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Die richtige Nische: Mercedes-Benz GLB 200d 4Matic im Test

Es mag für Viele nur ein weiteres SUV in einer bald unübersichtlichen Modellpalette sein. Doch für Daimler könnte der GLB wichtiger sein, als sie selbst vielleicht eingestehen würden. Sie gehen damit einen Schritt zurück, aber gleichzeitig mehrere nach vorne. Test des Mercedes-Benz GLB 200d 4Matic!

Bei unserem ersten Treffen war ich nicht recht überzeugt vom Mercedes GLB. Zwischen dem GLA und dem GLC sollte er namentlich positioniert sein. Eine Nische, von der man sich zurecht fragt, ob dort denn überhaupt mehr hineinpasst als das sprichwörtliche Blatt Papier. Das erkennt man auch beim Blick auf die Abmessungen. Hier gleicht der GLB dem GLC, noch mehr allerdings dessen direkten Vorgänger: Dem GLK. Und die Markenverwandtschaft ist auch in der Formensprache nicht zu verkennen.

Test Mercedes-Benz GLB 200d 4Matic 21

Ernsthafter Versuch oder teure Nische?

So wirkte der GLB ursprünglich auf mich wie nichts Halbes und nichts Ganzes. Der klägliche Versuch, ein (optional) siebensitziges SUV als Konkurrenz zum BMW 2er Grand Tourer zu etablieren. Und das versehen mit einem Preisschild, das den kostenbewussten Schwaben normalerweise Tränen in die Augen treiben sollte.

Nachdem ich jetzt mit ihm gut zwei Wochen unterwegs war, sehe ich den GLB in einem anderen, besseren Licht. Er ist für mich der Inbegriff dafür, wie ein "kompaktes" SUV von Daimler sein sollte und stets hätte sein sollen.

Test Mercedes-Benz GLB 200d 4Matic 1

Guter Allrounder für den Alltag

"Mein" Testwagen fuhr in der wohl trotz Schadstoffthematik nach wie vor populärsten Antriebskombination vor, die man sich als Fahrer eines solchen SUV vorstellen kann. Zweiliter-Diesel, 150 PS, Automatik (Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe), Allradantrieb (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,3-5,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 140-132 g/km²). Auf die schöne Außenfarbe folgt ein etwas tristes Interieur mit einem hohen Anteil an nicht echtem Leder, künstlichen Ziernähten und übertrieben modischen Luftausströmern, die das Gesamtbild zwar nicht retten können, aber sei es drum. Die Verarbeitung ist ordentlich, kein Knarzen und kein Klappern stört beim Fahren. Hinterbänkler haben ausreichend Beinfreiheit, ihre Sitzlehnen sind in der Neigung verstellbar. Wie man im Siebensitzer sitzt, konnten wir mangels dritter Sitzreihe im Testwagen nicht ausprobieren. Man sitzt aber auch vorne gut auf den vielfach verstellbaren Sitzen und genießt dank der geradlinigen Gestaltung eine für heutige Verhältnisse gute Rundumsicht.

Test Mercedes-Benz GLB 200d 4Matic 10

MBUX

Diese wird natürlich durch die vier Kameras (optional im Paket erhältlich) abermals verbessert, wobei ihr Bild bei Bedarf auf dem großen Bildschirm der Mittelkonsole erscheint. Dieser ist ebenfalls - wie könnte es anders sein - optional und Teil von MBUX, dem mittlerweile gar nicht mehr so neuen Betriebssystem von Mercedes-Benz. Es löst peu à peu das nicht mehr zeitgemäße COMAND-System ab. Für mich war es tatsächlich die erste Begegnung mit MBUX, das bereits mit der Vorstellung der A-Klasse Premiere feierte.

Test Mercedes-Benz GLB 200d 4Matic 13

Nun, was soll man dazu schreiben? Dass MBUX eine klare Verbesserung zum COMAND-System darstellt, dürfte keinen ernsthaft überraschen. Alleine die Bedienmöglichkeiten sind für den Anwender nun endlich auf einem Niveau, das der heutigen Zeit angemessen erscheint. Ich bin kein Freund von Gestensteuerung, doch auch diese ist neben Touchen, Sprechen und der guten alten händischen Bedienung mittels ein paar Knöpfen und Touchpad mit MBUX möglich. Als besonderen Clou hat sich Mercedes-Benz bei der Navigation dazu entschieden, neben der Straßenkarte auch das Kamerabild der Frontkamera abzubilden. Was dazu mit simulierten Verkehrsschildern und Fahrtrichtungsanzeiger dafür sorgen soll, dass aber auch niemand mehr vom rechten Weg abkommt. Manchmal war es mir sogar etwas zu viel Information auf einmal.

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Fahrverhalten: So unauffällig wie das ganze Auto

Und wie fährt er nun, der GLB 200d 4Matic? Die verkürzte Antwort auf diese Frage darf endlich lauten: Wie ein Mercedes-Benz der alten Schule. Was in Langform so viel bedeutet wie: Gänzlich unaufgeregt, komfortabel, leise und sicher. Dynamik ist ihm ab einem frühen Stadium fremd, was ganz und gar kein Fehler ist. Der GLB umgarnt mit seiner Unauffälligkeit. Einfach funktionieren ohne täglich mit neuen Eigenarten zu nerven - der GLB schafft das, was längst nicht alle Autos schaffen.

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200d mit ausreichend Reserven

Dabei kann man nicht behaupten, dass er sich in einer Disziplin besonders herausragend verhielte. Nehmen wir den Antriebsstrang: Das Zweiliter-Aggregat unter der Haube leistet in der mittleren Leistungsstufe 150 PS und bietet ein Drehmoment von 320 Newtonmetern, was für nahezu sämtliche Disziplinen im deutschen Alltagsverkehr ausreicht, um nicht ständig geblitzt zu werden. Serienmäßig wird die Kraft mittels Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe an die Vorderachse übertragen - bei Bedarf und nach Wahl der Option "4Matic" in der Aufpreisliste schaltet sich auch die Hinterachse hinzu. Das funktioniert reibungslos und ohne nennenswerte Komforteinbußen. Besonders hervorzuheben ist besagtes Getriebe, das so verschliffen schaltet, dass man der Meinung sein könnte, hier sei ein klassischer Wandlerautomat am Werk. Einen Kritikpunkt gab es derweil doch: Die Start-Stopp-Automatik dürfte für meinen Begriff etwas sanfter arbeiten.

Test Mercedes-Benz GLB 200d 4Matic 20

Sanft genug für meine Begriffe arbeitet das Fahrwerk, im Testwagen unnötigerweise als adaptive Variante ausgeführt. Mehr als einmal habe ich die sportliche und übertrieben straffe Abstimmung nicht ausprobiert, auf Comfort hingegen federt der GLB kommod. Zum komfortablen Auftritt passt die Geräuschkulisse, die weder durch Motor- noch durch Windgeräusche unangenehm auffällt. Selbst hohe Geschwindigkeiten führen nicht dazu, dass die Insassen zum gepflegten Gespräch die Stimme erheben müssten, oberhalb von 160 Stundenkilometern tut sich lediglich der Diesel etwas schwer, gegen den eher schlechten Luftwiderstandswert anzukämpfen. Bis dahin geht es ausreichend flott, man wird selten versucht sein, nach mehr Leistung zu fragen.

Test Mercedes-Benz GLB 200d 4Matic 16

Fazit

So bleibt es bei einem rundum gelungenen Eindruck, den der GLB 200d 4Matic, der im übrigen im mexikanischen Aguascalientes gebaut wird, bei mir hinterließ. Und das vollkommen unverhofft, um ehrlich zu sein. Und doch ist gerade er, neben dem riesenhaften GLS, das für Mercedes typischste SUV, das die Marke momentan im Programm hat. Er bietet ausreichend Platz auf einigermaßen geringen Abmessungen, viel Komfort und mit dem mittleren Dieselmotor eine vollkommene Kombination, die sogar mit einem niedrigen Verbrauch von etwa 6,3 Litern auf 100 Kilometer aufwartete. Sucht nicht mehr nach der passenden Nische. Daimler hat sie mit dem GLB (endlich) gefunden. (Text & Bild: Maximilian Planker)

Technische Daten*

  • Modell: Mercedes-Benz GLB 200d 4Matic
  • Motor: Vierzylinder-Diesel, 1.950 ccm
  • Leistung: 150 PS (110 kW) zwischen 3.400 und 4.400 U/min
  • Drehmoment: 320 Nm zwischen 1.400 und 3.200 U/min
  • Antrieb: Allradantrieb, 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
  • Verbrauch kombiniert: 5,3-5,0 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 140-132 g/km²
  • Beschleunigung (0 – 100 km/h): 9,3 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 201 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,63 m/1,83 m/1,66 m
  • Gewicht: ca. 1.630 kg
  • Grundpreis: ab 39.010,80 Euro (inkl. 16% MwSt.)

*Herstellerangaben

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