Vorgefahren sind die beiden Rennpiloten zur Präsentation in einer weiteren Neuheit, ebenfalls mit acht Zylindern: dem Mercedes SL 63 AMG. Wir haben für Sie schon mal Platz genommen. Basis für den von Mercedes Hochleistungs-Schmiede aufgemotzten SL 63 AMG ist der in Detroit enthüllte Roadster, der deutlich schlanker ist als die noch aktuelle Generation. Dank eines hohen Aluminiumanteils – der Rohbau ist ebenso aus dem Leichmetall wie die Achsschenkel und Federlenker – und dem verstärkten Karbon-Einsatz, unter anderem am Heckdeckel, bringt der neue SL 63 AMG 125 Kilogramm weniger auf die Waage als sein Vorgänger.
In Bewegung setzt den nur noch 1.845 Kilogramm schweren Roadster der bekannte 5,5-Liter-V8-Biturbomotor von AMG, wie immer mit der eingravierten Unterschrift des Technikers, der ihn in Affalterbach gefertigt hat. Im SL leistet das Triebwerk, das übrigens 3,1 Liter mehr Hubraum hat als der neue Formel-1-Motor, 537 PS und bringt 800 Newtonmeter Drehmoment über die Hinterräder auf die Straße; das ist dank einer optimierten Abgasführung – die gleichzeitig für markerschütternden Klang sorgt – und veränderter Motorsteuerung etwas mehr als zum Beispiel in der S-Klasse oder dem CLS und laut AMG-Entwicklungschef Jung "dem Fahrzeugsegment angepasst".
Bis zu 300 km/h
Optional bietet Mercedes auch für den Zweisitzer nun das bekannte Performance-Package an, das vor allem über die Motorsteuerung 27 zusätzliche PS beisteuert und noch mal einhundert Newtonmeter draufpackt. Das Power-Paket – inklusive Hinterachssperrdifferenzial und Karbon-Motorabdeckung – verbessert den Standardsprint um 0,1 Zähler auf 4,2 Sekunden; Tempo 200 erreicht der stärkere nach 12,9 Sekunden und damit 0,3 Sekunden schneller als der normale 63er.
Außerdem darf die Performance-Ausgabe 50 km/h schneller fahren als der bei Tempo 250 elektronisch abgeregelte "normale" und ist damit Mitglied im 300er-Club. Auf den Verbrauch wirkt sich das Performance-Paket dagegen nicht aus, beide Varianten konsumieren – auf dem von der EU genormten Prüfstand – 9,9 Liter und damit immerhin fast ein Drittel (4,2 Liter) weniger als der nur rund 520 PS starke Vorgänger mit 6,2 Liter großem V8-Sauger.
Stopp-Start auch im 63er
Wie beim CLS, CL und S 63 AMG verfügt das neue, direkteinspritzende Triebwerk im SL über eine Stopp-Start-Automatik und ist an das Siebengang-Getriebe "AMG Speedshift MCT" gekoppelt, dass beim Runterschalten Zwischengas gibt. Neben dem "Controlled Efficiency"-Modus bietet das automatisierte Getriebe über zwei verschärfte Sportmodi die Möglichkeit, die Gänge über Schaltpaddel manuell zu wechseln und eine Racestart-Funktion; die Motor-Aus-Funktion funktioniert übrigens nur im sogenannten Effizienz-Betrieb und lässt sich auch da per Tastenruck deaktivieren.
Serienmäßig rollt der SL 63 AMG auf 19-Zoll-Alurädern vor, hinter denen sich 390 (vorne) und 360 Millimeter große Bremsscheiben verstecken; beim Performance-Package sind die Bremssattel auf Wunsch rot lackiert. Optional gibt es eine Keramikbremsanlage und Schmiederäder mit 20-Zöllern für die Hinterachse.
Große Lufteinlässe und Abrisskante
Die üppigen Räder sind aber nicht die einzigen Erkennungsmerkmale des SL 63 AMG. Vom Standard-Roadster unterscheidet er sich unter anderem auch durch die großen Luftöffnungen in der Frontschürze, den silberchromfarbenen Doppellamellen-Kühlergrill, Schwellerverkleidungen, der Abrisskante am Heckdeckel und die beiden verchromten Doppelendrohre.
Platz nimmt man im SL 63 AMG auf straff, gut konturierten Sportsitzen, denen man ihren festen Seitenhalt schon im Stand anmerkt. Der Fahrer hat vor sich das oben wie unten abgeflachte AMG-Lenkrad, dahinter finden sich ebenfall AMG-typische Rundinstrumente. Die farbige Multifunktionsanzeige wurde für das Affalterbachermodell um das AMG-Menü und den Racetimer erweitert.
SLS-Erinnerungen
Die vier runden, an Düsentriebwerke erinnernden, Luftauslässe sind Anspielungen auf den großen Bruder SLS und auch den quaderförmigen Gangwählhebel und den Modusschalter des AMG-Getriebes kennt man aus dem Flügeltürer. Üppig verteilte Karbonzierelemente betonen den sportlichen Anspruch und unterstreichen gleichwohl den Leichtbaugedanken. Nicht so recht in das durchgestylte Cockpit passen will dagegen die etwas aufgesetzt wirkende Analoguhr mit einer eigenen Hutze auf der Mittelkonsole; ein anderer Stuttgarter Hersteller bietet in seinen Sportwagen einen recht ähnlichen Zeitgeber.
Die Preise für das ab Mai 2012 erhältliche Topmodell beginnen bei 157.675 Euro, das Performance-Package schlägt mit 4.280 Euro zu Buche. Serienmäßig ist immerhin das Navigationsystem an Bord, ein elektrisches Windschott kostet allerdings ebenso extra wie der Nackenfön Airscarf, das schlüssellos Zugangsystem oder die Sitzklimatisierung.