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Erster Test: Mercedes-Benz CLC – Mega-Facelift

Der neue Mercedes CLC soll vor allem junge Menschen ansprechen. Dafür modellierten die Stuttgarter das neue Sportcoupé auf Basis der C-Klasse im hauseigenen Fitnessstudio.

Resultat: Eine dynamischere Erscheinung mit gestrafftem Fahrwerks-Setup und verbrauchsoptimierten Motoren; diese Kombination soll das angestaubte Image des Vorgängers im Nu verblasen. Irgendwie kommt einem der neue Mercedes CLC sehr bekannt vor. Vor allem von schräg hinten sind Ähnlichkeiten mit seinem Vorgänger, dem C-Klasse-Sportcoupé, nicht zu verleugnen. Warum das so ist? Na weil das neue Modell grundsätzlich auf dem alten basiert. Anders als bei der neuen C-Klasse, die ein durch und durch neues Modell mit viel neuer Technik ist, basieren die meisten Eigenschaften des CLC auf Erungenschaften des alten Sportcoupés. Ist der CLC also nur ein Facelift?

1.100 neue Teile

Mitnichten. 1.100 Teile, so die offizielle Verlautbarung, wurden erneuert, modifiziert oder ausgetauscht. Obwohl sich der Vorgänger rund 320.000 Mal verkauft hat, kann man ihn nicht als gelungen designtes Automobil bezeichnen. Anders der nun im entfernten Brasilien gebaute und ab Juni in Deutschland erhältliche CLC. Er besitzt das aktuelle C-Klasse-Familiengesicht. Das gesamte Frontend mit Motorhaube, Kotflügel und Scheinwerfer ist im Stile der C-Klasse-Avantgarde gestaltet und fügt sich harmonisch in die Modellreihe ein.

Ab A-Säule nach hinten wurden dagegen Türen, Dachverlauf und hintere Kotflügel vom alten Sportcoupé übernommen. Das fällt jedoch nur wahren Fans der Marke auf. Deutliche Retuschen am Heck, lassen den in diesem Bereich schwer verkorksten Vorgänger nur noch minimal durchblitzen. Erreicht wurde das mit neuen Rückleuchten, einer nur noch einteiligen Heckscheibe und vor allem durch eine Verlängerung der Heckklappe um etwa 20 Millimeter. Dafür wurde eine Kunststoffblende eingesetzt, dort wo sich vorher die Blinker der Rückleuchten und das untere Mini-Heckfenster befanden. Erst darunter sitzen nun moderne, horizontale Heckleuchten im Stil der B-Klasse.

Eine breite dritte Bremsleuchte und ein Heckstoßfänger in Diffusor-Optik verschaffen ihm von hinten mehr Präsenz. Der CLC ist nun ein stimmiges aber dennoch eigenwilliges Fahrzeug, immer noch weit entfernt vom Mainstream.

Kompromissloser Sportler?

Doch schauen wir erst einmal, ob das neue Sportcoupé hält, was die Designer uns vorgaukeln möchten. „Kompromisslos auf Sport ausgerichtet“, soll er also sein. Wie äußert sich das? Mit Sicherheit nicht dadurch, dass man das Sportpaket für rund 2.200 Euro ordern muss. So etwas sollte im CLC grundsätzlich reingehören. Sonst steht er ab Werk auch bloß auf 16-Zoll-Stahlrädern. Erst der CLC 230 besitzt 16“-Alus, der 350 aufgrund der Bremsanlage gar schicke 17-Zöller.

Das Sportpaket beinhaltet unter anderem Mischbereifung mit 225/40-R18-Reifen vorne und 245-Millimeter breiten Pneus an der Hinterachse. Außerdem gehören hier sportive Designattribute wie veränderte Lufteinlässe vorne, dunkel eingefärbte Heckleuchten samt eingefärbter dritter Bremsleuchte sowie eine spezielle Auspuffblende zum Umfang des Pakets.

Neue Sportsitze serienmäßig

Alu-Applikationen und eine exklusive Tachoeinheit mit Zielflaggen-Design hübschen den Innenraum des Sport-Paket-Modells genauso auf wie die schwarzen oder grauen Kunstledersitze, deren Bezug Mercedes vornehm Artico nennt. Instrumententräger, Mittelkonsole und auch der Rest des Interieurs versprühen dagegen kein rechtes Neuheitenflair.

Die Sportsitze dagegen schon. Sie verdienen nun diesen Namen und geben dem Oberkörper tolle Seitenführung, frusten aber noch immer den Popo ein wenig. Denn die Sitzfläche ist zu kurz und die Ausformung zu gering. Dafür sind sie angenehm straff und damit langstreckentauglich.

Panoramadach nur für Kleine

Ersparen sollte man sich dagegen das schicke Panorama-Schiebedach; zumindest wer Durchschnittskörperlänge oder mehr besitzt, wird des Öfteren mit seinem Kopf oben anstoßen. Vorne wie hinten. Also klare Empfehlung: Entweder vorher ausprobieren oder im Zweifel lieber die 1.714 Euro einsparen und fürs Automatikgetriebe anzahlen. Das kostet mit fünf Schaltstufen 2.154 Euro und mit sieben – die es nur für die beiden Sechszylinder gibt – 2.261 Euro.

Unbedingt an Bord sollte die gut 800 Euro teure Parktronic sein (vorne und hinten). Durch den schmalen Schießschacht, auch Heckfenster genannt, sieht man beim Einparken gar nichts. Beheizte Waschdüsen für 200 Euro und ein eigentlich unverzichtbares Radio für mindestens 785 Euro runden das Bild ab und den Grundpreis stattlich auf. Ein vernünftig ausgestatteter CLC 220 CDI mit 150-Diesel-PS kommt dann schnell an die 40.000-Euro-Grenze. Ein stolzer Preis.

Alter Bekannter

Kann denn für diesen Preis wenigstens der CDI-Motor überzeugen? Der 2.148 Kubikzentimeter große Common-Rail-Diesel leistet im CLC nicht, wie von anderen Konzernmittstreitern gewohnt, 170 PS, sondern 150. Das Drehmoment schwillt im Sportcoupé auf maximal 340 Newtonmeter an und treibt den angenehm ruhig arbeitenden Gleiter nachhaltig vorwärts. Ab 1.900 Umdrehungen gibt es spürbar Schub.

Als Höchstgeschwindigkeit meldet Mercedes für den CLC 220 CDI mit Sechsgang-Schaltgetriebe 224 km/h an und somit vier mehr als beim alten 220 CDI. Für den klassischsten aller Autosprints benötigt er 9,7 Sekunden, wenn der Fahrer das exakt schaltbare (!) Manuell-Getriebe flink durcheilt. Dieselmotoren knausern mit Sprit. Der CLC fährt im Vergleich zum Vorgänger mit ähnlichem Motor sogar um fast einen halben Liter günstiger. 5,9 Liter, zumindest laut EU-Norm.

Angenehmes Fahrwerk

Am Fahrwerk änderten die Ingenieure nicht viel. Dämpfer und Federn wurden straffer abgestimmt, damit durcheilt der CLC sämtliche Kurvenwinkel gutmütig untersteuernd. Das Heck kommt auch bei grob fahrlässiger Vorgehensweise kaum rum; und wenn doch, gebietet das ESP frühen Einhalt. Vorteilhaft wirkt sich die im Sportpaket serienmäßig vorhandene Direktlenkung aus, die die Dreharbeit am Lenkrad verringert. Sie macht den CLC vor allem im Stadtverkehr handlicher. Gleichzeitig dürfte sie aber einen Tick präziser sein.

Obwohl Mercedes den CLC klar in Richtung Agilität positionierte und das Sportfahrwerk vorne nochmals rund 15 Millimeter Standhöhe raubt, ist der Komfort für solch eine Fahrzeuggattung prima. Selbst mit den 18-Zöllern federt der neue CLC ausgewogen und mit dem nötigen Respekt für die Wirbelsäule.

Bei den Bremsen gibt es je nach Motorisierung verschiedene Varianten. Das Topmodell, der 272 PS starke CLC 350, greift auf massige 330er Scheiben zurück. Die beiden CDIs sowie der mit 28.113 Euro günstigste CLC 180 Kompressor müssen sich mit 288 Millimeter großen Scheiben vorne begnügen. Ausreichend für die Leistung, aber keinesfalls sportlich. CLC 200 Kompressor und CLC 230 (V6) besitzen vorne 300-Millimeter-Pendants. Der CLC ist ein rundum erneuerter Benz mit neuer Bezeichnung, der in Details aber dennoch an den Vorgänger erinnert. Das ist nicht weiter tragisch, denn der CLC macht seine Sache ordentlich. Das Design ist schick, modern und zukunftsweisend. Das Fahrwerk glänzt bei all den sportlichen Ambitionen mit Gutmütigkeit und Komfort. Die Motorenpalette ist bekannt, die hohen Preise sind es auch.

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