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Mercedes S 580 e 4Matic Test: S wie sparsam

Der Plug-in Hybrid ist tot, lang lebe der Plug-in Hybrid. Zumindest in der Oberklasse kann der Verbund aus Benziner und E-Motor noch längerfristig einen Vorteil bieten. Das zeigt vor allem die aktuelle S-Klasse im AutoScout24 Test als S 580 e 4Matic.


Der Mercedes S 580 e 4Matic im Überblick


Pro

Stärken

  • - Sehr hohes Komfortniveau
  • - Ausgezeichnete Straßenlage
  • - Kraftvoller u. sparsamer Antrieb
  • - Hohes Sicherheitsniveau
  • - Gute Ergonomie
  • - Hybrid mit 60 kW-Schnellladefunktion
Contra

Schwächen

  • - Sehr teuer in der Anschaffung
  • - Kleinteilige Aufpreisliste
  • - Kleiner Kofferraum
  • - Wechselnder Bremspunkt im Hybrid-Modus
  • - Nicht immer perfekt verarbeitet
  • - Wenig Platz im Fond

Mercedes-Benz-S-580-e-Hybrid-Front

Die Mercedes S-Klasse lädt mit bis zu 60 kW am Schnelllader

Verbrennst du noch oder lädst du schon? Der Umstieg vom Benziner zum Stromer war nie stressfreier, luxuriöser und technisch aufwändiger als in der aktuellen S-Klasse der Baureihe 223. Mercedes EQS? Ja den kennen wir aus einem aktuellen Fahrbericht, überzeugt aber insbesondere auf längeren Strecken weniger als der hier gefahrene S 580 e 4Matic mit einer Systemleistung von 510 PS um mindestens 136.588,20 Euro. Wer auf den nicht unbedingt nötigen Allrad verzichten kann spart knapp 4.000 Euro, kann dennoch bis zu 90 Kilometer rein elektrisch fahren und hat dann sogar noch Geld übrig für den 60 kW starken CCS-Schnellladeanschluss (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 0,6 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 20,5 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 14 g/km; elektrische Reichweite (EAER): 116 km)².

Dieser ist vor allem wegen der kurzen Ladezeit (von null auf 100 Prozent in gut 20 Minuten) wärmstens zu empfehlen, entlockt gestandenen E-Auto-Fahrern während des Test am Autobahn-Ladepark verdutzte Blicke und wirkt seitens Daimler mit 500 Euro Aufpreis etwas übertrieben kleinlich gerechnet. Doch dürfte sich die zusätzliche Bordelektronik im Vergleich zum 580er ohne „e“ und mit V8 nach nur wenigen Tankfüllungen wieder refinanziert haben (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 228 g/km)². Trotz Mildhybrid, trotz Zylinderabschaltung: Einen zügigen Langstreckenverbrauch laut Bordcomputer von 5,5 Liter (und 8 kWh) auf 100 Kilometer erzielt man mit dem Achtzylinder nicht im Ansatz. Und so wirkt die S-Klasse nicht nur gemessen an der Oberklasse mehr als sparsam.

Mercedes-Benz-S-580-e-Hybrid-Interieur

Große Stromreserven gehen zulasten des Kofferraums

Für kürzere Distanzen tut es alleinig der 150 PS starke Elektromotor (Testverbrauch rein elektrisch: circa 24 bis 29 kWh/100 km) verbaut im Neunganggetriebe, der wiederum durch eine netto 21,5 kW große Batterie im Fahrzeugheck gespeist wird. Die Akkus gehen kräftig zulasten des Kofferraums beziehungsweise dessen Höhe, wobei in diesem mit 350 Liter (S-Klasse normal: 540 Liter; VW Golf 8: 381 Liter) gerade noch das Wochenendgepäck von drei Personen verstaut werden kann. Dass der oberste Benz bereits mit Verbrenner ober leise ist, hat schon ein Test im vergangenen Jahr gezeigt. Der Teilzeitstromer legt hier allerdings noch eine Schippe nach.

Zwischenzeitlich ist es in der S-Klasse so ruhig, dass man nur die Stellmotoren der Massagefunktion wahrnimmt. Ein gespenstisches Hörspiel, das im Fond schnell für müde Augen sorgt. Beinahe wie im altgedienten Federkern gibt die Rücksitzbank ein wenig stärker nach, man versinkt im weichen Leder und lässt die Welt da draußen an sich vorüberziehen. Wer die gut 2,5 Tonnen schwere Hybrid-S-Klasse nicht stets als Ausdruck seines eigenen Egos nutzt, sondern gerne auch mehr als eine Person chauffiert, sollte über die Langversion nachdenken. Trotz einer Gesamtlänge von 5,18 Metern ist es mit dem Knieraum bei mehr als zwei gestandenen Insassen nämlich nicht sonderlich weit her.

Mercedes-Benz-S-580-e-Hybrid-Rearseat

Starker Antrieb, Innenraum mit leichten Schwächen

Der kurze Radstand (samt optionaler Hinterachslenkung) sorgt im Fahrbericht allerdings für eine durchaus dynamische Note im Daimler, die durch den Druck auf die Dynamik-Taste weiter geschärft werden kann. Wahrlich ein Brett wird aus der S-Klasse freilich nie werden, im Sport-Modus sind die Dämpfer der serienmäßigen Luftfederung jedoch ein wenig verbindlicher an den Asphalt angebunden, die Lenkung arbeitet angenehm direkt und der 3,0-Liter-Reihensechszylinder wird zusammen mit dem E-Antrieb auf maximalen Vortrieb getrimmt. In durchaus glaubhaften 4,9 Sekunden gelingt der Standardsprint von null auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist bei elektronisch abgeregelten 250 km/h erreicht. Bei derartigen Fahrleistungen kann es nicht schaden, sich für die größere Bremsanlange zu entscheiden, die Mercedes zur Abwechslung für günstige 297,50 Euro anbietet.

Richtig ins Geld geht derweil ein individueller Innenraum. Hochwertiges Nappaleder, sehr bequeme Aktiv-Multikontursitze und großflächiger Holzzierrat treiben den Testwagenpreis mit weiteren Extras auf knapp 160.000 Euro. Für so viele Taler darf durchaus ein möglichst hohes Qualitätsniveau erwartet werden, welches die S-Klasse auch in weiten Teilen abliefert. Ungenaue Aluminiumeinfassungen im sündhaft teuren Walnussholz oder eine Hutablage aus der Montageschaum herausquillt, entsprechen hingegen kaum dem hohen Anspruch an einen Oberklasse-Mercedes.

Mercedes-Benz-S-580-e-Hybrid-Side

Kein Drive Pilot für den S 580 e

Was uns am Ende noch zu den Assistenzsystemen führt. Zunächst der Hinweis, dass mit Stand September 2022 der neue Drive Pilot, laut Daimler für hochautomatisiertes Fahren nach Level 3 vorgesehen, nicht für die Hybrid-Versionen erhältlich ist. Dementsprechend handelt es sich bei den mittlerweile teils serienmäßig verbauten Fahrassistenten in unserem Testwagen um bekannte Systeme, die unter anderem den Abstand zum Vordermann, die teilweise Spurführung oder aber Notbremsungen übernehmen können. Hier erwartet den Mercedes-Kunden keine große Überraschung mehr – die Systeme arbeiten, mit Ausnahme der kamerabasierten Verkehrszeichenerkennung, nahezu fehlerfrei.

Im wahrsten Sinne ein Highlight sind die optionalen Projektionsscheinwerfer, die nicht nur sehr hell und weitreichend leuchten, sondern auch in der Lage sind bestimmte Grafiken nachts auf die Straße zu projizieren. So warnt beispielsweise ein anhand von Navigationsdaten auf den Asphalt geschimmerter Bagger davor, dass man in wenigen Metern eine Baustelle befährt. Zusätzlich wird für die Zeit der Durchfahrt ein deutlich erhellter Lichtkegel auf die Fahrbahn gespielt. Sieben weitere Symbole, unter anderem zur Warnung vor einem zu geringen Abstand oder vor Straßenglätte, warnen und informieren den Lenker.

Mercedes-Benz-S-580-e-Hybrid-Detail

Fazit

Wer braucht da noch einen Diesel? Der S 580 e 4Matic zeigt anhand seines geringen Testverbrauchs eindrucksvoll, dass Plug-in-Hybride, bei richtiger Anwendung, durchaus ihre Daseinsberechtigung haben und als sparsam durchgehen können. Der schnelle Gleichstrom-Ladeanschluss animiert auch betuchte Lademuffel zur Stromsäule zu fahren und in Sachen Fahrkomfort gibt es derzeit kaum ein Auto, das an die Mercedes S-Klasse heranreicht. Vom positiven Punktekonto abgezogen werden hingen kleinere Unzulänglichkeiten bei der Verarbeitung, die sehr kleinliche Aufpreisliste (bei einem insgesamt sehr hohen Preisniveau) sowie der stark verkleinerte Kofferraum. Anhänger darf die Hybrid-S-Klasse übrigens keine ziehen. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: Mercedes-Benz S 580 e 4Matic kurz
  • Motor: 3,0-Liter-R6-Benziner + E-Motor
  • Systemleistung: bis zu 375 kW/510 PS
  • Systemdrehmoment: bis zu 750 Nm
  • Antrieb: Allrad, 9-Gang-Automatik
  • Verbrauch kombiniert: 0,6 l/100 km + 20,5 kWh/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 14 g/km²
  • Elektrische Reichweite (EAER): bis zu 116 km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 4,9 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 5,18 m/1,92 m/1,51 m
  • Gewicht: ca. 2.500 kg
  • Grundpreis S 580 e 4Matic: ab 136.588,20 Euro

*Herstellerangaben

Häufig gestellte Fragen

Der Mercedes S 580 der Baureihe 223 ist in zwei Motor- und Leistungsvarianten erhältlich. Zum einen besitzt der normale S 580 einen 4,0-Liter-Biturbo-V8 mit einer Leistung von 503 PS + 20 PS durch den Elektromotor (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 228 g/km)².

Daneben hat Daimler auch noch einen Mercedes-Benz S 580 e mit und ohne Allrad im Programm, der es als Plug-in-Hybrid durch seinen 3,0-Liter-Sechszylinder und einen zusätzlichen Elektromotor im System auf bis zu 510 PS bringt (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 0,6 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 20,5 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 14 g/km; elektrische Reichweite (EAER): 116 km)².

Der Mercedes S 580 e ist seit Mitte 2021 offiziell erhältlich und wurde erstmals Ende 2021 ausgeliefert (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 0,6 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 20,5 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 14 g/km; elektrische Reichweite (EAER): 116 km)².

Die Mercedes-Benz S-Klasse startet in Deutschland als Diesel ab 107.671,20 Euro. Die teuerste Variante ist hingegen der Mercedes-Maybach als Langversion für mindestens 230.413,75 Euro.

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