Bluetec ist grundsätzlich keine neue Technologie. Bereits seit Anfang 2005 wird diese emissionsmindernde Technik in ähnlicher Form in Nutzfahrzeugen der Marke Mercedes-Benz angeboten. Mittlerweile hat sie sich im Lkw- und Omnibus-Bereich mehr als 60.000-fach bewährt. Vor rund einem Jahr führte Mercedes den ersten Bluetec-Pkw, den E 320 Bluetec, in den USA ein. Jetzt ist Europa dran.
Saubere Sache
Besonderes Augenmerk der Bluetec-Technologie gilt der Minderung der Dieselabgase. Die Reduktion des Kraftstoffverbrauchs war eher zweitrangig. Durch innermotorische Maßnahmen des Basisaggregates, dem E 320 CDI, gelang es Mercedes-Benz nun beim E 300 Bluetec vor allem die Stickoxide um bis zu 80 Prozent zu reduzieren. Zum größten Teil verantwortlich für die das bessere Abgasverhalten sind: modifiziertes Motorsteuergerät, Reduzierung des Verdichtungsverhältnisses von 17,7 (beim E 320 CDI) auf 16,5:1, neue Piezo-Injektoren, Anpassung des Turboladers, Optimierung der Abgasrückführung und der Einsatz neuartiger Keramik-Glühkerzen.
Des Weiteren wurde die Abgasnachbehandlung verbessert. Der neue Oxidationskatalysator mit Dieselpartikelfilter und deren Kombination mit einem SCR-Katalysator (Selective Catalytic Reduction) verringern den Ausstoß von Kohlenmonoxid (CO), unverbrannten Kohlenwasserstoffen (HC) und Stickoxiden nochmals. Mit allen Maßnahmen zusammen unterbietet der E 300 Bluetec schon jetzt die Euro-5-Grenzwerte deutlich.
Verbrauch bleibt gleich
Wie fährt sich denn nun der neue E 300 Bluetec? Kurz und knapp: Ruhig und satt, wie jeder andere Dreiliter-CDI auch. Im Bluetec leistet er 211 PS und damit 13 weniger, als der ebenfalls drei Liter große E 320 CDI und 21 PS mehr als der, man staune, drei Liter große E 280 CDI. Das Drehmoment liegt mit 540 Newtonmetern exakt auf Höhe des 320ers. So verwundert es auch wenig, dass die Nachdruck, mit der das Bluetec-Triebwerk die rund 1,8 Tonnen anschiebt, beeindruckend ist. In der Höchstgeschwindigkeit liegt die Limousine mit 244 km/h sechs Zähler hinter dem 320er. In der Beschleunigung sind es mit 7,2 Sekunde vier Zehntel mehr. Beim Verbrauch soll sich der Bluetec mit 7,3 Litern im Schnitt begnügen und damit ziemlich genau auf dem Niveau der beiden anderen Sechszylinder-CDI liegen. E 300 heißt der Bluetec übrigens nur aus Marketing-Gründen. Denn damit reiht er sich perfekt zwischen 280er und 320er ein. Preislich ist der E 300 Bluetec Spitzenreiter der V6-CDIs. Mindestens 50.400 Euro – und damit rund 1.200 Euro mehr als beim E 320 Limousine – ruft Mercedes für die neue Technologie-Maschine auf.
Direkteinspritz-Benziner
Mindestens 52.598 Euro sind es bei der nächsten Neuheit im Mercedes E-Klasse Programm, dem E 350 CGI. Der Motor ist mittlerweile schon aus dem CLS bekannt und dringt nun auch in die E-Klasse vor. Mit nicht gerade schwächlichen 292 PS und 365 Newtonmeter Drehmoment kann der V6 Direkteinspritz-Benziner prahlen. Damit gehört er derzeit zu den leistungsstärksten Sechszylindern in der elitären Mittelklasse und mit 9,2 Liter Superbenzin zu den sparsamsten.
Die Verbrauchminderung von immerhin einem Liter im Vergleich zum 272 PS starken E 350 mit indirekter Einspritzung gelingt dank CGI-Technologie (Stratified-Charged Gasoline Injection). Die neuste Generation dieser Direkteinspritzung ermöglicht auch bei höheren Drehzahlen das Ausnutzen des Kraftstoff sparenden Magerbetriebs.
Das System ähnelt im Aufbau einer Common-Rail-Diesel Einspritzung. Mittelpunkt ist auch hier eine Hochdruckpumpe, die zwei Rails (Leitungen) und sechs Einspritzdüsen mit einem Kraftstoff-Druck von bis zu 200 bar versorgt – beim Diesel sind es rund 2.000 bar. Innerhalb von Millisekunden werden pro Arbeitstakt mittels neuer Piezo-Injektoren viele gezielte Einspritzvorgänge möglich und schaffen damit eine variable und effiziente Steuerung des Brennverfahrens. Zudem bieten die in der Nähe der Auslassventile platzierten Zündkerzen (jeweils zwei) beste Voraussetzungen für eine gute Verbrennung und damit geringen Kraftstoffkonsum.
Läuft klasse
Die Laufkultur des neuen E 350 CGI, bei Direkteinspritz-Benziner oftmals ein kleiner Makel, ist über jeden Zweifel erhaben. Klar, die samtig weiche Performance eines Reihensechszylinders legt der V6-CGI (mit Ausgleichswellen) systembedingt nicht an den Tag.
Dank des ordentlichen Drehmoments von 365 Newtonmeter zwischen 3.000 und 5.100 Umdrehungen ist stets genug Dampf vorhanden. Ab etwa 5.500 Motorumdrehungen wird die Stimme dann jedoch so präsent, dass der nächste Gang wünschenswert ist. Gedacht, gemacht. Sobald der Fuß gelupft wird, schaltet auch die serienmäßige Siebengang-Automatik in die nächste Fahrstufe. Unmerklich, wie man es vom Daimler gewohnt ist.
Fazit
Die beiden neuen Motoren haben ihre Daseinsberechtigung, da nicht nur der Umweltaspekt stimmt sondern die Aggregate zudem leistungsmäßig äußerst geschickt positioniert wurden. Der neue Bluetec-Diesel ist derzeit (noch) der sauberste Selbstzünder in der Business-Class. Audi und Co. werden (sehr bald) folgen und diesen Marketing-Spruch auch für sich proklamieren. Man denke nur an die diesjährige IAA. Der E 300 Bluetec ist in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Der Verbrauch bleibt zwar trotz „Mehr-Technik“ auf dem Niveau des Basismodells, die Emissionen aber sinken deutlich und das Leistungsniveau entspricht den hohen Erwartungen.
Ähnliches gilt für den E 350 CGI. Hier wurde jedoch mit gezielten Maßnahmen vornehmlich der Verbrauch gesenkt und die Performance sogar gesteigert. Zudem ist der Aufpreis von nur 1.173 Euro (ausstattungsbereinigt) im Vergleich zum 20 PS schwächeren E 350 durchaus fair.