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Erster Test: Mercedes-Benz V 250 Bluetec – Vau mal einer an

Ist der schön?

Mercedes-Designer Kai Sieber macht zwar keinen Hehl daraus, dass es sich bei der neuen V-Klasse im Kern um einen plumpen Nutzwert-Kasten handelt, doch wurde dieser nach seiner Diktion mit „sinnlicher Klarheit“ und „skulpturalen Details“ in einer tatsächlich bemerkenswert reizvollen Weise inszeniert. Und das nicht nur außen, sondern auch innen. Darüber hinaus setzt die Großraum-Limousine mit ihrem Fahrverhalten neue Maßstäbe, wie wir bei einer ersten Ausfahrt erfahren durften. An der nutzraumoptimierten Kastenform gibt es selbstredend bei großen Vans nichts zu rütteln und bleibt dem wieder von Viano in V-Klasse zurückgetauften rollenden Quader dennoch eine gewisse Klobigkeit zu eigen. Andererseits gibt es eine gewisse Anmut: Die seitlichen Sicken, der dreidimensionale Kühlergrill, feine LED-Tagfahrlichter, sowie filigrane Designfelgen und reichlich Chromschmuck lassen den Wagen, vor allem in der Topausstattung, durchaus prachtvoll dastehen. So kann sich der große Benz auch vor dem Entree eines Grand Hotels sehen lassen.

Sehenswerter Chromschmuck ist auch im Innenraum ein beinahe inflationär eingesetztes Aufhübschungs-Element. Bisher wurde in dieser Fahrzeugklasse markenübergreifend ein eher rustikaler Stil gepflegt, die V-Klasse aber präsentiert sich mit dem Schick einer Luxuslimousine. Das liegt nicht zuletzt an dem schwungvollen, fast frei schwebenden Armaturenbrett, bei dem die Bedienelemente nicht mehr kleinteilig in uninspirierten Rechtecken verstreut sind. Vielmehr wirkt der aufgeräumte Arbeitsplatz wie aus einem Guss, mit feinen Oberflächen und sauberen Minimalverfugungen.

Handschmeichler

Ein besonders auffälliges Element ist das 8,4-Zoll-Farbdisplay, welches, edel gerahmt, zentral auf der Mittelkonsole thront. Weiter unten, wo sich bei den Versionen mit manuellem Getriebe auch der Gangwahlhebel befindet, ist die nicht minderschicke Bedieneinheit für das Multimedia-Navi-Infotainment-System: Ein massiv wirkender Handschmeichler aus Aluguss mit glatten Hochglanzoberflächen, der ein Touchpad und den Drehrückstellknopf integriert. Unter anderem hat man hier die Möglichkeiten, die Navi-Adresse mit dem Zeigefinger malend zu buchstabieren oder mit einer Zweifinger-Wischgeste auf dem Touchpad in der Kartenansicht rein- undrauszoomen. Alternativ kann man sich auch wie gehabt per Dreh-Rückstellknopf durch die Menüs hangeln oder Adresseingaben machen.

Auf unserer ersten Testfahrt geht es zunächst von Hamburg aus über Autobahnen und Landstraßen nach St. Peter Ording. Schon auf den ersten Metern imponiert der geschmeidige und sanfte Komforteindruck des Fahrwerks. Lässig, und mit einer Mercedes-typisch entspannten Art, gleitet der 5,14 Meter lange und über 2,1 Tonnen schwere Riese über den Asphalt. Poltern oder Stuckern? Fehlanzeige. In der Transporter-Szene ist ein derart gemütlich abrollender Unterbau ein Novum und die V-Klasse lässt sich mit ihrem fast schon Pkw-artigen Fahrgefühl handlich und mit einer ausgewogen leichtgängigen Lenkung führen. Ein dezent zackiger Stil in Kurven ist möglich, allerdings ist diese Gangart bauartbedingt nicht wirklich die Stärke der V-Klasse.

Kleiner Diesel, großer Bumms

Abgerundet wird der angenehme Komforteindruck der V-Klasse durch einen ruhigen Dieselmotor in Kombination mit einer sanft die Gänge wechselnden Siebengang-Automatik und einem niedrigen Windgeräusch-Niveau. Zumindest bis etwa 140 km/h bleibt es leise und erst jenseits der 160 km/h wird es laut. Mit dem von uns gefahrenen Topaggregat 250 Bluetec kann man noch deutlich schneller: Der 190 PS und 440 Newtonmeter leistende Vierzylinder vermag den immerhin 1,88 Meter hoch bauenden Big-Benz auf 206 km/h zu beschleunigen; die Sprintzeit von 9,4 Sekunden kann sich sehen lassen. Es geht übrigens noch schneller: Mit der Overtorque-Funktion, die man per Kickdown abruft, kann der Motor mit einer zwischenzeitlichen Leistungssteigerung um 14 PS und 40 Newtonmeter den Sprint auf 9,1 Sekunden verkürzen.

Selbst in Richtung Höchstgeschwindigkeit liegt der Van satt und sicher auf der Straße. Jenseits von 180 km/h wird der Geschwindigkeitszuwachs allerdings recht zäh. Und der Verbrauch steigt dann deutlich: Eigentlich soll sich der Motor laut NEFZ mit glatt sechs Litern begnügen, doch praktisch zeigte uns der Bordcomputer einen Expressaufschlag von fast 50 Prozent an. Selbstredend hat es jeder selbst im Fuß, wie sehr der Verbrauch steigt- bei einem großen Auto wie der V-Klasse werden schnelle Fahrten allerdings stärker als bei einer flach bauenden Limousine bestraft.

Besser als V6 und sogar mit Euro 6

In jedem Fall ist der 250 Bluetec ein deutlicher Fortschritt, denn im Vergleich zum bisherigen Topmotor, einem Dreiliter-V6, bietet der neue 190-PS-Vierzylinder mehr Dynamik bei deutlich wenig Verbrauch. Und dann sind auch noch die Abgase sauberer geworden, denn der Zusatzname Bluetec weist auf die Abgasnachbehandlung durch Harnstoff hin, was den Motor für die Euro-6-Norm qualifiziert. Allerdings nötigt dieser Umstand es dem Fahrer ab, alle paar tausend Kilometer den zusätzlichen Harnstofftank zu befüllen.

Wer darauf keine Lust hat, kann zu den schwächeren Dieselvarianten 200 und 220 CDI greifen, die 136 beziehungsweise 163 PS leisten. Hier hat man dann allerdings keinen derart souveränen Vortrieb mehr wie beim 250 und auch nur eine Zertifizierung nach Euro 5. Beim Verbrauch sind die technisch weitgehend mit dem Topmotor identischen Aggregate nur marginal sparsamer. Immerhin hat man beim 200 und 220 die Wahl zwischen manuellem Sechsgang-Getriebe und der Siebengang-Automatik.

Mercedes-Preise

Und man kann mit den schwächeren Motorvarianten beim Kaufpreis etwas weiter unten einsteigen, wobei selbst hier noch ein souveräner Kontostand gefragt ist. Rund 43.000 Euro kostet die Basis V 200 CDI, rund 6.000 Euro mehr der mit einer Automatik zwangsgekoppelte V 250 Bluetec. Und dann ist die V-Klasse mittlerweile auch bei den Extras ein echter Mercedes, denn hier gibt es ein verführerisches Potenzial an schönen als auch nützlichen Nettigkeiten. Unter anderem kann man sich die Ausstattungspakete Avantgarde, Avantgarde Edition und Edition 1 ordern, letztere lässt die Preisspirale recht nahe an die 70.000 Euro eskalieren. Auf Wunsch auch darüber, wenn man noch ein paar Häkchen bei den Sonderausstattungen setzt.

Besonders gut haben uns vor allem drei Extras gefallen: Neben dem bemerkenswert feinfühlig agierenden Abstandstempomat beeindruckt noch die ohne störende Resonanzen fein klingende Burmester-Surroundsound-Anlage sowie die separat zu öffnende Scheibe der Heckklappe. Wer zum Beispiel nur kleines Gepäck wie eine Sporttasche hinten einladen will, kann diese praktische Option nutzen, ohne die große Klappe betätigen zu müssen. Und als weiterer Clou verschwindet die Tasche nicht in den Tiefen des Kofferraums, sondern liegt dank eines flexibel justierbaren Zwischenbodens auf Höhe der Fensterunterkante. Dieser zudem leicht wegklappbare Zwischenboden beherbergt zudem noch zwei praktische Klappboxen.

Technische Daten
Marke und Modell Mercedes-Benz V-Klasse
Version / Ausstattung V 250 Bluetec
Motor
Hubraum (ccm) / Bauart 2.143 / R4-Turbodiesel
Leistung (kW / PS) 140 / 190 + 14 PS bei Overtorque
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 440 (480) / 1.400 - 2.400
Antriebsart Heckantrieb
Getriebeart Sieben-Gang-Automatik
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 5.140 / 1.928 / 1.880
Radstand (mm) 3.200
Wendekreis (m) 11,8
Leergewicht (kg) 2.145
Kofferraum (Liter) 1.030 - 4.630
Bereifung Testwagen 225/55 R 17
Verbrauch
Krafstoffart Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 6
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 157 / Euro 6
AS24-Verbrauch (l/100km) k.A.
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 9,4 (9,1 bei Overtorque)
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k.A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 206
Preise
ab (Euro) 49.182,70
Empfohlene Extras separat zu öffnende Heckscheibe mit Laderaumunterteilung (952 Euro), Abstandstempomat 999,60 Euro), Burmester Surroundsound-Anlage (922,25 Euro)
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Viele Assistenzsysteme, reichlich Platz

Besonders üppig lässt sich die V-Klasse mit hilfreichen also auch sicherheitsrelevanten Assistenzsystemen aufrüsten. So gibt es einen Totwinkel-Warner, einen Seitenwind-Assistenten (Serie), einen Spurhalte-Assistenten, eine Verkehrszeichen-Erkennung, ein Müdigkeitswarner (ebenfalls Serie) mit Aufmerksamkeits-Level-Anzeige, den besagten Abstandstempomat, dessen Radarsystem auch als Kollisionsverhinderer fungiert, eine 360-Grad-Surround-Kamera sowie einen aktiven Parkassistenten, der nahezu vollautomatisch in Quer- und Längsparklücken einparkt. Diese Lücken müssen lediglich um einen Meter länger als das Fahrzeug selbst sein.

Doch letztlich bleibt wohl das Platzangebot der ausschlaggebende Grund für den Kauf einer V-Klasse, denn hier kann man entweder bis zu acht Passagiere oder bis zu 4.630 Liter und fast eine Tonne schweres Gepäck transportieren. Oder man hat im Fond vier sich gegenüberliegende Einzelsitze mit Ausziehtischen, mit denen die V-Klasse zum rollenden Arbeits- und Konferenzsaal wird. Mehr Platz wird dann noch eine Variante mit längerem Radstand bieten. Es wird aber auch noch kompakter gehen, denn zusätzlich ist eine Version mit kurzen Heck geplant.

Einen Nachteil haben wir an dem Prachtbau dann doch noch entdeckt: Bestellt man eine V-Klasse mit höherwertiger Ausstattung, verbaut man sich die Möglichkeit, die hinteren Seitenfenster mit Ausstellfunktion (387 Euro) zu bekommen. Hier verhindert es eine schön eingearbeitete Chromleiste an der Unterkante der Scheibe, diese auch zu öffnen. Man kann eben vieles, aber doch nicht alles haben. Neuer Name, neuer Anspruch: Mehr Stil, mehr Luxus, mehr Komfort und mehr Sicherheit hat es bislang in einem großen Van mit Nutzfahrzeug-Wurzeln nicht gegeben. Wer die V-Klasse sieht und besteigt, wird wohl des Öfteren das ein oder andere Wow vor sich hin brummeln.

Und auch beim Fahren wird man viele Gründe finden, sich an der neuen Pracht zu erfreuen. Ein herrlich sanft federndes Fahrwerk mit Pkw-Feeling, ein angenehm ruhiger Diesel mit reichlich Kraft (V 250) und dann die viele Technik – ob Infotainment oder Assistenzsysteme – in allem setzt die V-Klasse segmentspezifisch Maßstäbe.

Und wie es sich gehört, hat dieser beeindruckende Prunk einen Preis. Ab 43.000 Euro geht’s los, 70.000 Euro sollten es allerdings schon sein. Und ein wenig mag man sich wundern, wie sich Familien, und diese gehören – neben Hotels und Firmen mit Shuttle-Bedarf - zu dem potenziellen Kundenkreis, solche Investitionen leisten können.

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