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Grenzbereich: Mercedes M-Klasse – Kann ne Menge

Technisch ist die neue M-Klasse ein richtiges SUV, also mit PKW-Technik unter dem Blechkleid. Einzelradaufhängung und selbsttragender Karosserie sorgen für hohen Straßenkomfort, dynamische M-Klasse-Fahrer fühlen sich auf Asphalt sehr wohl.

Für den ernsthafteren Geländeeinsatz ist ein umfangreiches Technikpaket erhältlich, das aus der Reiselimousine einen Klettermaxe machen soll Schon die (aufpreispflichtige) Luftfederung der neuen M-Klasse bringt für schlechte Wege und ausgefahrene Spurrinnen einige wichtige Zentimeter Bodenfreiheit. Der permanente Allradantrieb des M sorgt hier für ordentliche Traktion.

Gut gebremst geht's vorwärts

Sollte der Weg langsam in ernsthaftes Gelände übergehen und das eine oder andere Rad einmal Bodenkontakt verlieren, werden durchdrehende Räder durch individuell gesteuerte Bremseingriffe kontrolliert und dadurch die Motorkraft an das Rad mit Traktion umgeleitet. Das ist an sich nichts besonderes, jedes bessere SUV kann das.

Und diese Differentialbremse macht im Gelände auch nicht wirklich Spaß, denn man muss ständig Gas geben, um noch genug Motorleistung für das Rad mit Bodenkontakt zu haben. Oder andersherum: Damit in kniffligen Situation noch ein Fortkommen möglich ist, muss ein Rad durchdrehen…

Basis verbessert

Das ist natürlich unvernünftig. Deshalb kann man für die M-Klasse mit Luftfederung auch ein Offroad-Paket ordern, das dem Geländefreak ein zufriedenes Grinsen entlockt: Differentialsperren, Untersetzungsgetriebe, nochmals mehr Bodenfreiheit und eine Wattiefe von ganzen 60 Zentimetern. Dazu eine deutliche, optische Aufwertung, die der muskulösen Karosserie des M nochmals mehr Willenskraft einhaucht: Je ein Unterfahrschutz vorne und hinten in Alu-Optik. Dazu kommen verstärkte Seitenschweller, um eventuellen Bodenkontakt nicht mit Beulen in der Karosserie enden zu lassen.

Die Luftfederung weist im Offroad-Paket noch zwei weitere Stufen auf und hebt die Karosserie bei Bedarf um bis zu 18 Zentimeter an. Ganz aufgepumpt hat der von uns getestete ML350 eine maximale Bodenfreiheit von 30 Zentimetern - ich muss den Fahrersitz schon fast erklettern, so hoch steht der M vor mir.

Untersetzung für mehr Power

Neben diesen offensichtlichen Attributen sind es die inneren Werte, die den aufgemotzten M zu einem vollwertigen Geländewagen machen: Zunächst ist die Geländeuntersetzung zu nennen. Sie lässt den Wagen im ersten Gang und Standgas ganz langsam kriechen. Im Gelände sind das gleich zwei Vorteile: Erstens wird man nicht zu schnell und kann den Wagen fieseste Passagen alleine krabbeln lassen. Zweitens liegt durch die stärkere Gesamtuntersetzung an jedem Rad noch mehr Kraft an, so dass jetzt auch gemeinste Steigungen bewältigt werden.

Differentialsperre mittig

Per Drehschalter kann der Fahrer zusätzlich das Mitteldifferential sperren, so dass jeweils 50 Prozent der Motorleistung an Vorder- und Hinterachse geleitet werden. Drehzahlunterschiede zwischen den Achsen werden dann nicht mehr ausgeglichen, was vor allem bei starken Steigungen mit losem Untergrund von Vorteil ist - also beispielsweise die Räder der Hinterachse mehr Grip haben und die Vorderräder durchzudrehen drohen.

Praktischer Vorteil

Der Unterschied zwischen Differentialbremsen und Differentialsperren wird schon an der ersten Kuppe aus festem, trockenem Lehmboden deutlich: Ruhig und gelassen, fast schon geschmeidig erklimmt der 2,1-Tonner die Kuppe, das rubbelnde Geräusch, das sonst den elektronischen Bremseingriff begleitet, bleibt fast gänzlich aus. Lässt man ihn aber an der steilsten Stelle stehen und fährt wieder behutsam an, kann es vorkommen, dass eines der Vorderräder kurz durchdreht - trotz AT-Bereifung. Das liegt an der minimal möglichen Verschränkung, die die Luftfederung noch zulässt - die Federwege reichen einfach nicht aus.

Differentialsperre hinten

Sehr steile Kuppen sollten schräg angefahren werden, das vermeidet ein Aufsetzen zwischen Vorder- und Hinterachse. Oben angekommen, können dann schon mal zwei diagonal gegenüberliegende Antriebsräder gleichzeitig den Bodenkontakt verlieren. In dieser Kippsituation hilft dann auch ein gesperrtes Mitteldifferential nicht mehr, es würde nur eine starre Verbindung zwischen den traktionslosen Antriebsrädern herstellen. Doch per Drehschalter lässt sich auch die Hinterachse sperren, das garantiert zumindest 25 Prozent Motorleistung an jedem Hinterrad.

Dieser massive Einsatz an Sperrdifferentialen mag angesichts der enormen Bodenfreiheit des M als Overkill erscheinen. Doch in der höchsten Stufe haben die Federelemente kaum noch Luft, um Fahrbahnunebenheiten auszugleichen - ganz wenig in der Druck- (beim Einfedern) und gar keine mehr in der Zugstufe (beim Ausfedern). Im Gelände bewegt sich der M deshalb steifbeinig: Ständig ist ein Rad in der Luft, meist eines der hinteren. Das sieht spektakulär aus, verschenkt aber im Falle des Bremseingriffs wertvolle Motorleistung. Ein Sperrdifferential verhindert diesen Leistungsverlust und bringt mehr Kraft auf den Boden.

Übrigens sperrt der M mit Offroad-Paket die Sperren auch vollautomatisch, so dass sich der Fahrer vollends auf das Gelände und etwaige Hindernisse konzentrieren kann.

Die modern gestaltete Karosserie der neuen M-Klasse bietet erstaunlich viel Geländepotenzial durch die gering ausfallenden Überhänge vorne und hinten. In Verbindung mit der Geländeeinstellung der Luftfederung ergeben sich Respekt einflößende Böschungswinkel. Tiefe Rinnen, Furchen und Löcher verlieren so ihren Schrecken. Sollte der Wagen dennoch Grundberührung haben, sorgen die Karosserieverstärkungen unter den Türen vor bleibenden Schäden.

Doch auch die wichtigsten Teile der Unterseite sind gut geschützt: Weder Auspufftopf noch Verteilergetriebe ragen irgendwo hervor, um einem groben Fels im Weg zu sein. Wesentlich martialischer als die Serienversion kommt der per Offroad-Styling-Paket aufgerüstete ML daher. Es umfasst einen Unterfahrschutz an Front und Heck aus gebürstetem Edelstahl und verhindert Schäden an Front- und Heckschürze.

Kontrolliert bergab

Helfen die Differentialsperren auch dem Anfänger schwierigste Steigungen zu bewältigen, stehen viele Offroader unbeholfen vor entsprechend steilen Gefällen. Ein normales ABS hilft zwar blockierende Räder zu verhindern, doch die Bremse muss man dabei immer noch selbst dosieren. Bergab auf rutschigem Untergrund erfordert das jedoch viel Erfahrung, gerade bei einem hohen Fahrzeuggewicht von über zwei Tonnen. Gerät so eine schwere Fuhre auf einem Matschhang bergab ins Rutschen, kann sie leicht seitwärts geraten und ein Überschlag droht! Erfahrene Lenker geben in so einer Situation Gas (!), um den Wagen wieder zu stabilisieren - doch nur wenige von uns sind derart abgebrüht.

Im neuen ML kommt in solchen Fällen ein spezielles Offroad-ABS zum Einsatz. Es bremst den Wagen bei nahezu jedem Gefälle auf eine per Tempomat einstellbare Geschwindigkeit zwischen 4 und 8 km/h ab, Jedes Rad einzeln. Die komplexe Elektronik wertet dazu, wie ein ESP, verschiedene Parameter wie Radgeschwindigkeiten, Neigung und Gaspedalstellung aus. Durch gezielten Bremseingriff verhindert es ein zu hohes Tempo und ein unkontrolliertes Rutschen.

Optisch und technisch aufgemotzt

Vor allem die auf dem Testwagen montierten grobstolligen MT- (Mud-Terrain) Reifen wirken ernsthaft, gerade in Verbindung mit dem Offroad-Styling Paket. Doch das Konzept der aufgemöbelten M-Klasse überzeugt nicht nur optisch. Mit Untersetzungsgetrieben und Differentialsperren kennt man sich bei Mercedes-Benz schließlich spätestens seit der legendären G-Klasse aus. Und jeder ernsthafte Matsch-Cowboy wird Achssperren und Untersetzungsgetriebe noch vor der Seilwinde als die wichtigsten Helfer im Gelände nennen.

Nach so viel Lob für die überzeugende Offroad-Performance der neuen M-Klasse bleibt die finanzielle Ernüchterung beim Blick in die Preisliste. Voraussetzung für das 1.914 Euro teure Offroad-Technik-Paket ist die Luftfederung Airmatic für nochmals 1.856 Euro. Wer für die neue M-Klasse ernsthaften Geländeeinsatz, vorsieht muss also mindestens 3.770 Euro drauflegen. Das passende Styling-Paket mit Unterfahrschutz vorne und hinten kostet dagegen vergleichsweise schlanke 380 Euro Aufpreis. Davor steht jedoch noch der Basispreis für den neuen Alltags-Benz: Ab 46.342 Euro ist der ML280 CDI (190 PS) ab Oktober zu haben, der von uns getestete ML350 Benziner mit 272 PS startet bei 47.966 Euro

Fazit

Wer sich für die neue Mercedes-Benz M-Klasse entscheidet, erhält einen überzeugenden SUV modernster Machart. Sein permanenter Allradantrieb sorgt für sicheres Fortkommen seiner freizeitbewussten Familie, egal ob auf langer Reise, im Alltag auf dem Weg zur Skihütte.

Die wenigsten M-Klasse Kunden werden sich also für das überzeugende Offroad-Technik-Paket entscheiden, denn es spielt seinen Nutzwert nur unter wirklich widrigen Bedingungen aus. Bedingungen, in die man mit dem edlen Stuttgarter eh' nicht geraten möchte allein schon wegen des dann unvermeidlich schmutzigen Schuhwerks.

Wer jedoch einen überzeugend edlen Auftritt mit stets verfügbarer Unaufhaltsamkeit verbinden möchte wird beim neuen M fündig.

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