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Test: Mercedes-Benz Viano Marco Polo – Wir zwei fahren irgendwo hin

Dass Peter Rubinin einem Mercedes-Benz Viano Marco Polo saß, als er davon sang, irgendwo hinzufahren, ist unwahrscheinlich.

Hätte der Schlagerbarde aber vortrefflich können, denn der zur rollenden Einraum-Wohnung umgebaute Daimler-Bus ist für das besungene Entrinnen vom Alltag bestens geeignet. Zugegeben, die Verlockung ist groß, mit dem Viano Marco Polo einfach mal irgendwo hinzufahren. Egal wohin, einfach spontan drauf los, aufs Geradewohl, ohne sich Gedanken machen zu müssen, wo man sich nächtens zur Ruhe betten kann. Denn das Bett fährt schließlich mit. Und nicht nur eins: Bis zu vier Reisende beherbergt das fahrende Appartement bei Bedarf.

Zum Marco Polo umgebaut wird der Mercedes-Bus Viano bei Westfalia in Rheda-Wiedenbrück an der Ems; der Van-Bauer war zwischenzeitlich sogar in Daimlers Besitz und veredelt neben dem Viano auch den Transporter Sprinter zum "James Cook"; der Marco Polo wird allerdings ausschließlich von Mercedes vertrieben und nicht von Westfalia selbst.

Klappbett im Erdgeschoss

Doch zurück zu den zwei Ehebetten. Eine der beiden Liegewiesen findet sich in Form der auf Schienen verschiebbaren Rückbank mit zwei Einzelsitzen im Erdgeschoss. Während der Sitzkomfort auf den zwei Fondplätzen trotz aufblasbarer Seitenwangen eher durchschnittlich ist, lässt sich das Gestühl im Handumdrehen in einen gemütlichen Schlafplatz verwandeln.

Einfach die Bank nach vorne schieben, die Kopfstützen entfernen, per Knopfdruck die Lehne flachlegen und die Kopfteilverlängerung aus dem Gepäckraum hochklappen; schon können sich zwei durchaus Großgewachsene zur Ruhe betten. Das Kopfteil lässt sich in mehreren Stufen aufstellen, zum Beispiel zum Lesen; entsprechende Leuchten sorgen für gute Sicht, vor fremden Blicken schützen rundum Raffgardinen.

Mehr Komfort im Hochparterre

Das zweite Bett ist im Hochparterre und das Hinaufklettern erfordert ein wenig Beweglichkeit. Das Aufstellen des Hochdachs geht problemlos, das Zurückfalten per Hand ist etwas anstrengender – ein elektrohydraulischer Mechanismus kostet knapp 1.500 Euro. Selbst mit Ausstelldach misst der Viano nur 1,96 Meter und kommt damit in fast alle Garagen und Waschanlagen; aufgeklappt misst er einen Meter mehr. Der Unterbau des komfortablen Hochbetts stammt von Daimlers Lkw-Sparte, und was dem harten Urteil der Brummifahrer Stand hält, überzeugt auch im Viano.

Auch in der Beletage hat es Leselampen und fensterähnliche Netzeinsätze, die per Reisverschluss geöffnet und geschlossen werden können; obwohl auch dort die Liegefläche zwei Meter misst, geht es insgesamt etwas beengter zu. So man sich daran und an dem Aufstieg nicht stört, bietet das Obergeschoss aber den Vorteil, dass der untere Wohnraum zur Nacht nicht umgebaut werden muss und das Bett ist bequemer als im Erdgeschoss.

Wohnung auf Reisen

Wohnraum ist übrigens durchaus zutreffend, denn Westfalia hat den fünf Meter langen Bus recht heimelig eingerichtet. In Fahrtrichtung links sind eine Küchenzeile und mehrere Schränke mit silberfarbenen  Rollladen eingebaut, es gibt einen Kühlschrank, eine kleine Spüle mit je rund 35 Liter fassenden Frisch- und Abwassertank und gekocht wird auf einem zweiflammigen Gasherd.

Der Tisch, auf dem das Mahl verspeist wird, ist in der Tür verstaut und schnell aufgeklappt und eingehängt. Dreht man noch die beiden großen Sessel der ersten Reihe um 180 Grad, können vier Personen beim Abendessen vis-a-vis sitzen und bei wohligem Ambientelicht dinieren; für mollige Wärme auch bei Minusgraden sorgt die Standheizung.

Kein Bad, kein Kleiderschrank

Was dem Marco Polo gegenüber seinen großen Brüdern, den richtigen Wohnmobilen, fehlt, ist eine Nasszelle. Und vielleicht ein Kleiderschrank: Die Einbauküche ist mit Töpfen und Dosengulasch schnell gefüllt, die Schublade unter der Rückbank bietet Platz für das Bettzeug oder Gartenschlauch und Klappspaten und für die Koffer bleibt nur der Platz vor und hinter den Fondsitzen. Der ist sicher ausreichend, doch steht das Gepäck bei größeren Reisen dort halt im Weg.

Und zu ausgiebigen Touren nach Irgendwo lädt das Pkw-ähnliche Fahrverhalten des Vianos durchaus ein. Zwar kann er in Sachen Kurvendynamik nicht mit den Stuttgarter Limousinen mithalten, um ein wankendes Ungetüm handelt es sich aber dennoch nicht und punktet der Benz-Bus dafür umso mehr beim Komfort. Das ist auf Reisen sicher wichtiger als schnell ums Eck zu kommen und auch im Alltag erfreulich. Denn genau hier liegt der Vorteil des Marco Polo: Er ist ein komplett alltagstauglicher, viersitziger Van, mit dem man zum Supermarkt oder ins Büro fahren kann, und der sich ebenso für den Campingurlaub am See eignet.

Stark und laut

Der von uns getestete 2,1-Liter-Vierzylinderdiesel, den Mercedes trotzdem CDI 2.2 nennt, ist zwar etwas laut, vor allem, wenn ihm noch kalt ist, doch mit 163 PS und 360 Newtonmeter ausreichend stark, um den 2,3 Tonnen schweren Viano angemessen zügig zu bewegen. Schickt der Marco Polo, wie in unserem Fall, seine Kraft nicht nur an die Hinterachse sondern an alle vier Räder, sind auch abgelegene Feldwege oder einsame Almen kein Problem; einher mit dem Allradantrieb geht außerdem eine Fünf-Gang-Automatik.

Die Maximalgeschwindigkeit dieser Kombination liegt bei vollends autobahntauglichen 174 km/h wobei die 3,20 Meter Radstand für einen ruhigen Geradeauslauf sorgen. Den Verbrauch gibt Mercedes mit 8,7 Liter Diesel je 100 Kilometer an, in unserem Test wurden daraus knapp elf Liter. Verglichen mit einem Wohnmobil ist das immer noch sparsam. Für die, die es gern schneller und dafür weniger sparsam haben, hat Daimler noch einen 258 PS starken V6-Benziner im Angebot. Allzeit bereit lautet das Motto des Mercedes-Benz Viano Marco Polo . Der fünf Meter lange Van ist handlich genug, um als praktisches Alltagsauto seinen Dienst zu tun. Gleichzeitig steht aber jederzeit für kleinere oder auch größere Ausflüge nach Irgendwo zur Verfügung; zu zweit lässt es sich problemlos die ein oder andere Nacht im Marco Polo aushalten, bei vier Personen wird es schon recht eng.

Die Freiheit, immer und überall übernachten zu können, kostet gut 50.000 Euro. Der von uns getestete 2.2 CDI 4Matic fängt bei 56.849 Euro an; reichlich Extras finden sich in der Preisliste trotzdem noch. Für diese Summe gibt es zwar auch schon richtig große Wohnmobile; doch sind die für die alltäglichen Fahrten in der Stadt sicher nicht geeignet.

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