläche, so groß wie Frankfurt, abernten müssen. Die Frucht wächst innerhalb von rund vier Wochen nach und kann abermals geerntet werden. Das ganze Jahr durch, da das Klima stets konstant ist.
Friedlich
Und die Menschen sind freundlich, sehr freundlich sogar. Sie winken und rufen und freuen sich mit uns. Egal ob Moslem (gut 60 Prozent), Hindu, Christ, Buddhist oder welcher Religion die Menschen in Malaysia sonst noch angehören. Die Vielfalt äußert sich auch in den Sprachen, denn die Straßenschilder sind teilweise sogar in arabischer Schrift. Diese Vielfalt begeistert, wird jedoch mehr und mehr verloren gehen, da jeder Neugeborene automatisch Moslem wird.
Bei der Fahrt durch die Dörfer fällt der Unterschied zu Kuala Lumpur, wo wir am Ankunftstag waren und letzten Tag noch einmal sein werden, stark auf. Die Häuser bestehen hier vornehmlich aus Holz, Wellblech und nur manchmal aus Stein. Aber ein Auto steht bei den Meisten vor der Tür. Rund 16 Millionen Fahrzeuge soll es in Malaysia geben. Bei etwa 25 Millionen Einwohnern, von denen gefühlt etwa die Hälfte unter zwölf Jahre alt ist, wundert diese Masse. Die meisten Malaien fahren Proton) (target=undefined), die einheimische Fahrzeugmarke, die es vor Jahren auch mal in Deutschland versuchte, ohne Erfolg.
Ein Tag am Meer
Am späten Nachmittag erreichen wir unser Hotel direkt am Meer und genießen am Lagerfeuer die letzten Stunden der Tour. Am Donnerstag geht es mit dem Flugzeug von Kuala Terranganu nach Kuala Lumpur. Dort steht noch eine Stadttour auf dem Programm und dann am späten Abend der Rückflug nach Deutschland.