Zum Hauptinhalt springen
AutoScout24 steht Ihnen aktuell aufgrund von Wartungsarbeiten nur eingeschränkt zur Verfügung. Dies betrifft einige Funktionen wie z.B. die Kontaktaufnahme mit Verkäufern, das Einloggen oder das Verwalten Ihrer Fahrzeuge für den Verkauf.

Test: Mercedes-Benz B 180 – Geschmeidig

Mercedes verlangt seinen Kunden einiges an Flexibilität ab. Aus der klassisch-konservativen A-Klasse wurde mit der jüngst in Genf vorgestellten Neuauflage ein moderner Benz, der sich vom Hochsitz zum ernstzunehmenden Kompakten gewandelt hat.

Und auch sein größerer Bruder, die B-Klasse, ist nicht mehr das, was sie mal war. Wir haben den Kompaktvan genau unter die Lupe genommen und wollten wissen, ob er außer dem bequemen Einstieg noch mehr Tugenden eingebüßt hat. Länger, flacher und sportlicher sei die B-Klasse geworden, heißt es in einer in Marketingsprech geschriebenen Depesche aus Stuttgart. Das ist per se keine schlechte Entwicklung, doch wollten die Kunden das wirklich? Haben nicht die zuletzt im Jahr 2011 gut 27.000 Käufer den biederen Mini-Van ob seiner praktischsten Eigenschaft geordert: dem dank der erhöhten Sitzposition leichten Einstieg? Fakt ist: In der tieferen Neuauflage ohne den durchgängigen Sandwichboden geht das Rein und Raus nicht mehr ganz so einfach.

Vielleicht spricht das frischere Design dafür aber ja reichlich neue Kunden an. Die Front mit dem steilen, großen Kühlergrill, den ovalen Scheinwerfern mit schickem LED-Lichtbogen und die breiten Tagfahrlichter in der Frontschürze machen den 4,36 Meter langen Kompaktvan deutlich jünger als bisher. Dazu trägt auch der kecke Schwung in der Seitenansicht bei, der allerdings – wie übrigens auch der neue Beiname Sports Tourer – entfernt an Opel erinnert. Mit dem neugezeichneten Vorbau ist allerdings auch die Übersicht ein wenig Baden gegangen.

Konservatives Heck

Das fast senkrechte Heck fällt im Vergleich zum Rest erstaunlich konservativ aus, die Sicht nach hinten durch die recht kleine Scheibe könnte allerdings besser sein; Abhilfe schafft eine Rückfahrkamera. Hinter der großen Heckklappe ist nach wie vor ordentlich Platz, für 488 Liter Gepäck, das allerdings über eine merkliche Stufe gehievt werden will. Für 77 Euro bietet Mercedes ein Laderaumpaket an, das diese gut 15 Zentimeter mit einem zweiten Boden kaschiert; darunter bleibt dann Platz für Kleinkram und ganz unten gibt es auch noch ein Staufach, wo unter anderem das Reifenreparaturset Tirefit haust; ein Ersatzrad hat Daimler nicht mehr im Angebot.

Klappt man die asymmetrisch geteilte Rückbank, auf der es sich mit ausreichend Bein- und Kopffreiheit gut sitzen lässt, um, wächst das Gepäckvolumen auf 1.545 Liter an – und es bleibt stets eine Stufe im Ladeboden. Schuld ist ein Rohr zur Versteifung über dem Wagenboden, an dem unter anderem die Isofix-Halterungen für die Kindersitze befestigt sind. Wer weitere 670 Euro investiert kann die Variabilität noch deutlich steigern und bekommt mit dem Easy-Vario-Plus-Paket eine verschiebbare Rückbank, eine Armlehne im Fond und die Möglichkeit, die Beifahrerlehne für den Transport längerer Güter flach zu legen. Erfreulich: Die unsäglich platzierten Schalter für die elektrischen Fensterheber im Fond sind nun endlich an eine griffgünstigere Position gewandert.

Sportliches Cockpit

Daimlers Aussage, die B-Klasse sei sportlicher geworden, trifft nicht nur auf das Blechkleid zu, sondern auch auf die hochwertige Innenraumgestaltung. Gegenüber dem fast ein wenig tristen Vorgänger findet man sich in einem frisch gestylten und sportlich-schicken Cockpit mit runden Lüftungsdüsen und silbernen Schaltern wieder, dem es auch an den heutzutage obligatorischen Hochglanzoberflächen nicht fehlt. Einzig Ablagen sind Mangelware. Mit Instrumenten, Anzeigen und Bedienelementen aus dem aktuellen Mercedes-Baukasten findet man sich im B schnell zurecht, nur mit den Lenkstockhebeln dürften Daimler-Veteranen ihr Problem haben.

Zwar setzt man in Stuttgart weiterhin auf einen einzigen Hebel für Blinker, Scheibenwischer und Lichthupe auf der linken Seite, doch hat dieser mit dem Tempomatschalter den Platz getauscht und ist nun, in einer recht billig wirkenden Ausführung, nach oben gerutscht. Wer an die alte Anordnung gewohnt war, wird zunächst häufig mit dem Geschwindigkeitsregler blinken. Allerdings werden wir uns an das neue System gewöhnen müssen, das sich auch in der Neuauflage des SL wiederfindet. Neumodisch wirkt auch der neue, riesige Navi-Bildschirm, der wie ein auf die Mittelkonsole gesetztes iPad wirkt. Das sieht zwar hübsch aus, doch entpuppt sich die schwarz glänzende Umrandung schnell als Staubfänger.   

Schwach aber harmonisch

Unser Testwagen ist entgegen der Sports-Bezeichnung mit Daimlers Einstiegsbenziner bestückt, einem 1,6 Liter großen Vierzylinder-Turbobenziner, der mit 122 Pferdestärken nicht gerade reichlich Leistung an die Vorderräder schickt, dafür aber äußerst leise arbeitet. Seine gar nicht mal so geringen 200 Newtonmeter Drehmoment reichen zwar nur für einen Standardsprint von nicht unter zehn Sekunden, doch gibt das kleine Aggregat seine Kraft dafür umso gleichmäßiger und harmonischer ab. Ein ausgeprägtes Turboloch gibt es nicht, die Kraft liegt schon bei 1.250 Touren an, und das, was davon eventuell doch zu spüren ist, merzt das gut übersetzte, äußerst geschmeidige Sechsgang-Getriebe aus – vom Bonanza-Effekt vergangener Mercedes-Handschalter ist hier nichts zu spüren. Auf Wunsch hält der Daimler für 2.165 Euro auch ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe vor.

Ebenso wie das Turboloch fehlt dem Triebwerk auch der mit Nachdruck einsetzende Turboschub und auf der Autobahn mitunter etwas Druck. Bei höherem Tempo ist der Geschwindigkeitszuwachs des 1,4-Tonners nur noch gering und Überholvorgänge plant man besser sorgfältig; oder man beschränkt sich auf das mit maximal 190 km/h kommode Mitschwimmen im Verkehr und erfreut sich an der satten Straßenlage und dem guten Geradeauslauf. Getrübt wird das Vergnügen durch den recht hohen Verbrauch. Rund sechs Liter veranschlagt der Hersteller, knapp neun Liter ergab unser Praxistest - trotz unmerklich arbeitender, serienmäßiger Stopp-Start-Automatik: Für nur 122 PS ist das zu viel; selbst laut Normverbrauch bekommt der B 180 in der neu eingeführten Effizienzkennzeichnung nur die Wertung C.

Technische Daten
Marke und Modell Mercedes-Benz B-Klasse
Motor / Ausstattung B 180 BlueEfficiency
Motor
Hubraum (Kubikzentimeter / Bauart) 1.595 / R4-Turbo
Leistung (kW (PS) / U/min) 90 (122) /5.000
Drehmoment (Nm / U/min) 200 / 1.250 - 4.000
Antriebsart Frontantrieb
Getriebeart 6-Gang-Schaltgetriebe
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.359 / 1.786 / 1.557
Radstand (mm) 2.699
Wendekreis (m) 11
Leergewicht  (kg) 1.395
Kofferraum (Liter, nach DIN) 488 - 1.545
Serienbereifung 195/65 R 15
Verbrauch
Krafstoffart Benzin
EU-Zyklus (l/100km) 6,2
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 144 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 8,9
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 10,4
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k. A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k. A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 190
Preise
ab (Euro) 26.001,50
Ausgewählte Extras (Euro) Sport-Paket (1.800), Navigationssystem (3.200), Tepomat (300), Bi-Xenon-Licht (1.670), Panoramadach (1.360),
VergrößernVerkleinern

Flink und wendig

Auch nicht ausgesprochen sportlich, aber durchaus dynamisch und direkt sind das Fahrwerk und die leichtgängige elektrische Servolenkung abgestimmt, die einen sauberen Kurvenstrich erlauben. Zusammen mit der niedrigeren Schwerpunkt lässt sich die B-Klasse deutlich flotter und mit weniger Seitenneigung um die Kurve zirkeln als der Vorgänger; auch Eingriffe des elektronischen Stabilitätsprogramms sind nur selten erforderlich. Im Ernstfall packen zudem die Bremsen kräftig zu.

Wer den nicht zuletzt wegen der serienmäßig nur 15 Zoll großen Räder dennoch guten Federungskomfort zu bequem findet, kann das Sport-Paket ankreuzen. Für 1.800 Euro gibt es dann neben einem härteren Sportfahrwerk mit selektiver Dämpfereinstellung auch eine direktere Lenkung, Sportsitze und ein paar edlere Dekor- und Anbauteile, wie eine Edelstahlpedalerie oder rautenförmige Lufteinlässe in der Frontschürze.

Zahlreiche Extras

Die strafferen Federn sind freilich nicht der einzige Posten auf der Sonderausstattungs-Liste. Mit zahlreichen teuer zu bezahlenden Komfortextras verführt die B-Klasse dazu, ihren Preis weit über die Grundkosten von 26.000 Euro für den B 180 zu treiben. So schlägt allein das – zugegeben vorbildliche - Navigationssystem inklusive Internetzugang mit fast 3.200 Euro zu Buche; aber auch andere Annehmlichkeiten summieren sich: Der Tempomat kostet 300 Euro, eine Sitzheizung 350 Euro, das Panoramadach 1.360 Euro, Bi-Xenon-Licht mit variabler Lichtverteilung 1.670 Euro und der digitale Radioempfang fast 500 Euro. Ebenfalls extra bezahlt werden müssen das Lichtpaket (345 Euro), ohne dass es weder beleuchteten Make-up-Spiegel noch einen Regensensor gibt, die Cup-Holder vorne (30 Euro) oder die Heizung für die Scheibenwaschanlage (140 Euro).

Serienmäßig in jeder B-Klasse sind dagegen eine Sitzhöhenverstellung auf Fahrerseite, das weit höhen- und längsverstellbare Lenkrad mit zwölf leider billig wirkenden Multifunktionstaste , eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber rundum und ein CD-Radio mit Aux-Eingang und Bluetooth-Schnittstelle an Bord. Außerdem gehört eine umfangreiche Sicherheitsausstattung, unter anderem mit zahlreichen Airbags inklusive Knieluftsack für den Fahrer, die Isoxfix-Kindersitzverankerungen, eine Berganfahrhilfe, ein Assistent, der typische Anzeichen von Müdigkeit beim Fahrer erkennt und zur Pause mahnt, sowie ein Kollisionswarner mit Bremsassistent zur Grundausstattung. Weitere Helfer wie eine Rückfahrkamera (345 Euro), ein Spurhalte-Assistent inklusive Tot-Winkel-Beobachtung (890 Euro), der Abstands-Tempomat (1.000 Euro) oder ein Park-Assistent (800 Euro) können zusätzlich geordert werden. Nein, außer beim bequemen Einstieg steht die Neuauflage ihrem Vorgänger in nichts nach und lässt sich im Grunde mit einem Wort beschreiben: geschmeidig. Genau so arbeiten Lenkung und Fahrwerk, Getriebe und Motor. Zwar ist der Basisbenziner keine Ausgeburt der Spritzigkeit, doch gibt der Turbovierzylinder seine Kraft harmonisch und gleichmäßig ab und arbeitet dazu noch äußerst leise; nur leider auch nicht gerade sparsam.

Glänzen kann die neue B-Klasse auch mit ihrem hochwertigen Innenraum, reichlich Platz und guter Variabilität. Dass man allerdings für die verschiebbare Rückbank tief in die Tasche greifen muss, ist schade. Zum Geldausgeben gibt es außerdem noch reichlich mehr Gelegenheiten; doch auch wenn die Liste mit den Extras lang ist, bringt der Mercedes trotzdem eine ordentliche Grundausstattung mit. Zum nicht ganz günstigen Preis, wohlgemerkt: Ein stärkerer VW Touran 1.4 TSI kostet anderthalbtausend Euro weniger.

Wollen Sie jetzt durchstarten?

Artikel teilen

Alle Artikel

mercedes-v-klasse-eqv-2024-titelbild

Erster Test Mercedes-Benz V-Klasse (EQV): First-Class auf vier Rädern

Testberichte · Mercedes-Benz
mercedes-e-220d-2024-titelbild

Test Mercedes E 220 d (2024): Und der Diesel lebt weiter

Testberichte · Mercedes-Benz
G-Klasse im Winter mit Bögel

Fahrbericht Mercedes G-Klasse G 500: Der ewige Benz

Testberichte · Mercedes-Benz
Mehr anzeigen