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Sanfter Riese: Der Lexus LS 500 im Test

Große Limousinen der Luxusklasse haben außerhalb von Regierungs- oder Vorstandskreisen einen schweren Stand. Wir fuhren mit dem Lexus LS 500 einen hierzulande besonders exklusiven Vertreter dieser Fahrzeuggattung.

Es gibt so allerlei feste Größen im Straßenbild der Großstädte. Ob Berlin, Hamburg oder München, egal, Hauptsache Deutschland und Hauptsache die S-Klasse von Mercedes-Benz, der A8 von Audi oder der 7er von BMW. Die gehören einfach dazu, wenngleich ihre Präsenz seit einigen Jahren etwas abzunehmen scheint, nachdem die kleineren Modelle komforttechnisch wohl kaum hinten anstehen.

Lexus LS 500 F-Sport Exterior 1

Der LS 500 ist ein exklusives Angebot

Von Präsenz auf der Straße ist man im Hause Lexus und speziell beim Flaggschiff LS 500 weit entfernt (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 9,8 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 223 g/km²). Jedenfalls auf europäischen Straßen trifft man ihn so gut wie nie an - und wenn wir ehrlich sind, kann das nur an unter der Hand kommunizierten Dumping-Leasingangeboten deutscher Hersteller liegen. An ihm selbst wohl kaum.

Lexus LS 500 F-Sport Exterior 2

Innere Werte zählen doppelt

Höchstens vielleicht an seinem Design. Das mag an einer Luxuslimousine dieser Ausmaße gerade an der Front bisweilen etwas zu progressiv wirken, während den Designern am Heck anscheinend die Lust am Extravaganten vergangen ist. Dort gibt der LS 500 betont den zurückhaltenden Luxusliner. Was zu seinen inneren Werten auch viel besser passt.

Lexus LS 500 F-Sport Interior 1

Selbstfahrer oder Chauffeurs-Limousine?

Innen empfängt uns ein sehr schicker Mix aus viel Leder, neuartig hinterleuchteten Blenden und echtem Aluminium, das in seiner Machart und Haptik tatsächlich an sportliche Bentley-Modelle erinnert. Vorne wie hinten sitzt man sehr bequem und dass es im LS 500 eher auf das Gefahrenwerden ankommt, merkt man bereits an der Bedienungsleiste der hinteren Mittelkonsole, die sich gegen Aufpreis in eine ganze Schalterarmada verwandeln lässt. Unser Testwagen hatte sie leider nicht an Bord.

Lexus LS 500 F-Sport Interiordetail 2

Säusel-V6 ohne Starallüren

Also schwangen wir uns auf den Fahrersitz. Auf Knopfdruck startet der neuentwickelte 3,5-Liter große V6. Ohne Starallüren, vielmehr sehr bedacht auf einen seriösen Auftritt, senkt er nach dem Start sofort die Stimme und säuselt flüsterleise vor sich hin. Das wird sich während des gesamten Fahrbetriebs auch nicht ändern, sofern man im Fahrmodus "Comfort" bleibt, doch dazu später mehr.

Lexus LS 500 F-Sport Engine 1

Japanische Contenance zu jeder Zeit

Schnell geht es in Richtung Autobahn, wo wir die Paradedisziplin des LS 500 vermuten. Ähnlich dezent wie der Motorstart ist auch die eigentliche Fahrt von viel Zurückhaltung geprägt. Ob Gasannahme, Einlenkverhalten oder Abrollkomfort: Alles geht mit einer großen Portion japanischer Contenance vonstatten. Nachdem sich die Türen mit sanftem Schmatzen ins Schloss gezogen haben, wird man abgekoppelt von der Außenwelt. Die Lenkung gibt ebenso wenig Rückmeldung wie sie den Lenkbefehl direkt umsetzt und die 19-Zoll-Felgen schweben praktisch unbeeindruckt von Schlaglöchern oder Querfugen über den Asphalt. Alles, was die Luftbälge des verstellbaren Fahrwerks nicht mehr abfedern können, geht in den dicken, massierenden und selbstverständlich belüfteten Sitzen verloren, sodass auch grobes Kopfsteinpflaster den Insassen des Lexus LS 500 kaum etwas anhaben kann.

Lexus LS 500 F-Sport Interiordetail 5

Sport ist nicht sein Ding

Der hohe Fahrkomfort hat seinen Preis. In der zügig genommenen Auffahrt auf die Autobahn stellt sich ein wenig angenehmes Gefühl ein, da die Seitenneigung und die eher unwillige Reaktion der Limousine mit einem Radstand von immerhin 3,13 Metern auf den forschen Lenkbefehl zeigen, dass Kurvendynamik nicht an oberster Stelle des Lastenhefts stand. Daher belassen wir es fürs Erste dabei.

Lexus LS 500 F-Sport Exteriordetail 2

Fahrkomfort mit höchster Priorität

Wie erwartet spielt der Lexus LS 500 seine kompromisslose Auslegung auf Fahrkomfort auf der folgenden Etappe der Bundesautobahn aus. Ebenso wie bei langsamer Fahrt gibt sich das Fahrwerk auch bei höheren Geschwindigkeiten absolut unbeeindruckt von schlechten Straßenverhältnissen. Windgeräusche existieren auch bei mehr als 200 Stundenkilometern nicht, solange man nicht das Glasschiebedach öffnet. Dies ist übrigens auch bei 120 km/h nicht empfehlenswert, möchte man sich noch mit seinem Beifahrer unterhalten oder dem Klang des abermals vorzüglichen Mark Levinson-Soundsystems lauschen. Vom Motor ist derweil weiterhin nichts zu vernehmen, was auch daran liegt, dass das Drehzahlniveau dank der sehr zurückhaltend agierenden Zehngang-Wandlerautomatik sehr niedrig ist. Bei Richtgeschwindigkeit dreht der Lexus im zehnten Gang kaum höher als mit Leerlaufdrehzahl.

Lexus LS 500 F-Sport Interiordetail 6

Schwächen bei Assistenz und Infotainment

Das Prädikat "Reiselimousine" verdient der Lexus LS 500 somit definitiv, er muss sich lediglich im Hinblick auf die gebotenen Fahrhilfen und das Infotainment-System von der etablierten deutschen Konkurrenz in die Schranken weisen lassen. Erstere bestehen aus einer Lenkunterstützung, die in unserem Test auch auf perfekt ausgebauten Autobahnen nur rudimentär funktionierte und meistens eine Begrenzungslinie nicht erkannte. Und auch der Abstandsregeltempomat regelt zwar - wie so gut wie alles im LS 500 - sehr sanft, aber auch mit dem geringstmöglichen Abstand sehr früh die Geschwindigkeit herunter, sodass man sehr früh zum Ausscheren gezwungen wird. Außerdem werden auf der linken Spur langsamer fahrende Verkehrsteilnehmer im Zweifel rechts überholt. Da ist besagte Konkurrenz mittlerweile weiter.

Lexus LS 500 F-Sport Exteriordetail 4

Das Infotainmentsystem kommt derweil nicht nur optisch altbacken daher, es lässt sich auch ausschließlich mittels Touchpad und "Cursor" in der Mittelkonsole bedienen, was fummelig, kleinteilig und schlichtweg ablenkend ist. Und darüber hinaus nicht zu dem ansonsten so futuristisch-hochwertigen Auftritt des LS 500 passt.

Lexus LS 500 F-Sport Exteriordetail 1

Auch "Sport S+" macht aus dem LS keine Sportlimousine

Am Ende versuchten wir übrigens doch nochmal eine flottere Landstraßenpartie. Wir stellten den Fahrdynamikschalter auf "Sport S+" und waren überrascht über den sehr künstlich wirkenden Motorklang. Der Durchzug der 421 starken Maschine reicht dabei aus, um sehr zügig auf entsprechende Geschwindigkeiten zu kommen: In 4,9 Sekunden spurtet die 2,1 Tonnen schwere Allradlimousine bei Bedarf auf Landstraßentempo. Doch ein sportliches Fahrgefühl will sich partout auch in "Sport S+" nicht einstellen, daran ändert auch das Ausstattungspaket F-Sport unseres Testwagens nichts, das lediglich auf den optischen Auftritt des LS 500 Einfluss nimmt. Zwar verfügt das Fahrwerk über eine beachtenswerte Spreizung zwischen den einzelnen Härtegraden. In "Sport S+" verringert sich auch die Seitenneigung spürbar. Und dennoch lässt sich der LS 500 weiterhin nur unwillig in die Kurve treiben, das Lenkgefühl bleibt indifferent und überdies die Sitzposition zu hoch für eine wirklich sportive Kurvenfahrt. Das kann die Konkurrenz besser, doch wird sich die geneigte Kundschaft für diese Diszplin ohnehin selten interessieren.

Lexus LS 500 F-Sport Exteriordetail 3

Fazit

Der Lexus LS 500 ist eine Reiselimousine par excellence. Sein laufruhiger V6-Motor ist ausreichend durchzugsstark, harmoniert perfekt mit der drehzahlsenkenden Zehngangautomatik und gab sich mit rund 11 Litern Durchschnittsverbrauch relativ genügsam. Der Fahrkomfort kann sowohl als Selbst- als auch als Beifahrer nur als souverän bezeichnet werden, hier ist der Lexus LS 500 mindestens auf Augenhöhe mit der deutschen Konkurrenz. Die Geister scheiden sich dafür bei den Assistenzsystemen und dem altbackenen und umständlich bedienbaren Infotainment. Wen das nicht stört oder auf den entsprechenden Chauffeur zurückgreifen kann, erwirbt mit dem LS 500 aber eine deutlich exklusivere Alternative zu A8, 7er und Co (Text und Bild: Maximilian Planker).

Technische Daten*

  • Modell: Lexus LS 500 F-Sport
  • Motor: Sechszylinder-V, Biturbo, 3.444 ccm
  • Leistung: 421 PS (310 kW) bei 5.200 U/min
  • Drehmoment: 600 Nm bei 1.600 – 4.800 U/min
  • Antrieb: Allrad, 10-Gang-Automatikgetriebe
  • Verbrauch kombiniert: 9,8 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 223 g/km²
  • Beschleunigung (0 – 100 km/h): 4,9 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 5,24 m/1,90 m/1,47 m
  • Gewicht: ca. 2.150 kg
  • Grundpreis: ab 117.050 Euro

*Herstellerangaben

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