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Test Mercedes E 220 d (2024): Und der Diesel lebt weiter

Deutlich wie selten zuvor hat sich Mercedes-Chef Ola Källenius zuletzt für einen Fortbestand von Benzin- und Dieselmotoren auch über die 2030er-Jahre hinweg ausgesprochen. Dass die Stuttgarter ihren Job gerade beim Selbstzünder verdammt gut verstehen, beweist der neue E 220 d. Fahrbericht!

Die Mercedes E 220 d Limousine auf einen Blick

  • Letzte E-Klasse auf Verbrenner-Plattform
  • E 220d mit 197 + 23 PS, 440 + 205 Nm
  • Sehr sparsam im Verbrauch
  • Komfort auf S-Klasse-Niveau
  • Head-up Display und bis zu drei Touchscreens
  • Grundpreis ab 64.319,50 Euro
Mercedes-Benz E 220 d Frontansicht

Die Kontur des Kühlergrills der neuen Mercedes E-Klasse (Baureihe 214) lässt sich optional beleuchten, ein aufgesetzter Stern ist in der Ausstattungslinie "Exclusive" enthalten.

Ein perfekter Mix aus Leistung und Effizienz

Woher die Mercedes E-Klasse (E 220 d, Kraftstoffverbrauch kombiniert: 4,8 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 125 g/km)² kommt und wohin sie wahrscheinlich gehen wird, das haben wir bereits bei unserem ersten Test zur schwäbischen Businessklasse im letzten Jahr beschrieben. Jetzt geht es darum, wie sich der meiste Benz in heimischen Gefilden schlägt. Und was passt besser zu solch einem Fahrbericht als der 197 PS starke 2,0-Liter-Diesel mit 23 PS Mildhybrid-Unterstützung im E 220 d? Aller Diskussionen um den Selbstzünder zum Trotz, eine vernünftigere Motorisierung konnten wir in der Preisliste bisher nicht erspähen. Die seidigen Reihensechszylinder sind schlicht zu teuer, die Plug-in-Hybride addieren in erster Linie zusätzliche Pfunde und elektrisch liegt es ohnehin am EQE, die Kundschaft von der neuen Art der Mobilität zu überzeugen.

Mercedes-Benz E 220 d Vordersitze

Standesgemäß in dieser Fahrzeugklasse lassen sich die Vordersitze klimatisieren und verfügen optional über eine Massagefunktion.

Der Vierzylinder macht derweil, insbesondere bei kalten Temperaturen, keinen Hehl aus seiner Machart. Da nagelt es gut hörbar aus dem Vorderwagen – auch das kann in der heutigen Zeit etwas Beruhigendes haben. Nach kurzer Warmlaufphase rückt das Dieselige in den Hintergrund und Abroll- sowie Windgeräusche geben leise den Ton an. Mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,23 ist die Karosserie der neuen E-Klasse (W 214) ziemlich windschlüpfrig geraten, was sich vor allem beim Verbrauch (und den teils widerspenstigen Türgriffen) bemerkbar macht. Weniger als fünf Liter je 100 Kilometer sind unverkrampft möglich, bei etwas zügiger Fahrweise waren es über zwei Testwochen hinweg trotzdem nur 6,2 Liter. Für eine knapp fünf Meter lange und zwei Tonnen schwere Limousine durchaus respektabel.

Auch interessant: Schau dir unser Testvideo zum Mercedes-Benz E 500 an

Die optionale Luftfederung macht aus der E-, eine geschrumpfte S-Klasse

Da kann der 66-Liter-Tank dann schon für 1.000 Kilometer reichen und was sie in Untertürkheim mittlerweile so perfekt beherrschen wie kaum ein anderer Autobauer, ist die Abstimmung zwischen integriertem 48V-Startergenerator und Verbrenner. Ob der Zweiliter-Diesel nun arbeitet oder nicht, ist im Normalfall nur über den digitalen Drehzahlmesser herauszufinden. Abschalten, Segeln, Zuschalten: All das funktioniert für den Fahrer, aber vor allem für die Mitreisenden, unmerklich. Wer sich nun fragt, ob die 197 PS und 440 Nm des E 220 d für die opulente Limousine ausreichend sind, den können wir beruhigen. Dank E-Boost (bis zu 23 PS und 205 Nm) schiebt der Business-Benz von unten druckvoll an, Autobahngeschwindigkeiten bis etwa 190 km/h werden zügig erreicht und souverän gehalten.

Mercedes-Benz E 220 d Heckansicht

Als Designhighlight trägt die neue E-Klasse die Rücklichter in Sternoptik. Die Auspuffblenden sind allerdings nur angedeutet.

Zweigeteilt ist dann die Meinung über das optionale Air-Matic-Luftfahrwerk. Einerseits wird die E-Klasse durch die optionale Luftfeder zur geschrumpften S-Klasse, schwingt sanft nach und beherrscht das komfortable Gleiten nach bester Art des Hauses. Auf der anderen Seite ist da schon viel Bewegung im Aufbau. Selbst im Dynamic-Modus bleiben Wankbewegungen nicht aus, was irritiert, da gleichzeitig keine (normale) E-Klasse zuvor mehr Freude an Kurven hatte, wie die neue Baureihe 214. Das mag auch an der Hinterachslenkung liegen, die ob eines Lenkwinkels von 4,5 Grad nicht nur den Wendekreis von 11,6 auf 10,8 Meter reduziert, sondern im kurvigen Geläuf ein spürbarer Agilitätsfaktor ist. Generell spricht die Lenkung aus der Mittellage heraus fein an, kennt keine Nervosität und ist gut gewichtet. Die Neungang-Automatik arbeitet indes unauffällig im Hintergrund. Selbst schalten ist per Lenkradpaddels auch weiterhin möglich – aber warum sollte man das überhaupt noch wollen?

Mercedes-Benz E 220 d Cockpit

Bis zu drei Bildschirme und das optionale Head-up Display sind beinahe der Informations-Overkill. Beim Reinigen hat man auch so einiges zu tun. Dennoch gelingt die Handhabung mit etwas Eingewöhnung relativ einfach.

Gutes Infotainment, wenig Platz für große Menschen im Fond

Viel eher geht es darum, sich in der neuen E-Klasse mit allen Sinnen verwöhnen zu lassen. Gut, die optionale Beduftung hat jetzt nicht ganz unseren Geruchssinn angesprochen. Dafür gibt es kaum einen Grund, der gegen eine Hot-Stone-Massage in den ebenfalls optionalen Komfortsitzen spricht. Bei den Sitzmöbeln sind sie bei Daimler ebenso weit vorne wie beim Infotainment. Um alle Feinheiten des MBUX-Systems kennenzulernen, braucht es zwar ein paar Kilometer – ab dann kann allerdings kaum mehr etwas schiefgehen. Ob es nun einen Beifahrerbildschirm oder die zentral montierte Videokonferenz-Kamera auf dem Armaturenbrett braucht, ist glücklicherweise eine Geschmacksfrage.

Mercedes-Benz E 220 d Rücksitze

Ist die E-Klasse mit vier großen Erwachsenen besetzt, fehlt es in der zweiten Reihe schnell an Knieraum. Insgesamt fallen die Platzverhältnisse für eine Fünf-Meter-Limousine ernüchternd aus.

Das gilt allerdings nicht für das mangelnde Platzangebot. Selbst vorne trifft bei großen Menschen das rechte Knie schnell an die Unterkante des Armaturenbretts. Das ist für eine Fünf-Meter-Limousine sicherlich genauso unrühmlich wie der beschwerliche Einstieg in den Fond und das dort vorherrschende Raumgefühl. Besser gefallen hat uns da schon die Abstimmung der zahlreichen Assistenzsysteme, die den Fahrer unterstützen und nur selten bevormunden. Mitgedacht von Daimler: Die nervige EU-Tempowarnung (ab 1 km/h zu schnell!) lässt sich über einen längeren Druck auf die Stummtaste am (mit Funktionen überfrachteten) Lenkrad deaktivieren. Dass dann allerdings nicht mehr alle Materialien im täglichen Sicht- und Griffbereich dem hohen Qualitätsanspruch der Sternenmarke entsprechen, damit muss man sich wohl abfinden.

Mercedes-Benz E 220 d Front-Seitenansicht

Fahraktiver war bisher keine Mercedes E-Klasse. Das optionale Luftfahrwerk sorgt aber auch für deutliche Wankbewegungen.

Kaufberatung Mercedes E 220 d Limousine (2024)

Wenngleich der von uns gefahrene Presse-Testwagen mit nahezu allen Optionen auf einen beachtlichen Gesamtpreis von rund 104.000 Euro kommt, ist die neue Stuttgarter Businessklasse auch dann ein richtig gutes Auto, wenn man deutlich weniger Kreuze in der Preisliste setzt. Grundlegend startet die E-Klasse als E 220 d ab 64.319,50 Euro. Mit dem aktuell gewährten Kundenvorteil (Stand: Februar 2024) sind es sogar nur 60.460,33 Euro. Primär würden wir die beiden Ausstattungspakete „Assistenz Plus“ für 2.540,65 Euro (nur dann gibt es den Abstandstempomaten Distronic) und das 4.153,10 Euro teure „Technik-Paket“ (inklusive nötiger 18-Zoll-Leichtmetallräder) hinzufügen, da die Hinterachslenkung (mehr als die Luftfederung) den Fahreralltag in positiver Weise bereichert.

Mercedes-Benz E 220 d Beifahrerbildschirm

Der neue Beifahrerbildschirm in der E-Klasse bleibt eine Geschmacksfrage. Über ihn können Mitreisende auch während der Fahrt Videoinhalte anschauen, sofern ihnen dabei nicht schlecht wird.

MBUX Superscreen und Head-up Display sind nette Multimedia-Erweiterungen, doch bereits das serienmäßige Infotainment-System in der E-Klasse lässt kaum Wünsche übrig. Fans klangstarker Musikanlagen greifen zum Burmester 4D-Surround-System (1.374,45 Euro) und wer häufig mit weiteren Passagieren unterwegs ist, wird das „USB-Paket Plus“ für 357,00 Euro zu schätzen lernen. Anders als etwa bei BMW verzichtet Mercedes darauf, die einzelnen Ausstattungspakete rein äußerlich zu stark zu differenzieren. Der Vorteil für den Kunden: Die Basisvariante ist für ungeübte Blicke kaum von der teuren AMG Line zu unterscheiden. Dass die Schwaben zudem zahlreiche Farben, wie das Verdesilber des Testwagens, ins preisneutrale Standardsortiment der E-Klasse übernommen haben, spart zusätzliche Euro. Unsere Wunsch-E-Klasse würde somit am Ende 68.380,02 Euro kosten. Kein Geschenk, aber eben auch weit vom Testwagenpreis entfernt.

Mercedes-Benz E-Klasse 213 - Gebrauchtwagen

Qualität kostet: Auch als Gebrauchtwagen ist die Vorgänger-E-Klasse der Baureihe 213 kein Schnäppchen.

Die Vorgänger-E-Klasse (Baureihe 213) im Gebrauchtwagen-Check

Ihr haltet es eher so, dass gebraucht das neue Neu ist? Dann lohnt es sich womöglich, einen Blick zur Vorgänger-Generation W 213 (Limousine) und S 213 (T-Modell) zu werfen. Die Limousine wurde zwischen 2016 und 2021 unter anderem als E 220 d mit einem 194 PS und 400 Nm starken 2,0-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor (OM 654, Abgasnorm Euro 6c bis 6d) angeboten, der sich vor allem im Taxibetrieb bewährt hat. Laufleistungen von mehr als 400.000 Kilometern sind keine Seltenheit. Der TÜV stellt der Vorgänger-E-Klasse aufgrund überdurchschnittlicher Mängelfreiheit ebenfalls gute Noten aus, obwohl die Fahrleistungen durch den häufigen Gewerbeeinsatz über dem Schnitt liegen. Wenn es zu Mängeln kommt, dann vermehrt an der Achsaufhängung oder der Feststellbremse. Mercedes E 220 d Limousinen (W 213) mit nachvollziehbarer Historie, unter 150.000 Kilometern Laufleistung und wenig Schnickschnack, beginnen bei AutoScout24 bei rund 24.000 Euro.

Mercedes-Benz E-Klasse 213 - Gebrauchtwagen - Innenraum

Der Innenraum der E-Klassen-Baureihe 213 wird zwar auch schon durch Bildschirme bestimmt, dennoch finden sich zur Bedienung noch zahlreiche echte Tasten.

Fazit

Die neue E-Klasse als E 220 d steht noch einmal für vieles, was Mercedes über die Jahrzehnte groß gemacht hat. Der 2,0-Liter-Mildhybrid-Diesel ist kräftig, aber gleichzeitig äußerst sparsam. Der Fahrkomfort liegt mit der optionalen Luftfederung auf S-Klasse-Niveau, wenngleich dadurch stärkere Wankbewegungen in Kauf genommen werden müssen. Derart ausgestattet ist die lange Reise die Kerndisziplin dieser Limousine; unterstützt wird der Fahrer dabei von gut arbeitenden Assistenten und einem durchdachten Infotainment-System. Kritikwürdig bleiben der Platz im Fond, manch günstig anzufassendes Innenraumteil und das sehr hohe Preisniveau. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber | Weitere Bilder: Hersteller)

Technische Daten - Mercedes-Benz E 220 d (W 214)*

  • Modell: Mercedes-Benz E 220 d Limousine
  • Motor: Vierzylinder-Mildhybrid-Diesel, 1.993 ccm
  • Leistung: 145 kW + bis zu 17 kW (197 PS + 23 PS)
  • Drehmoment: 440 + bis zu 205 Nm
  • Antrieb: Hinterrad, 9-Gang-Automatikgetriebe
  • Verbrauch kombiniert: 4,8 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 125 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 7,6 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 238 km/h
  • Länge/Breite/Höhe: 4,95 m/2,07 m/1,47 m
  • Leergewicht: ca. 1.915 kg
  • Grundpreis E 220 d: ab 64.319,50 Euro

*Herstellerangaben

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