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Erster Test Maserati MC20: Nettuno lebt

Maserati baut wieder einen Sportwagen, wagt mehr Eigenständigkeit. Das Chassis aus Karbonfaser, der V6-Motor eine 100-prozentige Eigenentwicklung. Wie sich der 630 PS starke MC20 fährt, zeigt ein erster Test.


Den Maserati MC20 jetzt als Wallpaper herunterladen: Desktop oder Smartphone


Der Maserati MC20 im Überblick


Pro

Stärken

  • - Starke Fahrleistungen
  • - Sehr sichere Straßenlage
  • - Hochwertige Verarbeitung
  • - Gutes Infotainment
Contra

Schwächen

  • - Sehr kleiner, sich aufheizender Kofferraum
  • - Schlechte Rundumsicht
  • - Emotionsloser Antrieb

Nicht nur eine Marke, sondern ein Markenerlebnis

Bevor es um den Maserati MC20 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,5 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 261 g/km²) als solches geht, sollte festgehalten werden, dass du bei den Italienern nicht nur ein Auto, sondern ein Markenerlebnis kaufst. Über die Jahre haben sich die wenigsten Kunden für einen jener südländischen Sportwagen, Gran Turismo oder neuerdings Sport Utility Vehicle entschieden, weil Maserati per Definition bessere Autos baut als BMW, Daimler oder Audi.

Den Modenesi geht es auch heute noch darum, den Enthusiasten zu begeistern. Jenen Autofan, der bereitwillig ein kleines Vermögen in ein nicht immer perfektes, dafür aber hochemotionales Fahrzeug investieren will. Ich schreibe hier von Legenden wie dem 3500 GT, dem Biturbo oder dem Quattroporte. Und obwohl jene Modelle für sich genommen schon Besonderheiten waren und sind, schlägt das Maserati-Herz vor allem für reinrassige Sportwagen.

Maserati-MC20-2021-SideRear

Erstmals seit über 20 Jahren kein Ferrari-Motor

Die heißen Zeiten des Motorsports sind sicherlich vorbei, eine Formel 1-Beteiligung steht überhaupt nicht zur Debatte und die letzten Tourenwagen-Siege im Maserati MC12 liegen bereits über 10 Jahre zurück. Zeit also für einen Neuanfang und damit im wahrsten Sinne: Vorhang auf für den hier gefahrenen „Maserati Corse 2020“.

Die Rennstreckentauglichkeit steckt beim MC20 also schon im Namen, ich habe den Italiener in der Emilia-Romagna aber vor allem als referenzverdächtigen Gran Turismo kennengelernt. Wer den Sportwagen das erst Mal sieht, dürfte davon ausgehen, dass der Einstieg über die Scherentüren beinahe schon erwartbar umständlich ausfällt. Doch der Maserati-Innenraum auf deutschem Premiumniveau (!) gibt sich erstaunlich großzügig, was zugleich am speziell entwickelten Kohlefaser-Monocoque liegen mag.

Maserati-MC20-2021-Interieur

Hochwertiger Innenraum, Bequeme Sitze

Insbesondere mit einer Größe jenseits der 1,90 Meter fällt auf, dass weder die Knie anecken noch der Kopf am Dachhimmel streift. Der Körper als solches wird durch sagenhaft bequeme Sabelt-Sportsitze auf Kurs gehalten, die auch auf längeren Strecken keine Ermüdungserscheinungen auslösen. Einzig wer mit dem MC20 auf Rundkursen unterwegs ist, könnte den zu geringen Seitenhalt bemängeln. Schalensitze sollen aber demnächst als Option zur Verfügung stehen.

Hinter dem Alfa Romeo-ähnlichen Lenkrad Platz genommen, wird erst einmal die Lage sondiert. Vorbei sind die Zeiten, als analoge Instrumente Drehzahl und Geschwindigkeit zeigten: Maserati offeriert serienmäßig ein sehr passables 10,25 Zoll Digitalcockpit. Dass das gleichgroße Infotainment-Display etwas tief montiert ist, stört dagegen nur am Anfang. Smartphones lassen sich selbstredend kabellos via Apple CarPlay und Android Auto verbinden, eine induktive Ladeschale wird gereicht und auch das optionale Sonus Faber-Soundsystem tönt für die Langstrecke mehr als ordentlich aus seinen 12 Lautsprechern.

Maserati-MC20-2021-DynamicOEM2

Ein Stück Formel 1 fährt immer mit

Per Startknopf am Volant erwecke ich sodann „Nettuno“ zum Leben. Der in Eigenregie von Maserati entwickelte 430 kW/630 PS starke 3,0-Liter-V6-Twinturbo ist das eigentliche Herzstück des MC20 und wartet mit aus der Formel 1 stammender Technik auf. Erstmals seit über 20 Jahren arbeitet in einem Dreizack also kein Ferrari-Motor mehr. Das besondere an dem Triebwerk?

Es verfügt über ein innovatives Vorkammer-Brennsystem mit doppelter Einspritzung und je zwei Zündkerzen pro Zylinder. Der 90-Grad-V6 mit Trockensumpfschmierung sitzt tief hinter Fahrer und Beifahrer, senkt den Schwerpunkt, klingt in den Innenraum aber nur wenig wie ein Sportmotor. Die zwei außenliegenden Turbolader geben den Ton an – was man mögen muss.

Maserati-MC20-2021-Engine

Der Nettuno-V6 wirkt zurückhaltend

730 Newtonmeter stehen ab 3.000 Umdrehungen bereit, und trotz des bärigen Drehmoments hinterlässt zumindest der voreingestellte GT-Fahrmodus einen etwas schlürfigen Ersteindruck. So wirkt auch das 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe von Tremec in D-Stellung zu Beginn behäbig, was sich auf den nun folgenden Bergpassagen aber schnell ändern sollte. Ich wechsle vom GT- in den Sport-Modus, das Fahrwerk wird selbst jetzt nicht unkommod, die Dämpfer lassen sich aber noch zusätzlich in eine softere und für italienische Straßenverhältnisse empfehlenswertere Kennlinie versetzen.

Spätestens ab „Corsa“ wird aus dem Gran Tursimo dann allerdings ein ernstzunehmendes Sportgerät, das am Kurvenausgang schon einmal das Heck weiter raushängen lässt und eher geringfügig von der Elektronik zurückgepfiffen wird. Doch ganz gleich in welchem Fahrmodus sich der MC20 befindet – auch dank der reaktionsschnellen und rückmeldungsstarken Lenkung wird aus der ambitionierten Sause kein Ritt auf der Kanonenkugel.

Maserati-MC20-2021-Drivemode

Tolle Lenkung, späte Drehmomentwelle

Hier dann mein spätes Lob zur Motor-Getriebekombination. Nein, der Nettuno-V6 ist kein klanggewaltiges Aggregat wie von Maserati früher gekannt. Doch hängt der Südländer, wenn man will, ordentlich am Gas und lässt sich per manuellem Einsatz des Doppelkupplers stets über 3.000, besser über 4.500 Touren halten, damit die beiden Turbolader ordentlich Druck aufbauen können. Wer es ganz wüst treibt, jagt den 3,0-Liter-V6 bis auf 8.000 Umdrehungen pro Minute.

Wer einen Sportwagen dirigiert der in knapp 2,9 Sekunden von null auf Tempo 100 schnalzt und im Zweifel bis zu 326 km/h schnell ist, der freut sich gleichzeitig, wenn er wieder sauber zum Stehen kommt. Serienmäßig liefert Maserati den MC20 mit Stahlstoppern aus, am Testwagen war dagegen die optionale Brembo-Keramikanlage verbaut. Die Italiener selbst geben für ihre rund 1.500 Kilo schwere Flunder einen Bremsweg aus 100 km/h bis zum Stillstand von 33 Metern an.

Gefragt nach dem Verbrauch, zeigte der Bordcomputer auf der ersten Testfahrt indes Werte um 12 bis 13 Liter auf 100 Kilometer an.

Maserati-MC20-2021-Side2

Erstes Fazit

Chapeau Maserati. Dass sich der 630 PS starke MC20 so gut fahren lässt, habe ich mir gewünscht. Dass aber der Innenraum derart wertig daherkommt, war eine echte Überraschung. In Kombination haben die Modenesi einen mehr als konkurrenzfähigen Gran Turismo auf die Räder gestellt, der auch auf der Rennstrecke keine Fehlbesetzung ist. Größter Kritikpunkt am MC20: Der beliebig klingende V6-Motor, der trotz seiner aufwändigen Konstruktion kaum "Emozioni" weckt. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber | Weitere Bilder: Maserati)

Technische Daten*

  • Modell: Maserati MC20
  • Motor: V6-Benziner, Twinturbo, 3.000 ccm
  • Leistung: 463 kW/630 PS bei 7.500 U/min
  • Drehmoment: 730 Nm bei 3.000 U/min
  • Antrieb: Hinterrad, 8-Gang-DCT
  • Verbrauch kombiniert: 11,5/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 261 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 2,9 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 326 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,67 m/1,97 m/1,22 m
  • Gewicht: ca. 1.475 kg
  • Grundpreis: ab 210.000 Euro

*Herstellerangaben

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