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MG ZS Hybrid+ (2024): Preiskampf-Ansage aus China

Mit dem ZS Hybrid+ zeigt der chinesische Hersteller MG, wie man ein modernes und trotzdem günstiges Auto baut. 22.990 Euro kostet das 197 PS starke Mittelklasse-SUV. Ist es das Auto wert? Erster Test.

Der MG ZS Hybrid+ auf einen Blick

  • Mittelklasse-SUV aus China tritt gegen T-Roc an
  • Der Mild-Hybrid-Antrieb leistet 197 PS
  • Der WLTP-Verbrauch soll bei 5,1 Litern liegen
  • Preise beginnen (in Deutschland) ab 22.900 Euro

Geschichte & Marktlage | Antrieb & Verbrauch | Fahreindruck | Innenraum & Bedienung | Erstes Fazit

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Geschichte & Marktlage: Wo steht der MG ZS Hybrid+?

Manch einer hat schon das automobile Abendland untergehen sehen, begraben unter einem Elektroauto-Tsunami aus dem Reich der Mitte. Die große Flut ist zwar bislang ausgeblieben, aber es gibt einige Wellen, die so manchem deutschen Autohersteller wie VW beunruhigen dürften. Zum Beispiel die Marke mit den zwei Buchstaben M und G. Als Morris Garages (daher auch die Abkürzung) anno 1923 in Oxford gegründet, gehört MG mittlerweile dem größten chinesischen Hersteller von Fahrzeugen, Motorrädern und Autoteilen – der SAIC Motor Company (früher Shanghai Automotive Industry Corporation). Fünf Millionen Autos hat SAIC 2023 weltweit verkauft, davon 1,2 Millionen in Übersee. Und dazu zählt auch Europa: Seit 2019 wurden hier 560.000 Fahrzeuge abgesetzt. In Deutschland waren es seit dem Neustart von MG anno 2021 immerhin 57.500, im ersten Halbjahr 2024 allein 21.800. Und es könnte noch viel mehr werden. Nicht unbedingt Elektroautos, sondern auch Hybrid-Fahrzeuge und sogar ganz normale Verbrenner.

Gute Marktchancen dürfte der MG ZS Hybrid+ haben. Er tritt in der Liga von VW T-Roc, Hyundai Kona und Nissan Qashqai an. So sieht zumindest MG das Marktumfeld – und geht auch gleich voll in die Offensive mit einem Preisvergleich dieser Modelle. Der T-Roc sei in diesem Trio mit 27.850 Euro noch der günstigste, der Koreaner kostet schon 32.700 Euro und der Japaner 34.140 Euro. Da fühlt man sich mit einem Preis von 22.990 Euro gut gerüstet im Kampf um die Kundschaft. Zumal man mit allerhand Assistenten, einer Rückfahrkamera sowie zwei 12,3 und 10,25 Zoll großen Displays (Tacho und Infotainment) auch schon einiges anzubieten hat im Basismodell „Standard“. In weiteren 2.000-Euro-Schritten hangelt man sich über „Comfort“ (LED-Lichter, 12,3-Zoll-Infotainment, Lederlenkrad, 17-Zöller) dann bis zum Top-Modell „Luxury“ (360-Grad-Kamera, Sitzheizung, 18-Zoll-Räder), das mit 26.990 Euro auch nicht übermäßig eingepreist wird.

Innenraum

Antrieb & Verbrauch: Nicht so sparsam wie erhofft

Weiter geht es mit dem Antrieb des Hybrid-SUVs. Unter der ansehnlichen Motorhaube verrichten drei Maschinen ihren Job: Ein 1,5-Liter-Saug-Benziner (102 PS), ein E-Motor (136 PS) und ein Generator für die Stromerzeugung, der die Bremsenergie nutzt. Die Systemleistung liegt bei 197 PS, der Spurt von 0 auf 100 km/h ist laut Werk nach 8,7 Sekunden erledigt. Na ja – geht so, denken wir uns, treten auf das Gas und freuen uns über den prächtigen Anzug von unten heraus. Sanft schaltet sich der Verbrenner hinzu, wenn die gespeicherte Energie im kleinen 1,83-kW-Akku verbraucht ist. Erst bei hoher Last reagiert der Motor unwillig und wehrt sich lautstark gegen die höhere Drehzahl. Wer harmonisch mit dem Gaspedal umgeht, wird allerdings meistens einen ebenso harmonischen Vortrieb erleben.

Umgesetzt wird die Kraft über eine Dreigang-Automatik auf die Vorderachse. Der Frontantrieb hat ordentlich Traktion, allerdings mag er keine feuchten Fahrbahnen. Da rutschen die Reifen gerne mal durch, wenn man aufs Gas geht. Rein theoretisch schafft man zehn Kilometer elektrisch. Der Verbrauch soll bei 5,1 Litern Benzin liegen. Obwohl wir fast ausschließlich in der Stadt unterwegs waren und so die Stärken des Hybridsystems ausgespielt haben, konnten wir diesen Wert nicht erreichen. Am Ende standen 6,3 Liter im Display.

Rücksitze

Fahreindruck: Ordentliches Fahrwerk, guter Wendekreis

Um beim Fahren zu bleiben: Die Lenkung ist leichtgängig, im Sportmodus zu schwer. Aber wer braucht diese Einstellung schon, abgesehen davon, dass die Energie zügiger freigesetzt wird und das Auto schneller am Gas hängt. Denn beim Fahrwerk verändert sich nichts, weil es keine verstellbaren Dämpfer gibt. Im Normalmodus gleiten wir einigermaßen bequem dahin. Manchmal verhält sich das Fahrwerk ein wenig unruhig, gerade wenn es über Gullydeckel und Fahrbahnkanten geht. Bodenwellen steckt es gut weg, die Nickbewegungen halten sich in engen Grenzen.

Auffällig ist der gute Wendekreis von 11,1 Metern – auch nicht selbstverständlich bei einem Auto mit einer Länge von 4,43 Metern und einem Radstand von 2,60 Metern. Mit 1,81 Metern Breite und 1,64 Metern Höhe bietet der MG ZS Hybrid+ ordentlich Platz für zumindest vier Passagiere. Der fünfte müsste sich schon ziemlich hineinfalten, es sei denn, es handelt sich um ein Kind. Hinter der Heckklappe gibt es je nach Bestuhlung Platz für 443 bis 1.457 Liter. Eingeladen wird ohne störende Kante, dank des doppelten Bodens.

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Innenraum & Bedienung: Viel Plastik, aber große Bildschirme

Das Interieur ist, wie das ganze Auto, gut verarbeitet. Schließlich produziert die MG-Muttergesellschaft SAIC in seinen chinesischen Werken auch Volkswagen-Modelle - wie zukünftig auch die neuen "AUDI"-Modelle. Und warum sollten sie das Autobauen ausgerechnet bei den eigenen Produkten plötzlich verlernen? Preisgünstiges Plastik ist im Reich der Mitte auch keine unbekannte Zutat im Fahrzeugbau. Im MG wird es auch verwendet – aber irgendwo müssen die Kosten ja eingespart werden. Das Ambiente wirkt trotzdem nicht billig. Je nach Ausstattung besteht die Bildschirmlandschaft, wie eingangs erwähnt, aus bis zu zwei 12,3-Zöllern mit hoher Auflösung und schneller Reaktionszeit. Der digitale Tacho ist mit allerhand Grafiken überfrachtet. Das dürfte dem Spieltrieb der chinesischen Kunden geschuldet sein.

Ganz anders das Touch-Infotainment-System. Mit der Bedienung haben wir uns in kürzester Zeit angefreundet. Dass wir die Klangeinstellungen nicht gefunden haben, lag nicht an unserer eigenen Unfähigkeit. Nein, ausgerechnet unser Modell hatte das noch nicht – wird aber „over the air“ nachgeliefert. Ebenso wie eine kabellose Anbindung von Smartphones. Nachgebessert wird auch die Lenkradverstellung, schon im neuen Jahr soll man das Volant nicht nur nach oben und unten verschieben können, sondern auch in der Tiefe. Beim Ganghebel, der an einen Schubregler aus einem Flugzeug erinnert, fragen wir uns: Wer hat da bei wem geklaut? Richtig ist, es gibt ihn schon länger beim Renault Espace. Was wir so noch nicht gesehen haben: Der MG ist mit einer Seitenkamera ausgerüstet, die nicht nur den toten Winkel egalisiert (so wie bei Hyundai und Kia), sondern die komplette Seitenansicht des Autos von vorne bis hinten zeigt. Gut beim Abbiegen, aber auch, wenn man aus einer Parklücke herausrangieren muss. Damit kann man definitiv keinen Zweiradfahrer mehr übersehen.

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Erstes Fazit

Das Auto sieht gut aus. Kein Wunder, schließlich wurde es eigens für den europäischen Markt designt. Schon in der Basisausstattung zeigen sich die Chinesen generös – da können sich andere Hersteller eine Scheibe Peking-Ente abschneiden. Bei Antrieb und Fahrwerk gibt es kaum was zu lästern. Wenn jetzt noch die nervigen und übernervösen Fahrassistenten an die Leine gelegt werden, dann bleibt uns fast nichts mehr zu meckern. An dieser Stelle hilft dann meistens der Fahrzeugpreis, denn der ist bei vielen Herstellern einfach ins Kraut geschossen. Bei MG – Fehlanzeige. Mit 22.990 Euro liefert der chinesische Autobauer eine echte Kampfansage ab. Vor allem, wenn der angekündigte Benziner im nächsten Jahr auf den Markt kommt, der sogar noch unter 20.000 Euro kosten soll. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)

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