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Erster Test: Mercedes-Benz GL 500 – Trutzburg

Nein, hierzulande ist der GL trotz des allgemeinen SUV-Booms alles andere als ein Verkaufsschlager. Er ist zu groß, zu teuer, zu durstig, zu amerikanisch.

Doch das vor allem für den US-Markt konzipierte Flaggschiff der Mercedes-Allradflotte bietet mit seinem geräumigen Innenraum, gehobenem Luxus und Allradantrieb seinen Insassen ein Höchstmaß an Geborgenheit. Unterwegs auf tief verschneiten Straßen wähnt man sich bestens aufgehoben in einem Koloss, den nichts zu stoppen scheint. Wer den Eindruck hat, der GL sei etwas überdimensioniert, liegt damit keineswegs falsch. Die Ende 2012 eingeführte Neuauflage übertrumpft mit 5,12 Meter Länge und 1,85 Meter Höhe sogar die verschwenderische S-Klasse deutlich. Im eigentlichen Land seiner XXL-Mission hingegen gehört der dicke Benz eher zu den filigranen Wohlgestalten. Alles ist eben auch eine Frage der Perspektive.

Wie immer man die Größe des GL bewertet, sie bieten handfeste Vorteile, denn für den Transport vieler Personen und/oder viel Gepäck ist der Big Benz bestens gerüstet: Entweder können auf drei Sitzreihen verteilt bis zu sieben Personen mitfahren, oder alternativ lässt sich der hintere Teil zu einem bis zu zwei Meter langen und 2.300 Liter fassenden Laderaum umwandeln. Praktisch: Die Heckklappe öffnet und schließt auf Knopfdruck selbsttätig und auch die Sitze klappen elektrisch nach vorne – beides übrigens grundsätzlich serienmäßig.

Komfort auf allen Plätzen

Ebenso lassen sich für den Einstieg zur hinteren Sitzreihe die Sitze der mittleren Reihe per Knopfdruck elektrisch nach vorne klappen. Nicht nur das Einsteigen nach ganz hinten gestaltet sich dann recht bequem, die beiden vollwertigen Sitze bieten selbst Erwachsenen ordentlichen Langstreckenkomfort. Anders als bei vielen anderen Siebensitzern handelt es sich im GL also nicht um Notsitze für den Nachwuchs. Eine Reihe weiter vorne sind Kinder auf Reisen gut aufgehoben, wenn das optionale Fond-Entertainment-System (2.300 Euro) an Bord ist, welches per Video-Bestrahlung die Sprösslinge für längere Zeit ruhig stellen kann.

Auch ganz vorne sitzt man vorzüglich, bequem und ist man eingebettet  in einem feinen Luxusambiente. Wer bei dem ohnehin schon teuren GL 500 noch ein ordentliches Schippchen Geld drauflegen kann, sollte sich unbedingt das Designo Exklusiv-Paket (ab 5.180 Euro) bestellen, welches qualitativ einen deutlichen Sprung im Vergleich zum Standardleder bietet und das Wohlbefinden zusätzlich befördert. Tja, beim Luxus kann Mercedes immer noch Maßstäbe setzen.

Herrlich aufgeräumt

Aber auch in puncto Funktionalität und Bedienbarkeit präsentiert sich der GL als Spitzenprodukt, aufgeräumt, übersichtlich, mit reichlich Ablagen und Staufächern gesegnet und zudem auf Anhieb leicht bedienbar. Weiterhin überzeugend ist die mechanische Fuß-Feststellbremse, die einen störenden Hebel in der Mittelkonsole erübrigt, sowie der ebenfalls platzsparende Wahlhebel der Sieben-Gang-Automatik hinterm Lenkrad. Fuß auf die Bremse, kurz mit dem rechten Mittelfinger den Automatik-Schalter auf D getippt und geschmeidig kann man anfahren.

Mit dem mächtige 435 PS und 700 Newtonmeter leistenden 4,7-Liter-V8-Turbobenziner im Bug ist der Vortrieb auch dank des serienmäßigen Allradantriebs über jeden Zweifel erhaben. Recht sanftes und sinniges Gleiten ist ebenso möglich wie ein brutaler Parforceritt: Im Idealfall kann man den Sprint von null auf 100 km/h in nur etwas über fünf Sekunden abhaken. Und obwohl ein massiger Allradriese, können die, die es sich leisten können, mit ihm aberwitzige 250 km/h fahren. Verbrauchswerte im einstelligen Bereich sind da grundsätzlich nicht mehr möglich, wenn man gaaaanz sachte das Gaspedal streichelt, sollten Werte um zwölf Liter drin sein, bei normaler bis zügiger Fahrweise muss man um 15 Liter Verbrauch verkraften können.

Souverän auf Schnee

Auf unserer Testtour durchs verschneite Ötztal in Richtung Hochgurgl konnten wir das gewaltige Vortriebspotenzial des V8-Motors allerdings nicht wirklich ausloten. Dafür ermöglichte der permanente Allradantrieb eine souveräne Schneeperformance. Glatter Untergrund und deutliche Steigungen? Der GL schien im Wortsinn über den Dingen zu schweben, was aber auch dem komfortabel abgestimmten Fahrwerk zu verdanken ist. Nicht ganz so geschmeidig ging es hingegen durch enge Serpentinenkurven. Hier sind der große Wendekreis, das enorme Gewicht und eine deutliche Wankneigung dem sportlichen Fahrspaß eher abträglich, wobei sich der GL insgesamt doch angenehm flott durch Kurven zirkeln lässt.

Ein Grund für seine Seltenheit auf deutschen Straßen ist auch im gehobenen Preis begründet. Der GL 500 kostet mindestens 95.000 Euro, und trotz einer bereits umfangreichen Serienausstattung kann man mit ein paar Extras problemlos die 100.000-Euro-Marke reißen. Deutlich günstiger ist der GL übrigens als 350 BlueTec für rund 72.500 Euro. Mit einem 258 PS starken Diesel ist dieser „Basis“-GL schon ganz ordentlich motorisiert, mit acht Litern Normverbrauch hält er sich beim Spritkonsum noch einigermaßen zurück. Der Mercedes GL ist groß, protzig, unvernünftig und teuer. Einerseits. Andererseits bietet er einen gediegenen als auch gut nutzbaren und hoch variablen Innenraum. Auf allen seinen sieben Sitzen finden auch Erwachsene angenehm gute Platzverhältnisse vor.

Ebenfalls aus dem Vollen schöpft der GL 500 beim Antrieb. Der V8-Benziner ist ein bombastischer, begeisternder Motor, der allerdings mit seinen Trinksitten nicht mehr ganz in die Zeit passt. Doch ist der GL ein ohnehin recht teures Auto, bei dem zumindest aus finanzieller Sicht der Verbrauch eher eine untergeordnete Rolle spielen sollte.

Überzeugen kann der GL außerdem durch seine komfortable bis luxuriöse Ausstattung und sein sehr geschmeidiges Fahrverhalten, was dank des serienmäßigen Allradantriebs auch bei schlechten Straßenverhältnissen ein stets souveränes Vorankommen ermöglicht. Für eine Karriere in Deutschland dürften die vielen positiven Eigenschaften des GL allerdings dennoch nicht reichen.

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