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Test: Mercedes CL 600 – Kann denn Luxus Sünde sein

Dem lateinischen Ursprung nach bedeutet Luxus schlichtweg „Verschwendung“. Der Duden definiert es als „Prunksucht“, andere Lexika meinen damit etwas, das für viele erstrebenswert aber nur für wenige erreichbar ist.

Fragen sie aber bei Mercedes nach, was Luxus sei, bekommen sie eine ganz klare Antwort: Der Mercedes CL 600.
Der edle Daimler vereint all die genannten Umschreibungen: Ja, viele wollen ihn, doch nur wenige können sich das mehr als 155.000 Euro teure Coupé leisten. Ja, der Käufer will damit zeigen, was er hat. Und ja, 517 PS sind reine Verschwendung. Aber: Luxus fragt nicht nach Sinn oder Unsinn - Luxus ist einfach nur schön…

Selbstbewusst tritt der über fünf Meter lange CL auf, demonstriert Stärke - und Geld. Typisch für die großen Mercedes Coupés ist die stark gewölbte, sehr flach stehende Heckscheibe, mit der auch die aktuelle Generation an ihre Vorgänger erinnert. Die abgerundeten Rückleuchten dagegen weisen mehr auf eine britische Nobelmarke hin. Nichts desto trotz runden sie den kräftigen Hintern gekonnt ab. Fast schon dezent wirken die beiden ovalen Endrohre.

Große Fensterfront

In der Seitenansicht präsentiert sich der CL ob des Verzichts auf die B-Säule noch länger als er ohnehin ist. Den Passagieren bringt diese Bauart zum einen ein luftigeres Interieur. Zum anderen erinnert sie bei geöffneten Scheiben (die selbstverständlich doppelt verglast sind) schon fast an ein Cabrio, inklusive des Windes in den Haaren. Und sieht dabei richtig elegant aus.

Mindestens so elegant geht es im Innenraum weiter. Weiches Leder, passgenau verarbeitete Hölzer und edles Aluminium unterstreichen das Luxus-Ambiente. Zwei schwere Ledersessel mit integrierten Gurten nehmen Fahrer und Beifahrer in Empfang, die sich solch bequemes Mobiliar auch für Zuhause wünschen dürften. Selbst im Fond des Coupés sitzen zwei Personen kommod. Zur Not tröstet der Champagner im Kühlschrank (mittig zwischen den beiden Sitzen) über die etwas eingeschränkten Platzverhältnisse hinweg; ein größerer Vorrat des sprudelnden Getränks passt in den 490 Liter großen Kofferraum.

Drehen und drücken

Luxus, das ist mehr als beheizbare Ledersitze. Die fahrdynamischen Sessel in der ersten Reihe passen sich dem Fahrstil an, in Kurven werden die Seitenwangen aufgeblasen um den Passagieren bestmöglichen Halt zu geben. Ein breiter Mitteltunnel trennt die beiden Sitze und beherbergt neben Staufächern und Cupholdern den aus Aluminium gefertigten Multifunktions-Knubbel zur Bedienung des Bordsystems. Hierfür musste der Schalthebel weichen, er fand am Lenkrad seinen neuen Platz.

Die Bedienung von Navi, Entertainment-System (Radio, CD- und DVD-Spieler sowie Fernsehempfang), Klimaanlage und aller weiteren Extras per Dreh-Drück-Schalter ist anfangs ungewohnt, doch nach kurzer Übung findet man sich bestens zurecht. Dargestellt werden die Informationen auf einem Bildschirm über der Mittelkonsole (die immerhin noch Direktwahltasten für die wichtigsten Funktionen bereithält) oder dem Multifunktionsinstrument, das mittlerweile mehr ist als nur ein Tachometer.

Display statt Tacho

Tankuhr und Drehzahlmesser arbeiten noch konventionell mit Nadeln, der Geschwindigkeitsmesser dagegen wird nur noch digital - aber im klassischen Uhr-Design - auf einem hochauflösenden Display in der Instrumententafel dargestellt. Praktisch: Dort lässt sich neben Bordcomputer, Navi-Hinweisen und Radiosendern auch das Bild des Nachtsichtassistenten anzeigen. Die virtuelle Tachonadel macht dann entsprechend Platz und minimiert sich auf einen kleinen Strich am Rand der Skala.

Apropos Skala. Diese geht beim CL 600 bis 260 km/h und ist damit gerade so ausreichend. Schließlich erzeugt der über fünfeinhalb Liter große Zwölfzylinder 517 PS und stemmt schon bei 1.900 Touren 830 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Wäre der Benz nicht bei 250 km/h elektronisch abgeregelt würde das 2,2 Tonnen schwere Coupé die Tachonadel über das Ende der Anzeige hinaus treiben.

Leichtfüßig

Und das alles mit einer Leichtfüßigkeit, die man dem Koloss auf den ersten Blick gar nicht zutraut. Sanft aber direkt nimmt der Zwölfender Gas an. Über eine Fünfgang-Automatik gelangt die Kraft an die Räder, nach 4,6 Sekunden ist Tempo 100 erreicht. Selbst bei 240 km/h drückt ein Tritt aufs Gaspedal die Insassen noch in die Sitze. Der Motor quittiert solche Manöver mit einem wohligen Brummen.

Dabei animiert der CL viel mehr zum Gleiten, gönnt seinem Fahrer eine angenehme Gelassenheit. Und jede Menge Ruhe: Bei zurückhaltender Fahrweise begibt sich das Aggregat nur selten jenseits der Zweieinhalbtausend-Touren-Marke und arbeitet somit nahezu geräuschlos. Das komfortorientierte Fahrwerk entschärft Unebenheiten vorbildlich und fast drei Meter Radstand sorgen für souveränen Geradeauslauf. Die damit verbundene Gesamtlänge beschert dagegen eher Probleme bei der Parkplatzsuche.

Hilfe beim Einparken

Ist jedoch eine entsprechend große Lücke gefunden, hilft ein Einparkassistent den Wagen exakt hinein zu bugsieren. Das System vermisst den Parkplatz und dirigiert den Fahrer mittels zweier sich überlappenden Linien auf dem Multifunktionsdisplay zentimetergenau an den Bordstein ran. Was beim ersten Versuch noch etwas ungewohnt war, erwies sich bei mehreren Tests in der Münchner Innenstadt als wertvoller Helfer.

Jenseits von Stadt und Autobahn präsentiert sich der CL als perfekter Cruiser und weniger als Kurvenräuber. Wer ihn zu schnell um eine Biegung manövriert, dem ruft der Benz schnell sein immenses Eigengewicht ins Bewusstsein. Nachdrücklich drängt er zum Kurvenrand, woraufhin jedoch das ESP unverzüglich eingreift. Ist ein Unfall jedoch unvermeidlich, erkennt das serienmäßige PreSafe-System den drohenden Crash. Unverzüglich werden die Gurte gestrafft, Schiebedach und Fenster geschlossen und die Lehnen der Sitze gerade gestellt, um so die Insassen zusammen mit Airbags rundum bestmöglich zu schützen.

Wer sich bei seiner Landpartie verspätet und in die Dunkelheit gerät, kann auf die Unterstützung des optionalen Nachtsichtassistenten zurückgreifen. Eine Infrarotkamera nimmt ein Schwarzweiß-Bild der Umgebung auf, das auf dem Tacho-Display angezeigt wird. Darauf lassen sich Personen auf der Straße aber auch Tiere besser und früher erkennen, als mit dem menschlichen Auge. Allerdings wird der Fahrer durch den Blick auf den Monitor doch auch deutlich abgelenkt.

Fazit

Klingt alles so, als sei der CL nahezu perfekt. Mehr Komfort, Power und Sicherheit kann wohl kaum ein anderes Fahrzeug bieten. Wenn da nur nicht die Unvernunft ins Spiel käme. Zum einen der Einstandspreis: 155.295 Euro sind nicht gerade wenig, packt man all die Annehmlichkeiten wie Abstandstempomat, Einparkhilfe oder Nachtsichtgerät hinzu, liegt man bei knapp 165.000 Euro - dem Gegenwert einer schicken Eigentumswohnung.

Und dann ist da noch der ausgesprochen hohe Verbrauch. Aus finanziellen Aspekten dürfte ein Durchschnittskonsum von  knapp 17 Liter die meisten CL-Besitzer wohl nur wenig interessieren. Hoffentlich aber aus ökologischer Sicht: 17 Liter Superplus auf 100 Kilometer bedeuten gut 400 Gramm CO2-Ausstoß je gefahrenen Kilometer! Und: Im Stadtverkehr ist der CL nur schwer mit weniger als zwanzig Litern zu bewegen. Und dann heißt es: Ja, Luxus kann Sünde sein.

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